Wie wichtig ist das optimale Instrument für das pianistische Fortkommen?

alles Luxus IMHO

macht natürlich 100x mehr Freude auf einem großen Steinway zu spielen als auf irgendeiner Gurke,solang die Gurke aber sauber reguliert,intoniert und halbwegs gestimmt ist genügt sie.

So gut wie alle alten Großmeister der ehem. UDSSR hatten zu Hause die furchbarsten Pianinos russischer Fabrikation stehen! Emil Gilels wohnte mitsamt vielköpfiger Familie in einer winzigen Mietwohnung in Moskau,da stand kein Steinway Konzertflügel drin,sondern ein russ.Pianino,ebenso sah es bei Leonid Brumberg aus etc.
 
Ich möchte mit einem Zitat aus der Homepage des Klavierladens (Der Klavierladen: Klavier, Klaviere, Piano, Pianos & Flgel, neu und gebraucht mit Garantie, Ankauf, Verkauf & Service), der hier öfter mal empfohlen wird, mit dem ich selbst aber in keinerlei Beziehung stehe, antworten:

"wer auf einem Samick/Hyundai/etc die Grundzüge des Klavierspielens nicht erlernt,erlernt sie auf einem Steinway auch nicht"


Gruß
Rubato

Stimmt,aber Ähem,..... Steinway gehört zu Samick (zur Zeit jedenfalls)....nur so ganz nebenbei bemerkt
 
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So gut wie alle alten Großmeister der ehem. UDSSR hatten zu Hause die furchbarsten Pianinos russischer Fabrikation stehen!

Ein Kunde / Freund von mir hat auf einem total abgenudeltem und verreguliertem DDR Klavier nicht nur gelernt, sondern dies auch noch bis vor 2 Jahren gespielt. Trotzdem hat er es als Jazzpianist bis zu internationalem Renomee gebracht. Jetzt spielt er auf einem kleinen 60er Jahre Ibach, das ich ihm verkauft habe. Auch nicht gerade ein Steinwayflügel, aber wenigstens top reguliert. Geht also auch so....
 
OT! @ TJ: Dann mach halt irgendsoweinen Smiley dran, damit meine 7 Gehirnzellen das kapieren ...
 
in my humble opinion - nach meiner unmaßgeblichen Meinung
 
Hallo,

emotionale Leidenschaft und daraus resultierend der Wunsch(Traum) das Beste haben zu wollen ist doch rational nicht erklärbar und zu begründen….gut so…!

Dennoch glaube ich, dass neben dem Spielgefühl auch unser Gehör, durch die ständig perfekt intonierten, gestimmten Pianos, gespielt von bekannten Pianisten bei Konzerten oder über LPs, CDs, DVDs, Radio, Studioaufnahmen und neuerdings sogar über Digitalpianos/Samples immer anspruchsvoller wird und den Wunsch nach Besserem verstärkt.

Allerdings muss ich auch an einen Vergleich denken, einer damaligen geführten Mountainbike-Tour über die Alpen, als wir abends vorher uns über ein ungefedertes Stahlbike mit Fahrradständer amüsierten, wir mit unseren High-Tech-Bikes.
Das Bike gehörte einer jungen Sportlerin, die uns allen davon fuhr und sich nie beklagte…Sie hatte meinen ganzen Respekt.

Gruß
49
 
Hallo Zusammen!

Als Schöpfer dieses Fadens versuche ich jetzt mal vorläufig abschließende Worte zu finden:

Am besten hat mir die Formulierung gefallen:

"Das optimale Instrument ist das, welches der pianistischen Entwicklung keine Steine in den Weg legt."

Ich denke, damit ist der Kern der Sache gut getroffen.

Mein Lehrer aus der Jugendzeit hatte einen anderen Schüler, der ein Ausnahmetalent war und heute gut vom Klavierspielen lebt. Über ihn hatte der Lehrer gesagt:
"Bei ihm kommt alles zusammen. Hirn, Musikalität, grazile Pranken sowie Nervenbahnen, die alle drei optimal verbinden, außerdem Selbstdisziplin und ein Bösendorfer-Flügel im Elternhaus"
OK, der Bösi hat seine Entwicklung sicher begünstigt, eben weil dadurch keine Steine im Weg lagen. Aber dass die Entwicklung des Ausnahmetalents bis zum erfolgreichen Konzertpianisten nur durch das hochwertige Instrument überhaupt erst möglich wurde, wage ich stark zu bezweifeln.

