Welche Erinnerungen habt Ihr an den Klavierlehrer/in aus Eurer Kindheit?

Refrather

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6. Okt. 2014
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Hallo,

als Wiedereinsteiger nach einer langen Pause denke ich hin und wieder an den Klavierunterricht in meiner Kindheit. 1975 hatte ich meine erste Unterrichtsstunde bei Eckart Lang in Ellwangen/Jagst und ich sehe ihn noch vor mir, wie er in seinem Sessel sitzt und sich zu Beginn des ersten nachmittäglichen Unterrichts gemütlich eine Pfeife stopft und dann genüßlich raucht. Wenn ich ihm dann das erste Stück vorgespielt hatte und es schlecht war, sagte er zunächst nichts, sondern zog zwei- oder dreimal an seiner Pfeife. Dann hatte der Tabakrauch ihm genügend die Nerven beruhigt, dass er auf mein Spiel einging. Er musste sich von den Kindern und Jugendlichen - erwachsene Schüler gab es damals nicht - viele schräge Töne im Laufe eines Tages anhören, da war ihm die Pfeife ein Trost. Am Ende der Stunde verschwand Herr Lang dann fast hinter dicken Qualmwolken und während ich dies schreibe, fällt mir ein, dass mir manchmal die Tränen kamen wegen dieses beißenden Tabakqualms. Jedes Jahr im Oktober gab es ein Schülervorspiel, über das dann die lokale Presse berichtete. Herr Lang war immer ein ruhiger Lehrer, nie ein Choleriker.

Ich habe erst kürzlich gelesen, dass mein damaliger Klavierlehrer schon lange tot ist. Leider hat die Pfeife ihn später umgebracht, Kehlkopfkrebs. Furchtbar.

Welche Erinnerungen habt Ihr an Eure Klavierstunden aus den 70iger und 80iger Jahren?

Gruß,
Frank
 
Nummer 1, Fräulein S. H.:
Jung, blond, attraktiv, konservativ. Drohte mit Backpfeifen und schrieb Schulnoten für die Eltern in das Hausaufgabenheft. Die Drohung mit den Backpfeifen blieb allerdings nur eine solche. Lernerfolg war gegeben.

Nummer 2, Frau H. Z.:
Alt, geschieden und arm, mütterlich, liebte mich. Orgelte auch in einigen Kirchen der Gegend. Ich hatte eigentlich nichts gegen sie. Lernerfolg war ebenfalls gegeben.

Nummer 3, Frau H. Bindestrich B.:
Sehr professionell, passend dazu zwei Steinways im Zimmer. Lernerfolg auch gegeben.

Parallel zu 2 und 3 Musiklehrer H. P. in der Schule:
Sehr beliebt bei allen, obwohl er keine Rockmusik und keine E-Gitarren mochte. Leiter des Schulorchesters. Kumpeltyp hoch drei, hatte allerdings seine Lieblinge. Viel später kam heraus, dass er sie wohl etwas zuviel mochte. Das haben wir damals allerdings überhaupt nicht kapiert und so auch nicht bemerkt. So richtig Strafbares ist jedoch wohl nicht passiert. Zum Glück war ich kein Liebling, obwohl ich immer 'ne Betoneins in Musik bekam. Lernerfolg null.

Schülerkonzerte in der Aula vor allen Eltern mit Zähneklappern überstanden.

CW
 
Zuletzt bearbeitet:
an meinen ersten und einzigen Klavierlehrer habe ich nur die allerbesten Erinnerungen. Ein überaus lieber, netter älterer Herr, ein väterlicher Freund. Geduldig ohne Ende und so warmherzig und gütig, einfach eine Seele von Mensch. Leider konnte ich nur 2 Jahre Unterricht nehmen und musste dann ganz mit dem Klavierspielen aufhören. Aber die Stunden bei ihm und seiner Familie bildeten immer ein highlight der Woche. Seine beiden Söhne waren in meinem Alter und so kam es oft, dass vor oder nach dem Unterricht auf dem riesigen Anwesen Fußball gespielt wurde. Der jüngere Sohn, bereits in sehr jungen Jahren ein begnadeter Musiker, ist jetzt irgendwo Musik-Professor. Damals war er ein willkommener Kamerad und guter Freund. Die Gartenparties waren legendär. Auch der swimming-pool im Garten würde von tollen Geschichten erzählen können, wenn er denn sprechen könnte. Es war eine wunderschöne Zeit. Danke, Herr Rektor!
 
