Wer zahlt?

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Eusebius

Eusebius

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Hallo zusammen,
mir stellt sich gerade die Problematik der Haftung.
Vor ca. einem Monat wurde mein etwa 8 Jahre altes Klavier vom Klavierstimmer meines Vertrauens gestimmt. Der macht das schon immer und bislang war ich auch völlig zufrieden.
Leider ist diesmal jedoch beim Stimmen eine Baßsaite gerissen und diese musste zunächst bestellt, dann eingebaut werden. Der ganze Spaß kostet jetzt nochmal 70,- Euro, was neben den 100,- Euro fürs Stimmen zwar nicht die Welt ist, jedoch nach dem Verursacherprinzip nicht von mir zu entrichten wäre.
Der Klavierstimmer sagt, es sei ein Materialverschleiß - nach 8 Jahren? - und somit völlig in Ordnung, mir Kosten in Rechnung zu stellen.
Hat jemand Erfahrung mit solcher Problematik?
 
Na der Verursacher bist doch erst einmal Du.
Der Klavierstimmer hat doch auf Deine Veranlassung hin gehandelt.
Solange Du ihm keine grobe Fahrlässigkeit nachweisen kannst (Bolzenschneider?), sehe ich ihn nicht in der Verantwortung.

Aber: IANAL. Mag sein, dass ein Bundesgericht das anders sieht, was dann wohl dazu führen wird, dass demnächst jeder Handwerker erst mal 25 Seiten Einverständniserklärung und Haftungsübernahme unterschrieben haben will. Die Zeit, die er wartet, bis Du fertig bist, kommt dann extra auf die Rechnung. Das sind sicher mehr als 70 Euro...
 
Normales Verschleissteil, warum sollte da der Stimmer zahlen?

Wenn er Dein Klavier beim Stimmen umgeworfen hätte und dabei die Baßsaite gerissen (mit viel Glück wäre es nur die Baßsaite, wohl eher noch viel mehr kaputt), dann müsste er den Schaden begleichen, sonst aber nicht.

Jemand der kommt, um Dein Fahrrad aufzupumpen und es platzt der Reifen dabei, weil er schon uralt und rissig ist, stellst Du demjenigen der so nett war um zu pumpem, den Reifen in Rechnung? ...

Na wehe dem der Dir einen Gefallen tut ... :D
 
Wer anschafft, zahlt!!
Eigenartige Rechtsauffassung, den Stimmer zur Kasse zu bitten!
Kabolsky
 
Wer anschafft, zahlt!!
Eigenartige Rechtsauffassung, den Stimmer zur Kasse zu bitten!
Kabolsky

Wenn die Sorgfaltspflicht verletzt ist, dann ist es eben keine eigenartige Rechtsauffassung!
Bsp. Wenn ein Möbelpacker einen Kratzer in das Möbel macht, das zu transportieren ist, so wird dieser ebenfalls verantwortlich für diesen Schaden gemacht und ist normalerweise entsprechend versichert.
Da ich jedoch nicht während des Stimmens anwesend war, ist es mir nicht möglich, über die Sorgfalt eine Aussage zu treffen.

Um nicht falsch verstanden zu werden:
Es geht mir nicht darum, mich aus einer Zahlungsverpflichtung zu winden. Der Klavierstimmer macht seine Arbeit gut und dafür soll er auch bezahlt werden. Natürlich soll er auch nicht sämtliches Risiko eventuell auftretender Schäden tragen, sonst wird es in Zukunft niemanden mehr geben, der diesen Beruf ausüben möchte.

Ich habe mich ohnehin bereits entschieden, diese Kosten zu begleichen.

Danke für Eure Hilfe!
 
Naja, wenn der Klavierstimmer auf NUmmer sicher hätte gehen wollen, hätte er Dir gesagt, daß er das KLavier nun etwas tiefer stimmt, um sicher zu gehen, daß die Saite nicht reißt. Dann wird das Klavier nach jeder Stimmung etwas tiefer :confused:.
Allerdings ging er wohl bei einem nur 8 Jahre alten Instrument davon aus, daß da keine Gefahr besteht. Da er die entsprechende Stimmung nun aber doch nicht erreicht hat, weil eben vorher die Saite riß, muß er auf Materialermüdung schließen, es sei denn er hat mutwillig den Stimmschlüssel herumgerissen. :rolleyes:
Darf ich fragen, um was für ein Klavier es sich handelt?
 
Daß eine Saite mal reißt, passiert beim Klavier zwar selten, ist aber völlig normal. Da dein Stimmer nach deinem Dafürhalten seine Arbeit gut macht, ist wohl kaum anzunehmen, daß er die Tonhöhe so viel überzogen hat, daß das der Grund war, denn dafür müßte man schon reichlich daneben stimmen. Allerdings kann man beim Stimmen den falschen Wirbel erwischen, d.h. man dreht und dreht, merkt keine Tonhöhenänderung und dreht darum weiter, nur leider nicht den Wirbel der Saite, die man anschlägt. Daß das einem erfahrenen Stimmer passiert, kann man aber wohl auch ausschließen.

