Trotzdem! Freude an 'schlechten Stücken'

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Alter Tastendrücker

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Ich stelle immer wieder fest, dass ich mich für Stücke begeistern kann, die einen schlechten Leumund haben und diese dann mit großer Freude übe und spiele (Beispiel: Chopin Polonaise Nr. 15 b-Moll, Beethoven Polonaise C-Dur op. 89, Fantasie op. 77, etliches von Liszt, ...).
Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht und liebt gelegentlich am Mainstream vorbei?
 
die komplette spanische Suite von Albeniz (nicht nur das g-Moll highlight)

Borodin/Blumenfeld Polowetzer Tänze (Transkription/Paraphrase)

John Ireland Decorations (1913) (ganz besonders Nr.1)

Leo Ornstein a la chinoise

Mussorgski/Chernov Nacht auf dem kahlen Berg (Transkription)

Massenet Klavierkonzert Es-Dur

Villa-Lobos Klavierkonzerte (zum drin rumstöbern), Bachianas Brasileiras Nr.4, Prolo do Bebe Nr.7

Tschaikowski/Siloti Ballettmusik-Paraphrasen (Nussknacker etc)

Bach/Gounod Meditation (ich mag das gerne!)
 
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Das Massenet Konzert ist toll, fast so reich an guten Einfällen wie das cis-Moll Konzert von Scharwenka!
 
Ich wusste nicht, dass diese Stücke (z.B. Albeniz) als „schlechte Stücke“ gelten. Kann mich jemand aufklären bitte?
 
Alles was klasse klingt, was jeder, auch Banausen, kennt, was sich gut verkauft und häufig gecovert wird und in Fahrstühlen und in Warteschlangen gespielt wird - das alles sind schlechte Stücke. Albeniz-Musik ist da sehr gefährdet.

Platz eins: das Beethoven-Ding mit dem Thriller am Anfang und Platz zwei: "Türkischer Honig" von diesem pubertierenden Wunderkind.

CW
 
Alles was klasse klingt, was jeder, auch Banausen, kennt, was sich gut verkauft und häufig gecovert wird und in Fahrstühlen und in Warteschlangen gespielt wird - das alles sind schlechte Stücke. Albeniz-Musik ist da sehr gefährdet.
Ich würde da schon differenzieren, denn manche Stücke werden aus Achtung vor den Komponisten gecovert.
Wenn Stücke es zur Fahrstuhl-Untermalung "schaffen", ist das natürlich eine andere Liga.

Folglich gilt obige Aussage auch für Bücher, und dann muss die Bibel ja das "banausale" Schundwerk Nummer 1 sein.
Und erst die Musik von den Beatles! Gruseliger Mainstream-Mist!
:-D
 
Mussorgski/Chernov Nacht auf dem kahlen Berg (Transkription)
Ich habe mir vor Jahrzehnten die Transkription von W. Stassow (Edition Bessel, Paris) gekauft. Und hielt diese auch nicht für sonderlich gelungen. Die Klangvorstellung, die man durch Kenntnis der Orchesterversion hat, findet wenig Übereinstimmung. Die triolischen Doppel- und Dreifachrepitionen empfand ich damals in dem Tempo schwierig, sehr anstrengend und sehr unkomfortabel. Es ist sicher schwierig, dieses Stück überhaupt zufriedenstellend zu übersetzen. Kennst Du eine bessere Transkription?
 
Sorry, das war die Tchernov-Transkription. Stassow war der Widmungsträger (steht in meiner Ausgabe größer auf dem Titelblatt - war mir nie aufgefallen). Die vierhändige Transkription von Artzibouchev könnte interessanter sein. Die Repititionen lassen sich in dem Tempo meiner Orchesteraufnahme kaum realisieren. Da wird man ausgebremst.
 

Mag sein, dass das vorkommt - ich finde diese Transkription nicht so schlimm (ist halt auch eine Frage der Gewohnheiten) --- allerdings ist hier der Schwierigkeitsgrad und ob man es hinkriegt nicht der Gegenstand.
Sicher hätte man die kahle Berg Nacht besser, pianistischer paraphrasieren können - das Ding ist halt eine mehr oder weniger glückliche Transkription; ich spiele die dennoch gerne.
 
Ein paar Stücke von Satie, die aufgrund ihrer simplen Struktur zur Improvisation einladen.
Woran liegt es, dass Salonmusik über so ein derart zeitlos schlechtes Image verfügt? Gelegenheiten für ihren ursprünglichen Anlass sind weitgehend passé. Und wenn doch, dann gibt es Jazz-Musik (Verdrängung?). Es gab viele Komponisten, z.B. Moszkowski, die in diesem Bereich originelle Stücke produzierten. Heute findet man sie nur noch vereinzelt in Konzerten und dann unter den Zugaben. Insgesamt ein weites Feld - vielleicht ein neuer Faden?
 
Ich habe in diesem Zusammenhang (Salonmusik) eine interessante Entdeckung:
Cesar Cui gilt ja bei der Gruppe der Novatoren in Russland als vernachlässigbar.
Nun es gibt von ihm viel gut gemachte Klaviermusik (nicht so sensationell genial wie die Bilder von Mussorgski! oder Islamey), die durchaus spielenswert ist.
 
Alles was klasse klingt, was jeder, auch Banausen, kennt, was sich gut verkauft und häufig gecovert wird und in Fahrstühlen und in Warteschlangen gespielt wird - das alles sind schlechte Stücke. Albeniz-Musik ist da sehr gefährdet.

Platz eins: das Beethoven-Ding mit dem Thriller am Anfang und Platz zwei: "Türkischer Honig" von diesem pubertierenden Wunderkind.

CW

Was können die Stücke dafür, dass sie gecovert oder oft gespielt werden?
Sie bleiben immer noch geil, auch wenn sie vielleicht oft nicht besonders gut gespielt werden.
 
Und wenn es flach gestrickt, aber schön ist? Was spricht dann dagegen? Es muss ja nicht immer alles kompliziert sein. Vor allem aus meiner Sicht als jemand, der kaum Klavierspielen kann, ist für mich das Kriterium: Ist es spielbar für mich oder nicht? Und wenn es spielbar ist: Gefällt es mir? Klingt es schön?

Ich bin so auf dem Niveau des a-moll-Walzers, was für viele hier sicherlich lächerlich ist. Aber wenn ich ein Stück in derselben Schwierigkeitsstufe wie den a-moll-Walzer finden würde, das mir genauso gut gefällt wie der a-moll-Walzer, dann würde ich das einfach spielen, ohne länger darüber nachzudenken, was für ein Image das haben könnte. Leute, die Kunst niedermachen, sind mir sowieso unsympathisch. Auf die höre ich gar nicht erst. Deshalb weiß ich auch nicht viel darüber.

Ich habe mir jetzt als nächstes die Mondscheinsonate vorgenommen. Auch so ein "Schlager". 1. Satz natürlich. Daran werde ich wahrscheinlich ein Jahr lang üben. Aber es gibt einen speziellen Anlass, warum ich es bis in einem Jahr können will. Bisher habe ich es immer wieder weggelegt, weil ich es nicht geschafft habe. Aber diesmal werde ich es durchziehen. Und wenn mir dann jemand sagt: "Meine Güte, das hört man ja in jedem Fahrstuhl", soll mich das davon abhalten, es zu üben? Für mich ist es sehr schwierig. Sogar kompliziert. Also auf keinen Fall Fahrstuhlmusik.
 
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