Wie entwickelt sich das Klavierspielen üblicherweise?

bodyonic

bodyonic

Dabei seit
11. Apr. 2014
Beiträge
12
Reaktionen
2
Hallo
Ich möchte gerne von euch wissen, wie die einzelnen Entwicklungsschritte bei Anfängern aussehen?

Ich lerne nun das Notenlesen (blöderweise ist dann auf den sheets wieder alles anders *heul*)

Dann habe ich längst angefangen, schöne und einfache Stücke (zB. der Klassiker "Für Elise") nachzuspielen. Auch per youtube.

Meine konkreten Fragen:
- ist es normal, dass ich ständig bausteinartig das Stück lerne um es hoffentlich irgendwann zusammensetzen zu können?
- ich versuche sogar, mir die Tasten per Nummerierung meiner Finger besser zu merken (clever fühlt man sich da nicht)
- ist es denn garnicht so, dass man "nach Gehör" wenigstens einen grossen Teil (r. Hand) eines bekannten Stücks nachspielen kann? Falls ihr das so macht, welche Entwicklungsschritte braucht es bis dahin?
- habt ihr dann irgendwann das Stück auswendig im Kopf und wisst nach Gefühl, in welcher "Höhe" auf der Tastatur der nächste Ton anzuschlagen ist? (also manchmal probiere ich den Anfang eines Stücks nach Gefühl und schlage sogar die richtigen Töne an, ohne je die Noten gelesen zu haben).

ODER (worst case) muss ich die Noten lesen können und spiele extrem langsam los und werde eines Tages schneller (und lese immernoch die Noten) ?

Welche Entwicklung nimmt man wohl zuerst und welche schafft man zuletzt?

Grüsse
body....
 
Aller Anfang ist schwer. Ich habe ein bisschen den Eindruck, als würdest Du zum jetzigen Zeitpunkt zu hohe Erwartungen an Dein Spiel stellen. Ich glaube, Du musst noch ein wenig Geduld aufbringen und Dir wirklich erst die Notenschrift in „Fleisch und Blut“ übergehen lassen.

Das Ziel wäre (und das stellt sich nun mal erst nach dem ein oder anderen Jahr Klavierunterricht ein): Dass die „Leitung“ vom Notentext über die Augen in die Finger zu den Tasten wirklich automatisch funktioniert.

Du kannst natürlich auch den Weg gehen, dass Du grundsätzlich nur nach Gehör spielst. Ich kannte früher mal einen Klavierspieler, der hat hervorragend Ragtimes gespielt – nur nach Gehör. Er hat sich nie die Noten dazu angeschaut. Alle Klassik-Spieler haben ihn beneidet.

Ich gestehe, bei mir hat es ziemlich lange gedauert, bis ich die Klaviatur so verinnerlicht hatte, dass ich Musikstücke (zum Beispiel Titelmusiken von Fernsehserien) nach Gehör auf dem Klavier nachspielen konnte. Das geht eben erst, wenn das Klavierspielen schon „zu einem Teil von dir selbst“ geworden ist.

Nach meiner Bescheidenen Erfahrung kann ich Dir daher nur raten: übe erst noch mal stur weiter, bis Du mehr Sicherheit gewinnst und Dir der Notentext vertrauter ist. Dann werden sich viele Fragen von selbst in Luft auflösen. ;-)
Gruß
Tom
 
Ich spiele jetzt seit mehr als 35 Jahren Klavier.
Ich kann heute noch nicht einfach nach Gehör nachspielen, jedenfalls nicht alles. Manchmal klappt es (wenn z.B. die Tonart für mich passend ist), oft ist es aber auch genau so, wie Du es schreibst: Ich quäle mich durch das Notenbild und übe erst mal gaaaanz langsam.
Geht es nur darum die Melodie einstimmig nachzuspielen: Das geht mit ein wenig Übung recht schnell. Hören, Probieren, Hören, Probieren....Du bekommst irgend wann ein Gefühl für die Phrasen und Intervalle.

Egal in welche Richtung Du üben willst, finde Gefallen an der Tatsache, dass es dauert und Du viel Üben musst. Habe Geduld und erfreue Dich an kleinen Fortschritten.
 