Einige haben hier Geschichten zitiert, in denen große Talente auch auf "Gurken" heranreifen konnten. Nach nochmaligem Lesen aller Beiträge habe ich aber kein Beispiel gefunden, in dem Pianist X lange rumgedümpelt hat und dann nach Anschaffung eines Superinstruments schnell ganz groß rauskam. Oder die Geschichte von Klavierschüler Y, der sich nur quält, nichts zustande bekommt und dann, nachdem Papa einen Bechstein springen lässt, geht alles plötzlich ganz schnell und leicht? Diese Geschichten von X und Y haben wir hier nicht gelesen. Wenn jemand solche kennt, bitte unbedingt nachtragen !!!

Was will ich jetzt damit sagen? Ein Instrument ist ein Instrument (Aus dem Wörterbuch: "Ein GERÄT zum Musizieren") Es kann von unterschiedlicher Qualität sein, aber ES HAT KEINE SEELE!!! Eine Seele hat es nur, wenn wir sie ihm einhauchen sofern wir diese Kunst beherrschen. Bei höherer Qualität ist es leichter ihm eine Seele einzuhauchen, bei geringer Qualität schwerer und die einen schaffen dass besser auf einem Blüthner Flügel, die andere auf einem Steinway (etc.)
Wer sich hohe oder höchste Qualität leisten will und kann, sollte das unbedingt tun, denn ein solches GERÄT bringt große Vorteile. ABER: Man darf nie vergessen, dass Musikalität und Talent sich auch auf "Gurken" ihren Weg bahnen, dass sie aber niemals größer werden durch die Qualität des GERÄTES. Wachsen können sie nur durch Fleiß, gute Lehrer, ein förderndes Umfeld und durch den Willen trotz Steinen im Weg (ganz weg sind die nämlich nie) weiter zu spielen und zu üben.

Das Potenzial des Spielers und wie man es fördern kann sollte immer im Vordergrund stehen. Das Instrument ist dabei nur eines von mehreren Hilfsmitteln, und sicher nicht das entscheidende.

Das ist eigentlich alles überhaupt nicht neu, aber meiner Meinung nach extrem wichtig, und ich finde, es musste mal wieder gesagt werden. Darum ging es mir in diesem Faden.

Amen :D:cool:;)
 
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Hallo,

darf man hier noch was schreiben? :cool:

Hab jetzt zwar nicht alles gelesen, aber ein Punkt scheint mir etwas kurz geraten:

Das Instrument muss insofern optimal für jemanden sein, als dass es zu einem passt, dass man zu ihm eine gewisse Verbindung aufbauen kann.
Beispielsweise hatte ich Unterricht auf guten Klavieren, war mit dem eigenen daheim jedoch nie so recht zufrieden aufgrund des mir unangenehm erscheinenden etwas nasalen Klangs. Das hatte eher negative Auswirkungen auf Motivation und Spiel.
Mittlerweile ist das nicht mehr so, da ich ausschließlich auf dem eigenen Klavier spiele und daher keine Vergleichsmöglichkeiten mehr habe. So ist das optimale Instrument also vermutlich auch das, auf dem man sich am wohlsten fühlt - und mit zunehmendem Können werden das in der Regel auch höherwertige Instrumente, schon aus Gründen der klanglichen Differenzierung.
Ein anderes Beispiel. Ich hatte mal in ner Coverband Gitarre gespielt. Da wir eine ganz bestimmte Band coverten und dies auch hinsichtlich Outfit und Instrumenten machten, musste ich leihweise eine Gitarre spielen, die preislich zwar im oberen vierstelligen Bereich angesiedelt war, aber mit der ich überhaupt nicht zurecht kam. Das hat mit beständig gestört und war auch einer der Gründe, die Band schließlich zu verlassen. Andererseits spiele bzw. spielte ich selbst eine weitaus günstigere Gitarre, die aber einfach mein Instrument ist/war, auf dem ich mich optimal ausdrücken kann/konnte - was natürlich auch das "gitarristische Fortkommen" betrifft.
 
Ich würde sagen, je größer das eigene pianistische Können bereits ist, desto wichtiger ist das optimale Instrument für das pianistische Fortkommen.

