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Ein Klavier.. ein Klavier.. Teil 3

Bei meinem Besuch am Freitag hatte ich einige noch offene Fragen klären können. In der ebay-Annonce stand nichts zu Resonanzboden und Stimmstock. Der Meister sagte, natürlich sei der Resonanzboden überarbeitet worden. Der sei ausgefräst und mit neuen Spänen aufgearbeitet worden, anschließend Komplettlackierung.

Er sagte mir, dass Steinway ein Betriebsgeheimnis zum Fertigen des Resonanzbodens habe. Bei den meisten Klavieren öffne sich ein Riss, wenn es zu trocken wird. Risse seien nichts per se Schlimmes, erst wenn sie aneinander scheppern, wird’s unangenehm, dann muss was passieren. Bei Steinway-Soundboards würden sich auch Risse bilden, aber die schöben sich gegeneinander und hielten den Riss im Wesentlichen geschlossen, dass er keine Schnarr-Geräusche machen werde. Der Meister sagte, er sei zwar früher bei Steinway tätig gewesen, aber er wisse auch nicht so genau, wie die das machten. Der Resonanzboden sei jedenfalls keine ebene Platte, sondern der flügelförmige Ausschnitt aus einer Kugel, die einen Durchmesser von vca. 16 Metern habe.

Zum Stimmstock nannte er mir, dass darin zwei Übermaße an Stimmnägeln drinsteckten. Da habe ich mal als Schonung des alten und wohl noch guten Stimmstocks interpretiert, ihn also mit etwas dickeren Nägeln unter ein wenig höhere Spanung zu setzen, aber nur knapp soviel, wie erforderlich sei. Hierzu bin ich einem Irrtum erlegen (später mehr dazu).

Die ganze Zeit über sagte mein Bauch mir: Junge, du bist da an einer super Sache dran.. Das ist gut, so unglaublich gut, das wirst du nicht bereuen.

Das war der Samstag, an dem ich eigentlich mit der Familie nach Hannover gewollt hatte. Aber das Wetter war zu übel - verschneite Autobahnen, Unfälle. Beschluss des Familienrates: das lassen wir bleiben. Meine Lieben entschwanden zu Fuß zum Einkaufen in die Stadt. Und ich rief den Verkäufer an bzw. seine Frau.

Meine Botschaft: Jawohl. Ich will.

Damit ging ich in Vorlage. Ich hatte meine obligatorische Nacht darüber geschlafen, und ich war ganz ruhig, keinerlei Zweifel keimten - für mich war die Sache klar. Der Handel musste nun nur noch der Familie verkauft werden..

Der Verkäufer sprach an, dass er weitere drei Interessenten habe, die vorbeikommen und den Flügel sehen wollten. Am Montag bekomme er Besuch aus Belgien..

Ich versicherte ihm, dass meine Entscheidung stehe. Mit seiner Frau hatte ich verabredet, mir in der Nachbarschaft ein Faxgerät zu suchen, auf das sie einen Kaufvertrag senden wolle. Das klappte nicht, weil ein Nachbar, der lange Heimarbeit machte, sein Büro mittlerweile aufgelöst hatte. Aber am Montag becircte ich die Sekretärin unseres hohen Bosses, mit dem ich prima kann. Eigentlich ist das unbeliebt, Kommunikationseinrichtungen des Unternehmens für private Zwecke einzusetzen, aber .. nun ja, egal..

Nachmittags kam der Anruf der Kollegin aus dem Sekretariat, da sei eine Din-A-4-Seite für mich gekommen.. Sowas sind allerdings Nachrichten, die sich mitunter auf Bürofluren blitzschnell verbreiten - der Kaufpreis war darauf notiert.. Ohne zu zögern ging ich ins Nachbargebäude, bevor dieser Zettel Allgemeintalk werde...

Mich plagte diese Vorstellung von einem Belgier.. Ich kenne Belgier, habe viel (und meinst gern) mit ihnen beruflich zu tun, da eine Fertigung bei einer ehemaligen belgischen Tochergesellschaft in engem Kontakt mit uns steht.

Ich steigerte mich in eine Vorstellung hinein: wohlhabender Mann, groß, genussfreudig, Zigarre schmauchend, großes Auto, dicker Mercedes oder 7er BMW mit Achtzylinder-Diesel, 240 PS, mindestens, vielleicht gleich den Anhänger oder Transporter dabei..

