Wochenlang ohne Klavier, schlecht oder ohne Auswirkung?

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Gregor Anton

Gregor Anton

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8. Okt. 2022
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Hallo zusammen,

nachdem ich vor mehreren Wochen mein Klavier verkauft habe, weil ich einen Flügel geerbt bekommen habe, wird dieser aktuell restauriert und leider verzögert sich alles, somit werde ich wohl wochenlang wenn nicht sogar wenige Monate ohne Klavier auskommen müssen. Nun frage ich mich, wie es sich auf mich auswirken wird, dass ich wochenlang ohne Übung bin. Habt Ihr da Erfahrung? Diese Woche habe ich bei einer Bekannten Klavier gespielt und ich habe echt Probleme mit einigen Stücken gehabt, das Allegretto z. B. (Prelude Nr. 2, Op. 34 von Shostakovich) konnte ich garnicht mehr spielen, die Nocturnes von Chopin gingen auch nicht wirklich gut - alles sehr holprig. Nur die für mich einfacheren Stücke sind mehr oder weniger geglückt. Nun mache ich mir Sorgen, dass bald „gar nichts mehr geht…“. Habt Ihr schon mal so eine lange Pause gehabt? Und wie war das für Euch?

Schönes Wochenende allerseits

Gregor
 
Vielleicht hast du die Möglichkeit, für die Zeit bei Ebay Kleinanzeigen ein günstiges Digitalpiano zu schießen, das du danach für den Preis weiterverkaufst? Ganz ohne Instrument für mehrere Monate würde ich auch nicht sein wollen. Wie sich das auf dein Spielvermögen auswirken würde so ganz ohne Übung, das vermag ich nicht zu sagen.
Hast du sonst ein Klaviergeschäft in der Nähe, welches dich gegen Geld üben lässt? Ganz vielleicht hast du sogar ein Public Piano in der Nähe, aber die scheinen insgesamt ja sehr rar gesäht zu sein.
 
Ich würde mir da überhaupt keine Gedanken machen. Wenn jemand Nocturnes von Chopin spielen kann, dann hat man ein robustes Niveau. -Was fürs erste leidet, ist die Sicherheit, die richtigen Tasten zu treffen. Aber die falsche Taste wird weiterhin im gewollten pp oder in zackigem stacc. getroffen werden (was erneut zeigt, dass es sehr stark auf den inneren Klangwillen ankommt und nicht auf kontrollierte biomechanische Ansteuerung der Finger).

(Eigene Erfahrung nach zehn Monaten reduziertem Klavierspiel.)
 
Ich habe letztes Jahres fast 6 Monate nicht gespielt, weil ich endlich wieder reisen wollte und den wunderbaren Sommer genossen habe.
Danach haben die einfachen Sachen aus meinem Repertoire wie C- dur Präludium usw. von Bach wieder geklappt und die schwierigeren Sachen brauchten natürlich wieder mehr Übung.
Geh locker an die Sache ran und ich hatte sogar das Gefühl, dass durch die Wiederaufbearbeitung die Stücke schöner klingen als vor der Pause.
Uns so mancher Fehler der sich ein geschlichen hatte, hab ich dabei auch gleich korrigiert. Etwas Abstand zum Hobby kann nicht schaden.
 
Die ersten Gehversuche nach einem Monat Abstinenz sind ein wenig holprig, aber dann geht es flott aufwärts. Nur Mut!
 
Was ist das für eine Frage? Natürlich gibt es psychische Auswirkungen durch die Abstinenz. Da musst du durch.

Allerdings kann dir die Pause durchaus einen positiven Schub geben, wenn du danach wieder anfängst.
Ich kenne das von anderen körperlich ausgeübten Künsten.
 
Wochenlang ohne Instrument würde ich auch nicht sein wolle.

Der Flügel steht doch jetzt sicher beim Instrumentenbauer, hat der denn nicht zufällig ein geeignetes Instrument bei sich, das Du vielleicht mieten könntest?
 
Der Flügel steht doch jetzt sicher beim Instrumentenbauer, hat der denn nicht zufällig ein geeignetes Instrument bei sich, das Du vielleicht mieten könntest?
Wenn es deutlich länger dauert als ausgemacht, fände ich es fair, ein Instrument (muss ja kein besonders Hochwertiges sein) gratis zur Verfügung zu stellen. Der Transport alleine ist schon teuer genug, und das sind Mehrkosten, die vom Instrumentenbauer verursacht wurden.
 
Wenn es deutlich länger dauert als ausgemacht, fände ich es fair, ein Instrument (muss ja kein besonders Hochwertiges sein) gratis zur Verfügung zu stellen.

