Wie übt ihr, um von 80% gekonnt auf 100% zu kommen?

... wollt ihr jetzt meine neuesten Erkenntnisse lesen, oder lieber weiter rumbrabbeln...? :-D
 
Jetzt wollte ich schon zu einer geharnischten Antwort ansetzen...
Aber Du hast mich ja immerhin auf meinen Lapsus im vorletzten Post hingewiesen.
Daher kommst Du nochmal mit dem Schrecken davon :puh:
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Nein, Jungs (und Mädels), es ist ist alles ganz einfach:

Es ist alles ganz unwichtig.

Es ist unwichtig, wie man Kunst definiert, ob Musik nun schön sein soll oder nicht, wo Musik (oder Kunst) anfängt, oder aufhört, wozu Kunst dient oder nicht, was man damit machen und anstellen kann, oder soll, oder sollte...

Solange jeder Interessierte genug "Kunstfutter" hat, mit dem er sich beschäftigen kann, solange niemandem Kunst aufgezwungen wird und man frei wählen kann, solange niemand einem vorschreibt, wie und in welcher Form man sich mit Kunst beschäftigen muss...

Solange ist alles in Butter.

Und diese Situation haben wir doch. Wir leben heute im Kunstparadies und im Kunst-Schlaraffenland.

Und man muss und soll jedem gegenüber unbegrenzte Toleranz walten lassen, was die Beschäftigung mit der Kunst angeht.

Sollte ich diese Erkenntnis irgendwann mal vergessen (bin ja nicht mehr der Jüngste), und nochmal versucht sein, über Kunst oder Musik zu schwadronieren, weist mich bitte auf dieses Post hin.

Ende gut, alles gut, würde ich sagen. Oder...?
 
Mir ist aber aufgefallen, dass ich keine systematische, sinnvolle Vorgehensweise habe, wenn ich soweit bin, dass ich mit dem Üben durch bin. Die Situation sieht dann so aus, dass das jeweilige Stück zersplittert ist in eine Reihe von "Stellen", die soweit laufen, vom Tempo je nach Schwierigkeitsgrad in der Regel noch divergieren (klar, leichtes spielt man schon früh im Endtempo, die schwierigsten Stellen widersetzen sich dem lange). Wie geht es nun aber weiter?

Lieber marcus,

ich würde gern etwas abseits der momentanen Diskussion versuchen, deine Frage zu beantworten. Eingehender kann ich das tun, wenn ich genau weiß, wie du übst, aber es gibt trotzdem ein paar grundsätzliche Punkte.

1. Die 100% liegen bereits in den ersten 10% begründet, denn die Herangehensweise an ein Stück bestimmt das zumindest vorläufige Endergebnis. Wenn man am Anfang grundlegende Fehler macht, wird man nie zu den 100% kommen, die nach den eigenen Fähigkeiten möglich wären.
Da ich dich aber kenne, vermute ich, dass du dir dessen schon bewusst bist und solche grundlegenden Fehler nicht machst. Von Anfang an so zu üben, dass man ein Stück als eine spannende und lebendige Entdeckungsreise in die Welt der Klänge begreift, dass man versucht, das Stück musikalisch zu verstehen und dabei Fehler möglichst vermeidet, dass man gelöst und frei am Klavier sitzt und mit wachen Ohren sich zuhört, legt ein solides Fundament, auf dem man aufbauen kann.

2. Du schreibst, dass du auch rückwärts additiv übst. Ich bin mir nun nicht sicher, ob du diese sehr sinnvolle Übestrategie auch auf größere Teile anwendest. Es ist wichtig, die Übergänge vom Teil vorher und zum Teil nachher einzubauen und regelmäßig mit zu spielen. Oft spielt man einen größeren Teil nur für sich allein und hat dann den Salat, dass die Übergänge nicht funktionieren.

3. Mental üben! Der Punkt wurde auch schon von @alibiphysiker sehr hervorgehoben. Punkt 2 kann man sehr gut mental üben, aber auch das ganze Stück. Es ist dazu am besten, wenn man es auswendig kann, aber es funktioniert auch, wenn man sich gemütlich mit den Noten aufs Sofa setzt und sich den Klang vorstellt. Später kann man sich auch die Bewegungen und das Körpergefühl u.a. zusammen mit dem Klang vorstellen.

4. Das ganze Stück immer am Anfang einer Übeeinheit durchspielen! Das würde ich mir als eine Art Ritual angewöhnen. Anfangs in einem sicherlich sehr langsamen Tempo, dass sich nach dem momentan möglichen Tempo des unsichersten/schwierigsten Teils richtet (evtl. diesen Teil kurz anspielen, um das entsprechende Tempo zu finden).

Du wirst vermutlich beim Durchspielen Fehler machen, denn du bist noch nicht ans Durchspielen gewöhnt und außerdem auch noch nicht eingespielt. Am Anfang einer Übeeinheit macht das aber nichts - du kannst also ganz entspannt sein. Denn anschließend wirst du die einzelnen Stellen wieder akribisch herausgreifen und die gemachten Fehler beheben. Das Letzte wird grundsätzlich gespeichert und verarbeitet und so hast du das Durchspielen trainiert und trotzdem das "Richtige" behalten.