Und fett das Bargeld in der linken Hosentasche.. „Hier, Meister, ich will den Steinway. Ich nehme den Flügel gleich mit, dann haben Sie den von den Füßen. Hier ist Bares, Ihr Geld.. Wer weiß, ob der andere, den Sie als Käufer haben, überhaupt zahlt..“

Das wurde schlimm, mein Blutdruck stieg und stieg mit diesem Bild.. Ich war zeitweise nicht mehr befähigt, zu arbeiten, mich auf anderes zu konzentrieren als auf diese fixe Idee, dass ein reicher Belgier mir "meinen" Flügel wegschnappe.. Statt dessen hielt ich gemeinerweise noch einen Kollegen von der Arbeit ab, ihm meine Nöte zu verklickern..

Doch hinterm Mittag wurde ich ruhiger. Nein, sagte ich mir: wir haben eine Verabredung unter ehrbaren Männern. Das zählt. Er hält seinen Teil, ich meinen auch. Ich werde da nicht ausmanövriert. Ich habe durchaus ein paar Tage Zeit, mit dem Geld herüberzukommen. Erst wenn ich binnen 7 oder 10 Tagen immer noch nicht gezahlt hätte, dürfte er sich u.U. frei sehen, mit anderen Interessenten anderweitige Vereinbarungen zu treffen.

Am Sonntagabend davor hatte ich eine Idee: ich stellte zuerst den Überweisungsbeleg fertig. Noch vor dem Eintreffen der Überweisung (das kann gern mal zweidreivier Tage dauern..; ich mache kein Online-Banking) machte ich von meinem Kontoauszug einen Scan, sandte den mit ein paar freundlichen Worten als Mail nach Hannover, damit sie klar sähen, dass ich mir den Flügel auch leisten könne und keine Sorgen haben müssten, ich sei eventuell ein Hallodri, der mal nett vom Flügelkaufen schwätze, dann aber doch nicht mit Geld herüberkomme..

Ich kündigte seiner Frau an, dass das Geld ihrem Konto voraussichtlich am Mittwoch oder Donnerstag gutgeschrieben werde.

Am Dienstagabend ging ich mal probehalber zum Geldautomaten, Kontostand prüfen. Niemals in meinem Leben war ich so froh, arm zu sein: Das Geld war bereits abgebucht. Damit hatte der Verkäufer es zwar noch nicht, aber es war so nur eine Frage eines oder zweier Tage, bis er oder seine Frau die Gutschrift sähen.


FF.. Fortsetzung folgt
 
pffffft.... die geschichte könnte von mir sein. Oder ist das bei allen Klavier/Flügelkäufen so?
 
Ein Klavier.. ein Klavier.. Teil vier.. der Adler landet..

Erst hatte ich davon geträumt, man können eventuell den Flügel schnell noch am Anfang Februar von Hannover nach Kamen verbringen – der 02.02. wäre ein super Termin dafür gewesen, denn in der Familie wird dieser Kalendertag bereits zweifach gefeiert: am 02.02.1990 bezogen wir unser erstes eigenes Haus - und meine Frau und ich sind seit einem 02.02. vor urlangen Zeiten ein Paar.

02.02.2010 - das hatte leider nicht geklappt, soo schnell schießen die hannoveraner Preußen nun nicht. Der nächste offerierte Termin war der 13.02. Auch ein guter Tag, denn der 13. ist ein Glückstag - an einem 13., einem Freitag auch noch, heirateten meine Frau und ich.

Der Antransport des Flügels wurde aber noch einmal verschoben, aufgrund schlechter winterlicher Witterungsbedingungen. Sechs Tage später, am Freitag dem 19.02. kam er dann doch; die Temperaturen langen nun um sechs bis acht Grad, da mochten die Hannoveraner den Transport durchführen.

Ich hatte angenommen, dass eine Klavierspedition hiermit beauftragt werde, aber es kam ein Dreierteam in einem Volvo-PKW mit großem Anhänger – demselben Anhänger, in dem das Klavier auch bereits von Schottland nach Hannover zu seiner Restaurierung gereist war. Der Vorarbeiter des Trupps ist ein beeindruckender Mann – er sah erst sehr eigen aus, Mann um die 50, kräftig, lange strähnig graue Haare, schlechte Zähne. Eine Art altgewordener Rocker, aber ein herzensguter Mensch. Und ein wahrer Fachmann. Beeindruckend, wie er das managte, in aller Ruhe. Er hatte den Trupp super im Griff – und er selbst nahm das schwerere Ende an der Klaviatur.

