Werktreue

Ich habe gerade diesen Faden durchgeschaut und finde es erstaunlich, dass außer einigen älteren Bachaufnahmen und dem nachgelassenen cis-Moll Nocturne von Chopin fast nichts wirklich konkretisiert wurde. Dass die Diskussion dann etwas vagiert ist wohl die zwingende Folge.
Ich möchte es mal am lebenden Körper konkretisieren:
Das erste Chopin Scherzo endet mit einer chromatischen Unisono Tonleiter mit crescendo. Die letzte dynamische Angabe war fff.
Wer spielt werktreuer:
Pianist A spielt die geschriebenen Noten so gut es geht im Fortissimo
Pianist B spielt mit ablösenden Oktaven ein gewaltiges crescendo
???
 
Ich möchte es mal am lebenden Körper konkretisieren:
Das erste Chopin Scherzo endet mit einer chromatischen Unisono Tonleiter mit crescendo. Die letzte dynamische Angabe war fff.
Wer spielt werktreuer:
Pianist A spielt die geschriebenen Noten so gut es geht im Fortissimo
Pianist B spielt mit ablösenden Oktaven ein gewaltiges crescendo
???
ablösende Oktaven (a la Liszt Mephistowalzer am Schluß, Tschaikowski Finale KK b-Moll am Schluß) hat Chopin nirgendwo verwendet - so gesehen macht B was weniger "werktreues"

aber der Lauf ist ein ungünstiges Beispiel, ebenso der Lauf am Ende von op.25,11

Beethoven Konzert c-Moll, Schluss:
werktreu 1.png
offensichtlich hatte Beethoven zu dieser Zeit keine Klaviatur bis zum contra-C - wäre es eine Verfälschung, dennoch im letzten Takt oben l.H. weiter gebrochene Oktaven zu spielen statt der holprigen Original-Notlösung?
spaßeshalber eine "Erleichterung" dieser Stelle:
werktreu 2.png
...das ist sicher nicht allzu "werktreu"

etwas später hatte Beethoven Klaviere, die bis zum contra-C reichten - aber buhuhu er wollte zum subcontra-B runter, das es um 1818 noch nicht gab:
werktreu 3.png
wäre es nicht werktreu, wenn man die beiden ergänzten subcontra-B spielt?

oder Chopin, Sonate b-Moll oder Fantasie f-moll: da gibt´s ebenfalls das ganz tiefe B, obwohl Chopin es noch nicht auf seinen Klavieren hatte (gingen nur zum contra-C)
 
Zur „Verfälschung“ durch Ton-/ Tastenergänzungen habe ich oben ja auch bereits etwas geschrieben, aber merkwürdigerweise keine richtige Reaktion darauf geschrieben.
Ich halte Ton-/Tastenergänzungen in Einzelfällen für erlaubt (Begründung s.o.).
 
Uih...
Zitat von von einem Klavierlehrer:
Wenn da oben Presto steht, muss man das doch nicht Presto spielen! Man sollte immer das Tempo wählen, das einem gut tut.
dem muss ich widersprechen, denn es gibt Dinge die sich eben nur in Presto dann auch wirklich gut anhören.

Wenn man immer nur das Tempo wählt, das einem guttut (oder was man eben noch so hinkriegt) produziert man unter Umständen Einbußen im Klang - und das sollte in erster Näherung erstmal nicht sein beim Musizieren.
 
@Dreiklang, über meinem Zitat steht:

"Zitat von einem Musiklehrer"

Ich darf doch um mehr Werkstreue bitten. Danke!
;-)

Aber er hat auch Klavierunterricht angeboten, es war die zweite Probestunde beim Versuch einen Lehrer zu finden. Dass ich bei ihm keinen Unterricht nehmen wollte lässt sich leicht nachvollziehen. Beim dritten Versuch bin ich fündig geworden und sehr zufrieden. Er hält es mit der Werkstreue denn er ist auch Dirigent.
 
