"Wichtige Begebenheit" - linke Hand verkrampft

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Clavifilius

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Hallo!

Folgendes Problem:

Ich übe zur Zeit die "Wichtige Begebenheit" aus den Kinderszenen von Schumann. Es klappt im Grunde schon ganz gut, d.h. ich spiele das Stück einigermaßen richtig. Doch in der letzten Stunde meinte meine Klavierlehrerin, dass meine linke Hand doch bestimmt verkrampft sein müsste. Und tatsächlich: Es war mir gar nicht aufgefallen, dass ich (vor lauter Sorge, die Akkorde nicht zu treffen) meine linke Hand im "Oktavgriff" fixiere. Damit meine ich, dass ich längere Zeit die linke Hand überhaupt nicht lockere, sondern so gespannt lasse, dass ich mit dieser Handposition weiterspielen kann.

Seitdem versuche ich, etwas daran zu ändern, aber wenn ich die Hand locker lasse, treffe ich die Akkorde nicht mehr richtig. :(

Hat jemand eine Idee, wie man bei "Oktavakkorden" die (linke) Hand zwischendurch lockern/entspannen kann und trotzdem die richtigen Töne trifft?

Zweites Problem:
Ich scheine bei diesem Stück nach wie vor nur mit den Fingern/Händen Druck auszuüben, statt aus Schultern/Armen heraus. (Ich hoffe, Ihr wisst, was ich meine, auch wenn ich mich jetzt nicht "fachmännisch" ausdrücke.)
Vielleicht weiß jemand, wie ich daran arbeiten kann? Ich scheine bislang kein Gefühl dafür zu haben, was es überhaupt bedeutet, mit Schulter/Armgewicht zu spielen.

Herzlichen Dank für Tipps (im voraus)
Clavifilius
 
Hat jemand eine Idee, wie man bei "Oktavakkorden" die (linke) Hand zwischendurch lockern/entspannen kann und trotzdem die richtigen Töne trifft?

Zweites Problem:
Ich scheine bei diesem Stück nach wie vor nur mit den Fingern/Händen Druck auszuüben, statt aus Schultern/Armen heraus. (Ich hoffe, Ihr wisst, was ich meine, auch wenn ich mich jetzt nicht "fachmännisch" ausdrücke.)
Vielleicht weiß jemand, wie ich daran arbeiten kann? Ich scheine bislang kein Gefühl dafür zu haben, was es überhaupt bedeutet, mit Schulter/Armgewicht zu spielen.

hallo,

ich verstehe noch nicht so recht, was Du mit "Oktavakkorden" meinst.

Die "wichtige Begebenheit" hat in der linken Hand Oktaven - versuch doch mal, jede davon mit einer "Anschubsbewegung" des ganzen Arms zu spielen (wobei Du während des Anschlagens eine leichte Aufwärtsbewegung im Handgelenk machen solltest). Ich vermute, dass Du die Oktaven einzig als auf und ab Bewegung (rauf-runter) spielst und dabei nicht nur den Oktavgriff, sondern auch das Handgelenk "fixierst" - - wenn das wirklich so ist: das ist viel zu viel Spannung im Unterarm.

Auch die Akkorde solltest Du mit so einer Schub- oder Anschubsbewegung spielen - - und "anschubsen" meine ich durchaus wörtlich: Du schubst die Akkorde in die Klaviatur und Deine Finger / Deine Hand prallt elastisch (gefedert) ab.

...ist nicht ganz einfach, es zu beschreiben, deswegen die Bewegunsvorstellung des Anschubsens.

Gruß, Rolf
 
hallo,



Die "wichtige Begebenheit" hat in der linken Hand Oktaven - versuch doch mal, jede davon mit einer "Anschubsbewegung" des ganzen Arms zu spielen (wobei Du während des Anschlagens eine leichte Aufwärtsbewegung im Handgelenk machen solltest). Ich vermute, dass Du die Oktaven einzig als auf und ab Bewegung (rauf-runter) spielst und dabei nicht nur den Oktavgriff, sondern auch das Handgelenk "fixierst" - - wenn das wirklich so ist: das ist viel zu viel Spannung im Unterarm.

Auch die Akkorde solltest Du mit so einer Schub- oder Anschubsbewegung spielen - - und "anschubsen" meine ich durchaus wörtlich: Du schubst die Akkorde in die Klaviatur und Deine Finger / Deine Hand prallt elastisch (gefedert) ab.

...ist nicht ganz einfach, es zu beschreiben, deswegen die Bewegunsvorstellung des Anschubsens.

Gruß, Rolf

Da du, Rolf, einige meiner Sätze ja schon mehrfach an die Wand vor dem Klavier nageln wolltest möchte ich hier sozusagen zurücknageln:wink:

Die von dir versuchte Beschreibung der Schub- und Anschubsbewegung halte ich für extrem wichtig, gut gelungen und rate jedem, sich das genau durchzudenken und dann zu praktizieren.

