Till Brönners Darstellung der aktuellen Lage

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Alles richtig und wichtig. Allerdings: Rein wirtschaftlich betrifft es gerade mal irgend was zwischen 1,5% (aktuelle Schätzung) und 3% (Stand 2016). Bei dieser "Wirtschaftsmacht" wird auch eine Gewerkschaft leider nicht viel ändern können.
 
Alles richtig und wichtig. Allerdings: Rein wirtschaftlich betrifft es gerade mal irgend was zwischen 1,5% (aktuelle Schätzung) und 3% (Stand 2016). Bei dieser "Wirtschaftsmacht" wird auch eine Gewerkschaft leider nicht viel ändern können.

Lieber Peter,

würdest du dies auch hierzu sagen:

" Seit Ende der 1980er Jahre entwickelte sich die Kultur- und Kreativwirtschaft zu einem der dynamischsten Wirtschaftszweige der Weltwirtschaft. Ihr Beitrag zur volkswirtschaftlichen Gesamtleistung (Bruttowertschöpfung) in Deutschland betrug im Jahr 2019 106,4 Milliarden Euro (Anteil am BIP: 3,1 Prozent). Damit übertrifft die Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachen Wertschöpfung inzwischen andere wichtige Branchen wie die chemische Industrie, die Energieversorger oder aber die Finanzdienstleister. Nur der Fahrzeugbau erzielt mit aktuell 162,1 Milliarden Euro eine deutlich höhere Bruttowertschöpfung."


Also wenn auch der Anteil am BIP nur 3,1 Prozent beträgt, ist doch die Branche anscheinend eine mit der zweithöchsten Bruttowertschöpfung. Zählt dieser Wirtschaftszweig trotzdem zu wenig?

Ich fürchte eher, dass die Interessen sehr unterschiedlich sind und größtenteils Selbständige sich schwer in einer Gewerkschaft o.ä. organisieren wollen/können. Es wäre aber wichtig, besonders in diesen Zeiten sich zu überlegen, ob es nicht doch Handlungsmöglichkeiten gäbe, die Situation zu verbessern. Mit mehr Zusammenhalt, mehr Protesten, nicht mehr nur alleine rumwurschteln beim "*Über-die Runden-kommen".

Immerhin liest man jetzt so was: https://www.dtkv-berlin.de/news.html?page=&item_id=319 . Ist aber viel zu wenig.

Liebe Grüße

chiarina
 
Wagner hat einmal, als er in der Schweiz im Exil lebte und knapp bei Kasse war, Liszt um Geld gebeten. Er tat dies mit den Worten - nicht wörtlich - Ich kann doch nur komponieren!
So verhält es sich für viele von uns. Ich schliesse mich da ein. Ich kann nur kreativ. Zahlen sind meine Feinde - Mathematik nicht, die Denke finde ich spannend -. Mich interessiert das BIP nicht, da habe ich keine Synapsen für. Aber ich kann schöne Töne...
Das ist das Problem unserer Branche, wir sind oft zu "weltfremd" und müssen es zur Ausübung unserer Kunst sogar sein.
Darum sind wir ja auch oft so brotlos...
 
Liebe Chiarina,

für mich war der zentrale Punkt in



"Die Kultur- und Kreativwirtschaft wird insbesondere von Freiberuflern sowie von Klein- und Kleinstbetrieben geprägt."

Ich kann die Sorgen der Menschen, die ihr Geld mit Musik verdienen, nachvollziehen, aber ich glaube die schlechte Lage liegt weniger daran, dass uns als Gesellschaft die Branche nichts wert ist, sondern weil sie so ein Flickenteppich von Miniunternehmen ist.

Ich überschaue die Interessenlage von Till Brömmer nicht, aber ich schätze, er gehört zum obersten Prozent der Topverdiener und ich vermute, dass die Lage des Durchschnittsmusikers, der (laut Künstlersozialkasse) 15.000€ pro Jahr verdient, mehr Gemeinsamkeiten mit dem Dönermann um die Ecke hat als mit Till Brömmer.

Wie lang soll es denn dauern, bzw. wie viele Leute will man denn einstellen, die die ökonomische Lage eines jeden Musikers (und Dönermanns) individuell einschätzen und einen Plan machen, wie ihm zu helfen ist? Ich möchte jetzt nicht arrogant sein, aber mit ALG II (inkl. Miete und sonstigen Zuschüssen) bin ich jetzt nicht um Welten von diesen 15.000€ entfernt, also vom Musikerdurchschnittseinkommen. Das das nicht das Einkommen von Till Brömmer ist, ist klar, aber als Daumenregel, die man schnell aus dem Hut zaubern muss und für deren Adminstration man keine 1.000 Leute einstellen kann, ist das doch gar nicht so schlecht, oder?

LG D.
 
