Wie entwickeln Pianisten ihren eigenen Sound?

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clee ny

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Ich frage mich oft wie Musiker auf einem Musikinstrument, welches den Klang des einzelnen Tones "so starr vorgibt" wie das Klavier es tut, ihren eigenen Sound entwickeln?
Beim Saxophon wird da viel probiert mit Blättern, Mundstücken und Hörnern.
Bei Geigen gibt es auch unterschiedliche Saiten zur Auswahl meines Wissens nach. Bei Querflöten unterschiedliche Köpfe etc ...

Ich meine gelesen zu haben, dass Klaviere/Flügel unterschiedlich klingen. Ein Kawai anders als ein Yamaha. Bösendorfer soll ja auch wieder ganz anders klingen.
Aber wie erzeugt denn nun Pianist X am Bösendorfer einen anderen Sound als Pianist Y am selben Flügel?

Die Klangindividualisierung durch Equipment und Tuning fällt am Klavier ja weg - welch Segen!

Dynamik, Phrasierung? Das eigene Temperament überträgt sich aufs Instrument? Der eine spielt eher lyrischer, der andere eher flotter und eckiger?

Töne anschleifen, Vibrato, Growling...das geht am Klavier alles nicht, oder?

Wie gehen Pianisten da vor?

Evtl könntet ihr mich da erhellen, das interessiert mich nämlich sehr :-)
 
Jedes Klavier klingt anders.

Hinzu kommt Stimmung und Intonation.

In der Regel kommen die Pianisten erst einmal auf den Klavierstimmer zu, um ihre Wünsche zu äußern, wie sie denn den Klang gern hätten.
 
Das Klavier an sich klingt ja erst mal gar nicht.
Die Art und Weise, wie wir den Ton erzeugen bestimmt, was schliesslich dabei heraus kommt. Ein und dasselbe Instrument kann bei dem einen lyrisch und volltönend und bei der anderen hart und schrill klingen.
Jeder Mensch hat unterschiedliches Gewicht in Armen und Händen, jeder bewegt sich anders. Die Beschleunigung des Hammers ist das, was den Ton ausmacht. Verfüge ich über einen sensiblen Spielapparat, kann ich genau bestimmen, mit welcher Geschwindigkeit ich mich der Taste nähere und sie herunterdrücke.
Hinzu kommt natürlich die Vorstellung dessen, was man musizieren möchte. Manche sind zufrieden, wenn es schön rauscht und achten nicht auf Details, andere gestalten jeden Ton individuell.
Es ist wie beim Malen:
Gib verschiedenen Malern drei Farben und manche schaffen blühende Kunstwerke, andere nur Farbmatsche.
Schlussendlich: Wenn ein Pianösi nach dem eigenen Sound trachtet, ist das Spiel mit der Musik bereits verloren.
Dann dient man nur sich selbst.
 
Im Allgemein erklärt ist es ganz einfach, im Detail nur schwer objektiv begründbar. Also allgemein:
Die Gestaltung in der Musik, die entwicklung eines Klanges, eines Klangcharakters etc. setzt sich aus bestimmten Parametern und Aspekten zusammen, die selbst bei genauesten Angaben in den Noten noch variabel sind. Dazu gehören zum Beispiel Dynamik, Agogik, Artikulation und Anschlagsarten, Klangbalance, Pedal, Tempo usw. Je nach Ausführung und Kombination dieser Aspekte kommen etwas andere Ergebnisse heraus.
Natürlich spielt, wie schon oben geschrieben, auch physisches eine Rolle. Wie schwer ist der Spieler bzw. sein Spielapparat, wie lang die Arme, wie ist sein Gehör geprägt und Fähig zur Differenzierung, wie sind persönliche musikalische Vorlieben, welche Lehren hat er in seiner Ausbildung als "richtig" abgespeichert etc.
 
Ich denke dieses:

In erster Linie macht den spezifischen Klang nicht die Klangbildung per Spieltechnik aus, sondern einerseits - horizontal-die Gestaltung innerhalb einer Linie bezüglich Dynamik, Agogik etc.. Und andererseits in der Vertikalen die jeweilige Gewichtung der Stimmen, bzw, der Einzeltöne bei Akkorden .
Bei einem einzigen oder sehr wenigen Tönen wird man selten eine jeweilige Individualität heraushören können.

Im zweiter Linie der Geräuschanteil bei der Klangerzeugung. Je nachdem, ob man „aus der Luft“ reinpfeffert oder auch mehr oder weniger bis zum Tastenboden hineinspielt ändert sich der Anteil der oberen und unteren Geräusche.
Man vergleiche einfach mal die Herangehensweise von Little Richard mit der von Keith Jarrett. Da wird dies alles evident..😀
 
Man kann eine halbe oder eine ganze Stunde am Klang eines einzigen Akkordes arbeiten und immer noch nicht zufrieden sein, weil der "Spielapparat" zu undurchlässig, starr, ungeübt ist, während die Lehrerin am selben Instrument einen Traumklang entwickelt (so geschehen im letzten Unterricht)
 
Eine richtig gute Lehrerin ist aber in der Lage, zumindest für einen kurzen Moment dem Schüler zu ermöglichen, zu erspüren, wie es sich anfühlt, den "Traumklang" zu erzeugen (oder zumindest einen deutlich besseren Klang).
 
