Welche Regeln zum Mitspielen : Jazz Jam Session

Johannes85atclavio

Johannes85atclavio

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Hallo zusammen, folgendes stelle ich mir vor: Wenn sich etwa drei Instrumentalisten zum Jazz'n treffen. Wird hierzu vorab eine gemeinsame Tonart festgelegt? Oder gar eine Modulationsreihenfolge? ( z.B. C dann F dann B .... ) Oder passiert alles sehr spontan? Spontan in dem Sinne, dass man sich evtl an ein führendes Cello hält?

Ich mag Jazz und lese Theorie und übe das Wechseln der Tonarten über Akkordstufen. Spiele mal einen Quintfall oder versuche 2-5(-1) Ketten. Außerdem tendiere ich mal zu einem Realbook-Kauf. Vll klärt das dann auch schon bissl was für mich. :denken:

Wäre toll hier ein wenig aus der Praxis hören zu können.

VG Johannes
 
Nimm Unterricht bei einem Jazzer. Und seien es nur 1-2 Stunden erstmal.

Deine Vorstellungen sind dermaßen weit weg von der Realität, da muss einer mal ganz viel gerade rücken.
 
Gezielt nach Jazzpiano-Stunden fragen? Klingt gut! Welche Skills sollte ich da bereits mitbringen? Bin ja Autodidakt ...
 
Keine. Dafür ist ein Lehrer ja da, dass er sieht wo Du stehst, und Dich dort abholt und weiterbringt.

Also hoppihoppi, Termin machen!
 
@hasenbein
In dem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, wie in einer Jazzband im Zusammenspiel das Problem der passenden Auswahl von Bassfiguren, Voicings und Skalen gelöst wird, wenn z.B. der Bassist in einem Bossa auf der V. Stufe die reine Quinte spielt, während der Saxophonist die alterierte Skala spielen will. So etwas wird ja bei einer Jam-Session nicht verabredet, oder?
 
Deswegen klingt doch Jazz auch immer so scheiße! :lol:

Nee, ist alles kein Problem. Nicht nur bei einer Session wird so etwas nicht verabredet.
 
Es wird oft über Jazz-Standards (bekannte Melodien) improvisiert. Diese haben eine Tonart und einen Harmonieverlauf. Das ist das, was im Realbook steht, das du dir besorgen wolltest. Demnach muss man die Changes nicht absprechen, sie sind da.
Ablauf meist: 1. Melodie des Jazzstandards, 2. diverse Soli hintereinander, 3. Melodie des Jazzstandards.
Dabei bleibt man in der Form der Melodie, also bei den Akkorden / Harmonien des Stücks.
 
Oh okay.
Da ist es dann vll ratsam sich mal auf 2,3 Stücke aus dem Realbook zu einigen. Und dann zu treffen. Aber klar, ich stelle mir vor das die routinierten Spieler eine große Auswahl beherrschen. So ist es ihnen dann leichter "überall" einzusteigen. Ich weiß noch nicht so ganz, ob ich das durchziehen kann / will. Bin auch ein Freund des Improvisierens und daher lese ich wohl noch mehr über Jazzformeln. Und hole mir aber mal ein RealBook...

Und vergesse die Praxis dabei nicht. Aber es ist ja ein wahnsinnig weites Feld welches vom JAZZ aufgemacht wird... ui uih ui :)

Achso: Ist es beim Realbook auch absolut erwünscht "nur" mit Akkorden zur Melodie zu begleiten? Damit meine ich, dass ich dann die Aufbrechung der Akkorde nach dem Rythmus / Schlagzeug spielen kann / darf.
 
@Johannes85atclavio Vielleicht hörst du dir mal Jazz an oder besuchst sogar mal eine Jam-Session als Zuschauer. Es besteht natürlich die Gefahr, dass du dabei etwas lernst.
 