Zuletzt bearbeitet:
;-) - Ok - danke, Marlene, für den Hinweis.
 
Ich will kein Pianisten-Bashing veranstalten, aber ist diese (kurze) Interpretation nicht ein wenig weit weg von Skrjabins Vorstellungen?



 

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Es ist in erster Linie dilettantisch gespielt. Von einem Level, auf dem man überhaupt von Interpretation sprechen kann, ist das ziemlich weit entfernt.
 
Da wurde wohl jemand überrascht und hat Prima vista gespielt. Was dabei herausgekommen ist finde ich auch ziemlich überraschend (diplomatisch ausgedrückt).

Aber die Arpeggios sind doch recht eigenwilliig. Um es mit dem Dateiname auszudrücken: Darf man das? Ich frage auch wegen des musikalischen Zusammenhangs.
 
Da wurde wohl jemand überrascht und hat Prima vista gespielt. Was dabei herausgekommen ist finde ich auch ziemlich überraschend (diplomatisch ausgedrückt).

Aber die Arpeggios sind doch recht eigenwilliig. Um es mit dem Dateiname auszudrücken: Darf man das? Ich frage auch wegen des musikalischen Zusammenhangs.
Was hätte denn herauskommen sollen?
Man benötigt schon eine einigermaßen große Hand, um Akkorde, die die Spannweite einer Dezime umfassen, greifen zu können. Wer dafür die anatomischen Voraussetzungen nicht hat und also arpeggieren müsste, hat demnach dieses Stück tunlichst zu meiden?
 

Wie viele Dezimen hast Du denn entdeckt? Ich sehe nur eine und die arpeggiere ich nicht. Das zu schaffen hat allerdings einiges an Dehnübungen erfordert.
 
Wie viele Dezimen hast Du denn entdeckt? Ich sehe nur eine und die arpeggiere ich nicht. Das zu schaffen hat allerdings einiges an Dehnübungen erfordert.
Immerhin zwei (eine davon als Arpeggio auszuführen), dazu fünf Akkorde, die eine None umspannen.
Meiner Hand zuliebe spiele ich solche Akkorde arpeggiert oder verzichte überhaupt auf das jeweilige Stück, in dem sie vorkommen.

Man beachte etwa bei op. 22/1, wie viele Freiheiten sich Skrjabin selbst genommen hat (ab 4:46; ich weiß, die Aussagekraft ist begrenzt):
 
Zuletzt bearbeitet:
Immerhin zwei (eine davon als Arpeggio auszuführen)

Vielleicht habe ich Tomaten auf den Augen, aber ich sehe nur eine Dezime (Takt 6, rechte Hand) und in meiner Notenausgabe steht keine Anweisung, diese Dezime zu arpeggieren. Aber es trotzdem zu machen - wie ich anfangs auch - ist ja in Ordnung.

Wo hast Du die andere Dezime gesehen, @Stefan379?.

Aber schon die ersten Akkorde zu arpeggieren, wie in dem Dateischnipsel, ist doch von Skrjabin nicht gewollt.
 
Wo hast Du die andere Dezime gesehen, @Stefan379?
Im Schlussakkord in Takt 35.
Aber schon die ersten Akkorde zu arpeggieren, wie in dem Dateischnipsel, ist doch von Skrjabin nicht gewollt.
Wie gesagt, auf der Klavierrollen-Aufnahme von op. 22/1 hört sich so manches nach arpeggierten Terzen an, was im Notentext jedoch keine Entsprechung findet.
 
Ach herrje..., doppelt gepennt, ich fasse es nicht.
:dizzy: :konfus:

Klar, ist am Ende auch eine Dezime und die arpeggiere ich. Im Gegensatz zu meiner Aussage ist es so notiert, keine Ahnung was ich da mal wieder für einen Denkfehler hatte.
:dizzy:
 

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