Das ist auch der Grund, wieso man auf gar keinen Fall am Schluss einer Übeeinheit ein Stück durchspielen sollte! Denn dabei passieren Fehler und leider werden genau die dann gespeichert, obwohl man vorher so wunderbar geübt hat. Höchstens kann man in einem Tempo (vermutlich sehr langsam), in dem alles klappt, das Stück durchspielen.

Liebe Grüße!

chiarina
 
Oder Smetana (tschech.: Rahm)
Ende gut, alles gut, würde ich sagen. Oder...?
Es ist schon ein bißchen komplizierter. Niemand will Dir etwas aufzwingen. Du müßtest nur aushalten, daß es um Dich herum Leute mit einem (nicht im Beuys'schen Sinne) erweiterten bzw. vertieften Kunstverständnis gibt.

Dein Radius ist einfach sehr klein. Was Dir den Blick so verengt, sind richtige Scheuklappen. Du hast eine extrem begrenzte Sicht von Kunst im Allgemeinen, von Musik im Besonderen.

In Deiner reduktiven Sichtweise ist Kunst ein reines Genußobjekt und Musik für Dich - als reines Hörerlebnis - nur ein Gefühlsreservoir, was bei Deiner Ichbezogenheit heißt: Du fragst noch nicht einmal nach den möglichen Empfindungen des Komponisten, Du bist nur an Deinen Gefühlen interessiert, die Du beim Kunstgenuß empfindest und der Musik unterstellst. Im Grunde ist die Beschäftigung mit Kunst/Musik für Dich reiner Selbstgenuß.

Warum nicht? Jedem Tierchen sein Plaisirchen. Aber Du bist es, der immer wieder Diskussionen zu diesem Thema anfängt und dabei anderen vorzuschreiben versucht, daß sie Deinen engen Radius nicht überschreiten, Deine reduktive Sichtweise teilen.

Du möchtest Deine Defizite für den Rest der Welt zur Norm erklären. Weil sich Dir der Sinn eines Notentextes optisch nicht erschließt, soll es auch niemanden sonst geben, der eine Partitur oder Noten lesen und verstehen kann. Daß man in Musik überhaupt etwas verstehen kann, ist Dir ein Ärgernis, weil Du Musik auf reines Gefühl reduzieren willst.

Dazu in Parenthese Folgendes: Auch Dein Gefühlsverständnis ist reduktiv. Neben dem Musikantenstadl-Herzschmerz gibt es noch ganz andere und vor allem auch schreckliche Gefühle: Haß, Neid, Zorn, Furcht, Ekel, Häme - Affekte, denen man sich als Mensch stellen muß und die nachzuzeichnen die Hauptaufgabe von Oper und Oratorium, Kunstlied und später auch reiner Instrumentalmusik gewesen ist, gleichberechtigt neben den "schönen" Gefühlen wie Sehnsucht, Freude, Liebe, Glück (ein Kompendium aller menschlichen Empfindungen findest Du zum Beispiel in den "Sonatas and Interludes" des [von Dir zu Unrecht geschmähten und natürlich unverstandenen] John Cage).

Ferner: In der Musikantenstadl-Logik ist das Herz alles und der Kopf garnix. Den Kopf brauchst Du offenbar nur als Aufhänger für Deine Ohren: Der Kopf ist pfui, eine böse Gegenwelt zum Herzilein. Der Verstand, seine Möglichkeit, das vom Künstler Erdachte reflektierend zu durchdringen, ist für Dich von Übel. Auch hier gilt wieder: Du müßtest einfach aushalten, daß es um Dich herum Menschen gibt, die Musik gefühlsmäßig und intellektuell aufnehmen und bei denen sich das eine zum andern ergänzt.

Du läßt einfach eine ganze Wahrnehmungsebene außen vor, wenn Du dem Künstler* absprichst, daß er beim Arbeiten nicht nur empfindet, sondern auch denkt, und daß sein Reflektieren (durchs künstlerische Material hindurch) vom Leser, Betrachter, Spieler und Hörer auch nachvollzogen werden möchte - und daß diese Art der Wahrnehmung viel mehr ist als nur ein Genuß.


*bildender Künstler, Schriftsteller, Komponist und Interpret
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Vielleicht auch ein KI-Test-Roboter?
 
Es ist schon ein bißchen komplizierter. Niemand will Dir etwas aufzwingen. (...)
Mir ist etwas klargeworden... Du interessierst Dich weitaus mehr für Komposition, denn für Musik. Das ist sicher legitim. Aber beides ist eben nicht das gleiche... in Musik (dem, was man mit dem Ohr aufnehmen kann) lassen sich so unendlich viele Welten, Aspekte, Details, und Nuancen entdecken, so viele überraschende Erkenntnisse und Einsichten gewinnen... auch über sich selbst... wenn man das will...
 