Wenn das Verschulden wirklich beim Instrumentenbauer liegt, würde ich dem sofort zustimmen. Es gibt aber natürlich auch Umstände, die dieser nicht zu verreten hat, wenn etwa die Grippewelle bei den Mitarbeitern oder ihm selbst zuschlägt, Ersatzteile nicht geliefert werden können, oder einfach der Aufwand größer ist, als zuvor veranschlagt.

In dem Fall kann man sich aber sicher irgendwie einigen, man soll ja als Kunde erhalten bleiben.
 
Hallo Gregor, abgesehen von den hier auch schon angesprochenen Möglichkeiten eines Leihinstruments (portables Digi, besser als nichts) würde ich mental üben. Hirnforscher (Altenmüller, etc.) haben nachgewiesen, dass dabei die selben Hirnzentren aktiviert werden, wie beim Spiel selbst. Wirklich mental üben ist sehr anstrengend und bedarf höchster Konzentration, und ist langsam. Ich selbst habe damit bei Urlauben allerbeste Erfahrungen gemacht. Du gehst in den Notentext und stellst Dir jeden Klang, jede Bewegung und jede Berührung intensiv vor. Leicht neigt man dann zur Oberflächlichkeit, die aber destruktiv ist. Man muss es wirklich hören und spüren. Nach etwa 2 Seiten braucht man dann einen Kaffee...und: es wirkt meiner Überzeugung nach Wunder...
 
Wochenlang ohne Instrument würde ich auch nicht sein wolle.

Der Flügel steht doch jetzt sicher beim Instrumentenbauer, hat der denn nicht zufällig ein geeignetes Instrument bei sich, das Du vielleicht mieten könntest?
Der Instrumentenbauer ist 300 km entfernt, von daher ist es nicht so einfach. Es trifft ihn auch keine Schuld, ich hab es selbst etwas schlecht geplant und schwups war mein Klavier verkauft… Von meiner Schwiegermutter, die über 300 km weit weg wohnt, habe ich den Flügel geerbt bekommen und dort wird es auch restauriert, bevor es zu mir transportiert wird…
 

Hallo Gregor, abgesehen von den hier auch schon angesprochenen Möglichkeiten eines Leihinstruments (portables Digi, besser als nichts) würde ich mental üben. Hirnforscher (Altenmüller, etc.) haben nachgewiesen, dass dabei die selben Hirnzentren aktiviert werden, wie beim Spiel selbst. Wirklich mental üben ist sehr anstrengend und bedarf höchster Konzentration, und ist langsam. Ich selbst habe damit bei Urlauben allerbeste Erfahrungen gemacht. Du gehst in den Notentext und stellst Dir jeden Klang, jede Bewegung und jede Berührung intensiv vor. Leicht neigt man dann zur Oberflächlichkeit, die aber destruktiv ist. Man muss es wirklich hören und spüren. Nach etwa 2 Seiten braucht man dann einen Kaffee...und: es wirkt meiner Überzeugung nach Wunder...
Danke, sehr interessant - kann ich mir auch gut vorstellen, ich versuch es mal :-)
 
Der Instrumentenbauer ist 300 km entfernt, von daher ist es nicht so einfach.

Das ist natürlich zu weit, um sich mal schnell ein Klavier zu mieten.

Wenn eine Miete bei einem Instrumentenhändler vor Ort nicht infrage kommt oder sich nicht lohnt, könntest Du Dich vielleicht bei Freunden und Bekannten zum Spielen einladen?
Es könnte sich auch lohnen, bei einer Kirchengemeinde anzufragen, ob da (evtl. gegen eine Gebühr) eine Möglichkeit zum Spielen besteht.
 
Wie hältst du es denn als ambitionierter Spieler überhaupt so lange ohne Instrument aus? Wer auf so professionellem Niveau spielt, sollte täglich in Übung bleiben - und dafür gibt es auf alle Fälle zur Überbrückung durchaus preiswerte, durchaus gute, wenn auch nicht gleichwertige E-Pianos auf dem Markt. Ich habe auf meinen Wohnmobilreisen Spielmöglichkeiten vermisst und mir deshalb ein Casio cx 700 zugelegt - das nimmt im Inneren meiner Mobilunterkunft einiges an Platz weg, aber ich kann in Übung bleiben. Natürlich verlernt man das Spiel nicht gänzlich, aber eine Monate dauernde Unterbrechung macht sich bemerkbar. Und ich habe einfach mehr Lebensfreude, wenn ich täglich in die Tasten hauen kann.
 
Ja ich hab nun ein e-Piano für die Zwischenzeit ausgeliehen, habe bei der Käuferin meines Klaviers spielen können sowie in einer Musikschule. Mein Flügel kommt in ca 2 Wochen, muss ich mich also noch gedulden 😬
 
Wie fühlt und hört sich das Digipiano für Dich als Profispieler eigentlich an? Ich habe nur noch derartiges im Hause - für den Haupteinsatz ein über 20 Jahre altes Kawai-Standgerät und für die Reise das Casio. Das Spielgefühl am Kawai ist sehr authentisch, besser als manches analoge Upright. Für einen Flügel fehlt in meinem Hexenhäuschen leider der Platz.
 
