Wie entwickelt man seinen Sound am Klavier

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27. Juli 2007
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Wir hatten ja letztlich ein paar interessante Themen über Klangproduktion etc. in diesem Forum und offensichtlich stößt sowas auf breiteres Interesse. Ich hoffe, daß das Interesse nicht mit den technischen Erklärungen oder deren Ausbleiben endet und man sich auch am heimischen Klavier darüber Gedanken macht, welche Bedeutung der "Sound" für die eigene Spielweise hat. Hier soll es also darum gehen, wie man tatsächlich am Klang arbeitet. Mit "seinen Sound" in der Überschrift meine ich übrigens nicht "den unverwechselbaren Sound, an dem man einen bestimmten Pianisten sofort in jeder Einspielung wiedererkennt", sowas überlasse ich lieber den Werbetextern und Musik-Kritikern (ich hoffe, daß jeder wenigstens bis hier liest, bevor er antwortet). Ich meine eher die Fähigkeit, den Klang des Klaviers zu beherrschen, daß man an lauteren Stellen nicht anfängt drauflos zu hacken oder wenigstens irgendwann damit wieder aufhört, leise Stellen nicht zerfallen und so weiter. Digitalspieler sollten sich übrigens auch angesprochen fühlen. Dort gibt es (genauso wie am akkustischen Instrument) immer noch die Mögklichkeit, den Gesamtklang zu färben, durch unterschiedliche Gewichtung einzelner Töne oder Stimmen etc. Nach den glorreichen Ergebnissen unserer Klangforschung hier im Forum ist das vermutlich die Klangregelungsmethode, die den meisten Pianisten zugänglich ist - möglicherweise ist es die einzige - abgesehen von der Artikulation, die aber eigentlich dazu gehört.

Bei mir selbst habe ich den Eindruck, daß ich viel am Klang schraube, während ich übe, um einfach die Möglichkeiten kennenzulernen, die ein Stück bietet. Wenn ich dann frei drauflos spiele, kommt das Meiste trotzdem spontan, aber nicht so überaschend, daß ich aus dem Konzept komme und mich verspiele. Klang ist für mich sowas, wie ein Netz, das die Kontur der Musik formt und zusammenhält. Wenn man damit sinnvoll herumspielt, kann man ein Stück intensiv im Charakter beeinflussen, man kann es aber auch total entstellen, wenn man es übertreibt. Obendrein können mich manche Stellen zum Wahnsinn treiben, weil ich genau weiß, wie sie klingen sollen, es aber beim Spielen immer vergesse (vielleicht empfinde ich tatsächlich was anderes als passender). Es würde mich auch interessieren, was andere darüber denken. Ansonsten bitte frei drauflosschreiben und nicht zu dogmatisch werden ;) Es wäre auch nett, das Thema einigermaßen einzuhalten.

Oha, so arbeitete Glenn Gould am Sound: http://www.youtube.com/watch?v=chHJdmyIiRk&feature=related
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Klang ist für mich sowas, wie ein Netz, das die Kontur der Musik formt und zusammenhält.

Das finde ich einen sehr interessanten Gedanken!
(Rolf, Kritik an der Grammatik bitte hier :D )

Mir geht es jedoch umgekehrt: nicht der Klang gibt der Musik eine Form - sondern die bewußte Modellierung der Form erzeugt den Klang ganz von selber.

Okay, im Endeffekt kommts vermutlich auf dasselbe heraus.

Wenn man damit sinnvoll herumspielt, kann man ein Stück intensiv im Charakter beeinflussen, man kann es aber auch total entstellen, wenn man es übertreibt.

Wenn man das Stück entstellt heißt das ja, daß man die Form der Musik falsch wiedergibt.

Wenn man nun aber ein hochexpressives Stück trocken, nüchtern und sachlich klingen läßt, dann entstellt man das Stück ja auch. Nicht nur das Übertreiben verfälscht die Musik - das Mechanisieren von Musik verfälscht sie genauso.
 
