Wie übt ihr, um von 80% gekonnt auf 100% zu kommen?

Promille reicht manchmal auch...
 
Für den Grad der Beherrschung eines Stückes...? :blöd:
 
"Überzeugend" im rolf'schen Sinne heißt nicht, dass jeder Zuhörer davon zu überzeugen sei, dass das Stück fertig ist und er es gefälligst anzuhören habe.

Unsicherheiten im Tempo, rhythmische o.a. Schlampereien hört man einfach (ok, mancher merkt auch gar nix). Auch wenn sie klein sind, merkt der Zuhörer das, vll. ohne konkret einen Fehler benennen zu können. Wer schon mal händeringend in einem Schülerkonzert gesessen hat, weiß, wovon ich rede. Überzeugend spielen heiß, dass der Hörer überzeugt ist, dass das Stück so gespielt wurde, wie es gewollt war (vom Komponisten und vom Interpreten), es erzeugt kein Unwohlsein wie die o.g. Unfertigkeitsanzeichen.
:schlafen::angst:
 
Überzeugend spielen heiß, dass der Hörer überzeugt ist, dass das Stück so gespielt wurde, wie es gewollt war (vom Komponisten und vom Interpreten)
Allerdings, woher weiss ich, wie es "gewollt war" vom Interpreten (und die zweite Frage wäre, ob das, was der Interpret wollte, gut, schön, und passend, oder eher mängelbehaftet war).

Ich weiss nicht... mir scheint kein Weg an einem musikalischen Ohr vorbeizuführen, das dann die gesamte Darbietung einigermassen objektiv beurteilt... oder das zumindest versucht...
 
Wenns Sch... klingt und der Spieler zuckt nicht mit der Wimper, dann musst du überzeugt sein, dass er es so gewollt hat. :blöd::bomb:
 
Musik immer mit dem Ohr beurteilen, nicht mit dem Auge... auch wenn ich selbst auch gern Musikern bei der Arbeit zuschaue (ist manchmal ganz interessant und kurzweilig).

Das Ohr sagt einem schon alles, was man wissen muss....
Mit etwas Übung kann man das Ohr von den optischen Eindrücken des Auges ja entkoppeln.

Die interessantere Frage ist, inwieweit man "Werktreue" brechen kann oder könnte. Will man sich mit Beethoven, Liszt, Mozart, Schubert & Konsorten anlegen, nach dem Motto: "Ey Alter, so und so hätte man aber auch komponieren können...? Dies und das günge noch ein bisschen besser? Da und dort haste vielleicht ein bisschen Mist gemacht? ;-)"

Fraglos wird man sich damit zwischen gewisse Stühle setzen (oder, in die Nesseln).

Ich schätze, es braucht ein gerüttelt Maß an Selbstbewußtsein und Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten, wenn man Sachen anders spielt, als sie da stehen (von Vortragsbezeichnungen bis hin zu einzelnen Noten). Und/oder wenn man den Rotstift an eine Partitur ansetzt...
 

Eigentlich... kommt es bei einem künstlerischen Werk nur auf eines an: dass es ein paar Menschen gefällt... dann hat es schon seine (Daseins-)Berechtigung...

Warum zerbreche ich mir immer so den Kopf über Werktreue...? Irgendwann möchte ich ein paar Aufnahmen von Stücken machen, nach meinem Gusto, die in die Welt rausschicken... nach Möglichkeit natürlich auf 100% des angestrebten Ziels bringen, mit gutem Klang, schönen Klangfarben, sauberer Technik und gerüttelt Musikalität - denn das ist mein eigener Anspruch bei der Sache... und dann mal schauen, ob sich ein paar Menschen finden, denen das gefällt, was ich mache oder gemacht hab'.
 
Nu schlägt's 13.
Genau das machst Du ja gerade nicht.
Denkst Du, da würde kein verborgener innerer Konflikt in mir schwelen...? Es wäre im Grunde "so einfach": spiele werktreu, bemühe Dich um eine "Interpretation" im klassischen Sinne, und Du hättest gleich eine handvoll Hörer auf Deiner Seite - oder zumindest nicht gegen Dich... Du würdest den Willen des originären Werkautors beachten, und auszudrücken versuchen...

Dagegen steht der Wunsch, künstlerisch (soweit ich dieses Wort überhaupt schon in den Mund nehmen darf) eigene Wege zu gehen, die ich mir vorstelle.

Der Konflikt existiert seit dem ersten Faden, den ich hier erstellte ("Heisst interpretieren - spielen wie man will?" oder so ähnlich).

Was ich für mich persönlich suche, ist eine Lösung, wie ich mit diesem Konflikt umgehen kann. Die könnte ich jetzt gefunden haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Denkst Du, da würde kein verborgener innerer Konflikt in mir schwelen...?
Doch, das kann ich gut nachempfinden.
Das eigene Gespür für Schönheit hat Vorrang - auch bei der Gedichtrezitation:

Nach jedem Gipfel
ist Ruh',
an deinem Zipfel
fingerst Du
und stehst aufm Schlauch.
Die Vögelein singen im Garten.
Bade nur! Warten
kannst Du dann auch.

J.W.v.Goethe
 
Du & mick, ihr liefert einen lebendigen Beweis meiner These: sobald Kunst jemandem gefällt, hat sie Daseinsberechtigung ;-)

Allerdings hast Du m.E. einen schweren Fehler begangen: Du darfst das Werk nicht einfach mit einem blanken "J.W.v.Goethe" zeichnen, sondern mit irgendwas wie "J.W.v.Goethe & Gomez d. R."

... daher überkommt mich der Drang, hier jetzt das Original zu (re-)zitieren:

Über allen Gipfeln ist Ruh'

Über allen Gipfeln
Ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
 

Zurück
Top Bottom