Wagner hat einmal, als er in der Schweiz im Exil lebte und knapp bei Kasse war, Liszt um Geld gebeten. Er tat dies mit den Worten - nicht wörtlich - Ich kann doch nur komponieren!
@Tastatula weißt du darüber genaueres? Von Liszt hatte er für seine Flucht aus Dresden (48er Revolution, seither im Königreich Sachsen steckbrieflich gesucht) gefälschte Reisedokumente und Geld bekommen - in der Schweiz hatte er doch, bis er vor die Tür gesetzt wurde, den steinreichen Wesendonck als Financier? ...übrigens: der Wagner hielt sich doch für einen großen Dichter, dass er mal "ich kann doch nur komponieren" gesagt haben soll, wundert mich sehr...
Ansonsten passt der Wagner nicht so wirklich in diesen Faden: zwar machte er schon Schulden, als er Kapellmeister in Riga war, aber schon dort verdiente er ganz ordentlich (lebte halt trotzdem über seine Verhältnisse) - als er länger in Frankreich war, hatte er mal paar magere Jahre.
 

@rolf, ich habe mal von Lutz Goerner vorgetragen einen sehr interessanten Briefwechsel zwischen Liszt und Wagner gehört, und daher stammt das Zitat - natürlich nur aus der Erinnerung. Wagner passt insofern, als dass er eben nicht mit Geld umgehen konnte. Seine Welt war die der Musik. Das ging aus dem Briefwechsel sehr deutlich hervor. War ein sehr spannender Abend!
 
Natürlich war Wagner ein Schmarotzer. Er hat ein geliehenes Vermögen ausgegeben, er hat bei Wesendonck gewohnt und zum Dank dessen Frau durchgeknüppelt, er hat sich beim König von Bayern eingeschleimt und auf diese Weise seinen Festspielhaus-Traum finanzieren lassen. Wagner war sicherlich alles, aber nicht naiv und unschuldig. Im Gegenteil: an opportunistischem Kalkül kaum zu überbieten.
 
Ach ja, und er hat sich von Liszt in seinen Anfangsjahren helfen lassen, um in der Musikwelt Fuß zu fassen, sich jedoch in keiner Weise revanchiert. Im Gegenteil: Im Hause Wagner wurde er totgeschwiegen, vermutlich auch deshalb, weil der Clan fürchtete, Liszt könnte Wagners Alleinvertretungsanspruch der fortschrittlichen Musik gefährden.
 
Ein guter Musiker braucht halt noch lange kein guter Mensch zu sein. Ethik und Ästhetik haben nichts miteinander zu tun. (Im Falle Wagner: man sollte sich sein Verhalten gegenüber Meyerbeer „auf der Zunge zergehen“ lassen - Infamie vom Feinsten!)
 
(...)
er hat sich beim König von Bayern eingeschleimt und auf diese Weise seinen Festspielhaus-Traum finanzieren lassen (...)
Zitat von Tante Wiki Festspielhaus:
Das Grundstück am Grünen Hügel erhielt Wagner kostenlos von der Stadt Bayreuth. Die architektonische Planung führte Otto Brückwald aus, wobei Grundzüge der Pläne Sempers beibehalten wurden.

Bereits am 22. Mai 1872 konnte bei strömendem Regen der Grundstein gelegt werden.[5] Zu diesem Anlass dirigierte Wagner Beethovens 9. Sinfonie im Markgräflichen Opernhaus. Doch dann verzögerte sich der Bau aus finanziellen Gründen immer wieder. Der geplante Verkauf von 1000 Patronatsscheinen für je 300 Taler verlief nur schleppend. Bis zum Frühjahr 1876 waren weniger als die Hälfte verkauft. Auch auf den deutschen Kaiser, den Reichskanzler und den Reichstag hoffte Wagner trotz Unterstützung durch Gräfin Schleinitz vergebens. Finanzielle Hilfe erhielt er vom Osmanischen Sultan Abdülaziz in Höhe von ungefähr 80.000 Euro nach heutiger Kaufkraft (2020).[6][7]
Am 2. August 1873 konnte Richtfest gefeiert werden, doch die für 1873 geplanten ersten Festspiele mussten verschoben werden. 1874 sicherte König Ludwig II. den Bau durch einen Kredit von zunächst 300.000 Mark, der später noch einmal um 100.000 Mark erhöht wurde. Beide Beträge zahlte die Familie Wagner unter Verrechnung von Tantiemen später vollständig zurück.
...hm...wer erzählt da Bockmist? Die böse Nazitante Wiki oder der liebe @Demian ?

...sollen die anderen Halbwahrheiten auch gestutzt werden, oder genügt das zum Thema Wagner (der eigentlich nicht in diesen Faden gehört)?
 
Was Meyerbeer angeht, war Heinrich Heine auch nicht von schlechten Eltern: die Hand beißen, die einen vormals gefüttert hat ...
 
@Cheval blanc wen außer Chopin und Immermann hatte der Heine nicht verhöhnt, verspottet oder beharkt? (wobei Heine sicher andere Motive als Wagner hatte - übrigens hatte Liszt mal Spottdrossel Heine zünftig gestutzt)
 

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