ODER (worst case) muss ich die Noten lesen können und spiele extrem langsam los und werde eines Tages schneller (und lese immernoch die Noten) ?

Genauso ist es. Das ist der klassische Normalfall. Auch wenn das vielen begeisterten Anfängern nicht gefällt und sie zunächst ganz andere Vorstellungen haben.

Klavier Lernen dauert lange und endet nie.

CW
 
Hallo
Ich möchte gerne von euch wissen, wie die einzelnen Entwicklungsschritte bei Anfängern aussehen?

Ich lerne nun das Notenlesen (blöderweise ist dann auf den sheets wieder alles anders *heul*)

Dann habe ich längst angefangen, schöne und einfache Stücke (zB. der Klassiker "Für Elise") nachzuspielen. Auch per youtube.

Meine konkreten Fragen:
- ist es normal, dass ich ständig bausteinartig das Stück lerne um es hoffentlich irgendwann zusammensetzen zu können?
- ich versuche sogar, mir die Tasten per Nummerierung meiner Finger besser zu merken (clever fühlt man sich da nicht)
- ist es denn garnicht so, dass man "nach Gehör" wenigstens einen grossen Teil (r. Hand) eines bekannten Stücks nachspielen kann? Falls ihr das so macht, welche Entwicklungsschritte braucht es bis dahin?
- habt ihr dann irgendwann das Stück auswendig im Kopf und wisst nach Gefühl, in welcher "Höhe" auf der Tastatur der nächste Ton anzuschlagen ist? (also manchmal probiere ich den Anfang eines Stücks nach Gefühl und schlage sogar die richtigen Töne an, ohne je die Noten gelesen zu haben).

ODER (worst case) muss ich die Noten lesen können und spiele extrem langsam los und werde eines Tages schneller (und lese immernoch die Noten) ?

Welche Entwicklung nimmt man wohl zuerst und welche schafft man zuletzt?

Grüsse
body....

-Bausteinartig alles zusammenzustellen ist ganz normal und sogar gut. Nimm dir einen kleinen Abschnitt und lern erst die beiden Hände einzeln. Erst wenn du es einzeln kannst kannst du es auch zusammensetzen. Das gilt zumindest für die allermeisten Anfänger.
- Verstehe ich das richtig, dass du dir zB fürs C die 1 merkst und die 1 dann dein Daumen ist? Das geht nur im Fünftonraum und bringt dich nur wenig weiter. Versuche doch von vornherein dir die Tasten nicht nummeriert einzuprägen sondern gleich mit ihren Namen C D E usw.
-Ich kann sicherlich einfache Melodien oder Kinderlieder ohne Noten spielen. Zum Stück einüben empfiehlt sich das aber meiner Meinung nach nicht. Man hat zu oft irgendeinen kleinen Fehler im Kopf in der Melodie und sobald die Begleitung dazukommt wird es für den Anfänger quasi unmöglich.
Bei mir entwickelt sich das in eine andere Richtung. Wenn mir irgendwelche Kirchenlieder einfallen spiele ich die Melodie und begleite sie mit den einfachen Grundakkorden. Das kann immer mal von Vorteil sein.
-Ja ich habe meine Stücke irgendwann auswendig im Gefühl. Das heisst aber nicht, dass ich dann intuitiv die richtigen Tasten treffe sondern, dass ich das Stück wirklich auswendig kann. Wenn mir jemand Zettel und Stift gibt kann ich das Stück wieder aufschreiben.

lg
 
oh man....ich will doch nur ein paar Stücke von Chopin, Ravel, Schubert, Brahms spielen :(

Gerade Chopin wäre soo schön

Ich Danke euch erstmal

Gruss
body....
 
oh man....ich will doch nur ein paar Stücke von Chopin, Ravel, Schubert, Brahms spielen :(

Gerade Chopin wäre soo schön

Ist doch kein Problem. Nimm Dir einen guten Klavierlehrer, übe 2-3 Stunden am Tag und in 3-5 Jahren solltest Du in der Lage sein, die leichten Stücke der aufgeführten Komponisten zu spielen. Es sei denn, Du bist völlig talentlos ... dann gäbe es ja noch andere schöne Hobbies ...

