Wie improvisiert man ein Lied damit es gut klingt und wie schwer ist das?

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Pianissimopp

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Hallo,

ich sehe immer mal wieder dass jemand scheinbar mühelos etwas improvisiert spielt und das gut klingt. Ich vermute bzw denke zu sehen dass zu der einfachen Melodie (rechte Hand) ein paar 2-3 Ton Akkorde gespielt werden, ist das korrekt?

Dazu würde mich interessieren:

- Wie schwer ist sowas und wie macht /lernt man es?

Vielleicht mal am denkbar einfachsten Beispiel erklärt mit Einzelnoten der rechte Hand gespieltes alle meine Entchen (C Dur) oder Fuchs du hast die Gans gestohlen (F Dur?!)... gibt es Regeln wie oft/welche Akkorde improvisiert werden sollten?

Tatsächlich geht es mir dabei vor allem um Kinderlieder, gibt es weiter Anwendungsmöglichkeiten?

Danke!
 
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Wenn Du keinen Lehrer hast der Dir das zeigt: im Kurs von Franz Titscher gibt es ein Modul zum Thema Liedbegleitung.
 
Wo sammer?
Super!
Gulda ist der Held meiner Kindheit!
Er ist für mich die Verkörperung, dass Musik einfach Musik ist.
 
Für das Improvisieren von Liedern gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Um Improvisieren zu können, ist es meiner Meinung nach sehr nützlich, wenn Du die Theorie der Akkorde und Akkordumkehrungen beherrschst - das gibt Dir einfach die ultimative Freiheit! :-)

Wenn Du z.B. "Alle meine Entchen" spielen möchtest, kannst Du mithilfe der Theorie mögliche Akkorde finden. Das ist nicht besonders schwer und häufig eine spaßige Knobelaufgabe (z.B. "In welchen Akkorden kommt der Melodieton c vor? C-Dur, a-Moll, F-Dur, f-Moll usw."). Die Schwierigkeit ist vor allem, aus der Vielzahl an Möglichkeiten die schönste herauszufinden.

Mit der Melodie und den Akkorden kannst Du dann unterschiedliche Dinge tun:

1. Die rechte Hand spielt ausschließlich die Melodie, die linke Hand spielt dazu Akkorde. Die Funktionen Melodie und Begleitung sind also auf die Hände aufgeteilt. Um das Ganze etwas dynamischer werden zu lassen, kann man die Akkorde der linken Hand 'brechen', also die Akkordtöne nacheinander spielen. (Bei Ludovico Einaudi findest Du diese Technik häufig: rechte Hand = Melodie, linke Hand = Akkorde in ständiger Achtelbewegung.)

2. Wenn man ein anderes Instrument oder Gesang begleitet, kann man beide Hände für die Liedbegleitung einsetzen. Dann spielt man gar nicht die Melodie, diese wird ja schon gesungen/gespielt. Das bedeutet: Die linke Hand spielt die Basstöne (meistens Grundtöne, also bei a-Moll das a, bei E-Dur das e etc.), die rechte Hand spielt Akkorde z.B. in einem Rhythmus oder wie unter Punkt 1 'gebrochen'. Auch hier sind die Funktionen auf die Hände aufgeteilt.

3. Die schwierigste Form verteilt die 3 Funktionen Melodie, Akkorde und Bass auf beide Hände. Das bedeutet, dass Du in den äußeren Fingern (3-5) der linken Hand Basstöne spielst, mit den äußeren Fingern der rechten Hand die Melodie spielst und die 'mittleren' Finger (ca. Daumen bis Mittelfinger beider Hände) füllen harmonisch und rhythmisch auf. Du stellst dann mit zwei Händen drei Funktionen dar. Das macht es etwas anspruchsvoll - Pop-Arrangements für Klavier nutzen häufig diese Art des Klavierspiels, dort kann man sich Inspiration holen.