Das finde ich einen sehr interessanten Gedanken!
(Rolf, Kritik an der Grammatik bitte hier :D )

Mir geht es jedoch umgekehrt: nicht der Klang gibt der Musik eine Form - sondern die bewußte Modellierung der Form erzeugt den Klang ganz von selber.
(...)

ein bewundernswert sachdienlicher Beitrag, beim Bruder von Thomas Mann im Roman "der Untertan" freilich etwas piontierter formuliert: " Formen sind eben doch kein leerer Wahn"... ;)

wenn man die Form(en) der Knetmasse Musik knautscht, wird der Klang besser? das finde ich einen interessanten Gedanken :)

aber ehe ich geprügelt werde:
Die schönsten Brückenbögen stürzen ein, wenn die Fundamente der Pfeiler nicht sicher genug sind. Ich verstehe Guendolas Fragestellung eher in Richtung der als Metapher zu verstehenden Fundamente.
Zweierlei kann helfen:
1. das Wahrnehmen und Dosieren von Zusammenklängen, also üben und probieren, wie welcher z.B. Akkord am sinnvollsten klingt; ebenso das klanglich abgestufte Verhältnis von Haupt- und Nebenstimme(n) (oder Melodie und Begleitung)
2. melodische Gestaltung (mag eine Walzerbegleitung stur hum-ta-ta spielen, Walzermelodien betonen nicht notwendig die 1 im Takt, sondern sind gerne mal weiter gespannt als nur einen Takt lang)
Viel hören, viel ausprobieren.

Gruß, Rolf
 
Mir hat immer das Vorsingen und Mitfühlen (z.B. einer "Wellenbewegung") sehr geholfen. Wenn ich ein Stück erstmal grundlegend verinnerlicht habe stelle ich mir die Frage "wie kann ich es dem Zuhörer spannender machen?".
Und dann spiele ich es an bestimmten Stellen wo ich ein creschendo oder einen Melodiebogen der ausgeformt werden will vermute und baue dergleichen wenn passend ein.
Andererseits habe ich auch schon ein Lied ohne Worte "verfälscht".
Mein Lehrer fragte mich nach dem ersten Vorspielen warum ich so ein kleines Stückchen so überlade ^^
LG,
classican
 
Hi Guendola,

(man merkt an der Frage die E-Guitar Spielerin ;-) )

wie entwickelt man seinen Sound am Klavier?

Indem

  • man sich zuhört, nur sich zuhört und dabei sich zuhört
  • man mit dem Klavier als Klangquelle spielt
  • einen Ton immer wieder verschieden anschlägt und zuhört wie sich seine Obertonstruktur beim Leiserwerden verändert
  • oder dabei das Pedal drückt und hört/beobachtet wie andere Saiten leise mitschwingen
  • man verschiedene Cluster Akkorde anschlägt und sich an den entstehenden Klang-Strukturen erfreut
  • oder nur das Pedal drückt und beobachtet wie die Saiten spontan auf Umgebungsgeräusche reagieren
  • ...

etwas konkreter auf Stücke bezogen:

  • man nur die Melodie spielt und dabei innerlich mitsingend nur auf die Bewegung/Fluss/Klang achtet
  • man nur die Begleitung spielt und dabei die fehlende Melodie spürt/hört
  • man etwas ganz laut, dass eigentlich ganz leise, etwas ganz leise, dass eigentlich ganz laut, spielt
  • (absolut unverzichtbar) man sich nur auf den Klang-Effekt des Pedals konzentriert und ihn variiert
  • ...

Gruß
 
Danke, Guendola, daß Du auch die unterprivilegierte Minderheit (?) der Digitalspieler ansprichst. Ich quäle mich nämlich immer im Bemühen um einen nuancenreichen "Sound", mit dem Erfolg meiner Bemühungen bin ich eigentlich nie zufrieden. Deine Äußerung macht mir Hoffnung, daß das vielleicht doch an mir liegen könnte, denn mein Spiel kann ich wohl doch eher verändern als die Gegebenheiten des Digis.

Ich bin also für alle Anregungen offen und hoffe, da kommt in diesem Thema noch etwas.

Das einzige, was ich zum Thema "Sound" anzubieten hätte, wäre meine Methode beim Üben eines neuen Stückes, mit den verschiedenen Voices zu arbeiten. Also, ich spiele eín neues Stück solange mit immer anderen Voices, bis ich es einigermaßen auswendig kann. Da sind die ständigen Wiederholungen nicht so langweilig;). Ob die Methode sinnvoll ist, wage ich nicht zu beurteilen. Ich finde nur interessant, wie unterschiedliche Instrumentenstimmen auch verschiedene Interpretationen regelrecht fordern. Manchmal merkt man dadurch, was so alles in dem Stück steckt.

Wenn ich ein Stück erstmal grundlegend verinnerlicht habe stelle ich mir die Frage "wie kann ich es dem Zuhörer spannender machen?".

Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt, sie birgt aber die Gefahr, daß man dem Stück etwas aufsetzt, was nicht von innen kommt. Deshalb würde ich da lieber sparsam mit Effekten sein, die Sache könnte leicht nach hinten losgehen. Spannend aber wenig überzeugend, davon gibts eigentlich schon genug.

LG
Klavieroma
 
völlig off-topic - infolge der Vorlage...

Wenn man das Stück entstellt heißt das ja, daß man die Form der Musik falsch wiedergibt.

na, wenn das wirklich schon alles ist, was man der Musik antun kann, dann ist sie doch eine extrem robuste Kunst und hat folglich gute Chancen, solche Entstellungen ohne Schaden zu nehmen zu überleben... :rolleyes:

mit der Fragestellung hier hat das feilich nahezu nichts zu tun.

retour zum Thema:
abtönen ausprobieren - wenn´s gelingt ist es schön, wenn nicht, hat man halt Defizite konstatiert. Probieren könnte man das im Thema des langsamen Satzes von Beethovens op.57, welches eigentlich leicht zu spielen ist - aber wenn´s an´s abtönen geht, wird´s interessant.

Gruß, Rolf
 
Es scheint doch kein so interessantes Thema zu sein, so kann man sich täuschen.

PS: Dieser Thread war übrigens als Diskussion gedacht, ich war nicht auf Ratschläge aus.
 
Es scheint doch kein so interessantes Thema zu sein, so kann man sich täuschen.
Doch, es ist ein wahnsinnig interessantes Thema. Ich hab schon zweimal angefangen zu schreiben, dann aber abgebrochen, weil ich nicht so richtig weiß, ob ich einerseits mit Klangfindung das selbe meine wie du und andererseits überhaupt die richtigen Worte finde für ein derart komplexes Thema.

Zunächst mal hängt "mein Klang" sehr vom Instrument ab, auf dem ich spiele, digital wie analog. Ich improvisiere sehr viel, von daher ist die akustische und haptische Rückmeldung das wichtigste Kriterium, das bestimmt, wie ich überhaupt ein Stück spiele. Gut möglich, dass das ergebnis auf zwei unterschiedlichen Instrumenten ebenso unterschiedlich ist.

Im Moment bin ich gerade dabei, mich auf meinem neuen Klavier einzuleben, weshalb das Thema natürlich aktuelle Bedeutung hat. Die grobe Entscheidung ist mit dem Kauf ja schon gefallen, jetzt heißts, mit den Fingern alles rauszuholen, was geht. Da wären auf der Positivseite schonmal die tolle Dynamik, wunderbar klare Höhen, unglaubliches Sustain sowie schön sonorige Bässe. Der momentane Schwachpunkt, wenn man das überhaupt so nennen kann (jammern auf hohem Niveau ...), sind die unteren Mitten, die etwas trocken klingen, was meiner Meinung nach eher am Raum als am Instrument liegt. Wie also der Sache zu Leibe rücken? Beim Spielen entsprechende Parts weniger gewichten? Andere Voicings? Möbel umstellen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, aber irgendwie entwickelt man sich doch beim Spielen in die Richtung, die einem selbst am meisten zusagt. Wenn man also Musik nicht nur "runterspielt", sondern sich selbst gut zuhört, entwickelt sich der "meine Klang" :D von selbst, denke ich.
 
Ich meine durchaus auch solche "banalen" Dinge wie den ersten Ton oder den Schlußakkord. Viele Amateureinspielungen bei youtube machen per Schlußakkord den Eindruck, der Pianist wolle schnell weg. Allerdings glaube ich nicht, daß das so gemeint ist, aber es gibt ja sogar Stücke, die mit einem ganzen Takt Pause + Fermate enden und wenn man das richtig ausspielt, ist das meiner Meinung nach sogar hörbar - natürlich erst im Kopf, die Ohren hören ja nichts mehr.

Mindestens genauso wichtig finde ich allerdings die dynamische Gestaltung des Gesamtklangs - gewissermaßen wie ein Equalizer. Jedes Instrument hat ja eine bestimmte Charakteristik, z.B. kräftige Bässe, scheppernder Diskant, oder auch das Gegenteil. Daraus etwas zu machen, was man selbst als ausgewogen empfindet, finde ich sehr wichtig. Das eigene Instrument kennt man natürlich bestens und hat sich schon darauf eingestellt, aber maches Stück braucht da trotzdem eine Feinabstimmung, z.B. weil es anders klingen soll. Möbel umstellen mag eine Methode sein, aber ich finde, wir sollten uns hier auf das beschränken, was die Klaviatur und die Pedale hergeben ;) Möglicherweise weiß der Stimmer Rat?

