Vergessene/wenig gespielte Klavierkonzerte

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Romantiker

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30. Mai 2009
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Nachdem ich so einen thread für klavierstücke gesehen hatte, wollte ich mal einen eigenen faden für (zu Unrecht ?) vergessene oder wenig gespielte klavierkonzerte aufmachen.
ich denke es gibt abseits von beethoven, mozart, tchaikovsky, haydn, chopin, schumann, ravel, rachmaninoff und co oft noch einiges zu entdecken.

kennt ihr solche werke? habt sie vielleicht auch schon gespielt?
 
kennt ihr solche werke? habt sie vielleicht auch schon gespielt?

Edward MacDowell: Klavierkonzert d-Moll *
Jules Massenet: Klavierkonzert Es-Dur *
Manuel de Falla: Nächte in spanischen Gärten **
Carl Maria von Weber: Klavierkonzert C-Dur und Klavierkonzert Es-Dur
Antonia Salieri: Klavierkonzerte
Apolph Henselt: Klavierkonzert f-Moll
natürlich gibt es auch die Klavierkonzerte von Rubinstein, Busoni, das Konzert von Reger, das Klavierkonzert von Skrjabin (wunderschön!!), das Klavierkonzert von Barber, Klavierkonzerte von Balakirev, Rinmski-Korsakow, Glasunow u.v.a

das wären ein paar eher selten gespielte Klavierkonzerte (die mit * habe ich schon auf zwei Klavieren gespiel, das mit ** auch mit Orchester) - freilich ist zu sagen, dass z.B. das Konzert von Massenet in Frankreich nicht so selten gespielt wird wie bei uns

vielleicht sollte man insgesamt von häufig gespielten und von seltener gespielten Konzerten ausgehen - hinzu kommt, dass manche spätromantischen Sachen in den letzten 3-4 Jahrzehnten wieder gespielt worden sind
 
Ein altbekanntes unbekanntes Konzert ist das Violinkonzert von Beethoven in der Bearbeitung für Klavier und Orchester vom Komponisten. :Dr...

...und das gefällt mir auch. Interessant ist dabei, daß die Originalkadenz des ersten Satzes von einer Geigerin, ich meine eine Rumänin, auf einer CD-Einspielung übernommen wurde, dabei hat sie dann mit sich selbst playback gespielt, um das Klavier zu imitieren.
Zu Hause habe ich davon wohl noch einen Ausschnitt von einer Radiosendung.

Gruss
Manfred
 
Hallo,

ich finde, dass auch bei den großen Klavierkonzerte-Komponisten noch Konzerte zu finden sind, die man nicht so kennt. Ich höre mir zur Zeit viele Klavierkonzerte von Mozart an und mache die Erfahrung, dass es da noch sehr viel zu entdecken gibt. Meiner Wahrnehmung nach werden in den Konzertsälen immer wieder die gleichen Mozart-Konzerte gespielt (Nr. 9, 20, 21, 23, 24, 27). Aber die anderen sind mindestens ebenso schön, gerade aus der mittleren Phase. Meine Favoriten sind derzeit: Nr. 13, 14 und 18 (gespielt von Christian Zacharias). Man könnte sich z.B. mal das 13. Klavierkonzert neben dem 1. von Beethoven anhören. Beide stehen in C-Dur, und ihre beiden 1. Sätze wirken auf mich wie Geschwister.


War das seine Schwester?! :p

Grüße von
Fips
 
Auf zwei vergessene bzw. hierzulande nur wenig bekanntgewordene Konzerte möchte ich hinweisen.

Nr.1 ist das Klavierkonzert von Franz Reizenstein (1911-1968 ), einem Hindemith-Schüler,
der 1933 seiner jüdischen Abstammung wegen nach England emigriert ist,
wo er den Kompositionsunterricht bei Ralph Vaughan Williams fortsetzen konnte.
Seinem einzigen Klavierkonzert mit dem anrüchigen Titel "Concerto popolare" merkt man
diese Herkunft nicht an. Sein hübscher Untertitel "A Concerto to end all Piano Concertos"
parodiert nicht nur Roosevelts Ausspruch, mit dem letzterer den Einstieg der USA
in den zweiten Weltkrieg zu beschönigen versuchte ("a war to end all wars"), sondern ist auch
musikalisch gerechtfertigt - als ein Zusammenschnitt beliebter Konzertsaal-Klassiker:
Tschaikowsky, Grieg, Gershwin - kombiniert mit einer hierzulande unter dem Titel "Rosamunde"
bekanntgewordenen Polka des tschechischen Komponisten Jaromír Vejvoda.

