Wenn du so gut wie ausschließlich frühbarocke Werke spielst, vor-Bach-Werke, dann kann sich eine mitteltönige Stimmung lohnen. Dann sind allerdings Stücke mit Tonarten größer ca. 3 Kreuze oder B's oder Stücke mit vielen Harmoniewechseln in entferntere Tonarten so gut wie nicht mehr spielbar und bestimmte Intervalle, sog. "Wolfsquinten" tabu, weil es sich schrecklich anhört. So groß der Genuß einer schwebungsfreien großen Terz z.B. C-E ist (insbesondere bei der Orgel), so groß ist der Mißklang bei den Tonarten, auf deren Kosten der schöne schwebungsarme oder schwebungsfreie Klang erkauft wird.
Also, wenn du auch Musik ab etwa dem Jahr 1700 spielen möchtest, bleib lieber bei der gleichschwebenden Stimmung.
Es gibt aber auch Kompromisse zwischen den sehr extremen mitteltönigen Stimmungen und der heutigen gleichschwebenden Stimmung - bei denen sind alle Tonarten möglich, aber sie sind nicht alle gleich. Vielleicht wäre sowas (z.B. Kirnberger-Stimmung) ja etwas für dich?
Du fragtest nach dem hörbaren Unterschied. Am besten, du spielst Halbton für Halton eine große Terz nach der anderen. Bei unserer gleichschwebenden Stimmung sollten die Schwebungen der Terzen nach oben hin gleichmäßig immer größer werden, nach einer Oktave genau verdoppelt. Bei allen anderen Stimmungen sind die Schwebungen ungleichmäßig, manche Terzen schweben weniger (sprich, klingen schöner), andere mehr beim Durchspiel Halbton für Halbton. Bei mitteltönigen Stimmungen noch radikaler - manche Terzen schweben überhaupt nicht, manche wobbeln unerträglich.