Wenn Du regelmäßig mit den Varianten 1 und 2 herumspielst, dann kommst Du mit der Zeit auch zur Variante 3. Viel Spaß beim Experimentieren :-)
 
Ein paar kleine Gednaken meinerseits:

ich sehe immer mal wieder dass jemand scheinbar mühelos etwas improvisiert spielt und das gut klingt.

Scheinbar oder anscheinend? :-)

Ich vermute bzw denke zu sehen dass zu der einfachen Melodie (rechte Hand) ein paar 2-3 Ton Akkorde gespielt werden, ist das korrekt?

Das ist eine von mehreren Möglichkeiten. Da ich nicht weiß, was Du gehört hast, kann ich Dir das natürlich nicht sagen.

Bei "Alle meine Entchen" könnte man auch ohne Akkorde, aber mit Walking Bass spielen. Das macht die Sache aber nicht einfacher.

- Wie schwer ist sowas und wie macht /lernt man es?

Ich habe - neben meinem rein notenorientieren Unterricht - eigentlich sehr schnell selbst gemacht (zum Verduss meiner Eltern, die nicht verstanden, was ich machte).

Das Wichtigste ist: Hören.
Und das, was Du - ob innerlich oder extern - hörst auch umsetzen.
In unserer Musikkultur hier wäre das:
Intervalle
Akkorde
Umkehrung, Voicings
Kadenzen, Quintfallsequenz etc
Begleitpattern
...

Ich habe angefagnen Musik nach zu spielen und auszuprobieren: Was machen die da, was passiert da, wiepassiert da?
Da ich da keinerlei Literatur hatte (und YouTube erst über 30 Jahre später erfunden wurde), war das - bis auf Grundlagen (Dur, Moll, Kirchentonleitern, Kadenz, Trugschluss) - alles in Eigenregie.

)... gibt es Regeln wie oft/welche Akkorde improvisiert werden sollten?

Kurze Antwort: Nein.
Bessere Antwort: Kommt drauf an.
Die Improvisiation im Hintergrund zum Abendmahl ist eine andere als auf der Free-Jazz-Jamsession.

Verwsuche bei Improvisationen, die Du hörst, heraus zu finden, was da passiert.

Tatsächlich geht es mir dabei vor allem um Kinderlieder, gibt es weiter Anwendungsmöglichkeiten?

Jazz, Pop, Rock, ... usw.

Ich habe in diversen Bands oder Bandprojekten mitgespielt.
Da gab es alles: Leadsheet, musse Dir raushören, Noten, probieren wir aus, Noten als grobe Idee, ...

Und diverse Male solo gespielt (Saxophon, Klavier). Da war wieder der Kontext.

Einersetis: Du machst da ein großes Fass auf.
Andererseits: Es macht viel Spaß, es gibt viel zu entdecken.

Nicht vergessen:
Rhythmus ist auch wichtig.
Dynmik ist auch wichtig.

Grüße
Roland
 
Da muss ich an die naive Polizistin aus "Mord mit Aussicht" denken, die immer sagt "Ist ja auch wichtig!" :lol: (Und natürlich ihren zweiten Spruch: "Nee, ne?")
 
@hasenbein jetzt aber Hochdruck - Mann Mann Mann hier ist aber wieder was los :-D :drink:
 
Tatsächlich geht es mir dabei vor allem um Kinderlieder, gibt es weiter Anwendungsmöglichkeiten?
Natürlich gibt es weitere Anwendungsmöglichkeiten. Aber zunächst zu den Kinderliedern.

Zunächst versucht man eine Kombination aus den Hauptstufen der zugehörigen Tonleiter (Tonika, Dominante, Subdominante ... in C-Dur also C, G, und F-Dur). In diesen Akkorden sind schon alle Töne enthalten, die in der Melodie überhaupt vorkommen können, wenn sie keine leiterfremden Töne nutzt ... diese erkennt man an Versetzungszeichen im Notentext. Bleiben wir aber zunächst bei der einfachen Variante ohne Versetzungszeichen im Text (keine Leiterfremden Töne).
Für viele Kinderlieder reichen Tonika und Dominante (Fuchs du hast die Ganz gestohlen kommt ohne Subdominante aus) und mit T, D, und S bist du hinreichend bewaffnet..