Als ich vor hundert Jahren noch Jazz-Gitarre gespielt habe (ziemlich schlecht :004: ), war ich einige wenige Male zum Mitspielen auf Sessions (sonst nur als Zuhörerin). Ich hatte zwei, drei Stücke aus dem Realbook vorbereitet, die ich spielen wollte und habe die direkt vor der Session den Mitmusikern mitgeteilt. Alle waren sehr nett, auch wenn sie mich testen wollten und "Footprints" in mörderischem Tempo gespielt haben.
Meistens wird es wohl so ablaufen, dass die Solisten sagen, welches Stück sie spielen wollen und die Begleitinstrumente/Rhythmusgruppe sich darauf einstellt.

Ist es beim Realbook auch absolut erwünscht "nur" mit Akkorden zur Melodie zu begleiten? Damit meine ich, dass ich dann die Aufbrechung der Akkorde nach dem Rythmus / Schlagzeug spielen kann / darf.
Das Realbook ist einfach nur eine Sammlung der wichtigsten Jazz-Standards, also das Repertoire, das man als Jazz-Musiker aus dem ff beherrschen sollte. Notiert sind die (Gesangs-)Melodie + eventuell Text und die Harmonien. Als Pianist hast du eine Doppelrolle. Wenn du auf dem Klavier bei einem Stück die Melodie spielen und dann über die Changes improvisieren willst, bist du Solist. Ansonsten gehörst du zur Rhythmusgruppe und begleitest die Solisten. Begleitung natürlich nach den Harmonien und im passenden Rhythmus. Wie du die Begleitung im Einzelnen ausgestaltest, ist dir überlassen.
 
Als ich vor hundert Jahren noch Jazz-Gitarre gespielt habe (ziemlich schlecht :004: ), war ich einige wenige Male zum Mitspielen auf Sessions (sonst nur als Zuhörerin). Ich hatte zwei, drei Stücke aus dem Realbook vorbereitet, die ich spielen wollte und habe die direkt vor der Session den Mitmusikern mitgeteilt. Alle waren sehr nett, auch wenn sie mich testen wollten und "Footprints" in mörderischem Tempo gespielt haben.
Meistens wird es wohl so ablaufen, dass die Solisten sagen, welches Stück sie spielen wollen und die Begleitinstrumente/Rhythmusgruppe sich darauf einstellt.


Das Realbook ist einfach nur eine Sammlung der wichtigsten Jazz-Standards, also das Repertoire, das man als Jazz-Musiker aus dem ff beherrschen sollte. Notiert sind die (Gesangs-)Melodie + eventuell Text und die Harmonien. Als Pianist hast du eine Doppelrolle. Wenn du auf dem Klavier bei einem Stück die Melodie spielen und dann über die Changes improvisieren willst, bist du Solist. Ansonsten gehörst du zur Rhythmusgruppe und begleitest die Solisten. Begleitung natürlich nach den Harmonien und im passenden Rhythmus. Wie du die Begleitung im Einzelnen ausgestaltest, ist dir überlassen.
Vielen Dank für den guten Einblick :) Dann werde ich mir mittelfristig des BOOK holen. Changes sind Akkordfolgen für mich. Glaube dann verstehe ich das schon. Wenn ich noch fragen darf... Gibts des Realbook dann auch mit kompletten Klavierbass-Noten? Da wäre ich dann schön am abloosen, müsste ich in Echtzeit Gesang und Bass völlig nach Blatt spielen. Aber weiter üben möchte ich ja ohnehin ... Viele Grüße
 
Vielen Dank für den guten Einblick :) Dann werde ich mir mittelfristig des BOOK holen. Changes sind Akkordfolgen für mich. Glaube dann verstehe ich das schon. Wenn ich noch fragen darf... Gibts des Realbook dann auch mit kompletten Klavierbass-Noten? Da wäre ich dann schön am abloosen, müsste ich in Echtzeit Gesang und Bass völlig nach Blatt spielen. Aber weiter üben möchte ich ja ohnehin ... Viele Grüße

Hast du dich überhaupt schonmal mit Musik abseits ausnotierter E-Musik (ich habe immer noch kein besseres Wort dafür) befasst?

Das Realbooks enthält Lead-Sheets.
 
