Wann hat es bei Euch spieltechnisch "klick" gemacht?

  • Ersteller des Themas brennbaer
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Ich hoffe sehr, dass ich den Moment erlebe, wo ich davon auch in der Vergangenheit sprechen kann. Das bedeutet ja, dass ich zu dem Zeitpunkt ALLES spielen kann (Nicht prima Vista aber überhaupt mal.)
 
Ohne es zu wissen nahm ich vor, die Artikulation der einzelnen Töne zu kontrollieren
Ich glaube das ist auch das, was man sofort heraushört als Unterschied zwischen fortgeschrittenen Pianisten/Profis und Anfängern/Hobbyklimperer: Die Kontrolle über jeden einzelnen Ton, um seine Klangvorstellung überhaupt umsetzen zu können.

Bei mir hat es in 40 Jahren leider noch nie Klick gemacht. :cry2:
 
So einen Klick hatte ich auch, ebenfalls bei Mozart. Aber keinen besonderen Blattspielklick. Das kam durchs üben...
 
Vielleicht hätte ich besser einfach so gefragt: nach wieviel (Jahren) Spielpraxis stellten für (die fortgeschritteneren unter) Euch Stücke auf dem genannten Niveau keine sonderlichen Schwierigkeiten mehr dar?

Ich weiß, was du meinst, ich habe mich das auch am Anfang lange gefragt, aber diesen Punkt gibt es einfach nicht. Aus mehreren Gründen:
  1. Jedes Stück, abgesehen von sehr trivialen, stellt neue Anforderungen, die geübt werden müssen.
  2. Man übt immer Stücke, die am oberen Rand der eigenen Fähigkeiten liegen, daher geht es beim Üben immer etwas schwer voran.
  3. Irgendwann kommen dir auch die Sachen aus der Klavierschule nicht mehr so toll vor. Ich habe bei meinen zwei Klavierschulbänden immer auf das letzte Stück im Buch geschaut und gedacht "Das ist richtig toll, wenn ich das kann, kann ich Klavier spielen!"
Das ganze ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem man nie am Ziel ankommt. Und das gilt umso mehr, je später man angefangen hat.
 
Moin!

Bei mir war das einer dieser komischen Momente im Leben. Momente, die man nie vergisst. Wo plötzlich etwas "magisches" passiert, etwas außergewöhnliches.

Vergleichbar mit einer Szene, die ich nach drei Jahren mittelmäßigen, weil halbherzien, Judo-Training hatte, als ich beim Randori (Übungskampf) ohne zu denken im richtigen Moment eindrehte, der Partner ausweiche wollte und ich ohne denken die Stellung änderte und das Bein hinzunahm, um den Gegenr zu werfen, direkter Punktsieg. Ich stand da, wusste nicht, was ich eigentlich gemacht hatte und Trainer war begeistert: "perfekter Uchi mata! Den Wurf hatte wir noch gar nicht!"

Oder meine beiden Außerkörperlichen Erfahrungen (out-of-body experience).

Beim Klavier war das so:
Ich hatte vorher sieben Jahre Unterricht, aber den beendete ich, ebenso wie das Judo-Training, weil 15. Da macht man dumme Sachen. :-)
Jedenfalls spielte ich noch immer für mich weiter. Eines Tages komme ich von der Schule, bin etwas erschöpft, setze mich ans Klavier, und bevor ich überhaupt den ersten Ton spiele, das Klavier überhaupt anfasse, schießt mir der Gedanke durch den Kopf: irgendetwas ist anders als sonst. Es wird sich anders anfühlen, ich werde plötzlich eine Verbindung zum Klavier haben. Ich fing an zuspielen, und so war es. Es fühlte sich ganz anders an, ich hatte plötzlich eine Verbindung zum Instruement, ich spielte nicht Tasten, sondern das Klavier war irgendwie eine Verlängerung von mir.

Nach einer halben Stunde ging ich dann in die Küche, Essen war fertig. Meine Mutter meinte zu mir: "Was ist mit Dir losß So hast Du noch nie gespielt!?"Sie hatte auch gehört, das da was anders war als sonst.

Ich kann gut eingrenzen, dass das irgendwo zwischen 7 und 9 Jahre Klavier spielen war.

Grüße
Häretiker
 
dass das irgendwo zwischen 7 und 9 Jahre Klavier spielen war

Siehste @brennbaer hättste lieber nich jefracht. Ich glaube du wolltest eher 3 Jahre hören?!:teufel:


irgendetwas ist anders als sonst. Es wird sich anders anfühlen, ich werde plötzlich eine Verbindung zum Klavier haben.

... und seit dem schlaft ihr in einem Bett? :-D:super:
 
Bitte sag mir, dass Du nur einmal pro Woche eine Stunde geübt hast, dann reduzieren sich die 7 Jahre auf eins
:idee:
 
Siehste @brennbaer hättste lieber nich jefracht. Ich glaube du wolltest eher 3 Jahre hören?!:teufel:
Nene,
falsch gedacht. ;-)

Dass ich das zu hören nicht angenommen habe, ergibt sich bereits aus der Fragestellung, ab wann Ihr neue Stücke auf dem „Schwierigkeitslevel 2tes- 3tes Jahr“ ohne besondere Probleme bewältigen konntet.
Da liegt es in der Natur der Sache, das jemand im dritten Jahr Stücke fürs dritte Jahr nicht ohne größere Anstrengungen schafft. :-)
 

Bei jeder neuen Herausforderung ist das grade erst bejubelte "Klick"sowieso vergessen und man kommt sich vor wie ein Anfänger.
Vielleicht beharrt @Barratt auch deswegen auf diesem Status. :blöd:
Gauf!
 
Am Klavier gibt es vor allem Frustrationstoleranz zu lernen. :-D

Das gilt für viele nicht-triviale Tätigkeiten.

