Willis Landshut Flügel

Och, der ist ja gar nicht so rechteckig wie ich dachte, mehr dreieckig.
Geht für mich voll in Ordnung. Mal ist rund und geschwungen in Mode, mal eckig, geradlinig und minimalistisch; das wechselt sich eh alle 50 Jahre ab.
Dann gibt es halt noch das zeitlose Design, aber wie Du schon geschrieben hast, ist das wenig spannend.
 
Auch das muß man nicht mögen, aber der Flügel passt in diese Reihe, genauso wie er in die aktuellen Neuauflagen der "Bauhaus" Architektur und -Farbgebung passt.

Nein! Diese Architektur hat durchaus den Leitgedanken "form follows funktion" - das gilt aber nicht für den Flügel. Dieser überträgt formale Aspekte der Architektur ziemlich gedankenlos auf ein Instrument, OHNE dessen Funktion zu berücksichtigen. Die Form des Rims ist durch das optimale Zusammenspiel von Bespannung und Resonanzboden vorgegeben - ein rechteckiger Flügel negiert dies völlig - er wäre besser mit Elektronik bestückt!


Für mich ist ein schwarzglänzender Standardflügel zumindest optisch sowas wie für viele hier TEY:
gefälliger, eingängiger, mutloser Massengeschmack.

Nochmals nein! Ein heutiger "Standardflügel" ist Endprodukt einer langen Reihe von Optimierungen. Hätte diese beim Tafelklavier geendet, wäre der rechteckige Flügel angebracht.
Ich empfehle Dir, einmal die heutigen Flügel zu vergleichen. Auf den ersten Blick sind sie gleich. Schwarze Anzüge halt. Aber da gibt es Stangenware, Ramschware, Maßschneiderei, italienischen Schick und sogar avantgardistische Anklänge. Alles subtil, alles erst mit Übung zu erfassen. Vergleiche: Förster contra Fazioli - das ist ein guter Einstieg, um formale Unterschiede im Feinen zu erkennen.
 
Habe ich mich wirklich so mißverständlich ausgedrückt?

"form follows funktion" - das gilt aber nicht für den Flügel. Dieser überträgt formale Aspekte der Architektur ........auf ein Instrument, OHNE dessen Funktion zu berücksichtigen.
Das ist es, was ich mit "function follows form" über diesen Flügel sagen will.
Für Bauhaus gilt das selbstverständlich nicht.

Er ist nicht rechteckig, wie du auf den Fotos sehen kannst.
Man kann sich wohl darüber streiten, ob die begradigte Form mit ihrem leichten Flächenzuwachs aber nicht optimaler Form ein Vor- oder Nachteil für den Klang wäre, aber ich schätze das kann man als Marginalie vernachlässigen, zumal das bei Klavieren noch schlechter aussieht.

Gutes Beispiel.
Wenn man eine Gruppe Schwarze Anzugträger vor sich hat, kann man sehr schön die subtilen, feinen Unterschiede erfassen.
Kommt ein papageienbunter Punker in die Gruppe, sind alles andere nur noch uniforme schwarze Anzüge.
Das gleiche wird passieren wenn du den Willis zwischen die schwarzpolierten edlen Steinways, eleganten Faziolis, langweiligen Yamahas und plumperen Förster stellst.
Angesichts dieses Kontrastes werden die subtilen Unterschiede der anderen bedeutungslos und sie werden zur gleichförmigen Masse schwarzer Standardflügel.

Für den Einstieg ist es bei mir etwas zu spät.:coolguy:
 
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Nein! Diese Architektur hat durchaus den Leitgedanken "form follows funktion" - das gilt aber nicht für den Flügel
In meinen Augen schon. Nach Deiner "Rim-Argumentation" müssten Klaviere auch an den Seiten geschwungen oder abgeschrägt sein. Sind sie aber nicht (nur wenige Ausnahmen z.B. von Rippen).

thumb_14993802121858945594.jpg


Wenn es was am Design auszusetzen gibt dann dass es innen nicht konsequent durchgezogen wurde (eckiger Gußrahmen an den Außenkanten).
 
