Wiedereinsteiger

LoicLoic

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25. Okt. 2016
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Hallo allerseits :)

erstmal zu mir:
Ich habe, als ich 7 war, mit dem Piano spielen begonnen. Ich hatte 45 Minuten in der Woche unterricht und übte ca 20-30 min täglich, und das für etwa 6 Jahre. Mit 13 habe ich aufgehört, da ich nicht mehr motiviert war. Mein Lvl bewegte sich etwa auf der Sonate in C von Mozart. Nun, mit 19 will ich wieder einsteigen und auch diesmal auf jeden Fall mehr üben, soweit es die Uni zulassen wird. Denke da aber an 1h+ täglich. Nun habe ich oft gelesen, dass man als jugendlicher/Erwachsener schwer hat, beim Piano Fuss zu fassen. Stimmt das auch für Wiedereinsteiger wie mich? Habe ich diesen Vorteil verspielt? Ich kann zb. das Mozartstück von damals immer noch spielen, was ich aber gemerkt habe, ist, dass mir Notenlesen schwer fällt. Ich weiss, wo sich die Tasten ungefähr befinden in der 1. Oktave, darüber hinaus, muss ich aber oft abzählen. Das selbe für den Bassschlüssel. Ich möchte gerne Stücke wie diese spielen können:
View: https://youtu.be/KmV65djhckI


Und ich würde auch gerne Jazzimprovisation erlernen, dabei sei gesagt, dass ich von der Klavierlehrerin nie Theorieunterricht bekommen habe :(

Kann mir jemand meinen Nebel im Kopf lichten?

MfG
Loic
 
Meine Empfehlung: Da Du nunmehr Erwachsener bist und das sich nicht mehr ändern wird, hast Du viel Zeit, um auszuprobieren, wo Du stehst und was Du noch lernen kannst. Besorg' Dir doch die Noten von dem, was Du gern spielen möchtest und fang' einfach 'mal an. Die Erkenntnisse werden nicht auf sich warten lassen. Mach' das, was Du schaffen kannst und leg' das beiseite, was zu schwer ist.

CW
 
Nun habe ich oft gelesen, dass man als jugendlicher/Erwachsener schwer hat, beim Piano Fuss zu fassen. Stimmt das auch für Wiedereinsteiger wie mich? Habe ich diesen Vorteil verspielt? Ich kann zb. das Mozartstück von damals immer noch spielen, was ich aber gemerkt habe, ist, dass mir Notenlesen schwer fällt.
Nein, ich denke, das was Du als Kind gelernt hast ist immer noch da und Du hast einen dicken Vorteil gegenüber all denen, die nicht als Kind 6 Jahre regelmäßig Klavierunterricht hatten.

Es ist eingerostet, aber es kommt wieder und Du kannst darauf aufbauen. Keine Frage. Wenn Du nicht pausiert sondern regelmäßig weiter gemacht hättest, würdest Du heute hier andere Fragen stellen. Ein "hätte" oder "wäre" hilft aber keinem. Du hattest als Teenager andere Prioritäten. Wer weiß wofür das gut war?

Fang einfach langsam wieder an. Nicht gleich da wo Du zuletzt aufgehört hast, ein bisschen früher. Leichte Übungen, damit Du wieder rein kommst und Vertrauen fasst.

Und wenn Du da schon leichte Übungen machst, fang' auch gleich an, Dir die Akkorde und Tonleitern heraus zu arbeiten. Notiere Dir die mit Bleistift zu den Takten. Wenn Drei- oder Vierklänge als ganzes gegriffen werden, geht das recht gut. Wenn die Akkord Töne über beide Hände verteilt sind, ist es mühsamer. Wenn die Akkorde gebrochen werden oder die Melodie Linie durch Versetzungszeichen oder geschickte Tonfolgen einen tonalen Schwerpunkt in anderen Tonarten bekommt, kann das ganz schön kompliziert werden, die harmonische Idee zu erkennen.

Aber es schult trotzdem das Verständnis, wenn man es versucht. Das sind die Teile die Du bei einer Jazz Improvisation später brauchst: Welches Akkord Schema ist ist hier momentan aktiv, welche Noten gehören dazu, wo überall auf der Tastatur sind die zu finden, welcher Akkord kommt als nächstes und wie leite ich dahin, wo und wie weit soll ich vom Schema abweichen um interessant zu spielen?

