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Hiob

Hiob

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Beim Klavierspielen, beim Üben, bei den Notenkenntnissen ...
ist das Verhältnis zum Fortschritt gleichmäßig oder gibt es irgendwann
einen wirklich Sprung nach oben?

Kompliziert ausgedrückt ... akso ich meine ob die Fortschritte
die man durch regelmäßiges Üben macht immer kontinuierlich gleich
wie eine Linie die im 45° Winkel nach oben oder gibt es einen Punkt
im Leben eines Klavierspielers, (gerade auch bei Anfängern) dass
man plötzlich einen riesen Sprung macht, sozusagen der "Aha-Effekt"
eintritt? Wenn ja, wann?

Ich kenns beispielsweise vom Joggen.
Da müht man sich anfangs wirklich ab, läuft schleppend seine 2 Kilometer
und ganz urplötzlich (so war es zumindest bei mir) läuft man plötzlich
von einem Tag auf den anderen statt 2 Kilometer 6 Kilometer ohne
jede Mühe.

Oder bei meiner Mutter war das auch so beim Kochen.
Als ich ihr erklärt hab, dass man den Herd auch auf kleiner Flamme
laufen lassen kann und man das Bratgut wenden sollte, waren die Sachen
viel weniger angebrannt. Von einem Tag auf den Anderen!

Ist das auch so beim Klavierspiel? Gibt es diesen Punkt wo der
Fortschritt abrupt hoch geht, innerhalb von kurzer Zeit?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Auf jeden Fall gibt es solche Punkte.
Bei jedem Erlenen eines Instrumentes.

Ich hatte das auch mal. Ich spielte gerne anspruchsvolle Sachen. Meine Zuhörer zuhause sagten aber, schöne Technik, aber wo ist die Musik?? Und irgendwann hatte ich den Aha-Effekt und habe dann bei einem Auftritt richtig Musik gemacht, statt nur Handwerk.

Natürlich gibt es auch das Gegenteil - die Tiefs. Man spielt und spielt und wird nicht besser. Dann mach man frustriert eine Pause, fängt wieder an, und siehe da, es gibt wieder Fortschritte.
 
Brat Bratfett mit salamo Ohne

Oder bei meiner Mutter war das auch so beim Kochen.
Als ich ihr erklärt hab, dass man den Herd auch auf kleiner Flamme
laufen lassen kann und man das Bratgut wenden sollte, waren die Sachen
viel weniger angebrannt. Von einem Tag auf den Anderen!



Wenn ich das meiner Mutter erzähle, lacht die Tränen.

Auch beim Klavierspiel ist es gut, ab und zu inne zu halten und die Hitze herauszunehmen.
 
Vieles, was "im großen" d.h. auf lang Zeit gesehen passiert, kann man gut mit kleineren Zeitabständen vergleichen.
Du fragst, ob man beim Üben eines Instrumentes kontinuierlich besser wird, sozusagen eine Winkelhalbierende im Koordinatensystem, oder ob da nicht eher eine unschöne, wellige Kurve rauskommt :p

Reduzieren wir die gesamte Klavierspielzeit mal auf ein einziges Musikstück.
Nehmen wir eines, das etwas komplizierter ist und sich nicht auf den ersten Blick erschließt.
Am Anfang versteht man noch gar nichts, hat keine richtige Klangvorstellung, sieht nur einen haufen Punkte und Striche.
Man sucht erstmal jeden Ton und jede Note, erkennt noch keine Melodie und braucht für zwei Zeilen 5 Minuten.
Nach diesen anstrengenden 5 Minuten hat man den Eindruck, das Stück noch nie gespielt zu haben und nichts gelernt zu haben.
Vielleicht auch noch nach den nächsten 3 Malen durchspielen.
Trotzdem hat es etwas gebracht.
Irgendwann kommt der Moment, wo es plötzlich leichter wird; die Noten sind vertrauter, das Fingergedächtnis hilft mit, es klappt viel besser.
Ähnliche Erfolge beobachte ich öfter bei mir, z.B. was die Temposteigerung angeht.

Auch Gedanken wie "heute hat mir das Üben gar nichts gebracht" sind demnach nur der Eindruck des einen Tages, denn auf lange Sicht hat jedes ernsthafte Üben eine positive Auswirkung.

Und auf etwas längere Sicht bezogen vermute ich, dass jede Stufe im Klavierspiel ein paar Stücke "braucht", die gerade die jetzt auftretende Schwierigkeit, Unbekanntheit beinhalten. Je mehr diese Schwierigkeit angegangen wird, desto glatter wird die Falte ausgebügelt.

