Tod des kulturellen Erbes

Eine Entwicklung die mir gar nicht gefällt, die aber in einem Klavierforum auch nicht fehlen darf ist der Niedergang. Viele Jugendliche sind es nicht mehr, die sich mit Klavier beschäftigen und Geld für kulturelle Bildung wird allerorts gekürzt.

Vielleicht sind es im Vergleich zu den 70er Jahren oder noch früher wirklich nicht so viele Jugendliche, die sich für das Klavierspielen interessieren! Aber man sollte auch bedenken, dass seitdem die Möglichkeiten, elektronisch, virtuell und abspeicherbar Musik zu machen - und auch zu hören - enorm gestiegen sind! Zudem ist viel mehr Musik jederzeit virtuell abrufbar und in hoher Audioqualität verfügbar....

Noch vor zwanzig Jahren sah es ganz anders aus!

Allerdings gibt es heute - genauso wie früher - noch nette junge Mädels, die ganz lässig bei ihrer Abifeier eine Begleitung auf dem Flügel dahinplätschern lassen, während sich ihr Altersgenosse im Rampenlicht weit weniger lässig mit dem dazugehörigen Solo-Popgesang abplagt!!...

Ich glaube nicht, dass die Kunst des Klavierspielens vom Aussterben bedroht ist!

LG

Debbie digitalis
 
Noch eine Bemerkung nebenbei: Als die Druckkunst mit beweglichen Lettern durch den bekannten Herrn Gutenberg erfunden wurde (nein, nicht der mit den gegeelten Haaren), befürchteten etliche den NIEDERGANG DER BUCHKULTUR! Billige Massenfertigung! Soll da etwa jeder lesen?!? Wer auf sich hielt, hatte nur HANDGESCHRIEBENE Bücher in seiner Bibliothek... :cool:

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Auch wenn es nicht im direkten Klavier-Zusammenhang steht, eine Bemerkung zur "unzureichenden" Kultur- / Bildungsförderung:

Quelle "Die Zeit":

- jede Opernkarte in Deutschland ist mit 99€ subventioniert
- in Deutschland gibt es soviele Opernhäuser wie in der gesamten restlichen Welt zusammengenommen

Also, an der finanziellen Förderung liegt es wohl nicht. Vielleicht eher daran,

- daß es heute mehr Alternativen (Computer, Smartphone, viele früher unerschwingliche, heute aber mögliche Hobies) gibt
- daß andere Formen musikalischen Ausdrucks (z.B. elektronische Musik) so abgewertet werden, wie dies gerade in diesem Faden (wieder) geschieht
- für das Kavierspielen hohe finanzielle Hürden gesetzt werden, denn ein Digi oder (Vorsicht - es folgt Schreckliches !!!) ein chinesisches Klavier darfs für den Anfang ja nicht sein

Ich weiß es nicht ...

Gruß
Rubato


Subventionen: Der Kulturkampf | Kultur | ZEIT ONLINE

"In keinem anderen Land gibt es so viele Opernhäuser wie in Deutschland. Von den 560 Musiktheatern, die weltweit existieren, stehen 84 hierzulande. Anders gesagt: Jedes siebte Opernhaus auf der Welt ist ein deutsches. Und in dieser Zahl sind die privat finanzierten Häuser noch nicht einmal enthalten."
 
Eine Entwicklung die mir gar nicht gefällt, die aber in einem Klavierforum auch nicht fehlen darf ist der Niedergang. Viele Jugendliche sind es nicht mehr, die sich mit Klavier beschäftigen und Geld für kulturelle Bildung wird allerorts gekürzt. Früher oder später führt so eine Entwicklung zu dem was gerade in Amerika passiert - zu einer Auslöschung der eigenen Kulturgeschichte einhergehend mit der Vernichtung von Klavieren.

http://www.nytimes.com/2012/07/30/a...-is-thud-in-the-dump.html?_r=1&pagewanted=all

Ich anerkenne mit meiner gesamten Kraft jede Leistung, die dieser Entwicklung entgegen steuert! Seien sie aus Sentimentalität, dem Umweltgedanken, oder Schlicht des Respekts hervorgegangen.

Viele Klaviere werden deshalb nicht mehr gerichtet, weil es kein fachlich geschultes Personal gibt...

LG
Michael

Es gibt Unmengen an uralten Schrottklavieren welchen man bei der längst fälligen Entsorgung keine Träne nachweinen muß - kannst Dir aber gerne jeden Monat ein paar bei mir abholen um diese zu "retten".
 
Ich glaube Klaviermacher bedauert eher das Desinteresse der Menschen an ihren alten Klavieren, die sich VIELLEICHT sinnvoll verwenden ließen - und sei es nur, dass man das Elfenbein runterkloppt und den Rahmen zum Einschmelzen gibt. Besser aber das Potenzial eines alten Instruments erkennt, es verchenkt an jemanden, der es noch gebrauchen kann, es reparieren lässt zu einem klangschönen Stück, das die Chinakisten locker überholt.... nicht wahr?

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Und gegen Plastikinstrumente bin ich schon aus Prinzip. Wusstest du, dass wenn man alle Plastiktüten, die je produziert wurden sind auslegen würde, den Planet Erde mit fünf Schichten bedecken könnte. Oder, das im Ozean eine Plastikinsel schwimmt, die eine furchterregende Grösse hat und das dieses Plastik allmählich in die Nahrungskette kommt
Wusste ich, aber kann man nicht oft genug erwähnen.