Also erstmal wird die Melodie mit geblockten Akkorden der Hauptstufen I, IV, und V begleitet.

Sollte einem das zu langweilig erscheinen (vor allem bei Wiederholungen) kann man noch die Nebenstufen an Bord holen ... also die anderen drei Akkorde auf den Stufen II, III, und VI (die VII würde ich erstmal nur als Dominantvertreter verstehen, also einsetzen, wie eine V).
Dabei ist es hilfreich, die Beziehungen zwischen den Haupt- und Nebenstufen im Blick zu behalten (hier in Dur).
I ist Tonika ... VI ist Tonikaparallele und III ist Tonikagegenklang.
IV ist Subdominante ... II ist Subdominantparallele und VI ist Subdominantgegenklang
V ist Dominante ... III ist Dominantparallele und einen Dominantgegenklang gibts nicht (dem fehlt die Quinte).
(Du merkst, einige der Stufen tauchen hier in verschiedenen Funktionen auf)

Letztlich stellt man bei der Analyse auch "großer Klavierliteratur" immer wieder fest, dass auch da oft mit den Hauptstufen gearbeitet wird ... das hier Beschriebene bezieht sich also nicht nur auf einfache Kinderlieder, sondern könnte als "Bauplan" für "schöne Musik" herhalten.

Wenn du das Zeug mit den Stufen jetzt nicht verstanden hast, dann empfehle ich dir dringend, dich mit den Stufenakkorden in einer Tonleiter zu beschäftigen.
Wenn das für dich verständlich war, dann wären Umkehrungen der nächste Schritt ... einfach weil Stimmführung sich oft an Singstimmen orientiert und diese nunmal nicht ständig große Sprünge ausführen möchten.
Mit Umkehrungen hält man die Wege auf der Tastatur kurz.

Wenn du deine Kinderlieder mit geblockten Akkorden begleiten kannst (ohne dir vorher welche zurecht zu legen), dann kannst du beginnen, verschiedene Begleitpatterns zu versuchen. "Grundton, Terz, Quinte, Terz" oder auch "Grundton - Quinte - Terz - Quinte" (Alberti), oder "Grundton einzeln, Terz und Quint im passenden Rhythmus geblockt" (sowas macht Mozart recht häufig).
Natürlich auch da dann wieder mit Umkehrungen, damit die Hand nicht springen muss.

Wenn du dich dann sicher genug fühlst, kannst du versuchen, Pausen in der Melodie mit kurzen Motiven in der linkenHand zu füllen (zum Beispiel bei alle meine Entchen nach dem "schwimmen auf dem See" einen kleinen aufsteigenden Basslauf "c, d, e" ... wenn du das machst, glauben dir aber schon einige Menschen nicht mehr, dass du das improvisiert hast.

Sich mit Blues zu beschäftigen ist eine sehr gute Impro-Übung. Denn da gibt es dann eben "das Blues-Schema" an dem man sich entlanghangeln kann. Allerdings geht es da doch eher darum, die melodieführende Hand improvisieren zu lassen, weil man sich auf die Bluesbegleitung nicht konzentrieren muss ... ist ja eh immer das gleiche.
Du scheinst ja eher an einer Begleit-Impro interessiert zu sein ... das Improvisieren übernimmt im Blues meist eher die rechte Hand während die Linke recht stoisch das Begleitschema durchpanzert.
 
Für viele Kinderlieder reichen Tonika und Dominante (Fuchs du hast die Ganz gestohlen kommt ohne Subdominante aus)
...damit vergrätzt man die lieben Kindlein, denn wenn man "gib sie wieder" mit Tonika oder Dominante unterlegt, klingt es scheiße :lol: (und man macht sie in Sachen Diktat auch noch zu Schulversagern)

c-d-e-f-g-g-g-g-a-f-c-a- g
 
Da muss ich an die naive Polizistin aus "Mord mit Aussicht" denken, die immer sagt "Ist ja auch wichtig!" :lol: (Und natürlich ihren zweiten Spruch: "Nee, ne?")

