was ich meine: ich meine natürlich nicht, im Unterricht wie ein Guru meditativ auf den Tasten herumzuklimpern und der Klavierlehrer schaut mir dabei zu, sondern daß der Klavierlehrer geradeeben Grundlagen zum freien Spielen vermittelt, ob das freie Spielen nun in Richtung Jazz oder oder Klassik geht, ist dem Falle zunächst zweitrangig gedacht. Von mir aus kann man das freie Spielen auch als Improvisieren oder komponieren bezeichen. Im Kern möchte ich durch diese Umfrage erfahren, wer z.B. Sachen wie Kadenzen, Akkordverbindungen, grundlegende Techniken fürs Komponieren, Generalbaß, Stimmführung, Erlernen einfacher rhythmischer Begleitmuster für die linke Hand zu Begleiten einfacher Melodien, Spielen von Stücken nach Leadsheets usw., usw.
Das sind Fragen nach verschiedenen Angelegenheiten, die nicht alle von den Umfrageoptionen erfasst werden.
Mein Klavierunterricht als Kind/Jugendlicher von 6-16 war:
anfangs 45min (Klavierlehrerin)
60min (ungar. Pianistin)
erst 90 dann 120min (russ. Klavierprofessorin)
3 h verteilt auf 2 Tage je Woche (russ. Klavierprofessor)
alle hatten Wert darauf gelegt, dass nicht nur die Noten gespielt werden. Anfangs wurde ich mit der Idee vertraut gemacht, dass man vielleicht anders begleiten könnte, dass man vielleicht anders fortsetzen könnte - das ging sehr schnell ins variieren und improvisieren. Und das hatte mit auch großen Spaß gemacht - und der ist geblieben. Es gab Aufgaben wie Begleitungen zu einer Melodie erfinden usw.
Alle drei Monate gab es kleine Tests: Skalen, Arpeggien, Kadenzen - natürlich angepasst an die technischen Fortschritte (mir hatten aus klanglichen Gründen Skalen und Arpeggien in Sextparallele am meisten gefallen, also hatte ich so immer bei diesen Tests gespielt) und für die Fortgeschrittenen gab es bei den Kadenzen Aufgaben mit Modulationen, ausgehend von einem zufällig gewählten Grundton (wie ne Lotterie: Zettel ziehen: aha, as - also As-Dur und f-Moll spielen, dann Kadenzen in verschiedenen Lagen usw.) Vorhalte, Dissonanzen, Leittonumdeutungen usw - alles kam peu a peu dazu.
Improvisation, technische und theoretische "Übungen" waren bei mir von Anfang an mit dabei, dies zusammen hatte ca. ein Drittel der Unterrichtszeit gedauert (mal deutlich mehr, mal deutlich weniger, je nachdem)
Dass ich schon von Anfang an variieren bzw. dazuerfinden sollte, war für das Notenlesen lernen prima, denn ich sollte das auch aufschreiben - wenn man die eigenen "entdeckten" Begleitungen und Abweichungen nicht vergessen will, dann lernt man die Noten auf diese Weise rasend schnell (Fehler bei # oder b waren egal, Hauptsache zunächst mal war die richtige Taste gemeint) Auf diese Weise "komponierte" ich als Kind auch ein paar etüdige Stückchen, die ich auch vorspielen durfte/musste.
Ebenso kam ich recht bald mit Bartok in Berührung und lernte dabei, dass es auch ganz andere Harmonien als die Kadenzen gibt - das schärft und erweitert die Wahrnehmung.
Proportionen, formale Verfahren, Musikgeschichte, Harmonielehre - das alles floß in den Unterricht mit ein (und für den Unterricht, den ich hatte, bin ich nach wie vor unendlich dankbar!)
Auf diese Weise wird die Klaviatur zu einem Terrain, auf dem man sich zuhause fühlt, und das nicht nur in den progressiven "Repertoirestücken". Und je mehr man sich gerade durch gezielte kreative Anleitung zum freien Spielen auf der Klaviatur heimisch fühlt, umso schneller lernt man das, was in einem Klavierstück geübt werden soll. Das scheint paradox, ist aber so!
Freilich muss man, auch als Kind schon, sowas mögen - ich mochte das sehr. Und Improvisation ist für mich völlig selbstverständlich geworden.
Was ich nun ankreuzen soll, weiß ich nicht so recht - die ersten 5-6 Jahre meines Unterrichts waren zu einem Drittel bis der Hälfte
nicht nach Noten. Das änderte sich dann allerdings, weil die Stücke immer schwieriger wurden und die Unterrichtszeit vollständig aufbrauchten. Aber zum Üben war mir das Improvisieren und Variieren als Methode des sich Aneignens natürlich geblieben.
Da nach dem Klavierstudium hier nicht gefragt ist, bleibt das außen vor.