Was ist das für eine Sonate?

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pianovirus

Guest
Habe ich gerade in einer uralten Mozart-Sonaten-Ausgabe von Peters bei mir zuhause gefunden (als "Sonate Nr. 5" ohne K.-Nummer). Sie steht als zweisätzige Sonate, und der zweite Satz entspricht dem dritten Satz von K. 545, aber nach F-Dur transponiert). Kurios... :)
 

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Hi, Virus,

kurios oder nicht?
Das ist die Sonate KV 547a, in meiner Ausgabe Nr. 17. Kommt direkt nach der 545... Das ist mir auch aufgefallen, als ich den 3. Satz gespielt habe und beim Blättern die falsche Seite erwischt habe: Stutz!? Ist dort übrigens auch der Dritte.

(Kla)Virus
 
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Danke, Klavirus!

Das war mir noch nie aufgefallen, dass es die gibt. Ich sehe jetzt gerade auch, dass sie bei Wiener Urtext als "Nr. 19" wiedergegeben ist (bei Henle hingegen nicht). Im Vorwort von Wiener Urtext steht:

"Der erste Satz einer von Mozart als Violinsonate (K. 547) konzipierten Sonate in F-Dur wurde mit dem nach F-Dur versetzten Finale der Sonata facile K. 545 bald nach dem Tod des Komponisten als Soloklaviersonate K. Anh. 135 / K. 547a gedruckt".

Da mit Nr. 1-18 normalerweise "die" Mozart-Sonaten gemeint sind, kommt die mir Wahl von Nr. 17 in Deiner Ausgabe etwas unglücklich vor. Aber naja, ich merke mir eh nie die Nummern :)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
"Der erste Satz einer von Mozart als Violinsonate (K. 547) konzipierten Sonate in F-Dur wurde mit dem nach F-Dur versetzten Finale der Sonata facile K. 545 bald nach dem Tod des Komponisten als Soloklaviersonate K. Anh. 135 / K. 547a gedruckt".
In dem Buch "Der unbekannte Mozart" von Hans Dennerlein wird die Sonate KV Anh.135 kurz besprochen.
Dort heißt es, dass das Allegro aus einer F-Dur Violinsonate "für Anfänger" stammt. Es ist "eine Modernisierung des Allegros der ersten F-Dur Sonate von 1774".
Zu der Sonate gehören wohl eigentlich die Variationen KV Anh. 138a (auch aus der Violinsonate, aber wohl später oft als selbstständiges Variationswerk zugeordnet).

Der Autor zieht das Fazit, dass Mozart 1788 offenbar dringend Einnahmen brauchte und kurzerhand diese Violinsonate zusammengebaut. Weil es als Violinsonate scheinbar besser verkäuflich war.
Er spricht sich dann dafür aus, nicht das Allegretto aus der C-Dur Sonate als 2.Satz zu nehmen, sondern eben den Variationensatz.

Soweit die (gekürzten) Informationen aus diesem Buch. :)

lg marcus
 
Interessant! Was ist denn das für ein Buch, Der unbekannte Mozart? Über Leben und Werk, oder speziell über unbekannte(re) Werke?
 
Also dieses Buch ist schon ziemlich alt, 1951 wenn man der Eintragung Glauben schenken darf.

Untertitel "Die Welt seiner Klavierwerke"

Es bietet im Grunde eine Besprechung so ziemlich jeden Klavierwerks von Mozart. Es geht dabei chronologisch vor und zieht am Ende über 20 Seiten eine Art Fazit.

Zitat von Aus dem Vorwort:
Dies Buch soll, indem es den Scheinwerfer der Untersuchung auf ein begrenztes Gebiet richtet, die Bauformen und die Werkgesetzlichkeit der Sonaten und Einzelkompositionen für Klavier erhellen und damit neue Erkenntnisse der Person ihres Schöpfers zeitigen.
[...]
Es soll an die Stelle unangebrachter Maßstäbe und Vorurteile die Einsicht in das Wunderwerk der Form und des inneren Lebens setzen und soll den allzulang zu Übungsstoff erniedrigten mißverstandenen Klavierwerken die Wertschätzung zurückgeben, die sie als Kunstwerke verdienen.

Vielleicht hilft dir das weiter :)

lg marcus
 
Zu Mozarts Zeiten hatte die Violinsonate noch keine entwickelte Gattungstradition.
Der Titel ist kein Witz à la Satie - vielmehr so zu verstehen, wie KV 547 heißt:


Die Violinstimme verdoppelt die Oberstimme der rechten Hand, umspielt sie mit Figurationen,
pausiert zwischendurch. Man konnte ökonomischerweise die Violinstimme weglassen
und hatte mit dem verbleibenden Klavierpart dennoch ein vollgültiges Werk.

Extrem ist das bei den ganz frühen Violinsonaten, die er (with a little help from his father)
als Kind komponiert hat. Dort begleitet wirklich die Violine das Klavier.
KV 547 zeigt, wieweit Mozart sich inzwischen - und mit ihm die Gattung - entwickelt hatte:
Der Violinpart ist löst sich immer stärker vom Klaviersatz, wird eigenständiger.

Trotzdem war es für Mozart oder seinen Verleger ein leichtes,
das Stück zur reinen Klaviersonate umzumodeln.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst:

http://www.zvab.com/advancedSearch....R&itemsPerPage=25&totalItemCount=200&sortBy=1

Gruß, Gomez
 
Wow, das Buch klingt super! Zum Glück hat es unsere UB; hab's gleich mal bestellt...
P.S. Danke auch Gomez (ich habe Deinen Beitrag erst nachträglich gesehen)
 
Hallo,

es gibt zu KV 547a einen ziemlich aktuellen Aufsatz auf Englisch:

Zaslaw, Neal: Three Problematic Sonata Movements in F, KV 547a (Anh. 135) and 547b (Anh. 135a), in: Festschrift Otto Biba zum 60. Geburtstag, hrsg. von Ingrid Fuchs. – Tutzing: Hans Schneider 2006, S. 223-233
 
Danke, Norbert14! Mal sehen, ob ich da mit vertretbarem Aufwand rankomme!
 

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