Wenn Saiten reißen, liegt das in der Regel an Vorschädigungen an den Knickstellen, denn dort reißen sie dann meistens auch. Passiert das öfter, ist nicht auszuschließen, daß der Hersteller der Schuldige ist. Ich würde es darum dem Hersteller mitteilen, auch wenn nach acht Jahren die Garantie bereits abgelaufen ist. Denn falls das Problem beim Hersteller bekannt sein sollte, wird er sich vielleicht um Nachbesserung bemühen.

Jedenfalls erging es mir so mit einem Flügel, bei dem allerdings nicht Baß-, sondern einige Diskantsaiten am Kapodaster immer wieder rissen. Ich schrieb dem Hersteller, obwohl die Garantie gerade ein paar Monate abgelaufen war. Der Hersteller holte den Flügel auf eigene Kosten in die Werkstatt, stellte mir für die Dauer der Reparatur kostenlos einen Ersatzflügel und nahm mein Instrument auseinander, härtete und polierte den Kapodaster neu, regulierte die Plattenhöhe neu, erneuerte den gesamten Saitenbezug und intonierte die Hämmer. Seither ist keine Saite je wieder gerissen. Soviel Kulanz und Service kann man allerdings kaum bei einem günstigen Klavier erwarten und verlangen.

Zwar halten Klaviersaiten enorm lange (ob sie genau so lange klanglich zufriedenstellend bleiben, ist eine andere Frage), aber bei allen Saiteninstrumenten gehören die Saiten zu den Verschleißteilen, und gelegentlich kann eben auch eine Klaviersaite mal reißen, auch wenn das bei einem acht Jahre alten Instrument eher unwahrscheinlich ist. Da dein Klavierstimmer nicht einfach nur eine Reparatur-Saite aufgezogen hat (Meterware für den Notfall), sondern anscheinend die Ersatzsaite bei einer Saitenspinnerei nach dem Original hat anfertigen lassen, würde ich davon ausgehen, daß er vernünftige Arbeit leistet und daß ihn keine Schuld trifft.
 
Das Schimmel 120 I hat nach meiner Erinnerung Bass-Saiten mir sechskant-Kerndraht und Zopfösen, oder?
Die können durchaus mal reißen, in den allermeisten Fällen oben an den Umlenk-Stiften oder direkt am Wirbelloch, manchmal bricht auch die Öse auf.
Kommt vor, ist aber in den wenigsten Fällen die Schuld des Stimmers.
Wir haben weiß Gott nicht die Dollar-Zeichen im Auge, wenn uns beim Kunden eine Saite reist:
An den 70,- Euro hat Dein Stimmer nichts verdient: Ausmessen der alten Saiten, neue Saite bestellen, wieder zum Kunden fahren, Saite aufziehen, ggfl. mehrmals hochziehen. etc.
Steuer und Fahrtkosten nicht vergessen.
 
Kann ich auch nur Bestätigen, wir verdienen am auswechseln einer einzelnen Saite eigentlich gar nichts obwohl wir, wenn möglich, noch selbst Spinnen.
 

Der Klavierstimmer hätte darauf hinweisen müssen, dass evtl. duch das Alter bzw. den Verschleiß eine Seite reissen kann.
Aber einfach zu sagen: "ups, war Verschleiß" halte ich für unprofessionell.
Ich würde mich auf 50/50 einigen beim Preis für die Saite und beim nächsten Mal ein en anderen Stimmer nehmen.
 
Der Klavierstimmer hätte darauf hinweisen müssen, dass evtl. duch das Alter bzw. den Verschleiß eine Seite reissen kann.
Aber einfach zu sagen: "ups, war Verschleiß" halte ich für unprofessionell.
Ich würde mich auf 50/50 einigen beim Preis für die Saite und beim nächsten Mal ein en anderen Stimmer nehmen.

Manche Leute haben seltsame Vorstellungen ...
 
Auf was soll man denn dan noch alles hinweisen, wenn man mit dem Stimmen beginnt?

Das der Kanarienvogel beim Reinziehen des Chores vom fis2 einen Herzstillstand erleiden könnte?
Dass die vom Kunden vorgeschlagene Stimmzeit in die Mittagsruhe fällt und der Nachbar sich beschweren könnte?
Das die Oberfläche des Instrumentes nach getaner Arbeit Fingerabdrücke aufweisen könnte?


Macnhe Sachen passieren einfach, auch wenn es einem nicht paßt.

Gegenbeispiel:
Deine Freudin Uschi stellt den 8 Jahre alten Porzelan-Teller der Firma Thomas in die fast neue Geschirrspülmaschine von Miele, die nach dem Auffüllen des Spülmittels durch Dich selbst und durchlaufenen Spülgang "Öko 35" von Freundin Uschi wieder geöffnet wird.
Nun hat der Teller einen Sprung.

