Wie schlimm ist dieser Riss in der Gussplatte

Dabei seit
17. Okt. 2021
Beiträge
2.410
Reaktionen
1.534
... auf einer Skala von "massiver Wertverlust" bis "direkt zum Schrottplatz"?

Man sieht es auf dem zweiten Foto nicht so gut. Der Riss geht unten weiter, man sieht ihn bis ca. zur Hälfte der Strecke zwischen Strebe und Gehäuse. Ob er unter dem Lack noch weitergeht, kann ich nicht sagen.

Es ist wahrscheinlich in dem Fall irrelevant, aber es handelt sich um einen Bösendorfer 190 cm aus den 50ern.
 

Anhänge

  • riss1.jpg
    riss1.jpg
    354,9 KB · Aufrufe: 143
  • riss2.jpg
    riss2.jpg
    460,8 KB · Aufrufe: 133
Was wir da sehen ist nur ein Bruchteil der Geschichte und des Zustands des Flügels - und ich befürchte, dass der Rest da keinen Anhaltspunkt für entlastendes Ausatmen geben wird.
 
Stimmt, aber es ist mit Abstand der gravierendste Teil des Zustands.
Die Stege sind in Ordnung, der Resonanzboden hat zwei unkritische Risse, der Stimmstock ist soweit beurteilbar in Ordnung, Mechanik ebenso.
Was immer diesen Riss verursacht hat, hat wahrscheinlich auch andere Schäden hinterlassen. Aber wenn wir den best case annehmen, dass sonst nichts Grobes ist - auch der best case ist noch ziemlich mies, oder?
 
Ok, aber man muss sie stabilisieren und sollte es nicht lassen, wie es ist?
 
Denke schon. Der Gussrahmen kann ja an dieser Stelle keine Last mehr aufnehmen, also verteilt die sich auf andere Komponenten, die dann evtl. Schäden bekommen (z.B. der Stimmstock).
Kann natürlich sein, dass er so noch funktioniert und auch irgendwie stimm- und spielbar ist, aber ohne Stabilisierung würde ich da noch nicht mal in eine Stimmung investieren. Das wäre mir zu riskant.

Ich persönlich würde ihn, wenn geschenkt, vermutlich nehmen*, den Bezug entspannen und schauen, ob der Riss sich wieder schließt. Anschließend die Stelle wenigstens dreiseitig mit Stahl beplanken und hoffen, dass das am Ende funktioniert. :-D Also sprich: Erst mal nicht mehr als 50,- € investieren. Das kalkulierbare Risiko wären halt die Entsorgungskosten.

*) das auch nur, wenn der Rest annehmbar ist und ich die Möglichkeiten hätte (Platz, Werkstatt...)
 
... auf einer Skala von "massiver Wertverlust" bis "direkt zum Schrottplatz"?

Man sieht es auf dem zweiten Foto nicht so gut. Der Riss geht unten weiter, man sieht ihn bis ca. zur Hälfte der Strecke zwischen Strebe und Gehäuse. Ob er unter dem Lack noch weitergeht, kann ich nicht sagen.

Es ist wahrscheinlich in dem Fall irrelevant, aber es handelt sich um einen Bösendorfer 190 cm aus den 50ern.

So gern es mir leid tut - es ist ein finaler Plattenbruch, also ein Totalschaden.

Das Instrument wird keine Stimmung mehr halten.
 

Wie könnte man denn dort etwas einbohren - man kann den Riss ja nicht auseinanderziehen und wieder zusammenschieben.
 
Mir stellt sich erneut die Frage, die auch in diesem Thema gestellt (aber nicht beantwortet) wurde:

Wodurch können Risse verursacht werden?

Es herrschen enorme Zugkräfte, aber die Gussrahmen sind dafür ausgelegt und der Rahmen dieses Bösendorfers hat diesen Kräften bereits Jahrzehnte standgehalten.
 
Mir stellt sich erneut die Frage, die auch in diesem Thema gestellt (aber nicht beantwortet) wurde:

Wodurch können Risse verursacht werden?

Es herrschen enorme Zugkräfte, aber die Gussrahmen sind dafür ausgelegt und der Rahmen dieses Bösendorfers hat diesen Kräften bereits Jahrzehnte standgehalten.
Eisenguss zieht sich beim Erkalten zusammen und kann dadurch kleine oder größere Hohlräume bilden, so genannte Lunker. Wirken Kräfte auf diese Stellen, kann es im ungünstigen Fall zum Bruch kommen. Auch Materialermüdung oder Unreinheiten spielen eine Rolle. Eine wichtige Frage ist, wie genau die Konstrukteure und Produzenten ihre Verfahren beherrscht haben und welche Qualitätskontrollen stattfanden. Eigentlich ist Guss ein robuster Werkstoff, aber man kriegt alles irgendwie kaputt.
 