Mein erster KL, da war ich neun oder zehn Jahre alt, wird mir ewig in Erinnerung bleiben !
Ein freundlicher und geduldiger Mensch, der aber in meinen Augen die seltsame Marotte hatte, wenn er etwas erklärte, das völlig übertrieben vorzuführen.
Eines Tages wollte er mir zeigen wie ein zünftiges Fortissimo ausführen ist und hierzu wählte er einen Marsch mit einem lauten und sehr kräftigen Akkordbeginn.
Nach dem Motto " Jetzt schau mal genau zu, ich zeig Dir das mal ..." zog er sich einen Stuhl ans Klavier , holte schnaubend Luft und riß die Hände fast einen halben Meter in die Höhe, um einen gewaltigen Akkorddonner zu landen.
In diesem Moment trug der Stuhl die Last nicht mehr und brach mit ihm zusammen.
Mein KL saß urplötzlich mit hochgerissenen Armen und einer Handhaltung wie Nosferatu einen halben Meter tiefer vor dem Klavier.
:lol::lol::lol::lol:
Ein Bild wie aus einem T&J-Zeichentrickfilm .
Die Stunde war natürlich gelaufen .
Er hat es aber mit Humor genommen, was unbedingt für ihn spricht.
Der Stuhl jedenfalls war von mir nicht präpariert worden.
Im Nachhinein war er jedoch im Vermitteln des Lehrstoffes nicht konsequent genug und ließ viel zu viele Mängel durchgehen. Es hat mich später viel Mühe gekostet, das wieder auszubügeln.
 
Oh weh.

Lehrerin Nr. 1: Bildschön, energiegeladen und damals gerade mit dem Examen fertig. Überzeugte mich und meine Eltern davon, dass das Klavier das geeignetere Instrument sei als die Orgel. Sie besaß einen tollen Flügel, an dem sie unterrichtete - stringent, fordernd und anspruchsvoll. Unsere Wege trennten sich nach ca. 2 oder 3 Jahren, weil ich ihr nicht fleißig genug war.
rotwerd.gif


Lehrerin Nr. 2: Sehr lieb. Zu lieb. Ich erklärte ihr, dass ich Bartok und Czerny-Etüden und alles Mögliche sonst noch doof fand. Sie ließ sich auf das Tänzchen mit der frühpubertierenden Göre (= mir) ein und hielt mich noch eine Zeit lang mit Klavierbearbeitungen von Wiener Walzern und Ähnlichem bei der Stange, ehe ich meinem damaligen wahren Interesse den Vorrang gab.

Kein biographisches Ruhmesblatt...
 
Ich stelle fest, dass ich so gut wie keine Erinnerung an meine Klavierlehrer habe.
Ich erinnere mich nicht an Anzahl, Geschlecht, Alter, Gesicht, Name!
Ich habe mit elf anfangen dürfen, ich hatte schon mit acht meinen Wunsch geäußert, aber stattdessen mit neun Geige lernen dürfen.
Mit 15 kam ich in ein musisches Gymnasium / Internat. Es gab ein ganzes Stockwerk voll Klavierübungszimmer. Ich habe nie wieder so viel Klavierschrott auf soviel engem Raum gesehen. Verstimmt, Saiten fehlen, Hämmer kaputt, Dämpfer kaputt. Auf dem guten Flügel im Musiksaal habe ich oft nachts heimlich geübt (Nachschlüssel und Dietriche).
Vom Unterricht weiß ich nur noch, dass ich üben durfte, was ich lernen wollte.
Seit Ende meiner Schulzeit hab ich keinen Unterricht mehr gehabt. Es scheint aber so, dass ich in meiner Jugend viele gute Grundlagen gelernt habe.