Im übrigen meine ich durchaus auch das, was Glenn Gould in dem Video macht, allerdings den Teil, den man dort nicht sieht, den er schon an den Tasten erledigt hat.
 

Viele Amateureinspielungen bei youtube machen per Schlußakkord den Eindruck, der Pianist wolle schnell weg.
Das ist einfach mangelnde Ruhe beim live spielen. Das Vorspiel des hochtalentierten "tornado12" hier im Forum spricht da leider Bände: http://www.youtube.com/watch?v=guCQZd5DwhE bzw.
https://www.clavio.de/forum/einspie...ieder/8741-3-klaviersonate-von-prokofiev.html
Einerseits liefert er da eine saubere Leistung ab, andererseits rennt er von der Bühne, als müsste er noch den Bus kriegen. :shock: Warum das? Und bei vielen überträgt sich diese ich-muss-hier-schnell-wieder-weg-Hatz auch aufs Spielen.

Mindestens genauso wichtig finde ich allerdings die dynamische Gestaltung des Gesamtklangs - gewissermaßen wie ein Equalizer.
Sehe ich auch so. Also scheinen wir doch das Gleiche zu meinen. :)

Möbel umstellen mag eine Methode sein, aber ich finde, wir sollten uns hier auf das beschränken, was die Klaviatur und die Pedale hergeben ;) Möglicherweise weiß der Stimmer Rat?
Bevor ich Gröberes unternehme, würde ich es auch erstmal beim Spielen belassen. Erstmal sehen, was die nächsten Wochen und Monate noch so bringen, zumal das Ergebnis weit entfernt von schlecht ist. Aber es geht schließlich auch um das letzte Quäntchen.

Im übrigen meine ich durchaus auch das, was Glenn Gould in dem Video macht, allerdings den Teil, den man dort nicht sieht, den er schon an den Tasten erledigt hat.
Gut, dass du das dazu sagst. So ohne weiteres hatte mich das Video erstmal irritiert.
 
Ich meine durchaus auch solche "banalen" Dinge wie den ersten Ton oder den Schlußakkord. (...)

da Dich Ratschläge nicht interessieren, frage ich mich verwirrt, was es dann bei z.B. Schlußakkorden zu diskutieren oder auszutauschen gibt.

gerät ein Schlußakkord zu laut, dann kann das verschiedene Ursachen haben (schlichtweg Plumpheit, ein Versehen, oder die Relationen der Klangstärkegrade vorher waren noch nicht austariert) - klingt ein Schlußakkord nicht "schön genug", kann es an der mangelnden Binnendifferenzierung liegen (und hier ist ja schon viel gewonnen, wenn man das hört, also ggf unzufrieden ist)

beim Arbeiten am eigenen Klang ist sich selbst zuhören zu können enorm relevant - und das besser während des Spielens, als hinterher (wenn man sich eine Aufnahme davon anhört).

hinterher selbstkritisch und womöglich grüblerisch räsonnieren, wird meiner Ansicht nach wenig helfen: denn damit trainiert man nur das passive Hören (was ich allerdings auch nicht unterschätzen will, denn daran kann man natürlich auch ermessen, was man wahrnimmt und was nicht). Aber eigentlich kommt es doch auf das an, was während des Spielens geschieht - damit umgehen zu können, also bewußt mit den eigenen Mitteln gestalten zu können: darauf kommt es an.

Das setzt natürlich eine Art "Inventarisierung" der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten und - fähigkeiten voraus - - und die kann man immer wieder befragen, will sagen: man kann das Abtönen von Klangrelationen immer wieder ausprobieren, ausloten und überdenken.

mal ganz allgemein gesagt: Musik machen, musizieren vollzieht sich während des Tuns, während des Ausübens, nicht danach - und das bedeutet unter anderem auch, dass man sich währenddessen nicht von dem, was man gerade macht, kritisch distanzieren kann oder soll.