Gruss und viel Spass

Hyp
 
Ist doch kein Problem. Nimm Dir einen guten Klavierlehrer, übe 2-3 Stunden am Tag und in 3-5 Jahren solltest Du in der Lage sein, die leichten Stücke der aufgeführten Komponisten zu spielen. Es sei denn, Du bist völlig talentlos ... dann gäbe es ja noch andere schöne Hobbies ...

Gruss und viel Spass

Hyp

5 Jahre, 3 Stundne pro Tag und dann nur die einfachen Stücke? Dann ist man wirklich talentlos..
 
Hi,

also ich mach das seit halbem Jahr mit konstant einer Stunde pro Tag.
Ich merke schon jetzt, dass es mir ungleich leichter fällt als anfangs, mir Passagen zu merken und diese einzuüben - einfach weil ich auch grob weiss wo mein Finger hin muss wenn ich die Melodie im Kopf habe oder das Notenbild sehe. Das ist nicht perfekt, ich höre und sehe noch längst nicht zuverlässig Intervalle - aber es ist soweit dass es hilft um nicht alles nur per eingebrannter Fingermotorik pro Stück runterzuspielen.

Bei meinem einfachen Level klebe ich auch die ganze Zeit an den Noten und an der Melodie und schau kaum zu den Tasten. Das hilft denke ich auch noch mal, sich nicht anzugewöhnen Stücke rein nach Tasten-Geographie und Fingergedächtnis einzuüben.

Ich bin guter Dinge dass das mit der Zeit einfach immer besser wird. ;)

Viele Grüße,
André
 
5 Jahre, 3 Stundne pro Tag und dann nur die einfachen Stücke? Dann ist man wirklich talentlos..

Okay, die einfachen Stücke von Schuhmann, Ravel , Brahms und Chopin .... und er will sie spielen ... d.h. nicht irgendwie dahinmurksen. Dann hab ich geschrieben 3-5 Jahre. Ich bleibe bei meiner Aussage. Es gibt Ausnahmen, die können die einfachen Nocturnes und ein paar Präludien von Chopin schon nach 3 Jahren Unterricht spielen ... aber wer bei Null anfängt, wird wohl normalerweise mindestens 3 Jahre brauchen, bis er die Sachen kann. Wenns schneller geht - umso besser. Nach 3 Jahren ist bodyonic schlauer ....

Gruss

Hyp
 

Liebe Clavionisten,

ich schreibe nicht oft hier, aber das Thema interessiert mich, weil ich mich in einer vergleichbaren Situation befinde.

Es begann vor ca. 40 Jahren: Nachdem ich meine Eltern so lange genervt hatte, bis ich endlich Klavierunterricht nehmen durfte, hatte ich leider nur 2 Jahre lang Unterricht. Einstieg ins Arbeitsleben etc. . Es ging einfach nicht mehr. Was ich sehr bedauerte.
Der Sohn meines KL (2 Jahre jünger als ich) spielte bereits seit mehreren Jahren und hatte es dadurch zu einer für meine laienhaften Begriffe unglaublichen Perfektion gebracht. Um ihn etwas zu ärgern, fragte ich ihn mal: "Wie lange spielst Du eigentlich schon?" Er antwortete: "fast 10 Jahre" und ich darauf frech grinsend:
"Warum lernst Du es dann nicht?":lol:

Seine Antwort zeigt mir heute, dass er schon damals ein Philosoph war: "Weil dies mehr als ein Leben bräuchte."

Vergangenes Jahr ergab sich nun die Gelegenheit, mein altes Klavier zu bekommen, was ich sehr gerne wahrgenommen hatte. Seither klimpere ich eine Stunde täglich. Natürlich musste ich wieder bei Null anfangen. Recht viel weiter bin ich auch damals nicht gekommen. Aber es macht mir derart viel Spaß, dass ich es niemandem sagen kann. Inzwischen kenne ich die Noten (wenn sie innerhalb der Zeilen sind) und mit jedem Stück, das ich so lange spiele, bis ich es auswendig kann, wächst mein Stolz und meine Freude am Spielen.