Geschrieben wurde das Stück für den legendären Gerard Hoffnung (1925-1959),
dessen Biographie der Reizensteins sehr ähnlich ist: als Jude 1933 nach England geflohen,
hatte er im dortigen Musikleben Fuß gefaßt - allerdings als ein freiwilliger Außenseiter.
In seinen Karikaturen und den von ihm initiierten Musik-Festivals tritt ein hintergründiger Witz zutage,
der kompositorische Klischees und die Rituale des bürgerlichen Konzertbetriebs aufs Korn nimmt.
Zwei sehr würdige Nachfahren Gerard Hoffnungs sind Loriot und Peter Schickele alias P.D.Q.Bach.

Die Aufnahmequalität ist leider miserabel, das Gelächter des Publikums übertönt manche Pointe -
es ist trotzdem sehr kurzweilig, die Musik zu hören:

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNGsrWzsb7DrIpIZ2Ut8N-bXx8aqfQ&cad=rja


Alles, was in Reizensteins Konzert vorsätzlich geschieht, bietet die Nr.2 der hier zu besprechenden Werke
eher unfreiwillig: das Klavierkonzert "Der gelbe Fluß". Es besteht aus einem Sammelsurium pianistischer Unsitten
und Kraftgesten à la Tschaikowsky, Rachmaninow, wiederum Gershwin(!) - mitsamt einer Portion musikalischer Chinoiserie,
die an Partituren zu einem in China spielenden Hollywood-Film der 40er Jahre denken läßt.

Das Stück hat eine sehr verwickelte Entstehungsgeschichte, die den musikalischen Charakter teilweise erklärt.
Grundlage ist das 1939 entstandene Oratorium "Der gelbe Fluß" von Xian Xinghai (1905-1945), eines in der Sowjetunion
ausgebildeten Komponisten. Die Originalwerk ist mir nicht bekannt - es soll sich dabei um ein hochpatriotisches
Agit-Prop-Vokalstück handeln, das das chinesische Volk zum Widerstand gegen die japanischen Okkupanten
im zweiten Weltkrieg aufruft und nebenher die Führung der Arbeiter und Bauern durch die Kommunistische Partei Chinas preist.
Seine Umarbeitung zum Klavierkonzert erlebte das Werk angeblich auf Geheiß von Jiang Qing, der Ehefrau Mao-Tse-Tungs.
Verantwortlich zeichnete ein Komponistenkollektiv - die Überarbeitung stammt aus den Jahren der Kulturrevolution.
Heute wird der Pianist Xin Chenzong als Bearbeiter angegeben, der angeblich auch die Zitate der "Internationale"
und des Liedes "Der Osten ist rot" in den Tonsatz hineingeschmuggelt hat.

Der Sinn dieser Umarbeitung erschließt sich beim Hören sofort - es geht um das auskomponierte Führerprinzip.
Das Klavier gibt die Parolen vor, das Orchester übernimmt sie mit revolutionärer Begeisterung.
Man kann darüber die Nase rümpfen - wie auch über die Ansammlung musikalischer und pianistischer Klischees.
Aber die Naivität im Umgang mit diesen Klischees hat für mich etwas Entwaffnendes, genauso wie der Gegensatz
zwischen angestrebter Monumentalität und der Schlichtheit des musikalischen Materials:

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNHUZcG9_e7_CysKyWV-ejv949vxgg&cad=rja

http://www.youtube.com/watch?v=U_FdVYhT1q0

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNHEfauG8EURYtCaL-38sgXjpOr1Pg&cad=rja

http://www.youtube.com/watch?v=0u6-TCg9p_s&feature=related


Viel Freude beim Hören!

Gomez
 

Und wie!

Ach - da werden Erinnerungen wach!

Prelude: The Song of the Yellow River Boatman

Ich hock hier, hör mirs an, und muß dran denken, wie der Kahn kentert:
Bei 2:48 isser dann endgültig ersoffen und hatten encounter mit den
Rheintöchtern?

Und erst dieses:

Gerard Hoffnung​

Mit wunderbaren Höhepunkten:

1:11 - Unfortunately

1:43 - I decided to hang on


Gruß von Haus zu Haus!

stephan
 
ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube, dass das Klavierkonzert von Samuel Barber bei uns nicht alle Nase lang gespielt wird - - eigentlich schade, denn es ist ein wirklich wunderschönes Konzert!!
 
Klavierkonzerte von:
Udo Jürgens:) (gab es tatsächlich mal im Fernsehen)
Friedrich Gulda (gab mal eine Rundfunkaufnahme, "Concerto für myself" ??)
 