Snobismus ist unter anderem auch maßgeblich durch Messen mit zweierlei Maß definiert. Konsequenterweise müsstest du also einen Computer mit Gehäuse aus heimischen Hölzern und ohne den ganzen Elektronikschrott verwenden. Das würde die Teilnahme am Clavio-Forum vermutlich aber deutlich erschweren ;)

Anders gesagt, wenn man im alltäglichen Leben ähnlich strenge Maßstäbe wie bei Klavieren anlegen würde, sähe das Leben deutlich anders aus. Ob besser, das sollte jeder für sich selbst bestimmen.

Rudl, du darfst das gerne mit gehörigem Augenzwinkern lesen. Ich muss mich leider selbst zu den Menschen rechnen, deren Taten den Worten oder Vorsätzen allzu oft gehörig hinterher hinken.
Und ein wenig Snobismus steckt wohl in jedem von uns.

Aber ich kann halt prinzipiell der Meinung "Alte Instrument gut - neue Instrumente böse" so gar nichts abgewinnen. Mit dieser Haltung kriegt man die Jugend nicht zur Musik, oder zumindest nicht zur gewünschten!

Dem Bedauern über Wegwerfen statt Reparieren kann ich mich jedoch anschließen. Das ist ein Wahnsinn unserer Zeit, unter vielen anderen. Aber auch mit dafür verantwortlich, dass unser Lebensstandard so enorm hoch ist. Insgesamt aber ein kompliziertes Thema mit sehr vielen Aspekten.

Dass Kindergärten keine Gratisklaviere annehmen, wundert mich gar nicht. Das dürften dann nur neue Klaviere sein, mit einem Sicherheitstastendeckel. Denn wehe, ein Knirps verletzt sich die Hand beim Zuklappen. Dann hat die zuständige Aufsicht sofort die für sie zuständige Aufsicht am Hals. In den USA wahrscheinlich auch noch zwei oder drei Rechtsanwälte mit ihren Klagsschriften.
 
Klaviere sind wie andere Dinge auch gewissen Modeströmungen unterworfen. Zur Zeit ist eben Hochglanz (meist schwarz) mit Konsolen "in".
Ich kann schon verstehen, dass manche sich in ihr Designerwohnzimmer kein 1,45m Jugendstilmonster stellen wollen, aber auch kein 1,09m Nussbaum-Schreibtischklavier.

Daher kann es wohl keinen uiversellen Königsweg geben, der für alle passt.
Es gibt natürlich einige wenige tolle Klavierbauer, die alte Instrumente mit vertetbarem Aufwand wieder gut spielbar machen. Wenn sie aber auch noch toll aussehen sollen, werden sie schnell unbezahlbar. Der Aufwand um ein Klavier zu überholen dürfte einem Flügel kaum nachstehen, wer soll das bei guter Ausführung bezahlen?

Dass unbedingt die alten grossen Klaviere besser klingen als neue, ist sicher auch Geschmacksache. Meiner übrigens nicht...:D

Und wie im richtigen Leben auch, gibt es gute und schlechte Klavierlehrer. Unsere Klavierlehrerin hat es fast geschafft, meinem Sohn das Klavierspielen vollständig zu verleiden. Ständiges Rumnörgeln, wenn er das Tempo nicht perfekt hielt, pädagogisch zweifelhaftes Blosstellen und merkwürdige Belohnungssysteme bei Vorspielen etc., etc., dafür aber ein während der Laufzeit unkündbarer Jahresvertrag. ;)

Gott sei Dank ist das Jahr vorbei und wir haben jetzt einen neuen Klavierlehrer gefunden. Der scheint nicht nur stures Einpauken von Klassikern zu machen, sondern macht mit den Kindern Kompositionsübungen auch am PC, Aufnahmen mit Bearbeitung usw. Mein Sohn findet das cool und schliesslich geht es ja darum, dass er Spass hat und Zugang zur Musik findet. Das ist bei den bereits erwähnten vielen neuen Ablenkungsmöglichkeiten nicht gerade einfach.
 
Also ich würde da nicht so schwarz sehen. Ich denke, dass die Klaviertalsohle schon lange hinter uns liegt und bemerke z.Z. auch einen enormen Klavierboom: Bekomme jedes Jahr mehr Schüler und habe jetzt schon für September fast keine Plätze mehr frei. Evtl. hängt das aber auch mit der Finanzkrise zusammen. Die Leute geben ihr übriges Geld leichter für Bildung aus. Bei den Klavierstimmern kann das aber anders aussehen: Arbeit ist wahrscheinlich genügend da, aber evtl. fehlt es am Nachwuchs, da die Klavierhersteller in D. auch eher weniger werden als mehr. Aber trotzdem ist das ein Beruf, bei dem man nicht auf Leiharbeitsfirmen angwiesen ist, sich selbständig machen und auch gutes Geld verdienen kann. Das kann sich z.B. in den USA anders entwickeln als bei uns und kann man auch nicht vorhersagen, wie es in den nächsten Jahren weiter gehen wird.
 
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