Leider wird das zu oft vergessen. Minutenlanges Geklimper auf dem selben mittleren Lautstärkelevel und trotzdem langeweilig. :-) (Habe ich 'TEY' im Hinterkopp gehört!?)

Ich wollte das (eigentlich Selbstverständliche) mal erwähnen, die wenigsten fangen ja mit Rhythmus an, siehe OP. Der fing mit Melodie an und fragte nach Akkorden. Und - wie das so ist - konzentriert man sich ausschließlich auf das eine, föllt das andere hinten runter, solange es nicht bereits etabliert ist.

Und, nein, die naive Polizistin kenne ich nicht. Ich schaue fast kein TV. :-)

Grüße
Häretiker, ne?
 

@rolf und @Peter
Ist euer Textverständnis so wenig ausgeprägt, dass euch entgangen ist, worum es mir ging?

Es ging mir allgemein um die Herangehensweise an die Harmonisierung einfacher Melodien.
Die Hauptstufen (T, S, D) enthalten alle Töne, die in einer Melodie aus leitereigenen Tönen vorkommen können. Also beginnt man mit denen.
Dann schaut man, wie das klingt und wenn es einem irgendwie zu eintönig erscheint, dann probiert man Nebenstufen.

Was ist daran falsch, und was lässt euch glauben, dass ich von Harmonisierung oder Improvisation keine Ahnung habe und daher besser die Klappe halten sollte?
 
Das war ein Irrtum ... bitte entschuldige ... ich bin halt keine Maschine, da passiert sowas mal.

Sonst hast du keine Einwände?
 
Die Frage, was daran falsch sein soll, bezog sich auf den Absatz darüber (im gleichen Posting).
 
Das war ein Irrtum ... bitte entschuldige ... ich bin halt keine Maschine, da passiert sowas mal.
...du untertreibst vehement - allerdings dürfte kaum jemand seine Zeit damit vergeuden wollen, aus deinen weitschweifigen Monologen das wenige brauchbare heraus zu filtern. Spaßiger ist, exemplarische Glanzstücke zu zitieren ;-)
 
Ist euer Textverständnis so wenig ausgeprägt, dass euch entgangen ist, worum es mir ging?
Nix für ungut, aber das dürfte den meisten so gehen, erst recht Anfängern. Deine Erklär-Beiträge bringen mitunter mehr Verwirrung als Verständnis.
Mein "Hinweis" bezog sich allerdings lediglich auf die angeblich nicht vorhandene SD. Den Rest will ich nicht weiter beurteilen (den habe ich gar nicht gelesen).
Und btw., in einem gleichen Beitrag, in dem man Funktionen erklärt, explizit und ohne Not darauf hinzuweisen, dass eine vorhandene SD nicht vorhanden ist, ist nicht einfach nur ein Irrtum.

Versetze dich mal in den Empfänger deiner Erklärung. Der bekommt Matsch im Kopf. :-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist daran falsch, und was lässt euch glauben, dass ich von Harmonisierung oder Improvisation keine Ahnung habe und daher besser die Klappe halten sollte?
Es ist - sorry - ein komplett an der Sache vorbeigehender Ansatz, das bekannte Kinderlied über kleinkriminelle Füchse mit einer 1:1-Harmonisierung zu unterlegen. Wer sowas tut und empfiehlt, hat von Harmonisierung und Improvisation keine Ahnung. Peng, aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Versetze dich mal in den Empfänger deiner Erklärung. Der bekommt Matsch im Kopf. :-)

Eben.

Wie ich schon mal woanders schrieb:
Wenn ich einem erklären will, wie Skat funktioniert, fange ich mit "Farbe", "Stich", "Trumpf" usw. an. Und nicht mit "beim überreizten Spiel zahlt der Verlierer mindestens so oft den Grundwert, wie er gereizt hat".

Grüße
Häretiker
 

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