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Für den Einstieg ist es bei mir etwas zu spät.:coolguy:
Nach Deinen gut nachvollziehbaren Begründungen und vor allem den richtig gewählten Adjektiven
zwischen die schwarzpolierten edlen Steinways, eleganten Faziolis, langweiligen Yamahas und plumperen Förster stellst.
Angesichts dieses Kontrastes werden die subtilen Unterschiede der anderen bedeutungslos und sie werden zur gleichförmigen Masse schwarzer Standardflügel.
vermute ich mal, dass Du ein alter Hase im Kreativbereich (Architekt? Designer?) bist?
 
In meinen Augen schon. Nach Deiner "Rim-Argumentation" müssten Klaviere auch an den Seiten geschwungen oder abgeschrägt sein. Sind sie aber nicht (nur wenige Ausnahmen z.B. von Rippen).

thumb_14993802121858945594.jpg


Wenn es was am Design auszusetzen gibt dann dass es innen nicht konsequent durchgezogen wurde (eckiger Gußrahmen an den Außenkanten).

Wenn ich die Erklärungen etlicher Klavierhersteller nicht falsch verstanden habe, ist die geschwunge Form des Resos klanglich recht bedeutsam. Dass man das bei Klavieren nicht auch so macht, dürfte der Fertigungseffizienz und dem Wunsch nach einem "rechteckigem Schrankmöbel" geschuldet sein.

Dass Flügel geschwungen sind, damit sich die fette Sängerin in die Delle einschmiegen kann (oder "weil man das schon immer so gemacht hat"), scheint mir nicht so wahrscheinlich.
 
Wenn ich die Erklärungen etlicher Klavierhersteller nicht falsch verstanden habe, ist die geschwunge Form des Resos klanglich recht bedeutsam. Dass man das bei Klavieren nicht auch so macht, dürfte der Fertigungseffizienz und dem Wunsch nach einem "rechteckigem Schrankmöbel" geschuldet sein.
Ja, die geschwungene Form ist für den Klang bedeutsam.
Der Reso soll im Diskant steif und kurz für eine hohe Eigenfrequenz und im Baß dagegen lang und weich für eine niedrige Eigenfrequenz sein. Die Bucht folgt dann praktisch dem Hauptsteg, zumindest beim Geradsaiter. Schon beim Kreuzsaiter wird dieses Prinzip kompromittiert, da man den Baßsteg noch irgendwo unterbringen muß.
Bei alten Klavieren hat man sich noch Mühe gegeben, da findet man auch noch Resonanzböden, auch hier besonders bei Geradsaitern, die dem Stegverlauf folgen. Später hat man darauf verzichtet und bestenfalls noch mit einfachen Blindböden den Resonanzboden angepasst. Der Aufwand bringt wohl klanglich nicht soo viel, daß er sich in der Serie lohnte.
Das in vielerlei Hinsicht hochinteressante Rippen Maestro hat sich ja auch nicht nachhaltig durchgesetzt.
Bei aktuellen Flügeln variieren die Hersteller die Resoform gerne mal ein bißchen...im Diskant länger, im Baß breiter... obs was hilft....
Und nicht vergessen: hier geht es um einen 155er Stutzer, der entspricht von der Klanganlage einem 120er Klavier. Da ist die geringe Abweichung von der Idealform des Reso durch die Begradigung der Bucht das geringste Problem.
Sicher ist jedenfalls, daß sich die Form eines Flügels den Menschen ins Hirn gebrannt hat und es einen Aufschrei gibt, wenn da einer kommt und die Bucht einfach begradigt.
Ausser einem paar Einzelstücken, die Aufmerksamkeit erregen sollen, wird kein Hersteller der Stückzahlen verkaufen will sowas ernsthaft bauen.
Also mein Tip:
"weil man das schon immer so gemacht hat"

.
 
Der Reso soll im Diskant steif und kurz für eine hohe Eigenfrequenz und im Baß dagegen lang und weich für eine niedrige Eigenfrequenz sein. Die Bucht folgt dann praktisch dem Hauptsteg, zumindest beim Geradsaiter.
Hier ein gutes Beispiel für die konsequente Umsetzung dieses Prinzips:

Screenshot_2018-11-07 Louelle Van Bergen Henegouw.png

Das ist die frühe Ausführung eines "Permatone" Reso aus einem Rippen Aluflügel.
Deswegen wird der Alurip aber noch lange keine anerkannte Klangreferenz.
 
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@Tarchen, darauf habe ich gewartet ;-)
 

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