Gruß, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
gerät ein Schlußakkord zu laut, dann kann das verschiedene Ursachen haben (schlichtweg Plumpheit, ein Versehen, oder die Relationen der Klangstärkegrade vorher waren noch nicht austariert) - klingt ein Schlußakkord nicht "schön genug", kann es an der mangelnden Binnendifferenzierung liegen (und hier ist ja schon viel gewonnen, wenn man das hört, also ggf unzufrieden ist)

Von Versehen, Plumpheit und fehlendem sich selbst Zuhören will ich mal nicht ausgehen. Plumpheit muß man vorher ausmerzen und wenn man einen guten Sound erreichen will, muß man logischerweise aufmerksam hinhören. Versehen lassen sich nicht komplett ausschalten, aber wem ausgerechnet ein zu lauter Schlußakkord nicht auffällt, dem ist eh nicht zu helfen ;)

Meinst du mit Binendifferenzierung die Gewichtung der einzelnen Töne im Akkord?

"Relationen der Klangstärkegrade vorher" finde ich sehr wichtig - allgemeiner ausgedrückt, "wie kommt man überhaupt zum Schlußakkord?" oder noch allgemeiner "was bedeutet auf etwas hinzuspielen?".

Ich habe übrigens bewußt den Ausdruck "Sound" gewählt, obwohl der in der klassischen Musik eher fremdartig wirkt - jedenfalls wenn man Deutsch redet. "Klang" assoziiere ich eher mit einzelnen Tönen, man müßte also eher vom "allgemeinen klanglichen Eindruck" sprechen und da finde ich "Sound" wesentlich praktischer. War vielleicht vorher schon klar, aber doppelt hält immer besser... Vielleicht könnte man einen besseren (klassischeren) Ausdruck finden?

Ich bin eigentlich auf das Thema gekommen, weil ich gemerkt habe, daß insbesondere etwas schwerer zu spielende Musik von Mozart für mich viel Soundarbeit bedeutet, zumal ich selten in der Kirche spiele und somit das Haltepedal für einen etwas volleren Klang benutze. Die zweite Variation aus dem ersten Satz von KV331 kann da schon aus dem Ruder laufen, Alla Turca sowieso, vor allem der Schlußteil. Es geht dabei nicht nur um die Lautstärke der einzelnen Stimmen sondern primär um den Klang, läuft allerdings trotzdem auf eine passende Gewichtung hinaus. Allerdings glaube ich, daß ich dabei eine Menge über Artikulation mache und nicht nur über Lautstärke.
 
(1)
(...)Meinst du mit Binendifferenzierung die Gewichtung der einzelnen Töne im Akkord?
(2)
"Relationen der Klangstärkegrade vorher" finde ich sehr wichtig - allgemeiner ausgedrückt, "wie kommt man überhaupt zum Schlußakkord?" oder noch allgemeiner "was bedeutet auf etwas hinzuspielen?".
(3)
Ich habe übrigens bewußt den Ausdruck "Sound" gewählt, obwohl der in der klassischen Musik eher fremdartig wirkt - jedenfalls wenn man Deutsch redet. (...) Vielleicht könnte man einen besseren (klassischeren) Ausdruck finden?
(4)
Ich bin eigentlich auf das Thema gekommen, weil ich gemerkt habe, daß insbesondere etwas schwerer zu spielende Musik von Mozart für mich viel Soundarbeit bedeutet, zumal ich selten in der Kirche spiele und somit das Haltepedal für einen etwas volleren Klang benutze. Die zweite Variation aus dem ersten Satz von KV331 kann da schon aus dem Ruder laufen, Alla Turca sowieso, vor allem der Schlußteil. Es geht dabei nicht nur um die Lautstärke der einzelnen Stimmen sondern primär um den Klang, läuft allerdings trotzdem auf eine passende Gewichtung hinaus. Allerdings glaube ich, daß ich dabei eine Menge über Artikulation mache und nicht nur über Lautstärke.

hallo,

Deinen un poco scherzando formulierten ersten Absatz lasse ich unkommentiert - eigentlich hast Du recht, aber im konkreten Einzelfall wird es sicher außerhalb der "Profiliga" (und nicht allzu selten auch in dieser) einigen Klärungsbedarf geben...

zu (1):
genau das meinte ich, und oft genug hapert es daran (ich ganz subjektiv halte ein solches Differenzierungsvermögen für eine ganz fundamentale mentale und motorisch/technische Grundlage)

zu (2)
hier ist melodisches Verständnis vorab relevant, aber auf der Basis einer verläßlichen Steuerung der neutral gesagt "Klangstärkegrade oder -relationen" (wer piana zu zaghaft nimmt, wird ggf nicht diminuieren können); ferner sind nicht alle "Schlußakkorde" gleich, es hängt vom Kontext ab, ob sie f-ff oder als Auflösung etwas leiser kommen müssen.