Aber ich fasle eigentlich von Dingen, die ich am Horizont sehe, aber (noch) nicht selbst kann. Ich bin als Späteinsteiger mit 1 Jahr Praxis ja selbst blutiger Anfänger am Klavier. Meine KL versucht jedenfalls ihr Bestes, um mir auch die harmonischen Zusammenhänge der Noten zu vermitteln. Start in der Tonika, Tonleiter eigene Töne aufwärts, Quart Vorhalt (Subdominanten Funktion) als Spannungston für den Dominant Akkord im nächsten Takt...

Das ist vielfach aus dem Notentext noch unerkennbar für mich, auch wenn ich die Begriffe kenne. Aber es wird langsam besser.
 
@LoicLoic Fang einfach an! Aufhören kannst du immer noch. Ich hab erst als Erwachsener angefangen und wünsche mir manchmal, ich wäre Wiedereinsteiger.

Außerdem ist 19 jetzt auch noch nicht wirklich so alt und während des Studiums hast du auf alle Fälle noch mehr Zeit zum Üben als hinterher neben dem Beruf.
 
Nun habe ich oft gelesen, dass man als jugendlicher/Erwachsener schwer hat, beim Piano Fuss zu fassen. Stimmt das auch für Wiedereinsteiger wie mich?

Nein. Die kleine Unterbrechung zwischen 13. und 19.! Lebensjahr (davor 6! Jahre Unterricht, begonnen mit 7! Jahren) ist zu vernachlässigen. Falls Du jetzt ernsthaft übst, wirst Du innerhalb kürzester Zeit wieder das Level erreichen, auf dem Du aufgehört hast.


Nachweis meiner Expertise für diese affirmative Aussage: ;-)
Wie Du hatte ich auch zwischen ca. 7 und 13 Unterricht und das gleiche Level wie Du beim "Ausstieg" (komisch eigentlich... :konfus:). Dann habe ich DREI JAHRZEHNTE "pausiert" (stimmt nicht, in Wahrheit habe ich das nicht als Pause aufgefasst - "Pause" impliziert, dass es irgendwann wieder weiter geht, daran hatte ich aber nie gedacht). Deutlich jenseits der 40 Lenze fing ich wieder an, eigentlich nur "just for fun". Einfach die Stücke, die ich Jahrzehnte zuvor bereits erarbeitet hatte (und deren Noten noch auffindbar waren) von leicht nach "schwer" wieder rekonstruiert. Zwei oder drei Monate dauerte es, glaube ich, bis zur C-Dur Sonate. :blume: Weitere ca. drei Jahre bis zu so herrlichen Stücken wie Chopins g-Moll Ballade oder E-Dur Scherzo.



Fazit: Fang einfach an. Dimidium facti qui coepit habet.
 
Vielen Dank für eure Antworten, das Niveau des Forums hier ist sehr ansprechend :)

Glücklicherweise scheint es so zu sein, dass ich trotz meiner 5-6 Jährigen Abstinenz keine Nachteile habe (bis auf den verpassten Fortschritt). Ich denke, dass ich, um wieder den Einstieg zu finden, das "Wohltemperierte Klavier Band 1" durcharbeite. Dabei werde ich die einzelnen Noten beschriften um das Notenlesen richtig zu erlernen. Ist dieser Weg ok?

Dann zur Musiktheorie (wegen der Jazz-Richtung), gibt es da autodidaktische Literatur? Oder wäre da ein Lehrer vonnöten?

MfG
 
Mit sowas Simplem würde ich nicht beginnen. :konfus:
 
Was würdest du empfehlen?
 
Hallo Loic,

mit Jazz kenne ich mich nicht aus, aber Noten lernen kannst du viel besser mit einem der Spiele, die es z.B. auf folgender Seite gibt:

http://www.musiklehre.at/

Die Spiele findest du unter "Extras".

Ich würde die Notennamen nicht über die Noten schreiben, denn diese Vorgehensweise führt unweigerlich zur Faulheit, du wirst dann nämlich in erster Linie nach diesen Buchstaben spielen, weil es so schneller geht, während du die Notenschrift selbst höchstens unbewusst mitbekommst.

Ansonsten würde ich mit einem der Stücke beginnen, die Du schon einmal spielen konntest.
 

... die einzelnen Noten beschriften um das Notenlesen richtig zu erlernen. Ist dieser Weg ok?

