So, wie ich es verstanden habe, haben Röhren die Eigenschaft, nur harmonische Oberwellen hinzuzufügen (ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz). Das macht den "warmen" Klang aus.
Gerade bei der Wiedergabe von akustischen Instrumenten dürfte das Hinzufügen harmonischer Oberwellen den subjektiven Höreindruck nur wenig schmälern, die diese im natürlichen Klangspektrum der Instrumente ohnehin vorkommen.
Halbleiter fügen ebenfalls Oberwellen hinzu - ganz unbeeinflusst kann ein Audiosignal wohl kein Bauelement durchlaufen. Halbleiter fügen aber eher willkürliche Oberwellen hinzu, also eben keine ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz. Messtechnisch sind die Verfälschungen viel geringer als bei Röhren, aber eben unangenehmer im Hören.
Die Verwendung von Röhren in den Verstärkerstufen (auch und gerade in der Ausgangsstufe des CD-Players) steht doch in keinem Widerspruch zur digitalen Speicherung des Signals. Das Signal wird klassischerweise von der CD abgetastet, in ein analoges Signal umgewandelt und dann verstärkt und wiedergegeben. Vom D/A-Wandler der CD kommt ein robustes, hochvoltiges, rauschfreies Signal mit hohem Dynamikumfang. Das kann man nun mit jeglicher analoger Technik weiterverstärken, wo soll das Problem sein?
So weit zur Theorie. Praktisch besitze einen Kopfhörerverstärker mit ner Röhre drin, weil ich das auch mal erleben wollte. Daran hängt ein AKG 701, also durchaus was "besseres". Als Zuspieler haben ich einen betagten Marantz-CD-Player (eine KI-Edition) und dazwischen einen separaten D/A-Wandler mit Upsampling. Und aus all diesem Aufwand generiere ich einen sehr schönen Klang, der sich aber vom direkten Einstöpseln des Kopfhörers in meinen Transistor-Vollverstärker nicht hörbar unterscheidet