Wodurch können Risse verursacht werden?

Es herrschen enorme Zugkräfte, aber die Gussrahmen sind dafür ausgelegt und der Rahmen dieses Bösendorfers hat diesen Kräften bereits Jahrzehnte standgehalten.
Im Rahmen herrschen Druckkräfte (auf den Saiten Zugkräfte), aber das ist erstmal nur Erbsenzählerei... Druck- und Zugkräfte kann das Gusseisen nämlich sehr gut aushalten. Was es garnicht gut aushält sind Scherkräfte. Diese treten teilweise konstruktionsbedingt auf, aufgrund der Geometrie des Rahmens. Zum anderen ändern sie sich mit dem Zug der Saiten. Werden die Saiten ungleichmässig angezogen, z.B. beim Stimmen, sind die Lastverhältnisse plötzlich ganz andere als bei der Berechnung. Ich kenne mich mit Saiten nicht so aus, kann mir vorstellen, dass auch bei anderen als den ursprünglich vorgesehenen Saiten andere Kräfte herrschen. Da diese Kräfte alle nicht gleichmässig wirken, ändern sich die Scherkräfte. Verstärkend kommen noch Materialfehler hinzu, die für ungleichmäßige Kraftverteilungen sorgen.
 
Kaufen würde ich den Flügel nicht. Aber wenn er eh schon bei mir stehen würde, würde ich ihn einfach stimmen und mal schauen. Bzw. vorab schauen, wann zuletzt gestimmt und wie hat er die Stimmung gehalten. Falls er zu tief steht würde ich ihn auch ungern auf 440 Hz hochziehen. Aber letztlich sehe ich das wie Klavierbauermeister: dürfte kein Problem sein.

Was hat es denn damit auf sich: soll der ge- oder verkauft werden? Ist das deiner, @Flieger?
 
Druck- und Zugkräfte kann das Gusseisen nämlich sehr gut aushalten.
Zugkräfte kann es leider eben gar nicht gut aushalten. Da verhält es sich ein wenig wie Beton. Hart, spröde, unverwüstlich bei Druck, aber sehr empfindlich bei Zug.
warum nicht einen hochfesten Rundstahl 8/10mm einbohren und verkleben?
Hmm, wenn es die Lasten formstabil aufnimmt, sicher. Aber Rundstahl kann sich ja in alle Richtungen verbiegen, daher wäre meine Idee die Versteifung von 3 Seiten. Keine Ahnung, versuchen kann man sicher einiges.
 
@Tastenscherge Nein, ist nicht meiner. Er wurde mir zum Kauf für 12k angeboten, wobei der Preis noch etwas verringert werden könnte. Aber aufgrund des Risses bin ich abgeneigt, insbesondere bei dem Preis und weil ja noch ein paar andere Reparaturen anstehen würden, zB neuer Bassbezug.

EDIT: Laut Verkäufer hat ein Klavierstimmer behauptet, der Riss wäre nicht schlimm, weil ihn die Zugkräfte der Saiten eh zusammenziehen. Da ging bei mir einmal der Bullshitalarm los.

Wenn ich ihn schon hätte, würde ich auf ihm spielen, bis er die Stimmung nicht mehr hält. Aber kaufen ...

Der Verkäufer will ihn kommende Woche stimmen lassen, dh. in 3 Wochen weiß man Konkretes über die Stimmhaltung. Aber selbst wenn er sie hält, bin ich noch immer sehr skeptisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Tastenscherge Nein, ist nicht meiner. Er wurde mir zum Kauf für 12k angeboten, wobei der Preis noch etwas verringert werden könnte. Aber aufgrund des Risses bin ich abgeneigt, insbesondere bei dem Preis und weil ja noch ein paar andere Reparaturen anstehen würden, zB neuer Bassbezug.

Wenn ich ihn schon hätte, würde ich auf ihm spielen, bis er die Stimmung nicht mehr hält. Aber kaufen ...
Ich würde eine neue Gussplatte empfehlen, aber für den Preis kriegst auch n neuen Flügel.
 

Zurück
Top Bottom