Also meine Meinung: Kein Strich, eine Treppe :)

Gruß
 
Und auf etwas längere Sicht bezogen vermute ich, dass jede Stufe im Klavierspiel ein paar Stücke "braucht", die gerade die jetzt auftretende Schwierigkeit, Unbekanntheit beinhalten. Je mehr diese Schwierigkeit angegangen wird, desto glatter wird die Falte ausgebügelt.
Das habe ich mich letztens auch öfters gefragt. Zunächst dachte ich mir, jedes Stück, welches ich neu erlerne, soll schwieriger als das zuvor sein ( wobei das natürlich nicht ganz hinhaut, wenn man einen irgendein Stück plötzlich spielen muss, weil es einem so gut gefällt), und so wollte ich Stück für Stück den von einer Schwierigkeitsstufe zur nächsten hüpfen.

Mittlerweile frage ich mich aber, ob es nicht wirklich sinnvoll ist, erst mal vielleicht 3 Stücke des selben Schwierigkeitsgrades zu spielen, bevor man sich an den Nächsten heranwagt.

Ist halt die Frage, wie man schneller vorankommt.Ob einen nicht vielleicht mehrere Stücke des selben Schwierigkeitsgardes zu viel Zeit kosten? Oder ob man sich nach jedem Mal die Mühe machen will, den Nächsten Schwierigkeitsgard zu erklimmen.
 
Wieder am kleinen Beispiel.

Stell dir vor, du übst ein virtuoses, schnelles Stück, kannst es sehr langsam spielen und möchtest jetzt das Tempo steigern.
Eine Möglichkeit, dies zu tun bietet das Metronom.
Man stellt den Taktschlag so langsam ein, dass man ohne Probleme mitkommt und erhöht stufenweise bis zum gewünschten Tempo.

1.
Stell dir vor, du möchtest von Tempo 60 auf Tempo 160.
Es wäre wohl nicht sehr sinnvoll, dies in drei "Temposchritten" anzugehen, weil die Geschwindigkeit viel zu schnell zunimmt.
Sinnvoller, effektiver und langfristig nachhaltiger ist, jede Tempostufe mehrfach fehlerlos durchzuspielen, bis sich ein Gefühl von Sicherheit einstellt (!!). Das Gefühl muss nicht zeitgleich mit ein x fehlerlosen Durchgängen einsetzen, das kann einige Zeit dauern.

2.
Und es wäre genauso unproduktiv, eine Zeile auf diese Weise zu üben und zu meinen, wenn man diese eine Zeile auf Tempo geübt hat kann man das ganze Stück sofort so schnell durchhämmern.
Für jede Zeile, jeden Takt muss man sich extra Zeit nehmen, sie kennenlernen und verbessern.

Was ich damit sagen will.
Zu 1.:
Möchte man besser werden, muss man den Schwierigkeitsgrad erhöhen, das ist keine Frage. Wer auf Hänschenklein-Niveau übt, wird auf Hänschenklein-Niveau bleiben.
Die Kunst liegt eben darin, für sich zu entdecken, wie schnell man Fortschritte macht, wieviel Zeit man braucht, auf welche Art und Weise man den Anspruch an sich selbst und damit an die Stücke erhöhen kann.
So dass einem nicht langweilig wird und man sich nicht überfordert.
Ich glaube, es ist ganz schön schwierig, das herauszufinden.

zu 2.
Mittlerweile frage ich mich aber, ob es nicht wirklich sinnvoll ist, erst mal vielleicht 3 Stücke des selben Schwierigkeitsgrades zu spielen, bevor man sich an den Nächsten heranwagt.
Was heißt so genau "des selben Schwierigkeitsgrades". Jedes Stück bietet andere Schwierigkeiten. Es gibt nicht 10 Stücke, die kontinuierlich schwerer werden und nach deren Bewältigung man alles beherrscht, was es zu wissen gibt.
Wenn man ein Stück kann, kann man ein anderes noch lange nicht.
Auch aus diesem Grund sollte man nicht zu schnell zu schwere Stücke spielen. Man hat vielleicht einfach noch Lücken zu schließen.
Ich hoffe, es ist verständlich, was ich damit meine.

Natürlich spricht überhaupt nichts dagegen, sich mal an ein Krachschweres Werk zu setzen :)
Es ging ja um das Grundsätzliche.

Grüße
Stilblüte
 

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