Im Allgemein erklärt ist es ganz einfach, im Detail nur schwer objektiv begründbar. Also allgemein:
Die Gestaltung in der Musik, die entwicklung eines Klanges, eines Klangcharakters etc. setzt sich aus bestimmten Parametern und Aspekten zusammen, die selbst bei genauesten Angaben in den Noten noch variabel sind. Dazu gehören zum Beispiel Dynamik, Agogik, Artikulation und Anschlagsarten, Klangbalance, Pedal, Tempo usw. Je nach Ausführung und Kombination dieser Aspekte kommen etwas andere Ergebnisse heraus.
Natürlich spielt, wie schon oben geschrieben, auch physisches eine Rolle. Wie schwer ist der Spieler bzw. sein Spielapparat, wie lang die Arme, wie ist sein Gehör geprägt und Fähig zur Differenzierung, wie sind persönliche musikalische Vorlieben, welche Lehren hat er in seiner Ausbildung als "richtig" abgespeichert etc.

Und doch ist auch viel vom Klavierstimmer abhängig - wenn der ned so mag wie der Pianist, ist des Konzert im Eimer. :012: :-D
 

ok, ich laß jetzt mal des Klavierstimmen beiseite - obwohl es absolut kein unwichtiges Kriterium ist.

Ich spiele ein ganz einfaches Stück - Hänschsen Klein zum Beispiel:

Dann versetze ich mich in die Rolle eines Sanguinikers, und es klingt locker und heiter.

So dann versetze ich mich in die Rolle eines Cholerikers, also so einem absoluten Wüterich, und das Stück wird scharf und unangenehm.

Als drittes dann den Melancholiker, die ultimative Heulsuse, und des Stück wird schwülstig und sentimental.

An der Tonart oder dem Stück selbst, ist nix geändert.

Kann des mal beim nächsten Münchner Treffen machen.

Aber welche Technik ich da verwende oder ändere - keine Ahnung.
 
Der Dirigent Benjamin Zander demonstriert in diesem TED-Video recht anschaulich (und unterhaltsam), was die Qualität des „Pianistensound“ ausmacht. Er zielt in erster Linie auf Betonungen ab, letztlich geht es um die Verbindung und Hierarchie zwischen den Tönen, die Balance der Lautstärke, die Intensität des Legato (ohne daß die Töne verschmieren) etc.

 
welches den Klang des einzelnen Tones "so starr vorgibt" wie das Klavier es tut,

Ich habe auch immer gedacht, dass der Ton quasi vorgegeben wäre, aber das stimmt nicht.

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Klang eines Tones zu beeinflussen.
Aus welcher Höhe man den Finger auf die Tasten fallen lässt, mit wieviel Schwung, an welcher Stelle man genau auf die Taste trifft und auch mit welcher Winkelung im Finger. Ein ausgebildeter Pianist kann das bei jeder Phrase, bei jedem Ton differenziert einsetzen.
Meine Klavierlehrerin zumindest kann es, sie demonstriert mir solche Sachen oft, wenn wir über die musikalische Gestaltung von Stücken sprechen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass sich bei den zahllosen Gestaltungsmöglichkeiten im Laufe der Zeit bestimmte Vorlieben und Vorstellungen entwickeln, die dann zum individuellen Klang des Pianisten werden.
 
Ja, aber trotzdem klingt das selbe Instrument bei verschiedenen Pianisten ganz unterschiedlich.

Genau darum geht es mir.


Jeder Mensch hat unterschiedliches Gewicht in Armen und Händen, jeder bewegt sich anders. Die Beschleunigung des Hammers ist das, was den Ton ausmacht. Verfüge ich über einen sensiblen Spielapparat, kann ich genau bestimmen, mit welcher Geschwindigkeit ich mich der Taste nähere und sie herunterdrücke.
Hinzu kommt natürlich die Vorstellung dessen, was man musizieren möchte. Manche sind zufrieden, wenn es schön rauscht und achten nicht auf Details, andere gestalten jeden Ton individuell.

Das leuchtet mir ein und das gilt evtl ja auch für andere "motorische" Instrumente wie die Geige etc?
Das kann man allerdings auch aufs Saxophon übertragen, jeder Ansatz ist individuell, die einen sind fester vom Ansatz, die anderen lockerer. Das ergibt jeweils einen anderen Sound.