Hört sich nicht gut an und das spielgefühl ist auch ganz anders, es ist auch ein altes Gerät- aber ich bin generell kein Freund von e-Pianos.
 
Ok, verstehe ich sehr gut; zum Thema digital oder analog ist auch schon viel an anderer Stelle geschrieben worden - hat mich nur mal am Rande interessiert. Das Spielgefühl ist aber von einem zum anderen Instrument generell sehr verschieden. Ich bin der Überzeugung, dass man sich in gewissem Maß ruhig dem Instrument anpassen sollte - die beste Tastatur, das hab ich hier irgendwo mal gelesen, ist immer die, die man vorfindet und dann das beste da rausholt. Daher werde ich bald mal wieder meinen alten Arbeitsplatz, die örtliche Schule, aufsuchen, wo ein echter Yamaha-Flügel steht. Mal gucken, ob ich da noch was Hörenswertes heraushämmern kann :015:.
In diesem Sinne: Halte durch, es gibt doch nichts Schöneres, als wenn man gut vorbereitet an das Trauminstrument herangehen kann. Und da kann das Digi durchaus nützlich sein. Grüße aus dem schönen Taunus!
 
Hallo Gregor,

vor 6 Jahren war ich mal 3 Wochen gänzlich ohne Piano auf La Gomera. Damals war der Kontakt zur Gomera Lounge abgebrochen, die einen Yamaha C1 stehen haben, wo ich im Urlaub dann immer dran war. Ich bin nach 3 Wo. fast die Wände hoch, weil mir wirklich der essentiellste Teil meines Lebens fehlte. In Madrid konnte ich dann endlich wieder spielen. Hat sich dann wieder eingerenkt mit der Gomera Lounge, sodaß ich im Urlaub dort wieder regelmässig auftrete, und letztes Jahr ein Billig-Epiano zum Üben in der FeWo mitnahm. Das Thomann DP26 bekam ich gebraucht für günstige 175, und für die wenigen Wochen ist es ein passables Arbeitsinstrument, was ich auf der Insel geparkt habe. Zu Hause und im Studio habe ich natürlich echte Flügel, ein kleines Cembalo und ein hervorragendes Kawai CA63.

Wenn noch nicht mal ein echtes Klavier da ist, dann wenigstens ein Epiano. Es gibt auch Epianos zu Ausleihen, oder wenn finanziell leistbar, ein Mietklavier. Ich würde glaube ich durchdrehen ohne meine 88 Tasten. Die Seele leidet m.E. vor allem, das muskuläre gibt sich nach 1-2 Wochen wieder. Aber natürlich degeneriert auch der Gehirnkasten.

Das tolle am günstigen Epiano im Urlaub war übrigens folgendes. Der Tag fing im Urlaub mit Kaffee und Klavier an ,ich hatte bei tollem Wetter schon richtig gute Laune. Das habe ich dann daheim weitergemacht. Sonst hatte ich immer 1-2h im Internet rumgedaddelt, bis ich nachmittags dann irgendwann anfing mit üben. So kann ich dann schon um 13h auf 2h üben zurückblicken, und kann dann immer noch 1-2 drauflegen, wenn ich die Energie dazu habe.
 
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Ich habe letztes Jahres fast 6 Monate nicht gespielt, weil ich endlich wieder reisen wollte und den wunderbaren Sommer genossen habe.
Danach haben die einfachen Sachen aus meinem Repertoire wie C- dur Präludium usw. von Bach wieder geklappt und die schwierigeren Sachen brauchten natürlich wieder mehr Übung.
[...]Etwas Abstand zum Hobby kann nicht schaden.

Bei sechs Monaten ohne Klavierspiel stünde ich wahrscheinlich kurz vorm Wahnsinn oder Suizid. So schön können eine Reise oder ein Sommer für mich gar nicht sein!
Ich denke auch, dass die Wenigsten hier Klavierspielen lediglich als Hobby bezeichnen würden.

Bei mir jedenfalls sind Musik und Klavier mein Leben und ich möchte keinen einzigen Tag darauf verzichten. Was ich mir vorstellen kann, dass es vielleicht professionelle Pianisten oder generell Profimusiker gibt, die nach einer langen und anstrengenden Tournee oder Studiozeit mal für eine längere Zeit komplett abschalten wollen.


Aber schön, dass es bei Dir zu keinen ernsthaften Schäden oder Verhaltensänderungen geführt hat! ;-)
 
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