Gibts des Realbook dann auch mit kompletten Klavierbass-Noten?
Vermutlich gibt es zu einigen Jazz-Standards auch fertige Noten. Das ist aber nicht die Idee einer Jam-Session. Bei einer Session ist sehr vieles spontan. Man weiß vorher normalerweise nicht, wer alles kommt, welche Instrumente vertreten sein werden. Meistens organisiert der Veranstalter der Session wenigstens eine feste Rhythmusgruppe, damit überhaupt was stattfinden kann. Vielleicht ist da schon ein Pianist dabei, dann kannst du dich mit ihm absprechen, dass du bei einigen Stücken seinen Platz einnimmst. Eventuell wird am Anfang mit den anwesenden Musikern eine Liste mit Stücken erstellt oder es wird einfach nach jedem Stück entschieden, was als nächstes kommt.
Du spielst nicht alleine, d.h. du musst weder den Bass-Part übernehmen, den spielt der (Kontra-)Bassist, noch musst du singen, wenn du nicht willst. Du spielst im Wesentlichen eine Akkordbegleitung, solange ein anderer Solist spielt. Solist heißt hier: Der Musiker, der improvisiert. Wenn du willst, kann du dann auch selbst einen oder zwei Durchgänge improvisieren, wobei die restliche Rhythmusgruppe, also Bass, Schlagzeug, eventuell Gitarre, weiterspielt. Während du improvisierst, spielst du nur noch eine rudimentäre Begleitung.
Ich hab sogar ein Video aus meiner alten Session-Location gefunden, dem Cave 54 in Heidelberg:
 
Noch'n wichtiger Tip: Play less, say more!
 
Also, auf Sessions ist das nicht selten so: wer zuerst durch seine Skalen durch ist, hat gewonnen. Es ist eine Art Schwanzlängenvergleich. Auch mit der Länge des Saxophons kann man beeindrucken. Und ja: ich war (zuhörenderweise) auf vielen Sessions.
Hasenbein: 3-2-1 gib's mir...

Ablauf meist: 1. Melodie des Jazzstandards, 2. diverse Soli hintereinander, 3. Melodie des Jazzstandards.
Ist das nicht langweilig? Diese Fantasielosigkeit vieler Jazzer hat mich von den Sessions neben o.g. Angeberei auch wieder vertrieben. Und nach diesem 08/15-Muster wird ja auch auf unzähligen Konzerten verfahren, obwohl man da Möglichkeiten hätte, sich im Vorfeld ein paar Gedanken über die musikalische Struktur zu machen.
 
@Marlén Das ist auch mit ein Grund, weshalb mich Jazz nicht mehr interessiert. Die Melodien der Standards sind oft relativ einfach, alles ist auf die Improvisation ausgelegt. So werden die Melodien eher pflichtbewusst schnell runtergedudelt, damit man endlich zur Impro kommt. Und da wird dann oft nur auf Effekt gespielt: möglichst schnell, Skalen hoch und runter, ein paar krasse Geräusche dazwischen (Saxophone machen das gerne, dieses laute Getröte, weiß nicht, wie das heißt)... Dass mal jemand wirklich versucht, eine eigene Melodie zu finden, die eine Linie hat und sich interessant in die Akkorde einfügt, ist eine echte Seltenheit.

Deshalb habe ich mich so in den brasilianischen Choro verliebt. Die Harmonien der Stücke sind ähnlich anspruchsvoll wie beim Jazz, aber im Zentrum stehen immer die Melodien, die sehr ausgearbeitet, komplex und virtuos sind. Auf den Choro-Sessions (Roda de Choro genannt) wird auch ab und zu improvisiert, dann aber immer auch sehr melodisch. Aber die Impro ist gar nicht so wichtig, oft werden einfach nur die Melodien gespielt, vielleicht ein bisschen ausgeschmückt/variiert. Da die Stücke schon so komplex komponiert sind, häufig im Rondo-Schema (A A B B A C C A) und dadurch auch recht lang, ist man damit schon gut beschäftigt.
 

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