zu (3)
neutral und sachlich formuliert sind Relationen der Klangstärke und -intensität bezogen auf den Kontext (auf das musikalische Geschehen, den Klangverlauf) eigentlich ganz verständliche Chiffren für "Sound", aber natürlich vorausgesetzt, dass der "Einzelklang" (irgendeine geforderte Maßnahme wie ein Akkord ind einer Gruppe von solchen) in sich anständig (also sonor, melodisch usw.) abgetönt ist.

zu (4)
Var.2 des ersten Satzes und die Coda des Finales der Sonate KV 331 nötigen dazu, Entscheidungen zu treffen.
- Var.2 lebt von Kontrasten, sowohl rhythmischen, als auch klanglichen - aber innerhalb der Anforderung, die vielen Staccato-Zeichen zu realisieren.
der piano Abschnitt braucht flink ppp gespielte 16tel Triolen (möglichst leggiero) in der l.H., im forte Abschnitt können die 16tel Triolen der r.H. mit Nachdruck und legato/legatissimo gespielt weren (sie transportieren ja im jeweiligen Spitzenton das Thema) - - allerdings kein Pedal, damit die Staccati wirklich wahrnehmbar sind (im forte l.H. recht scharf, im piano r.H. mehr wie getupft)
- was will man im Finale? große Janitscharenmusik-Lautstärke, oder ggf zu Lasten der Lautstärke möglichst klaren Klang? Das ist so eine Entscheidung, die zu fällen nicht unproblematisch ist. Man könnte das rechte Pedal im Sinne des "Forte-Pedals" einsetzen, aber dann gerät die l.H. ggf zu einer recht derben Klangmasse - - ich halte hier kein Pedal für eher angemessen, die Akkorde der r.H. müssen dann halt arg forte kommen. Aber das zu entscheiden, ist Ansichtssache - wobei man darüber entscheidet, ob man die Achtelrepetitionen staccato demonstrieren will, oder ob man großen Klang haben will (und im Pedal die Staccati nicht ganz so deutlich zu zeigen in Kauf nimmt). Und diese Entscheidung ist sehr problematisch, denn wenn man in der Coda Pedal nimmt, wird die l.H. anders klingen als zuvor bei den Oktaven und gebrochenen Oktaven (und das, obwohl sie identisch notiert ist - nebenbei finde ich Pedal bei den Oktaven unschön)

auffällig an dieser so genannten "Frühlingssonate", die formal so gar nicht "sonatenhaft" daher kommt, sind die häufigen stacc.-Repetitionen.

Gruß, Rolf

(sorry, aber es gerät in doiesem Kontext halt doch zu Überlegungen, die nicht ganz frei von "Ratschlägen" sind) :)
 
Ratschläge sind ja nicht falsch, es sollte nur nicht der Eindruck enstehen, ich stünde hier hilflos und suchte nach Rat ;)

Ich glaube, daß Versehen und Plumpheit nichts mit Unprofessionalität zu tun haben. Es geht eher um den Anspruch, den man an sich stellt, und der sollte natürlich bei Profis grundsätzlich auf einem Mindestniveau sein, das nicht jeder Amateur erreicht. Aber ich glaube, daß viele Amateure enorme aber dennoch realistische Ansprüche an sich selbst stellen.

Bei Alla Turca schwanke ich tatsächlich zwischen relativ viel Pedal (auch als Lautstärkeregelung) und fast überhaupt keinem. Demnächst gibt es bei meinem Klavierlehrer wieder ein Schülertreffen und da kann ich leider auf Pedal nicht verzichten, der Raum ist klanglich trockener als trocken und viel zu klein für den Flügel. Pedal macht die gesamte Sonante etwas komplizierter, wie ich feststellen mußte - bis auf die Oktaven in der dritten Variation, die man ohne Pedal manuell binden muß (duck). Die ganzen Absetzer und Stakkati sind eine Sache aber dazu kommt dann noch die Artikulation, die man ja möglichst einheitlich gestalten muß. Details gehen jetzt über "Sound" hinaus, aber man darf solche Dinge ja nicht einfach ignorieren.

(Rolf) "denn wenn man in der Coda Pedal nimmt, wird die l.H. anders klingen als zuvor" - ein permanentes Problem auch im ersten Satz - nicht nur bei Oktaven.
 

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