(Vergessen zu erwähnen: wenn nicht, dann natürlich nicht)
 
Du interessierst Dich weitaus mehr für Komposition, denn für Musik.
Zitat von Mr. Spock:
So unlogisch wie zu behaupten, jemand interessierte sich mehr für Malerei als für Bilder, mehr für Literatur als für den Text. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Du belegst mit diesen Worten Deine Geringschätzung der Komposition als Grundlage für das akustisch zu Realisierende - und damit auch Deine Geringschätzung des sich mitteilenden Künstlers (in diesem Fall: des Komponisten).

Lieber DK, was Du da schreibst
in Musik (dem, was man mit dem Ohr aufnehmen kann) lassen sich so unendlich viele Welten, Aspekte, Details, und Nuancen entdecken, so viele überraschende Erkenntnisse und Einsichten gewinnen... auch über sich selbst... wenn man das will...
das sind doch hilflose Rückzugsgefechte. Aus dem nebulösen Wortschwall spricht wieder nur Deine extrem reduzierte Wahrnehmung, mit der Du ausblendest, was Dich überfordert - und eine maßlose Egozentrik, die es Dir verwehrt, Dich auf andere Menschen einzulassen. Egal ob das eine nette Frau oder ein Künstler ist (oder beides in Personalunion), sie hätten Dir etwas zu sagen, aber Du hörst ihnen nicht zu, weil Dich nur Dein Erleben, Deine Bedeutung interessiert. So kann man auch sein Leben verpassen...

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Tja, genau das ist Dreiklangs Problem.

Er ist ein einsamer Mensch, der z.B. Clavio braucht, um irgendwo "Ansprache" zu bekommen. Ansonsten hockt er irgendwie so alleine herum.

Sein großer Wunsch ist, dass Leute sich für ihn interessieren, denn er ist der Ansicht, dass er viele interessante Gedanken hat. Leider interessiert sich jedoch niemand für ihn, weder ihm realen Leben, wo er vermutlich einfach großteils ignoriert wird, noch hier, wo seine Äußerungen mit Belustigung aufgenommen werden.

Dies führt dazu, dass es Dreiklangs LETZTER Gedanke wäre, sich für andere zu interessieren - denn warum sollte er sich für die interessieren, denen er und seine tolle geistige Welt am Arsch vorbeigehen? Gewissermaßen in Vorleistung gehen, um dann festzustellen, dass sich die anderen dann auch nicht stärker für ihn interessieren? Das erscheint ihm unsinnige und frustverstärkende Energieverschwendung, also bleibt er lieber in seiner Loner-Blase.
 
Sein großer Wunsch ist, dass Leute sich für ihn interessieren, denn er ist der Ansicht, dass er viele interessante Gedanken hat. Leider interessiert sich jedoch niemand für ihn
Prinzipiell höre ich gerne jedem zu, der mir etwas mitteilen will, das ihn beschäftigt: ein Geschehen, eine Erkenntnis oder Lebenserfahrung. Man kann immer etwas lernen. Ich glaube, so wirst Du's auch halten.

Das Problem in Dreiklangs gedanken- und begriffsloser Welt: In ihr wird nichts mitgeteilt außer dem innig gehauchten, jetzt schon vielfach parodierten "Schöön..."

Das erinnert mich an Kiffer, die einem von ihrer jüngsten Bewußtseinserweiterung vorschwärmen: "Ey, das glaubste nich, wir ham uns da gestern schwarzen Afghanen reingezogen, boah war ich breit..."

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Prinzipiell höre ich gerne jedem zu (...)
...ich nicht.
Wer mir mit fadenscheinigem Blabla a la "objektiv messbar" kommt, ist schon unten durch und indiskutabel. Es lohnt nicht mal, solchen Leuten ironisch zu empfehlen, dass sie ihre "Gefühle" doch bitteschön objektiv messen sollen... allerlei gar nicht mal abgehobenes Elfenbeinturmzueugs, sondern ganz elementar alltägliches sollen die mal messen: Zuneigung, Abneigung usw. ... auf die objektiven Messergebnisse wäre ich sehr gespannt :lol::lol: ...aber was dabei heraus kommt, taugt auch nur zu einem eher faden, sehr bald langweiligen Amusement... sich einfach abwenden, wenn einer möchtegern schlau zwischen Komposition und Musik trennt, ist letztlich am besten.
@Gomez de Riquet Hut ab vor deiner geduldigen Mühe, fast kommst du mir wie Settembrini vor;-) ich hab diese Geduld nicht, statt 80% besser 100% ignorieren (um wenigstens objektiv messbar blabla an den Titel des Fadens zu erinnern)
Selbsternannte Messiase tauchen immer mal wieder auf, predigen mal politisierend, mal klavieristisch, mal feministisch - bon, sollnse gerne tun. Ich hab da eine herrliche Szene aus Life of Brian vor Augen :lol::lol::lol::lol: "blabla und eines Freundes Freund Hammer blabla"
 

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