Von dem gerade erwähnten Ralph Vaughan Williams gibt es
ein Klavierkonzert C-Dur, nicht gerade eines seiner Hauptwerke,
aber auch mehr als nur eine Gelegenheitskomposition.

Das Stück hat ihm allerhand Verdruß bereitet - zum eines wegen
des Klavierparts, der als zu sperrig galt, weshalb RVW das Werk später
zu einem Konzert für zwei Klaviere und Orchester umgearbeitet hat,
zum anderen wegen eines Gustav-Holst-Zitats, das als Hommage gedacht war,
jedoch mißverstanden wurde.

http://www.google.de/url?q=http://w...uAIwAA&usg=AFQjCNE5UUqT9jFOCnLBIF3swB2NnBSF6A

http://www.google.de/url?q=http://w...uAIwAQ&usg=AFQjCNE_xZS2xI-RAMngLxhWwBwAcIK_Lw

http://www.youtube.com/watch?v=mvixfEk93A8&feature=related

http://www.google.de/url?q=http://w...uAIwAg&usg=AFQjCNFGGqG1Mg1M-8bGv5FL58padRHW6Q

Der nächste Kandidat, ebenfalls ein Brite: John Ireland.
Sein Klavierkonzert Es-Dur ist konventioneller - so wie Irelands Tonsprache insgesamt:
etwas überladen, schmachtend, salonhaft - und wird sich schon deswegen
größerer Beliebtheit erfreuen. Im Netz finde ich davon nur den Mittelsatz:

http://www.google.de/url?q=http://w...uAIwAA&usg=AFQjCNELRz6WrL0efqbD9_hnHqn0uCoJcA

Gruß, Gomez

.
 
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Unfassbar das bis jetzt keiner Gershwin's Klavierkonzert erwähnt hat :shock:
Und ich meine damit nicht die Rhapsody in Blue...

Auch sehr geil sind die Variations on "I Got Rhythm" (auch für Klavier und Orchester)
 
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Ok, vergessen ist vllt übertrieben.
Aber es steht ganz klar im Schatten von Rach 2, Rach 3, Chopin 1 und 2 etc.

Dafür das es ein so großartiges Stück ist wirds einfach zu selten gespielt, da gibts nichts drann zu rütteln....
 
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Ok, vergessen ist vllt übertrieben.
Aber es steht ganz klar im Schatten von Rach 2, Rach 3, Chopin 1 und 2 etc.

Dafür das es ein so großartiges Stück ist wirds einfach zu selten gespielt, da gibts nichts drann zu rütteln....

nee, stimmt nicht!

das Konzert von Gershwin wird nicht seltener als etwa die Konzerte von Ravel gespielt - es ist sogar eines der am häufigsten aufgeführten Klavierkonzerte, die im 20. Jh. komponiert wurden.

was dagegen stimmt, ist, dass es ein großartiges und wunderschönes Klavierkonzert ist!!!

Chopin 1 und 2 wird lediglich in Polen (übertrieben) oft gespielt, sonst sind die zwei auch nicht häufiger als Beethoven zu hören - - und man schlage mich tot, aber Klavierkonzerte von Beethoven, Schumann, Mendelssohn oder Liszt zu hören ist ein weitaus größerer Gewinn, als bei den beiden chopinschen... man denke nur ans Orchester...

Massenets Konzert in Es-Dur oder Henselts Konzert in f-Moll: die werden - leider - nur selten gespielt, ein Schicksal, dass sie mit manchen anderen, die in diesem Faden schon Erwähnung fanden, teilen.
 
J. N. Hummel: Klavierkonzert Nr. 2 a-moll op. 85 (bei Naxos). Tolles Stück, überhaupt ist Hummel bislang viel zu unbekannt.

Bei "Brilliant Classics" ist eine günstige 20-CD-Box erschienen "The Golden Age of the Romantic Piano Concerto" mit etwas älteren Aufnahmen von Konzerten aus dem 19. Jh. Da gibt es sicherlich einiges zu entdecken, vieles davon ist anderswo gar nicht auf Tonträger greifbar.
 
Bei "Brilliant Classics" ist eine günstige 20-CD-Box erschienen "The Golden Age of the Romantic Piano Concerto" mit etwas älteren Aufnahmen von Konzerten aus dem 19. Jh. Da gibt es sicherlich einiges zu entdecken, vieles davon ist anderswo gar nicht auf Tonträger greifbar.

Und bei Hyperion gibt es die mittlerweile 50-bändige Reihe "The Romantic Piano Concerto", die viel Lob erhalten hat (ich habe schändlicherweise bisher keine einzige CD davon gehört). Den Katalog der Reihe kann man auch als Liste mit vielen selten gespielten Werken nehmen:
Teil 1
Teil 2
 

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