Wie geht Ihr mit Konflikten im Klavierunterricht um?

Schüler..., die aus welchen Gründen auch immer nicht viel geübt haben
Man muss mal zur Kenntnis nehmen, daß manchen (vielen) dieses Konzept einfach fremd ist: Lehrer zeigt und erklärt, Schüler übt zuhause. Man erinnere sich mal an die Grundschule, wie man da lesen und schreiben gelernt hat: man hat es jeden Tag in der Schule geübt. M.E. bräuchten viele Schüler - gerade aus "bildungsfernen" Verhältnissen eher so einen Unterricht: mehrmals die Woche in der Gruppe zum gleichen Preis wie Einzelunterricht. Also Gruppenunterricht mal nicht als Sparmaßnahme. Fleißige Schüler fallen beizeiten auf und können in den Einzelunterricht wechseln.
 
Rogers und Gordon finde ich gut. Aber Unterricht ist keine Psychotherapie. Ich gebe zu, ich höre aktiv zu und ich verwende auch ich Botschaften. Ich bin empathisch und kongruent. Wenn ich dann 23 -28 Schüler vor mir sitzen habe, hilft jedoch häufig nur noch eine glasklare Ansage: "Sie machen nun dieses." Diskussion beendet. Wenn ich das nicht machen würde, käme ich nie zum Unterrichten und würde ohne Ende diskutieren. Bin ich autoritär? Manchmal ja, denn ich habe die Verantwortung für das Unterrichtsgeschehen und das heißt Grenzen setzen. Meine Schüler können gut damit umgehen und kommen nach dem Unterricht häufig mit generellen Problemen zu mir.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt verstehe ich gar nix mehr.
Ich dachte, Manipulation sei das Wesen von Erziehung. Was ist Erziehung dann, wenn nicht Manipulation?
@Peter du musst genau lesen, was @chiarina geschrieben hat: man darf nicht manipulieren, ganz besonders nicht mittels Gordon-"Tricks" in Konfliktsituationen. ;-)
...ja, da stellen sich viele Fragen...
 
"ich manipuliere dich nicht" ist einer der durchtriebensten Manipulationstricks überhaupt.

Zu diesem Thema: Robert Greene: "48 Laws of Power" (gibt's auch auf Deutsch). Sehr lesenswert.
 
@Peter du musst genau lesen, was @chiarina geschrieben hat
Ich habe genau gelesen was Ihr beide geschrieben habt. Du begründest Deine Zweifel damit, dass das Gordon-Modell manipulativ wäre.
Ich interpretiere das so, dass Ihr beide Manipulation ablehnt bzw. negativ besetzt. Wenn das so ist, verstehe ich es nicht. Wenn es nicht so ist, bitte ich um Satzkonstrukte, die selbst ich richtig interpretieren kann. :-)
 
@chiarina den superlangen Beitrag mit den zahlreichen kreativen Unterrichtsanregungen finde ich sehr gut :) das werde ich auf jeden Fall aufnehmen !
 
Ihr Lieben,

uff, ich fange mal mit dem Leichten an und arbeite dann die Liste ab :004::

Chiarina, ich gebe zu, ich habe nicht jeden Deiner langen Sermone genau durchgelesen geschweige denn noch im Kopf, und außerdem keinen Bock, nochmal alles durchzugehen - hast Du bereits irgendwo ausgeführt, was für Dich die Bedeutung des Begriffs "Bedürfnis" ist?

Nein.

Das ist das, wo man sich immer ein bischen behindert vorkommt, wenn der Andere stets wiederholt, was man geade gesagt hat.

Nur wenn er nicht geübt im aktiven Zuhören ist. Aber man muss ja mal irgendwo anfangen und dann ist das sog. "Paraphrasieren" ein erster Schritt. Wer Übung besitzt, wiederholt das Gesagte nicht, sondern sagt das, was er verstanden hat. Also mehr, als das Gesagte beinhaltet. Ich selber habe die Erfahrungen gemacht, dass ich sehr froh bin, wenn mir jemand aktiv zuhört, wenn ich ein Problem habe. Auch wenn ich das natürlich merke und auch, wenn derjenige noch nicht so geübt ist.

