Das finde ich interessant, und auch sehr gut nachvollziehbar. Und ich halte mich eigentlich auch daran, lange kunstvoll figurierte Choralvorspiele mache ich nicht.
Als diese Studie bekannt wurde, hatten wir kurz darauf Kirchenmusikerkonvent - das gab Diskussionen. Vor allem weil wir einen hauptamtlichen A-Musiker haben, der sich für das größte Genie unter Gottes Sonne hält und jeden Gottesdienst als sein persönliches Podium zur Darstellung ihrer Kunst betrachten
Als ich mal diesen Künstler vertreten musste, bekam ich vom Pfarrer die (natürlich ironische) Anweisung, dass das Gottesdienstvor- und nachspiel bitte jeweils mind. 10 Minuten dauern solle, damit die Gottesdienstbesucher keine Entzugserscheinungen bekommen. Und selbstverständlich Choralvorspiele von nicht unter 5 Minuten, damit die Gemeinde ausreichend Zeit hat zu blättern....
Man muss einfach der Realität ins Auge sehen: Das Orgelspiel war gut und angemessen, wenn es nicht weiter auffällt..... Die Gemeinde erfreut sich dann und wann (!) an einem ausführlichereren Orgelnachspiel - aber jeden Sonntag - bitte nicht.
Worauf ich mich eben länger vorbereite, ist das Vorspiel und Nachspiel des Gottesdienstes. Ich versuche, dies schon viel eher drauf zu haben, damit ich die Tage vor dem Gottesdienst mich mit den Liedern beschäftigen kann.
Logisch, das ist bei mir auch so. Wobei man nach 15 Jahren Orgeldienst ein entsprechendes Repertoire hat, auf das man zurückgreifen kann. Allerdings übe ich immer wieder gerne neue Stücke, es sit nciht so, dass ich nur noch von meinem Speck lebe. Letzten Sonntag gabs Vincent Lübeck G-Dur P+F - sehr zu empfehlen, das ist nämlich effektvoll und absolut nicht schwer, ich brauchte keine Woche um es wirklich gut zu können (und das will bei mir was heißen). Pedal liegt gut in den Füßen, keine schwierigen Manualstellen.
Eine Viertelstunde vor dem Gottesdienst erst die Lieder zu bekommen, funktioniert bei mir (noch) nicht, weil die Erfahrung fehlt, und der Großteil der Lieder im Prinzip unbekannt für micht ist, und das Herunterspielen nur mit EG-Buch vor der Nase und ansprechender Harmonisierung aus dem Stand nebst anständiger fehlerfreier Intonation aus dem Stand heraus noch nicht klappt. Ich arbeite aber daran...
Das lernt man. Wenn man frei harmonisieren kann, dann funktioniert das bei den (alten) Gesangbuchliedern überall mehr oder weniger gleich. Damit hat man erstmal eine Basis.
Irgendwann lernt man, wann auch die parallele Molltonart passt oder irgendwelche Dissonanzen und Durchgänge einzubauen. Das kommt so nach und nach.
Und es ist auch noch keine Kirchenmauer von einer Oktavparallelen eingestürzt - also nur Mut.
Der Pfarrer und die Gemeinde achten weder auf Quint/Oktavparallelen noch stören sie sich dran, hören es überhaupt nicht bzw. wissen überhaupt nicht was das ist
Intonationen, da gibt es so 3-4 höchst einfache Techniken, die eigentlich immer funktionieren (ich war mal auf einem Workshop). Wirklich verblüffend - man muss nur auf so was simples kommen. Wenn man die drauf hat, dann ist man eigentlich für Notfälle immer gewappnet.
Aber man braucht halt ein bisserl Geduld bis es soweit ist.
Was ich bis heute nicht gescheit kann, ist eine Choralbegleitung mit c.f im Pedal. Das muss ich wie blöd üben....
LG Atra