Grüße
Manfred
 
Ich kann mich auch nur an sehr wenig erinnern. Ich weiß noch, dass ich jedesmal vorher ins Gästeklo zum Hände-Schrubben geschickt wurde. Sie hat mich auch immer wieder gefragt, ob ich wirklich Klavier lernen will oder es nur wegen meiner Eltern mache. Ja, ich wollte es wirklich, habe aber nicht verstanden, dass man dafür üben muss. Das liegt wahrscheinlich teilweise daran, dass es meine Eltern auch nicht verstanden haben. Meine Mutter versteht noch heute nicht, dass es ohne regelmäßiges Üben nicht geht. (Wenn man nur talentiert und musikalisch ist, dann geht es doch auch ohne... Dementsprechend ist klar, wie meine Fähigkeiten eingeschätzt werden - wer üben muss, ist halt zu doof dafür.) Überliefert ist auch der an meine Eltern gerichtete Satz: "Sie werfen Ihr Geld zum Fenster hinaus!" Gelernt habe ich mangels Übens so gut wie nichts. Als ich wieder angefangen habe, hatte ich im Vergleich zu anderen erwachsenen Anfängern aber trotzdem kleine Vorteile.
 
Es waren die 80er. Ich hatte vorher schon Blockflötenunterricht bei ihr gehabt, und dann kam das Klavier ins Haus. Die eine Oma hatte das Klavier gekauft, die andere übernahm den Unterricht. Nun ja. Mein Wunsch war's nicht. Zumindest nicht mit dieser Lehrerin. Wuschelhaare und Batik-Look, die Noten im Jute-Beutel (es waren, wie gesagt, die 80er und sie war Musikstudentin), sie müffelte immer ein bisschen, und ich sehe sie noch vor mir, wie sie barfuss im Schneidersitz auf dem Stuhl neben mir saß... Sie kam zu uns nach Hause, was natürlich praktisch war.

Von meinem Bartok-Trauma, für das sie direkt verantwortlich war, habe ich an anderer Stelle schon berichtet. Ich verstehe bis heute nicht, wieso ich nicht mal irgendwann angesprochen habe, dass ich Bartok doof fand. Aber gut, ich war auch erst 8 oder 9.

Gelernt habe auch ich mangels Übens nur sehr wenig, und ich durfte ja dann bald zur Gitarre (bei einer anderen Lehrerin) wechseln. Das Klavier diente noch jahrelang als Ablagefläche für dies und das im heimischen Wohnzimmer.
 
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Eckart Lang aus Ellwangen ist mir durchaus noch ein Begriff - bin zwar nicht in Ellwangen, aber in einer Stadt in der Nähe aufgewachsen.

Leider hatte ich nicht ganz so viel Glück - ich hatte Unterricht beim absolut angesagten Privatlehrer der Stadt, dem es wohl wichtig war, viele Schüler bei "Jugend musiziert" zu haben. Und in dieser Preisklasse habe ich nicht mitgespielt.

Letztlich habe ich in ungefähr 3,5 Jahren relativ wenig gelernt - was aber durchaus auch an der eigenen Bequemlichkeit lag. Ich staune heute, was man alles am Klavier erfahren, lernen, hören ... kann.

Immerhin: im Klavierunterricht habe ich Bekanntschaft mit dem Quintenzirkel gemacht - äußérst nützlich, wenn man mit der Gitarre begleiten will. Und von Chatschaturian, Oscar Peterson und Henk Badings habe ich dort zum erstenmal gehört.
 
Er bildete eine WG mit einer älteren Dame, er war damals Ende 50. Ganz dicke Türen, die eine Flucht unmöglich machten... Sehr streng aber dann auch wieder voll des Lobes wenn etwas gut war. Wir haben bei ihm alle paar Wochen Hauskonzert gespielt, sonntags um 11, haben mit ihm das verbeugen und das Benehmen auf der Bühne gelernt und geübt, mussten stundenlang bis zum Ende des Konzertes da sitzen, teilweise gingen da bis zu 40 Leute rein! Am Ende gab es dann immer Kuchen... Bei ihm war ich mit kurzer Unterbrechung fast 15 Jahre, leider die letzten 3-4 mit kaum noch fortschritten. Er hat die kiddies immer bis zu einem gewissen Niveau gebracht und dann an die Dame übergeben. Ihr Mann war übrigens Schüler von Arthur de Greef, selber Schüler von Liszt! Leider starb sie dann, ich hatte nie Unterricht bei ihr - aber bis zuletzt großen Schiss ;) jedenfalls ging es bei ihm nicht mehr weiter und wir sind als ich 20 war im Streit auseinander gegangen, er verstarb dann auch vor einigen Jahren. Aber er hat mich geprägt und schaut sicher heute von oben zu bei all meinen Konzerten! Und er hat meine Liebe zur Musik geweckt, nicht nur Klavier, sondern alle Bereiche. Er meinte man müsse alles kennen und das zählt bei mir bis heute....
 

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