Rogers und Gordon finde ich gut. Aber Unterricht ist keine Psychotherapie. Ich gebe zu, ich höre aktiv zu und ich verwende auch ich Botschaften. Ich bin empathisch und kongruent. Wenn ich dann 23 -28 Schüler vor mir sitzen habe, hilft jedoch häufig nur noch eine glasklare Ansage: "Sie machen nun dieses." Diskussion beendet. Wenn ich das nicht machen würde, käme ich nie zum Unterrichten und würde ohne Ende diskutieren. Bin ich autoritär? Manchmal ja, denn ich habe die Verantwortung für das Unterrichtsgeschehen und das heißt Grenzen setzen. Meine Schüler können gut damit umgehen und kommen nach dem Unterricht häufig mit generellen Problemen zu mir.

Ein großes Missverständnis herrscht hier im Faden, es ist schon öfter genannt worden: man dürfe nur noch bitten oder vorschlagen und keine glasklaren Ansagen mehr machen.

Das ist völlig falsch!

Das Gordon-Modell ist ja gerade für eine klare Kommunikation erfunden worden. Zudem ist es ein KONFLIKTLÖSUNGSMODELL und wird natürlich nur im Konfliktfall oder bei einem Problem angewendet. Im Unterricht kommen immer Konflikte vor. Ich habe schon mehrmals geschrieben, dass man außerhalb von Konflikten natürlich redet, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Dass der Lehrer im Unterricht führt und den Schüler anleitet. Dass es völlig verfehlt ist, zu fragen, wenn man eine Aufforderung meint. Dass gerade Kinder immer wissen müssen, woran sie sind. Und dann habe ich mehrmals geschrieben, dass Kommunikationssperren wie auffordern, befehlen etc. nur im Konfliktfall die Kommunikation stören können. Ich wundere mich, dass du Gordon und Rogers gut findest, aber dann direkt im Anschluss Dinge sagst, bei denen ich mich frage, ob du das Modell überhaupt kennst.

Also: ich bin sehr für glasklare Ansagen, wenn kein Konflikt vorliegt. Aus meiner Sicht ist übrigens auch eine Ich-Botschaft glasklar. Um Klarheit geht es doch die ganze Zeit und Klarheit ist überhaupt der Sinn des ganzen Modells! Ist das denn so schwer zu verstehen?

...ich mach jetzt erst mal was ganz antigordoniges: ich stelle fest, kein Bach, kein Chopin, kein Jubiläumsludwig, kein Fingersatz und kein lockeres Handgelenk entlockt dir so gewaltige Wortkaskaden wie der Gordon ;-):-D:drink:

Lieber rolf,

das stimmt leider nicht - ich habe schon unzählige, oft auch sehr lange Beiträge zum Thema Klavier und Musik verfasst, jawohl! :008::004:

Du empfiehlst, nachzulesen - hab ich bissel (Rogers, Gordon, etliche Adepten, die das für Kurse auszuschlachten versuchen) - und trotz all deiner vehementen Beteuerungen wird zweierlei nicht ersichtlich:
1. wenn es um Lernziele geht, die Bedürfnislage des Schülers diese (oder den Weg, sie zu erreichen) aber ablehnt, ist nicht zu beweisen, dass notwendig immer eine für beide (Lehrer und Schüler) passende und das Lernziel erreichende Lösung "herbeigegordont" werden kann (wäre ja auch unlogisch, denn diese Lösung ist nicht im Sinn des Schülers, s.o.)
2. ein weiterer Widerspruch ist: keinesfalls soll im Konfliktfall erklärt oder belehrt werden - implizit steckt das aber drin, es wird nur anders verpackt (das ist durchaus manipulativ)
Mag sein, dass das Modell im häuslichen Alltag Konflikte zu lösen sehr hilfreich ist - aber das auf die wöchentliche Klavierstunde zu übertragen, oder auf Gruppendynamik (Schulklassen, gerne pubertierend) wirkt ein wenig wie Wunschdenken.