Hierzu meine persönliche Laufbahn: Ich selbst habe zuhause "nur" ein Klavier, Baujahr 1917, viele Jahrzehnte als Wirtshausklavier "missbraucht" und schlussendlich noch ein Jahrzehnt in einer Garage vergammelt, bevor es in unser Wohnzimmer kam. Es ist kein ganz schlechtes Klavier, aber auch kein Oberklasseinstrument. Und mir hat dieses Klavier im Endeffekt meine komplette Schulzeit über genügt, um pianistisch mich fortzuentwickeln. Angefangen von Null vor meiner ersten Klavierstunde (1994 wenn ich mich gerade richtig erinnere) bis zum Ende meines Klavierunterrichts nach dem Abitur 2006 (Wiederaufnahme von Unterricht irgendwann später in meinem Leben nicht ausgeschlossen - seit 2006 bin ich aber erstmal Autodidakt). In all diesen 13 Jahren bin ich auch mit einem gewiss nicht optimalen Klavier vorangekommen.

Hier zum Gruseln: Der Klang meines Klaviers, bevor ich mit Unterricht angefangen habe:
Nikolaus '93 Klavier.avi - YouTube

Das Instrument war ungestimmt und nicht reguliert - nach mehreren Jahren "Aufenthalt" in einer ungeheizten Garage. Und trotzdem bin ich mit diesem Ding damals pianistisch als Kind vorangekommen. Wohlgemerkt blieb mangels Klavier- und Musikverständnis in der kompletten Familie dieses Klavier auch unverstimmt und unreguliert bis 1996. Damals hatte ich schon fast drei Jahre lang Unterricht, ehe das Instrument zum ersten Mal ordentlich hergerichtet wurde.

Das Entscheidende aber ist, dass irgendwann der Punkt kommt, wo so ein Instrument nicht mehr ausreicht. 1996 wurde es wie gesagt innen komplett überarbeitet und reguliert und dann auch zum ersten Mal gestimmt. Also auf ein sehr gut bespielbares Klavier-Niveau gebracht. Und bis mindestens 2006 hat das für mein Fortkommen und zu meiner vollsten Zufriedenheit auch gereicht.

Heutzutage allerdings - obwohl ich zurzeit nur etwa alle zwei Wochen für ein paar Stunden zum spielen komme derzeit - merke ich zunehmend, dass ich mit der Mechanik eines Klaviers allgemein an meine Grenzen komme. Ob es genau dieses nicht optimale Klavier bei meinen Eltern zuhause ist, oder Klaviere allgemein - ich weiß es nicht. Jedenfalls glaube ich, dass ich mich nur mit einem Flügel wirklich gezielt weiterentwickeln kann. Vor allem zu meiner Zufriedenheit weiterentwickeln. Zumindest was die Spieltechnik und Motorik angeht. Deshalb ist bei mir (sobald es finanziell und räumlich eben drin ist) in Zukunft auch ein Flügel fix geplant, ich weiß nur noch nicht, wann ich mir einen leisten kann bzw. vor allem, wann ich Platz dafür habe.

Und doch: Auch wenn mich mein Klavier spieltechnisch oft doch sehr an Grenzen bringt, die ich einfach mit dem Instrument nicht überwunden bekomme, kann ich mich in Dingen wie Klangschönheit und differenziertem Spiel TROTZDEM auch an diesem Instrument noch weiterentwickeln. Zwar bekomme ich meine Ergebnisse nicht auf das Niveau, auf dem ich sie gerne hätte, weil die feinsten Differenzierungsmöglichkeiten schlicht fehlen. Aber ich spüre dennoch noch Fortschritte.

Zum Schlluss könnte man sogar noch ganz frech einen draufsetzen: Man kann sich sogar ganz ohne Instrument pianistisch weiterentwickeln. Zum Beispiel durch viel Anhören guter Musik, Mitlesen der Noten oder durch vergleichbare musikalische Kopfarbeit abseits des Instruments selbst. ;)
 
Noch ein salopper Nachtrag. Man könnte auch einfach folgendes sagen:

Für das "optimale pianistische Fortkommen" ist auch das optimale Instrument nötig. Unter der Bedingung, dass "optimal" je nach Person etwas ganz anderes sein kann.
Für das "pianistische Fortkommen" ist aber lediglich ein Instrument nötig, dessen Funktionalität größer ist als das aktuelle Können des Spielers.
 