Was nun?
- Du warst während des Spülvorganges nicht in der Spülmaschine anwesend.
- Freundin Uschi beteuert, dass der Teller vorher heil war
- Eine Möglichkeit wäre, Miele zu verklagen, da nicht explizit darauf hingewiesen wurde, dass Teller in Spülmaschinen in wenn auch seltenen Fällen Schaden nehmen könnten.
- Obligatorisch ist eine Beschwerde bei der Firma Thomas, wie es sein kann, dass ein erst acht Jahre alter Teller einfach springt. Materialfehler?
-Was ist mit Uschi? Hat Sie Zeugen, dass der Teller vorher unbeschädigt war oder will Sie den Verdacht nur auf die brave Geschirrspülmaschine lenken?

-Könnte vielleicht auch das falsche Auffüllen von Spülmittel durch den Benutzer in Verbindung mit dem Programm "Öko 35" den Schaden hervorgerufen haben, v.A. da an dem Teller vorher noch die Reste von der Silvester-Paryt 2006 hingen?

Nachdem sich der Hergang nicht eindeutig rekonstruieren läßt, sollen die Firmen Thomas sowie Miele den Schaden je zu 50% zahlen und Freundin Uschi bekommt den Laufpass - zusammen mit der von Ihr angeschafften Spülmaschine.
Nicht, dass so etwas nochmal passiert.:rolleyes:
 
:D @Klavierbaumeister, dieses Beispiel ist so super, das es mir fast den Sonntag gerettet hat.

Leider bin ich so ziemlich sicher, das dieses Beispiel nur allzu oft auch in der Wirklichkeit vorkommt.
 
Was ist an dieser Vorstellung denn komisch?

Wenn ich etwas habe was gewartet wird und es ist anschließend kaputt und der Reparateur (in diesem Fall der Stimmer) sagt es sei Verschleiß, dann finde ich, dass man vorher darauf hingewiesen werden kann, dass die Saiten verschleißt sind und dass keine Garantie übernommen wird.

Ich finde der Stimmer macht es sich zu einfach.
 
Verschliessteile sind immer von der Garantie ausgeschlossen.

Das Beste beim nächsten Mal wird sein:
Der Stimmer drückt seinem Kunden das Werkzeug in die Hand und sagt nur rechts oder links rum drehen.
Fertsch is der Lack, geht ne Seite kaputt, wars der Kunde selber und dem Stimmer ist wohler zumute.

Wenn wir das nun in jeder Branche machen, gibt es bald garkeine Probleme mehr, die Schuldigen sind immer die Eigner der Sache und damit geht man vielen Problemen aus dem Weg.
 
"Am nächsten Abend fasste Martin22 [Namen geändert A.d.R.] all seinen Mut zusammen, um den dilettantischen Klavierstimmer endlich zur Rede zu stellen.
Bis er an dem durch gerissene Saiten finanzierten Prunkbau des Stimmers angekommen war, war es schon dunkel, sodass er die Aufschrift auf der Klingel nicht eindeutig erkennen konnte.
Er klingelte ganz oben, denn dich höchsten Wohnungen sind die teuersten, da wird er schon wohnen - dank seiner gerissenen Saite!
Oben öffnete sich ein Fenster. "Ja?" brüllte es herunter.
"Ich suche den Klavierstimmer"
"Kannst Du nicht lesen Du Schwachmat? Ich bin der Hausmeister".
"Ja aber es ist schon so Dunkel, da konnte ich die Namen auf der Klingel nicht richtig..."
"Dann mach Dir halt Licht du A....geige"
Also fasst sich Martin22 nochmals all seinen Mut zusammen und drückte auf den dunkel vor sich hinglimmenden Schalter mit dem Symbol einer Glühbirne.
Das hätte er nicht tun sollen:
Die Glühbirne leuchtete kurz auf, um dann mit ein dumpfen "Ploppp" wieder zu erlöschen.
Das war´s dann wohl.
Davon aufgeschreckt öffnete wieder die wandelte Schrankwand von Hausmeister das Fenster, schaute herunter und sah die Bescherung.
"Na warte, Bürschchen" brüllte es, das Fenster schlug zu und man konnte schnelle aber doch schwere Schritte die Treppe zur Hauseingangstüre herunterpoltern hören..."

Ob Martin22 mit seiner Argumentation, der Hausmeister hätte ihn auf ein mögliches Zerplatzen der Glühbirne beim Einschalten aufgrund des allgemeinen Verschleißes derselbigen hinweisen müssen Erfolg hatte, bleibt dem geneigten Leser zu entscheiden.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hihi, ich kann nicht mehr vor Lachen :D, ich hab schon Tränen im Auge.

"der durch gerissene Saiten finanzierte Prunkbau des Klavierstimmers"

Einfach schön!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Klavierbaumeister: You made my day! :-)

(bitte mehr davon)
 
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