Zu Punkt 1: ich kann dir nur sagen, dass ich immer eine gefunden habe zusammen mit dem Schüler und dass bei mir Bockigkeit etc. sehr, sehr selten vorkommen. Mir geht es um's Unterrichten und ich kann nur in einer konfliktfreien Atmosphäre effektiv arbeiten. Das Gordon-Modell ist für Menschen gedacht und Menschen gibt es auch in Schulen und Unterrichtssituationen. Wir sind ja auf Gordon überhaupt gekommen, weil Anna ein Problem mit ihrem Schüler hatte. Sie ist damit keineswegs die Einzige! Hier über Forenbeiträge kann ich allerdings nicht beweisen, dass das Modell funktioniert. Da ich aber sonst hier nicht ganz blöd auftrete, könnte man ja auch mal annehmen, dass vielleicht was dran ist, wenn ich mich dafür so einsetze. :006: Übrigens bedeutet eine Klärung der verschiedenen Bedürfnisse ja nicht, dass diese konträren Bedürfnisse in vollem Umfang erfüllt werden.

Zu Punkt 2: Im Konfliktfall wird nach dem Gordon.Modell in KEINSTER Weise erklärt oder belehrt! Wenn der Schüler ein Problem hat, hört man aktiv zu, wenn man als Lehrer ein Problem hat, sendet man eine Ich-Botschaft. Man spricht ausschließlich über sich selbst und wertet den anderen nicht ab. Was soll da eine Erklärung oder Belehrung sein?

Ich hatte das große Glück, die Ausbildung zum Kursleiter der Familienkonferenz (Gordon-Modell) bei jemandem zu machen, der selbst mit Gordon zusammen bei Rogers studiert hatte. Ich kann dir sagen, dass es lange gedauert hat, bis ich selbst hinter das Modell gekommen bin - es ist durchaus komplex und herausfordernd. Ich habe vor 25 Jahren viermal die Familienkonferenz gelesen, bevor ich was kapiert habe. :003: Ich sehe mich auch außerstande, hier über Forumsbeiträge zu zeigen, wie das Modell in vollem Umfang funktioniert. Ich kann das nur rudimentär ansprechen. Ich finde aber, dass bei genauem Lesen relativ klar aus meinen bisherigen Zeilen hervorgeht, dass eben nicht belehrt wird. Sehr wohl wird aber GE-klärt.

Was den Begriff der Manipulation angeht, antworte ich weiter unten.

...weil @Peter so mimimi gemacht hat: wütest, tobst und trampelst du wegen ein paar neckischer Formulierungen wie Gordongekuschel etc?:-D:drink:

Ich finde nicht, dass Peter mimimi gemacht hat, ich habe seine Beiträge auch deshalb gelikt, weil ich sie inhaltlich teilte. Formulierungen wie "Gordongekuschel" stören mich gar nicht, ich schätze deine humorige Art, wie du weißt! :drink::ballon::003: Aber ausschließlich (!!!) schlechte Witze über etwas, womit ich mir viel Mühe gegeben habe, nerven mich. Aber ich kenne dich ja und weiß, dass Verhaltensänderungen in etwa so wahrscheinlich sind als würde ein Trampeltier den Hummelflug spielen. Insofern - alles in bester Butter! :004: :024: Schön finde ich, dass du jetzt diskussionsfreudig wirst! :001:

Last not least: die Manipulation. :001:

Ich habe genau gelesen was Ihr beide geschrieben habt. Du begründest Deine Zweifel damit, dass das Gordon-Modell manipulativ wäre.
Ich interpretiere das so, dass Ihr beide Manipulation ablehnt bzw. negativ besetzt. Wenn das so ist, verstehe ich es nicht. Wenn es nicht so ist, bitte ich um Satzkonstrukte, die selbst ich richtig interpretieren kann. :-)

Jetzt verstehe ich gar nix mehr.
Ich dachte, Manipulation sei das Wesen von Erziehung. Was ist Erziehung dann, wenn nicht Manipulation?

Lieber Peter,

Gordon unterscheidet zwischen Manipulation und Einfluss. Es kommt natürlich auf die Definition von Manipulation an. Ich definiere Manipulation als eine Form der Beeinflussung anderer Menschen zum eigenen Vorteil, bei der sich hinter der vordergründigen und erklärten Absicht eine versteckte Absicht verbirgt, die oft der erklärten Absicht entgegensteht und den anderen zum eigenen Vorteil ausnutzt.