Klavier ist ja relativ harmlos, da kriegt man ja zumindest einen Ton heraus. Das kann bei Blas- und Streichinstrumenten schon ganz anders aussehen ... für einen schönen Ton kann man da Jahre üben.

Ich habe damals gedacht:
Notenlesen kann ich, Musik mache ich schon ein paar Jahre, die Griffe fürs Saxophon kann man schnell auswendig lernen und dann kann man spielen. Oh, was habe ich mich geirrt, damals. Mund, Zunge, Rachen, Stimmbänder, Stüzte, ... hat alles Einfluss auf Sound und Intonation.

Ein Instrument richtig zu lernen ist eine nicht-triviale Tätigkeit.

Grüße
Häretiker
 
für einen schönen Ton kann man da Jahre üben

Am Klavier auch. Wenn man auf der Geige den Bogen auf die E-Saite krachen lässt, klingt das zwar hässlich, aber wenn es ein längerer Ton ist, kann man den immerhin noch korrigieren und in etwas Brauchbares verwandeln. Bei einem unpassend angeschlagenen Ton auf dem Klavier kann man nichts retten. Die Stelle ist dann im Eimer.

Und um einen einzigen Akkord perfekt auszubalancieren, kann man erst recht Jahre üben. Bei nicht wenigen reichen dazu selbst sehr viele Jahre nicht - man man muss sich nur mal ein paar YT-Videos anhören...

Aber pssst! - erzähl das bloß keinem "Ich brauche keinen Unterricht, weil man heutzutage alles aus Videos lernen kann und die Lehrer es ohnehin nur auf mein Geld abgesehen haben"-Anfänger.

Gauf!
 
Aber pssst! - erzähl das bloß keinem "Ich brauche keinen Unterricht, weil man heutzutage alles aus Videos lernen kann und die Lehrer es ohnehin nur auf mein Geld abgesehen haben"-Anfänger.

Ich seh das so, wer nicht merkt, wenn er schlecht spielt, und mit schlecht spielen glücklich ist, braucht wirklich keinen Unterricht. Ist zwar doof für die Nachbarn, aber mit ein bisschen Glück sind die auch nicht anspruchsvoller.
 
Das sind dann eh die Typen, die sich ganz großartig vorkommen und mit ihren tollen Halbstücken alle beeindrucken wollen.
Musste kürzlich so ein Exemplar aushalten (der wusste nicht, dass ich spiele). Nach einem Drittel seiner Moonlight.... Ihr wisst schon, wurde er immer unsicherer und langsamer, machte dann nen Schlenker zu einem Schlussakkord. Sagte dann noch, das würde sowieso keiner merken. Hab ihm den Tipp gegeben, dass er den Schluss mal üben soll - und dass das Stück jeder kennt. Große Augen....
da musste ich eben auch mal bisschen klimpern (aber nichts "Schönes").
Gauf!
 
Das stimmt zwar. Aber das ist wie überall im Leben - was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Höchste Genüsse gibt es vermutlich in noch viel mehr Lebensbereichen zu verpassen als beim Essen / Trinken, Sex und Musizieren.
 
Am Klavier auch. Wenn man auf der Geige den Bogen auf die E-Saite krachen lässt, klingt das zwar hässlich, aber wenn es ein längerer Ton ist, kann man den immerhin noch korrigieren und in etwas Brauchbares verwandeln. Bei einem unpassend angeschlagenen Ton auf dem Klavier kann man nichts retten. Die Stelle ist dann im Eimer.

Ich weiß nicht, ob das Beispiel mit der Geige so gut gewählt ist. Die Tonerzeugung auf einer Geige ist um Größenordnungen komplexer als auf dem Klavier. Fingerstellung, Bogenwinkel, Bogendruck, Bogenbewegung, da muss schon viel stimmen. Wer einen Sprössling hat, der Geige lernt, weiß was ich meine. Es dauert Jahre, bis das einigermaßen klingt. Und dem Violinisten, der seine Töne immer hinschmiert, bis sie passen, will auch niemand zuhören.

Beim Klavier trifft ein Hammer auf eine Saite. Die Geschwindigkeit, mit der der Hammer die Saite trifft, beeinflusst die Lautstärke, mehr Variablen gibt es nicht. Deswegen kann auch ein Anfänger am Klavier einen klaren, sauberen Ton erzeugen.
 
Beim Klavier trifft ein Hammer auf eine Saite. Die Geschwindigkeit, mit der der Hammer die Saite trifft, beeinflusst die Lautstärke, mehr Variablen gibt es nicht. Deswegen kann auch ein Anfänger am Klavier einen klaren, sauberen Ton erzeugen.

Er kann vielleicht irgendeinen klaren, sauberen Ton erzeugen - aber wem nützt das? Es muss reproduzierbar funktionieren, eine bestimmte Klangvorstellung präzise umzusetzen. Das ist die eigentliche Schwierigkeit! In dem Moment, in dem ein Ton auf dem Klavier erklingt, hat man keinen Einfluss mehr auf diesen Ton. Das Verhältnis mehrer Töne (horizontal und vertikal) so auszubalancieren, dass ein Legato entsteht (eigentlich ein Paradoxon!), oder - im Falle eines Zusammenklangs - die saubere Gewichtung der einzelnen Töne, ist alles andere als trivial. Das ist auf der Geige sehr viel einfacher, weil jede Bewegungsänderung einen unmittelbaren, direkten Einfluss auf den Klang hat.

Es mag sein, dass musikalisch Ungebildeten kratzige Töne oder Unsauberkeiten auf der Geige eher auffallen als hölzernes, ungeschicktes Klavierspiel. Aber für einen Musiker ist beides ein- und dieselbe Qual.
 
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