Im Englischen gibt es dafür den Begriff "thrust", der viele Bedeutungen hat aber in der Klavierdidaktik genauso verwendet wird.

Weil der Tastenhub ja genau vertikal zur Tastenebene verläuft meint man oft, dass auch der Anschlag der Tasten am besten vertikal erfolgen solle.

Aufgrund unseres Körperbaus muss aber beim Anschlag ein gewisser horizontaler Anteil in Richtung dabei sein.

dies gewährleistet unter Anderem, dass das Handgelenk immer locker bleiben kann.

Wie gesagt, ist das ohne Demonstration schwer zu beschreiben und ich hoffe, dass etwas trotzdem rüberkommt.
 
Ganz herzlichen Dank an Rolf und klavigen für die wichtigen Anregungen.

Tatsächlich dachte ich bisher, man müsste "von oben" Armgewicht zufügen. Doch diese seitliche Schubbewegung ist etwas ganz anderes.
Rolf hat es sehr anschaulich beschrieben: Man schubst die Akkorde in die Klaviatur und die Hand federt zurück. Damit kann ich etwas anfangen.

Ich werde in den nächsten Tagen mit dieser Bewegung experimentieren.

Wie ist es aber nun mit dem "Oktavgriff"? Ich neige ja dazu, die Hand im Oktavgriff zu fixieren. Würdet Ihr das beibehalten und nur das Handgelenk lockern - so wie Rolf beschrieben hat - oder zusätzlich auch zwischendurch den "Oktavgriff" der Hand etwas lockern?
 
Wie ist es aber nun mit dem "Oktavgriff"? Ich neige ja dazu, die Hand im Oktavgriff zu fixieren. Würdet Ihr das beibehalten und nur das Handgelenk lockern - so wie Rolf beschrieben hat - oder zusätzlich auch zwischendurch den "Oktavgriff" der Hand etwas lockern?

hallo,

den kann (und soll) man auch etwas lockern, d.h. die Finger nicht permanent "fest machen", denn das brauchen sie ja nur während des Anschlags bzw. Abpralls. Auch das ist wieder nicht ganz leicht zu beschreiben...

wenn z.B. 1-5 die Oktaven fassen - muss dann dabei 2-3-4 irgendwie gespannt sein? Ich finde: nein, denn die tun ja nichts. Ebenso müssen 1-5 zwischen zwei Oktaven nicht fest fixiert sein - - erst mal ganz langsam spielen und bewußt unmittelbar nach jedem Anschlag lockern bzw. "die Hand schlapp machen": irgendwann funktioniert es, dass man mit völlig spannungslosen, d.h. entspannten Fingern eine Oktave berühren kann.

Gruß, Rolf
 
Nochmals besten Dank an Rolf!

Das klingt nach einer Angelegenheit, für die man viel Achtsamkeit und gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit braucht. (Diese Spannung in Hand/Handgelenk war mir vorher gar nicht aufgefallen.) Die Umstellung braucht wahrscheinlich Zeit. Ich werd's weiterhin probieren.

(Ansonsten geht es mit dem Klavierunterricht gut voran: Meine Klavierlehrerin meint, ich spiele die d-Moll-Fantasie schon viel ausdrucksvoller. ;))
 
Ein Tipp von meiner Seite:

Spiele mal (Oktaven, Akkorde, Einzeltöne) auf folgende Weise:

Lege zuerst die Hand auf die Tasten. Die Finger berühren schon die Taste, die sie gleich spielen werden. Achte darauf, dass alles locker und unangestrengt ist, am besten wählst du einen Akkord, den du gut greifen kannst.
Ohne dass die Finger den Kontakt zur Taste verlieren, holst du nun mit dem ganzen Arm aus. Das bedeutet, Oberarm + Unterarm heben sich. Mit diesem Gewicht und einer Kraft, die auch aus dem Rücken kommen kann, spielst du nun in die Taste hinen. Es ist eine Mischung aus Impuls-Geben und Hineinschieben.
Achte dabei darauf, dass das Handgelenk, die Muskeln um den Ellebogen und die Schultern sich nicht zu stark anspannen (evtl. mehrmals machen und jeweils auf eine Muskelgruppe achten).
Um das Gefühl der Lockerheit zu spüren, kannst du die Arme nach dem Anschlagen auch leicht nach außen bewegen.

Natürlich darf das ganze nicht nur entspannt sein - man braucht an den richtigen Stellen die richtige "Fixation", damit die Kraft nicht an einknickenden Gelenken verpufft, sondern auch in der Taste ankommt.
Stabil sollte die Mittelhand sein, d.h. das Gelenk, an dem die Finger an der Hand sitzen. Dieses Gelenk sollte nicht durchknicken, da sonst an dieser Stelle einige Kraft verpufft und du außerdem weniger Klangkontrolle hast.

Viel Erfolg ;)
 

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