Manipulation in diesem Sinne ist also zutiefst unklar und entschieden abzulehnen. Der Manipulator äußert eben nicht seine Bedürfnisse und interessiert sich nicht wirklich für die Bedürfnisse des anderen. Er versteckt seine wahren Intentionen und Absichten und nutzt ein vordergründig empathisches Verhalten dazu, Informationen zu erhalten und den anderen so zu beeinflussen, dass der tut, was er will.

Einfluss ist da etwas ganz anderes und sehr positiv zu sehen. Als Eltern, als Lehrer ist es sehr wichtig, Einfluss zu nehmen auf Kinder und Schüler. Einfluss im Sinne Gordon ist aber vollkommen klar (Vorbildfunktion, Ich-Botschaften ....) und lässt dem anderen die Freiheit, die inhaltlichen Einflüsse abzulehnen. Es gibt keine versteckte, manipulative Absicht. Ich muss mal was Lustiges loswerden, aber manchmal komme ich mir vor wie Gandalf, der gegenüber dem Balrog steht und brüllt: "Du kommst nicht vorbeiiiiii!" :004: (Wehe, ihr kennt nicht Herr der Ringe :003:).

Ich hoffe, es ist klarer geworden. Es ist schlimm für Kinder, manipulativem Verhalten ständig ausgesetzt zu sein. Das hat schon Alice Miller geschrieben: "Du sollst nicht merken."

Liebe Grüße

chiarina
 
Ihr Lieben,

Ein großes Missverständnis herrscht hier im Faden, es ist schon öfter genannt worden: man dürfe nur noch bitten oder vorschlagen und keine glasklaren Ansagen mehr machen.

Das ist völlig falsch!

Das Gordon-Modell ist ja gerade für eine klare Kommunikation erfunden worden. Zudem ist es ein KONFLIKTLÖSUNGSMODELL und wird natürlich nur im Konfliktfall oder bei einem Problem angewendet. Im Unterricht kommen immer Konflikte vor. Ich habe schon mehrmals geschrieben, dass man außerhalb von Konflikten natürlich redet, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Dass der Lehrer im Unterricht führt und den Schüler anleitet. Dass es völlig verfehlt ist, zu fragen, wenn man eine Aufforderung meint. Dass gerade Kinder immer wissen müssen, woran sie sind. Und dann habe ich mehrmals geschrieben, dass Kommunikationssperren wie auffordern, befehlen etc. nur im Konfliktfall die Kommunikation stören können. Ich wundere mich, dass du Gordon und Rogers gut findest, aber dann direkt im Anschluss Dinge sagst, bei denen ich mich frage, ob du das Modell überhaupt kennst.

Also: ich bin sehr für glasklare Ansagen, wenn kein Konflikt vorliegt. Aus meiner Sicht ist übrigens auch eine Ich-Botschaft glasklar. Um Klarheit geht es doch die ganze Zeit und Klarheit ist überhaupt der Sinn des ganzen Modells! Ist das denn so schwer zu verstehen?

Liebe chiarina,
ich habe mehrere Jahre in einer Beratungstelle in Anlehnung an Rogers Klienten beraten. Daher ist mir die Klientenzentrierte Gesprächsführung vertrauter als das Gordon Modell, das ich ausschließlich durch das Buch "Familienkonferenz" kenne.

Das Du geschrieben hast, dass Du außerhalb von Konflikten durchaus Aufforderungen anwendest habe ich schlicht und ergreifend nicht registriert. Das kann daran liegen, dass ich bei uns in der Schule gerade erlebe, dass besonders eine junge Kollegin nur noch bittet oder vorschlägt und keine klaren Ansagen mehr macht. Mit den entsprechenden Durchsetzungs- und Zeitproblemen. Es ist schwer zu vermitteln, dass nicht alles mit den Schülern ausdiskutiert werden kann.
 
