Was wäre ein typischer Hochschulabschluss für einen Klavierlehrer

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Liebes Forum,

ich bin auf der Suche nach einem Klavierlehrer in Berlin für mich erwachsenen Wiedereinsteiger (Empfehlungen gerne per PN). Der soll natürlich angemessen qualifiziert sein.

Eine Internetrecherche liefert u. a. etliche Privatlehrer. Die haben dann z. B. ein Konzertexamen, oder sind Musikpädagogen, Musikwissenschaftler, oder haben irgendeinen weiteren von gefühlten 100 möglichen Abschlüssen mit irgendeinem Bezug zu Musik und/oder Klavier. Alles recht verwirrend.

Können die Profis hier vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen und mir erklären, was ein typischer Abschluss für einen Klavierlehrer wäre?

Mir ist klar, dass ein solcher Abschluss nicht das persönliche Kennenlernen ersetzt.

Vielen Dank!
- Karsten
 
Abschlüsse, die zum Klavierspielen und ggf. Klavierunterrichten qualifizieren, können z.B. sein (teilweise sind es nur unterschiedliche Bezeichnungen):

- Diplommusiker
- Diplommusiklehrer / Instrumentalpädagoge
- Konzertexamen, Meisterklasse
- Elementare Musikpädagogik
- Kirchenmusik
- Schulmusik mit Hauptfach Klavier
- Jazzklavier
- Korrepetition
- ggf. Dirigieren, Chorleitung

Diese ganzen Abschlüsse bekommt man nur, wenn man Klavierunterricht hatte und auf einigermaßen hohem Niveau Klavier spielt. Eine tatsächliche Befähigung zum Unterrichten enthält vor allem der Diplommusiklehrer (alle Niveaustufen) und Elementare Musikpädagogik (Anfänger und Mittelstufe), manchmal auch Kirchenmusik.
 
Hallo Stilblüte,

danke für die Erläuterungen.

Eine tatsächliche Befähigung zum Unterrichten enthält vor allem ...
Genau um das Unterrichten ging es mir. Eigentlich nur beim "Instrumentalpädagogen" ist das jemandem, der außerhalb des akademischen Musikbetriebs steht, unmittelbar einsichtig. Bei "Diplommusiklehrer" denke ich erstmal an den Musiklehrer in der Schule, anscheinend ist das aber falsch. Bei "Elementare Musikpädagogik" ist aus dem Namen schon nicht mehr ersichtlich, ob es sich nur allgemein auf Musiklehre oder eben auf ein Instrument bezieht (und auf welches). Warum übrigens billigst Du dem Absolventen der Elementaren Musikpädagogik nur Unterricht für Anfänger und Mittelstufe zu?

Ich nehme also mit, dass ich, wenn ich mich denn auf Zeugnisse verlassen möchte, wohl den Diplommusiklehrer oder Instrumentalpädagogen suchen muss. Erstaunlich wenige der inserierenden Klavierlehrer verweisen übrigens auf einen solchen Abschluss ...

Guten Abend auch. Ich geh dann noch 'n bissel üben.
- Karsten
 
Was nicht heißt, dass die anderen nicht unterrichten können. Meine KL hat ein Konzertexamen, und ich bin hochzufrieden mit ihr.
 
Ich versuche mich noch etwas klarer auszudrücken.

Viele Hochschulen haben unterschiedliche Studiengänge mit unterschiedlichen Namen, die aber inhaltlich deckungsgleich oder sehr ähnlich sind.

"IP" = Instrumentalpädagogik ist das gleiche wie "DL" = Diplommusiklehrer und auch das gleiche wie "Bacheler of music pädagogik", was es demnächst auf dem Markt geben wird.
Inhalt des Studiums ist eine Klavierspielausbildung auf sehr hohem Niveau, weiterhin allgemeine Musikpädagogik sowie Didaktik des Klavierunterrichtens. Dazu kommt eine allgemeine Musikausbildung, die unterschiedlich aussehen kann, sie ist etwas umfangreicher als beim reinen Klavierstudium, aber weniger breit gefächert als bei Schulmusik (man ist ja als Klavierlehrer keine Eierlegende Wollmilchsau, als Schullehrer oder auch Kirchenmusiker schon).

Meisterklasse, Konzertfach, Konzertexamen, künstlerischer Master und wie man es sonst noch nennen könnte, sind künstlerische Aufbaustudiengänge. Häufig wird auch zum pädagogischen noch ein künstlerisches Studium genommen, so dass man beide Qualifikationen hat. Grundsätzlich kann man wohl sagen, dass ein Meisterklassenabschluss sehr sehr gute Spielfähigkeiten verspricht, nicht aber gute pädagogische Fähigkeiten. Dennoch wird der Unterricht qualitativ bei vergleichbaren pädagogischen Kenntnissen besser sein, wenn der Lehrer mehr Ahnung vom Klavierspielen hat - logisch, oder? Das wirkt sich auch auf den Anfangsunterricht aus!!!!
(Wenn ich nur ein paar Brocken Englisch kann bin ich auch ein schlechterer Englischlehrer als ein Muttersprachler, auch wenn ich jemandem nur "die Grundlagen" beibringen möchte. Beim Klavierspielen ist das noch viel extremer, weil sich alle Kenntnisse stark auf alle anderen auswirken).

Dass EMP keine Oberstufe unterrichten "darf" hab nicht ich festgelegt, sondern die Studienordnung, jedenfalls an meiner Hochschule ist das so. Ich finde es sogar ein ziemlich großes Zugeständnis, denn EMP ist eigentlich keine Ausbildung zum Instrumentallehrer, sondern zum elementaren Musikpädagogen - z.B. musikalische Früherziehung, elementares Musizieren mit Erwachsenen usw. Die Studenten haben viel weniger Zeit zum Üben, weniger Klavierunterricht und müssen auch viel weniger Leistung bringen und spielen können.

Ansonsten ist der Klavierlehrer leider kein geschützter Begriff, jeder kann das anbieten, egal ob er es kann oder nicht. Leider hat man als Anfänger kaum Möglichkeit, das festzustellen.
Generell könnte man sagen - wenn man keine befriedigende Anleitung zum Spielen und keine ordentlichen Antworten auf Fragen erhält und nicht weiß, was man zu Hause tun kann, ist der Lehrer fachlich ungeeignet.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@stilblüte: Danke für die ausführlichen Erläuterungen, das war sehr erhellend.

@sita: Natürlich garantiert ein Abschluss alleine nicht die gewünschte Qualität, ebenso wie ein fehlender oder nicht ganz passender Abschluss nicht automatisch ein Ausschlusskriterium ist. Meine Frage war aber, welche Art Abschluss zumindest den Anspruch hat, jemanden zum Klavierlehrer zu befähigen.

- K.
 

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