Dann zur Musiktheorie (wegen der Jazz-Richtung), gibt es da autodidaktische Literatur? Oder wäre da ein Lehrer vonnöten?
Noten würde ich nicht beschriften - das schafft nur eine unnötige Zwischenstufe. Stattdessen lieber sehr einfache Stücke vom Blatt zu spielen versuchen, aber nicht um sie zu lernen, sondern nur um das Notenlesen zu üben; d.h. sobald Passagen fast auswendig gekonnt werden weiter zu neuem. Das aber nur z.B. 20 min täglich und die übrige Übezeit etwas schöneres tun. ;-)

Musiktheorie ist ein weites Feld. Ob Du es Dir selber aneignest oder eintrichtern lässt ist Geschmacksache. Mir gefällt die Kombination am besten: Theorie lesen und dann zum Gedankenaustausch und bei Nachfragen einen wissenden KL löchern. Speziell für Jazz ist natürlich das Hören (und evtl. Nachspielen) von gefallenden Profis wichtig.
Als Literatur für den Einstieg in Harmonielehre hat mir "Die neue Harmonielehre" von Frank Haunschild gefallen (ist aber evtl. bei Dir nicht mehr angebracht) und ein Standardbuch "Neue Jazz-Harmonielehre" von Frank Sikora (da hast Du lange was von...). Erstaunlich viel ist aber auch schon in Wikipedia zu finden.

Darüber hinaus gibt's auch diverse Klavierschulen für Jazz (wir wissen, Häsenbein...), in denen neben der Theorie auch praktische Beispiele und Übungsstücke enthalten sind. Das ist aber nicht dein momentanes Hauptziel, glaube ich, deswegen aktuell nur die Bestätigung von einem vorangehenden Beitrag, dass es hilfreich ist, sich beim Spielen der evtl. zu Grunde liegenden Harmonien/Akkorde bewusst zu sein - sie sind wie Worte, die aus den Buchstaben (Noten) bestehen. Dafür ist es nicht unbedingt nötig, die Akkorde selber herauszufinden (am Anfang ziemlich mühsam), ich weiß aber nicht, ob es Notenausgaben klassischer Musik mit entsprechenden Angaben gibt, bei Pop und Jazz ist das eher Ouzo und dort lehrt der Vergleich zwischen Akkordbezeichnung und praktischer Realisierung auch gleich, wie vielfältig sie gespielt werden können (Voicing).
 
Hallo Loic

Nach den paar Jahren schon von "Wiedereinstieg" zu reden......:bye:

Ich hatte ein wenig später angefangen und nach 5 Jahren aufgehört (mit 14 ?). Kurz vor meinem 50-ten Geburtstag hab ich mir dann ein e-piano gegönnt - und, für mich GANZ WICHTIG, ein paar Stunden Unterricht.

Leider lässt sich der Unterricht in meinen Außendienst-Job nicht integrieren. Deswegen mache ich so kleine Schritte. Ich schätze eine gute Unterrichtsstunde ist auch durch noch so intensives autodidaktisches Üben nicht zu ersetzen.

Fast komisch, dass noch keiner darauf hingewiesen hat. Lass dir einen Gutscheine für Unterrichtsstunden zum Geburtstag oder/und zu Weihnachten schenken, wenn Du knapp bei Kasse bist. Aber gönn Dir das.

Grüße von
Martin
 
Hallo Loicloic,

ich sehe das auch so: Nimm dir guten Unterricht.
Mit Betonung auf gut.

Das bedeutet: Achte darauf, dass der Lehrer sich mit Klassik UND Jazz auskennt.
Im Idealfall ein studierter Jazzpianist. Von dem kannst du viel über Harmonielehre und Improvisation lernen. Da das bei dir zu kurz kam, würde ich darauf den Schwerpunkt legen.

Wenn du in einer größeren Stadt wohnst mit Musikhochschule, könntest du vielleicht auch Gasthörer werden und ein paar Theorieseminare anhören.

Auch Musikstudenten geben häufig Unterricht. Vielleicht mal am schwarzen Brett einen Zettel aufhängen.

Autodidaktisch arbeiten ganz ohne Lehrer führt zu Fehlern die du dir aneignest und die sich fest setzen.
Ein gutes Buch für Jazzeinsteiger ist m.E. von Tim Richards "Jazzpiano" Bd. 1

Viel Erfolg!
Sweetchocolate
 

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