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Liebe @chiarina,
Ich kann in dem, was du schreibst keinerlei Wischi Waschi erkennen. Im Gegenteil, du bleibst vollkommen bei dir und deiner Überzeugung. Und genau das werden deine Schüler auch spüren. Frau Chiarina ist lieb und nett, so lange ich mitspiele. Aber lieb und nett wird begrenzt durch zwei brettharte Banden, durch die kein Durchkommen ist. Jeder durchschnittlich sozialisierte 7 Jährige wird die Bande einmal von oben, von unten und von der Seite testen, feststellen, dass sie extrem stabil ist und es dann akzeptieren, oder zumindest tolerieren. So in etwa: Bei der Frau ist es lustig, aber wenn ich nicht mitspiele gibt's seltsame, wortreiche Gespräche. Aha - hab ich eigentlich kein Bock drauf, also lieber mitspielen...
Dieses Verhalten tritt aber offensichtlich nicht zwangsweise auf, bzw. manche benötigen für diese Erkenntnis ein paar zusätzliche Iterationsschleifen...und nein, du musst nicht das "Bedürfnis" verspüren über jedes Stöckchen zu springen, dass dir vor die Nase gehalten wird.
Mit viel Respekt an deine fachliche Kompetenz und Geduld (und ich bin verdammt froh nix mit Schülern am Hut zu haben)
Hekse
 
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Also.

Wenn ICH als KL ein professionelles Setting "Klavierunterricht" anbiete, für das Geld fließt, verpflichte ich mich einerseits zu bestimmten Dingen (pünktlich da sein, versprochene Zeitdauer unterrichten, Ahnung haben, gut unterrichten, den Schüler menschlich gut behandeln usw.), andererseits erwarte ich bestimmte Dinge vom Schüler (pünktlich da sein, geübt haben, sich ordentlich benehmen, sich angemessen bemühen & konzentrieren usw.).

Diese Rahmenbedingungen werden von MIR gesetzt, ICH bin ganz eindeutig der Chef in dieser Interaktion. Der Schüler hat selbstverständlich das Recht, von vornherein zu wissen, was die Regeln sind und was von ihm erwartet wird, wenn er Klavierunterricht nimmt; aber dann hat er sich entweder nach diesen Regeln zu richten, oder - wenn er sie in wiederholter oder exorbitanter Weise verletzt - er muss die Konsequenzen tragen (z.B. Rausschmiss).

Ich bringe als Vergleich und "Reality Check" immer ganz gerne den Sportverein: Wenn Fritzchen in den Fußballverein geht, ist Obiges klar wie Kloßbrühe, denn die Mannschaft kann "Quertreiber" absolut nicht gebrauchen, und niemand fragt nach Fritzchens "Bedürfnissen". Was gespielt wird und dessen Regeln sind 100% klar, entweder man macht das mit, oder man kommt entweder vom Spielfeld oder man ist ganz raus aus dem Verein.

Ganz so ist es im Klavierunterricht natürlich nicht (außer bei den "Hardcore-Russen-Lehrern", die es ja auch gibt), aber dennoch: Es handelt sich NICHT um eine Begegnung auf Augenhöhe, bei der zwei "sich ihre Bedürfnisse mitteilen", sondern um MEIN (des KL) Setting.

Dass z.B. in den Schulen heutzutage so viel Chaos herrscht, liegt unter anderem genau daran: dass aufgrund völlig weltfremder Pädagogik-Ideologien den Schülern eine viel zu hohe Position in der Hierarchie eingeräumt wird. Es ist ja verständlich, warum dies geschah: Man wollte nach den Schrecken der Diktatur Möglichkeiten der Erziehung und des Umgangs finden, die einer Demokratie und offenen Gesellschaft angemessen sind und den Rückfall in Gewalt und Despotismus verhindern. Sehr gutes und wichtiges Ziel! Nur hat man im Zuge dessen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, und die Folgen haben u.a. die Schullehrer zu tragen.

Ein Mensch MUSS, damit er ein reifer, in einer Gesellschaft funktionierender, verantwortlicher Mensch werden kann, auch lernen, damit umzugehen, dass es Situationen gibt, in denen es NICHT um "seine Bedürfnisse" (was sind eigentlich die "Bedürfnisse" eines Pubertierenden?? Hm?) geht, sondern denen er sich unterordnen muss, und dass, wenn er das nicht will oder nicht kann, er nicht mehr Teil dieser Situation sein kann.

Danke @hasenbein für deine Worte! Ich teile Deine Meinung in allen Punkten. Ein sehr spannendes Thema!
 