Und ich bewundere und beneide Alle von Euch! Ihr könnt Euch in einer Art und Weise ausdrücken, wie ich es mir bzw. für mich seit Jahrzehnten gewünscht hätte: Mit Musik! Noch dazu auf einem Instrument, das wie kein anderes alle Facetten und Stimmungen des Lebens formulieren kann: Das Klavier und noch viel mehr der Flügel.

Allen Anfängern wünsche ich viel Geduld, Zeit, Spaß und das nötige Kleingeld für einen guten KL.
Den anderen unter Euch, die das Anfängerstadium schon hinter sich gelassen haben, wünsche ich ein angenehmes Feuer in den Fingern und immer das Bewusstsein, eine Gabe zu besitzen, für die viele Menschen noch viel mehr Geld ausgeben würden und Euch trotzdem nicht erreichen könnten.

Have fun!
hennes
 
Okay, die einfachen Stücke von Schuhmann, Ravel , Brahms und Chopin .... und er will sie spielen ... d.h. nicht irgendwie dahinmurksen. Dann hab ich geschrieben 3-5 Jahre. Ich bleibe bei meiner Aussage. Es gibt Ausnahmen, die können die einfachen Nocturnes und ein paar Präludien von Chopin schon nach 3 Jahren Unterricht spielen ... aber wer bei Null anfängt, wird wohl normalerweise mindestens 3 Jahre brauchen, bis er die Sachen kann. Wenns schneller geht - umso besser. Nach 3 Jahren ist bodyonic schlauer ....

Gruss

Hyp

Und ich bleibe bei meiner Aussage. Nach so einem Übepensum nur solche simplen Stücke spielen? KeinTalent :-D
 
Curby, Du bist ja der große Motivator hier, wa? Ich mag solche Aussagen nicht. Die sind ungefähr so höflich, wie jemanden zu sagen, er sei ne fette Wurst.
 
gefragt war, wie sich das Klavierspielen üblicherweise entwickelt:
a) rein theoretisch: nach und nach fortschreitend, sofern genügend Aufwand dafür betrieben wird (z.B. üben und kapieren, was man übt) und dieser Aufwand sinnvoll angeleitet wird (guter Unterricht)
b) auf der allgemeinmenschlichen Ebene:
i
man fängt halt an, aus diversen Gründen - dann entwickelt man Übe-Umgehungsstrateigen - dann findet man in der Pubertät andere Sachen als Tasten zu drücken weitaus spannender (und ist dann auf diesem Gebiet auch weitaus engagierter als zuvor beim klavierüben) - man etabliert sich im Erwachsenenleben, entdeckt das olle verstaubte Klimperteil im Keller und wird zum Wiedereinsteiger
ii
man macht trotz Pubertät weiter und lernst sogar ein paar schwierige Stücke
iii
man entdeckt erst um die Lebensmitte herum, dass es Klaviere gibt und wird zum Späteinsteiger
 
@ Curby, war mir schon klar - und die Meinung teile ich durchaus. Aber so formuliert klingts schon besser;-).
N.B. Als Nicht-Musik-Student sind aber 3h/Tag dauerhaft kaum zu schaffen, ohne dass irgendwo anders Defizite entstehen.
 
@ Curby, war mir schon klar - und die Meinung teile ich durchaus. Aber so formuliert klingts schon besser;-).
N.B. Als Nicht-Musik-Student sind aber 3h/Tag dauerhaft kaum zu schaffen, ohne dass irgendwo anders Defizite entstehen.

Ich schaffe das locker. Und ich sehe keine Defizite, die deswegen auftauchen.

Kreisleriana - Scarbo - Paganinivariationen - Terzenetüde?

... um mal bei den genannten Schumann, Ravel, Brahms und Chopin zu bleiben ...

Nein. Aber die ein oder andere Chopinetüde (unter anderem) kann bei so nem Pensum schon drin sein (Fehlerfrei).
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Du nicht! ;-) Wer im Berufsleben steht und nicht gerade Lehrer ist, wer einen Freundeskreis und ein paar Hobbies, wie z.B. Kinder und Frau***, hat; für den dürfte das bei normalem Schlafbedürfnis von 8+h schwierig werden. Mit viel Disziplin könnte ich z.B. im Schnitt 1h/Tag schaffen...

*** Haus & Garten reichen schon.
 

Zurück
Top Bottom