Testaufnahme - Präludium Nr. 4 in e-moll von Chopin

S

Sandboxer

Guest
Hi Zusammen,

ich habe in letzter Zeit mit meinem neuen Digital Piano und Garritans CFX Concert Grand (ein VST) ein paar Aufnahmen gemacht, die gleichzeitig auch meine Ersten sind. Nach ziemlich langem Herumprobieren mit den Einstellungen habe ich jetzt glaube ich einen relativ angenehmen Sound gefunden.

Ich hätte jetzt zwei Fragen:
1. Was haltet ihr von der Interpretation? Ich habe nämlich ein wenig das Gefühl, dass ich mit den ganzen Rubatos und meiner ziemlich freien Dynamik etwas übertrieben haben könnte. Außerdem könnte ich die Akkorde in der linken Hand teilweise besser „voicen“, denke ich. Gerne streng sein!
2. Wie findet ihr das Klangbild?

Vielen Dank schonmal im Voraus für jede Rückmeldung! :)

https://soundcloud.com/alex_sandboxer/frederic-chopin-prelude-no-4-recording-4
 
Zum Rubato: Das finde ich genau passend für dieses Prelude, das ja etwas Freies, Schwebendes, Quasi-Improvisatorisches hat.

Du batest ja um Strenge. Zu kritisieren sind aus meiner Sicht zwei Dinge:

1. Die Phrasierung / Melodieführung der rechten Hand: Die Akzente auf den unbetonten Zählzeiten sind nach kurzer Zeit abgenutzt. Ich würde zunächst die betonten Zählzeiten (= letzte Viertel im Takt) auch wirklich unbetont spielen und ihnen erst viel später, im weiteren Verlauf (evtl. nach und nach) mehr Gewicht geben. Dadurch arbeitest du gegen die Monotonie des Rhythmus‘ und kannst die Phrase klanglich noch intensiver gestalten.

2. Die Akkorde der linken Hand: Hier finden sich versteckte Neben-Melodien, die du noch stärker herausarbeiten kannst. Übe das mal so, indem du die dreistimmigen Akkorde in ihre drei Einzelstimmen zerlegst: Also nur Stimme 1, nur Stimme 2, nur Stimme 3 jeweils alleine und zusammen mit rechter Hand.
Dann das gleiche mit allen möglichen Stimm-Kombinationen: Stimme 1+2, 1+3, 2+3, auch jeweils alleine und zusammen mit rechter Hand.
Dadurch wirst du mit Sicherheit noch mehr Farben zum Klingen bringen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielen, vielen Dank! Ich werde mich heute sofort heranmachen.
 
Warum glauben so viele Leute, man müsse Chopin immerzu mit dem Rubatohammer weichprügeln, bis nur noch eine formlose Masse übrig bleibt? Was hat Chopin euch getan?
 
Lieber @Sandboxer

Ich habe mich schon länger nicht mit dem Stück befasst, daher mag ich zu Details jetzt auch nichts sagen. Meine Laiensicht: Ich finde, Du bist auf einem guten Weg. Ich habe Dir gern zugehört (mit einer Ausnahme, dazu gleich mehr). Ich habe das Gefühl, dass Du mir eine Geschichte erzählst und dabei die Spannung ganz gut hältst, das gefällt mir. Ja, in der linken Hand kannst Du sicher noch mehr herausholen. Ich fürchte aber, dass - was das Färben der Melodiestimme angeht - die digitale Simulation der am akustischen Klavier erzeugten Resonanzen bald an ihre Grenzen stoßen wird. Die Rubati stören mich nicht. Könnte man etwas zurücknehmen, auf mich wirkt das, was Du tust, aber insgesamt organisch. Was mir gar nicht gefällt, ist der Ausbruch gegen Ende. Mir ist das zu krass, in der Dynamik aber mehr noch in der Artikulation. Vor allem der Beginn der Stelle ist mir viel zu scharf. Da reißt Du den Fluss aus seinem Bett, anstatt ihn nur ordentlich aufzuwühlen. Und da wird dann Deine "Erzählung" für mich inkohärent.

Persönlicher Eindruck vom Klangbild (nur weil Du danach explizit gefragt hast, ich habe kaum Erfahrung mit Digis und virtuellen Pianoklängen): durchaus anhörbar, aber halt doch recht künstlich.

In jedem Fall: Danke fürs Teilen und noch viel Freude an der Arbeit mit diesem schönen Stück!

Liebe Grüße
Gernot
 

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