@ hasenbein, @Tastatula
" Wenn ICH als KL ein professionelles Setting "Klavierunterricht" anbiete, für das Geld fließt, verpflichte ich mich einerseits zu bestimmten Dingen (pünktlich da sein, versprochene Zeitdauer unterrichten, Ahnung haben, gut unterrichten, den Schüler menschlich gut behandeln usw.), andererseits erwarte ich bestimmte Dinge vom Schüler (pünktlich da sein, geübt haben, sich ordentlich benehmen, sich angemessen bemühen & konzentrieren usw.).

Diese Rahmenbedingungen werden von MIR gesetzt, ICH bin ganz eindeutig der Chef in dieser Interaktion. Der Schüler hat selbstverständlich das Recht, von vornherein zu wissen, was die Regeln sind und was von ihm erwartet wird, wenn er Klavierunterricht nimmt; aber dann hat er sich entweder nach diesen Regeln zu richten, oder - wenn er sie in wiederholter oder exorbitanter Weise verletzt - er muss die Konsequenzen tragen (z.B. Rausschmiss)."

Das würde bei Rogers unter Beziehung klären fallen. Sprich die Erwartungen des Lehrers an den Schüler und die Erwartungen des Schülers an den Lehrer abklären. Denn auch der Schüler darf sagen: "Wenn 1, 2, 3 nicht erfüllt werden, dann bin ich weg."
 
Chiarina, wärst Du denn dann bitte mal so nett, uns allen mal zu erklären, was genau Du unter dem Begriff "Bedürfnis", der ja in Deinen Ausführungen eine zentrale Rolle spielt (die gegenseitige Bedürfnisklärung und so), verstehst? Vielen Dank!
 
Wenn ich denjenigen zu etwas auffordern möchte und nicht vorhabe, ihm Auswahl zu lassen, ob er dieses Etwas tun will oder nicht, dann formuliere ich das NICHT ALS FUGGIN' FRAGE.
Leider aber - insbesondere wenn Frauen mit ihren Partnern sprechen ist das zu beobachten... - ziemlich verbreitet.

Zustimmung. Wer "überhöflich" Aufforderungen in semantisch abgeschwächte Fragen verpackt, kommuniziert nicht offen. Sei es aus real empfundener Schwäche oder aus einer Position der Macht heraus, die man den anderen nicht so spüren lassen will, damit er nicht rebelliert.
"Offene" Kommunikation wäre (nach meiner Wahrnehmung): "Ich habe eine Bitte an Dich. [der andere wird fragend aufmerksam] - [Man formuliert die Aufforderung/Bitte]" Besonders angenehm empfinde ich, wenn man den Zeitrahmen definiert ("Muss nicht jetzt sofort sein, aber bis zum Zeitpunkt X").

Wenn man sich die Sprechakttheorie von Austin ansieht (um 1955 entwickelt), stellt man fest, dass nicht nur Fragen, sondern auch Aussagesätze, die zunächst überhaupt nicht wie Aufforderungen wirken, als solche verstanden werden.

Klassisches Beispiel: „Es zieht.“ Auch diese Formulierung lässt sich als implizite Aufforderung verstehen, das Fenster zu schließen. Oder: „Ich weiß gar nicht, wie spät es ist.“ Als Reaktion wird man dem Sprecher doch die Uhrzeit mitteilen.

Sorry: Gruselig. Schulz von Thun hat das m. E. hervorragend analysiert. Man kann von Personen mit "Störungen" aus dem autistischen Formenkreis wunderbar lernen, klar und offen zu kommunizieren. Ich weigere mich längst (ja, das ist ein Lernprozess, meine Mutter ist unter dem Aszententen "Fische" geboren :004:), in einer Sachbotschaft eine mögliche Appell-Ebene herauszuhören. Man wird irre dabei, wenn man hinter jeden sachlichen Botschaft einen Appell oder eine Dominanzdemonstration vermutet.

Wenn ich ein Problem damit habe, dass das, was ich vorhatte, nicht stattfindet, werde ich das in einer Ich-Botschaft vermitteln. Und dann dem Schüler wieder aktiv zuhören.

Zivilisierte Charakter tun das. A-soziale nicht. Die zucken die Schultern und murmeln "Dein Problem, was geht mich das an".:022:

Zudem ist es ein KONFLIKTLÖSUNGSMODELL und wird natürlich nur im Konfliktfall oder bei einem Problem angewendet.