Ja. Das reicht für den Anfang, bis man die ersten 100 Jazzstandards auswendig kann, in left-hand-voicings fit ist, Sikora durch hat und im gegebenen Tastaturbereich sehr gut improvisieren kann. Nach dem halben Jahr Üben sollte man dann aber wechseln, der Tastenumfang reicht ja nicht mal für die 1. Invention von Bach und es wird dann Zeit, Entwicklung des Anschlagsgefühls und der Klanggestaltung mit einzubeziehen.
 
Ja. Das reicht für den Anfang, bis man die ersten 100 Jazzstandards auswendig kann, in left-hand-voicings fit ist, Sikora durch hat und im gegebenen Tastaturbereich sehr gut improvisieren kann. Nach dem halben Jahr Üben sollte man dann aber wechseln...
Das wären dann 4 Jazzstandards pro Woche...:D:D -an welche AnfängerInnen hast Du da so gedacht?

Toni
 
An AnfängerInnen, die musikalisch möglichst schnell vorankommen möchten, sich dabei 5-10 Std. täglich mit Musik beschäftigen und das Potential dieses Instruments voll ausschöpfen wollen ;-)
 
Scherz beiseite, ich kann mir vorstellen, dass ein Zwerg von 3-6 Jahren mit seinen kleinen Fingern an seinem Micropiano

Korg Micropiano Schwarz

in den ersten vielleicht 2 Jahren tatsächlich besser vorankommt als auf der zu hohen Klavierbank an Papas Steinway D und sein Papa an einem 1.000 Euro-Digi besser als einem Steinway D mit Mini-Tasten, was für den Zwerg wiederum das Optimum wäre.
 
... Micropiano...
...besser vorankommt...
fast alle 'echten' Klavieranfänger fangen mit Normaltasten an.
Wie schwierig wäre dann eine Umstellung von schmal auf breit?
Frage an die Klavierpädagogen: Hat da jemand Erfahrungen?
Ich könnte mir eine Klaviatur mit engerer Teilung vorstellen, die dann irgendwann wieder gegen Normalteilung getauscht wird.
Streichinstrumente gibt es ja auch in verschiedenen Größen...
Grüße
Toni
 
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Für das "pianistische Fortkommen" ist aber lediglich ein Instrument nötig, dessen Funktionalität größer ist als das aktuelle Können des Spielers.
völlig richtig!

(pocp scherzando)
wobei zu bedenken ist, dass das Fortschreiten auch diverse vorübergehend akzeptable Instrumente überholen kann: wer das Glück oder Pech hat, in den Bereich rasanter Repetitionen zu gelangen, der wird vor Wut kochen, wenn die heimische Gurke da versagt ;)
...haben Anfänger des Autofahrens eigentlich eine max. 20kmh Gurke unterm Hintern?
 
...wobei zu bedenken ist, dass das Fortschreiten auch diverse vorübergehend akzeptable Instrumente überholen kann

Wenn man (bzw. die Erziehungsberechtigten) dazu bereit ist nach 2 oder 3 Klavierstunden schon aufzurüsten, dann reicht das in der Tat erstmal ;-)

...ergo: Vernünftig planen und einkalkulieren, dass Fortschritte, mitunter große, gemacht werden. Und deshalb bei Neuanschaffung lieber was deutlich besseres, als es das aktuelle Niveau des Novizen erfordern würde. Darin sind sich - so mein Eindruck - alle einig. Wobei sich ab der guten Mittelklasse die Grenzen dessen, was ein Instrument ermöglicht, zunehmend verwischen. In den Bereich der Literatur mit extrem schnellen Repetitionen dringen ja nicht allzu viele vor. Und selbst auf der perfekten Mechanik müssen Normalsterbliche sehr lange ackern um saubere 16tel- oder 32tel Repetitionen hinzukriegen.

Aber dass Instrumente unterhalb der guten Mittelklasse nicht empfehlenswert sind, hatte ich zu Beginn des Fadens deshalb schon als Konsens vorausgesetzt. Mögliche Ausnahme: Wenn einfach das Geld fehlt, dann lieber eine halbwegs funktionierende Gurke (oder Digi) als gar nichts.
 
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