Die Gestaltung in der Musik, die entwicklung eines Klanges, eines Klangcharakters etc. setzt sich aus bestimmten Parametern und Aspekten zusammen, die selbst bei genauesten Angaben in den Noten noch variabel sind. Dazu gehören zum Beispiel Dynamik, Agogik, Artikulation und Anschlagsarten, Klangbalance, Pedal, Tempo usw. Je nach Ausführung und Kombination dieser Aspekte kommen etwas andere Ergebnisse heraus.

Anschlagsarten meint legato, staccato o.ä.?
Die Punkte sind für mich aber auch nicht instrumentenspezifisch, ich glaube das gilt für alle oder? Ausgenommen Pedale - was auch immer die machen ;-)

Vertikalen die jeweilige Gewichtung der Stimmen, bzw, der Einzeltöne bei Akkorden .

Das dürfte dann ja die Eigenart des Klaviers sein, die man zur Individualisierung des Sounds nutzen kann. Das können anderen Instrumente ja nicht...ok, evtl Gitarre? Harfe?
Man kann evtl die Hamonien anders färben, dies dann immer auf eine eigene Art machen und somit seinen Sound entwickeln? Da fällt mir dann immer Thelonius Monk ein. Der nutzt irgendwelche Intervalle, dass es monkisch klingt.

Die haben aber weitaus weniger mit dem Klang zu tun als z.B. das Vibrato oder die Bogenführung
Ok, damit kenne ich mich nicht aus. Es war nur ein Beispiel, das mir eingefallen ist.

ok, ich laß jetzt mal des Klavierstimmen beiseite - obwohl es absolut kein unwichtiges Kriterium ist.

Ich spiele ein ganz einfaches Stück - Hänschsen Klein zum Beispiel:

Dann versetze ich mich in die Rolle eines Sanguinikers, und es klingt locker und heiter.

So dann versetze ich mich in die Rolle eines Cholerikers, also so einem absoluten Wüterich, und das Stück wird scharf und unangenehm.

Als drittes dann den Melancholiker, die ultimative Heulsuse, und des Stück wird schwülstig und sentimental.

An der Tonart oder dem Stück selbst, ist nix geändert.

Kann des mal beim nächsten Münchner Treffen machen.

Aber welche Technik ich da verwende oder ändere - keine Ahnung.
Ich glaub, auch das gilt für jedes Instrument ;-)

Ich kann mir gut vorstellen, dass sich bei den zahllosen Gestaltungsmöglichkeiten im Laufe der Zeit bestimmte Vorlieben und Vorstellungen entwickeln, die dann zum individuellen Klang des Pianisten werden.
Ich fand, dass am Anfang alle Saxophonisten ähnlich klingen - spielen ja alle das gleiche Instrument.
Aber mir geschulten Ohren wurde das Bild nach und nach differenzierter. Jetzt liegen Welten dazwischen.
Ich denke, dass ich die Erfahrung auch am Klavier machen werde. Noch klingen da viele Pianisten für mich sehr ähnlich.
 
In der Regel kommen die Pianisten erst einmal auf den Klavierstimmer zu, um ihre Wünsche zu äußern, wie sie denn den Klang gern hätten.
In der Regel bekommt man den Stimmer gar nicht zu Gesicht, und mehr als eine mittelmäßige Stimmung ist finanziell häufig nicht drin. Dass ein Konzertstimmer das Instrument vorher so richtet, wie der Pianist sich das wünscht, kommt höchstens in der Oberliga und in großen Häusern vor.

Dazu kommt, dass manche Stimmer gar kein Interesse am Austausch haben, oder gar nicht wissen, wie sie durch verschiedene Stimmungen verschiedene Klangeindrücke erzeugen, oder ihre eigenen Ideen umsetzen möchten, oder gar nicht verstehen, was man meint (auch weil die Pianisten keine Ahnung vom Stimmen bzw. Intonieren haben...).

Also - ja, der Klaviertechniker hat Einfluss auf den Klang, aber sicher nicht auf den individuellen Klang eines Pianisten.
 
In der Regel bekommt man den Stimmer gar nicht zu Gesicht,
Dann mach ich irgendwas falsch....hab es noch nie erlebt, daß der Pianist ned gleichzeitig mit mir "auf der Matte stand" :005:

Ich halte es zudem für wichtig, daß Klavierstimmer und Pianist .miteinander kommunizieren.

Woher soll ich wissen welche Tonhöhe jeweiliger Pianist zum Beispiel braucht, wenn ich den nicht zu Gesicht bekomme?

Der Veranstalter kann mir viel verzählen, in der Regel "nix ".

Aber ich meine, auch von Seiten der Pianisten sollte darauf bestanden werden den Klavierstimer vor seiner Arbeit zu kontaktieren.

So Sachen das mich ein Pianist auf einen Sonntag Abend eine halbierte Stund vor seinen Auftritt anruft , weil der Flügel unspielbar verstimmt war, dürfen natürlich von Seiten des Veranstalters nicht passieren.
 

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