Es hat erhebliche Stärken zur Klärung persönlicher Konflikte, keine Frage. Auch ohne diese Technik von irgendjemandem gelesen zu haben, ist es oft genug die einzige Möglichkeit, zielorientiert mit Personen zu kommunizieren, die sich irgendwie diffus vor sich hin verhalten. Meistens haben die ja selbst keine Ahnung, was sie eigentlich wollen und verhalten sich "irgendwie doof" (keine klare Gedankenstruktur, demzufolge kein klares Handlungskonzept). Bevor man selbst irre wird, führt man therapeutische Gespräche. Diese Technik ist selbstverständlich "manipulativ" (aktiv beeinflussend).

Ich definiere Manipulation als eine Form der Beeinflussung anderer Menschen zum eigenen Vorteil, bei der sich hinter der vordergründigen und erklärten Absicht eine versteckte Absicht verbirgt, die oft der erklärten Absicht entgegensteht und den anderen zum eigenen Vorteil ausnutzt.

Schön, wir sprechen mal über Definitionen! :chr01: Mir erging es wie @Peter, ich begreife den Begriff so neutral wie "Einfluss". Manipulation als aktive Beeinflussung, "Einfluss" als passive Beeinflussung. Gelenkte Gespräche sind selbstverständlich hochmanipulativ. Die Absicht hinter einer Manipulation muss keineswegs eigennützig sein!

Ich finde es schade, wenn neutrale Begriffe, die faktische Interdependenzen und Interaktionen beschreiben , ideologisch überfrachtet werden. "Manipulation", "Macht" und "Hierarchie" sind solche Begriffe. Jeder weiß, dass es das Bezeichnete gibt, allgegenwärtig, aber weil wir ja der Ideologie nach alle gleich sind (:021:) werden sachlich beschreibende Begriffe "böse".
 
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Ich finde es schade, wenn neutrale Begriffe, die faktische Interdependenzen und Interaktionen beschreiben , ideologisch überfrachtet werden. "Manipulation", "Macht" und "Hierarchie" sind solche Begriffe. Jeder weiß, dass es das Bezeichnete gibt, allgegenwärtig, aber weil wir ja der Ideologie nach alle gleich sind (:021:) werden sachlich beschreibende Begriffe "böse".
Ok, wer von sich sagen kann: „Ich lasse mich gerne manipulieren“ wird diesen Begriff neutral betrachten. Er hat für mich allerdings eine negative Konnotation, man spricht ja z.B. auch vom „manipulativen Charakter“ oder von „Manipulation durch Werbung.“

Manipulation bedeutet auch, dass diese Beeinflussung für den Beeinflussten nicht transparent und nachvollziehbar verläuft. Daher lässt sich der Begriff auf Unterrichtssituationen nur sehr bedingt anwenden, da hier ja gerade offen und bewusst über die Beeinflussung gesprochen wird und sie selbst ja Thema ist.
 
Ok, wer von sich sagen kann: „Ich lasse mich gerne manipulieren“
Den Satz finde ich so falsch.
Finde den Unterschied (ich finde ihn nicht):
Jeder Mensch manipuliert, lässt sich manipulieren und wird manipuliert, direkt und indirekt, versteckt oder offen, gewollt oder nicht, jeden Tag, ständig.
Jeder Mensch beeinflusst, lässt sich beeinflussen und wird beeinflusst, direkt und indirekt, versteckt oder offen, gewollt oder nicht, jeden Tag, ständig.

Aber ich will nicht weiter auf Begrifflichkeiten rumreiten, dafür ist das Thema zu interessant. Einigen wir uns drauf, dass für einige "Manipulation" versteckte, negative Beeinflussung ist.
 
"Menschen einander manipulierten, sobald sie miteinander kommunizieren. ... Die minimale Manipulation bestehe bereits darin, den anderen zum Zuhören zu bewegen. Dies gilt ... auch für einfache Unterhaltungen. Jeder manipuliere somit jederzeit jeden Anderen, mit dem er zu tun hat. ... Manipulation wäre also eine alltägliche Vorgehensweise und stelle lediglich Beeinflussung dar und sei demnach nicht negativ zu bewerten." (Quelle: Neuro-Linguistisches Programmieren). Wollen wir das wirklich weiter treiben? :-)
 

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