Ich erfragte, ob sie von einer Firma seien, aber da guckte er verwundert und klärte auf: er sei langjähriger Mitarbeiter des Klavierbauers (ich hatte angenommen gehabt, der Klavierbauer mache alles allein); er selbst habe monatelang an dem Flügel gearbeitet. Unter anderem habe er dem Fügel einen neuen Stimmstock eingebaut, was ihn mehr als einen Monat Arbeit des Schreinerns gekostet habe. Da staunte ich aber - ja, lächelte der Mann, das sei Monate her, das habe der Chef bestimmt nicht mehr in Erinnerung gehabt..

Der Mann stieg gewaltig in meiner Achtung. Solche Schreinerarbeiten sind alles andere als trivial, denn man muss sich vorstellen, dass dieses Konzept des vollen Gussrahmens damals, vor über 130 Jahren, absolut neu war, und dass dieser Rahmen sicherlich untendrunter an seinen Auflageflächen für den Stimmstock nicht mechanisch bearbeitet, nicht gefräst ist. Somit muss ein Schreiner möglichst die Gussrauhigkeiten in die spiegelbildliche Passgenauigkeit umsetzen, damit der Stimmstock die Spannung von 20 Tonnen unterm „Hut“ des Gusses an den Rahmen sauber übertragen kann.
Das ist alles andere als einfach.

Man kann es sich ausrechnen: wenn eine Klavierbauerwerkstatt den Auftrag bekäme, den Stimmstock eines Flügels zu erneuen – da werden hohe vierstellige Summen zu kalkulieren sein, wenn nicht mehr.. Ein Mannmonat von 140 Arbeitsstunden mit „üblichen“ Werkstattstundensätzen um 70 bis 90 Euro.. es kann vielleicht auch fünfstellig werden.

Den Stimmstock zu wechseln - "Herzchirurgie" an einem Klavier. Es muss hierzu komplett zerlegt werden, der Stimmstock ist das am unzugänglichsten eingebaute Teil eines Klavieres. Er muss passgenau eingesetzt werden, damit er - ohne zu reißen, ohne zu klemmen - auf lange Zeit das Stimmen der ca. 220 Saiten an den von ihm festgehaltenen Stimmnägeln gestattet, damit dem Zug der Saiten von ca.20 Tonnen widersteht und die Kraft aller Saiten auf den Rahmen überträgt.

(wird fortgesetzt)
 
Unter anderem habe er dem Fügel einen neuen Stimmstock eingebaut...

Und damit darf der Flügel ab sofort nicht mehr als Steinway vermarktet werden.:(
(kein Witz!)

Aber warum ein neuer Stimmstock und zwei Übergrößen in den Wirbeln? :confused:

Wenn der Gußrahmen ohnehin schon wegen Resoboden-Reparatur draußen war, dann dauert es nicht sonderlich lange, einen Stimmstock zu ersetzen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo gubu,

Vermutlich gilt es dann als Produktpiraterie, und darauf steht für den Händler die verschärfte Todesstrafe. Das Instrument wird behördlich konfisziert und eingestampft. Oder es gibt für den Eigner einen Gerichtsbeschluss und einstweilige Verfügung, dass er sich dem Werk nur auf 3 km nähern darf bis er alle Messingbuchstaben abgeliefert hat. :cool::D:D

LG
Michael

KBM - klär mal bitte auf!
 
Vor einigen Jahren hatte es eine Firma übertrieben, alte Steinways anzukaufen, in Polen runderneuern zu lassen und dann damit den Markt wieder zu überschwemmen.
Steinway hatte daraufhin erwirkt, dass Instrumente, bei denen Stimmstock und/oder Resonanzboden ausgetauscht wurden, nicht mehr als Steinway beworben werden durften, da wesentliche und qualitätsentscheidende Teile nicht mehr original sind.

Ob das Urteil zwischenzeitlich gekippt wurde, weiß ich nicht (weiß Du was, sunny?), aber selbst als Steinway-Haus mit Meisterwerkstatt ist man leider nicht autorisiert, Stimmstöcke auszutauschen, die Instrumente müssen für diese Arbeiten ins Hamburger Werk.
 
Das klingt logisch, KBM!

Aber wen kann Steinway verpflichten, dass der Stimmstock nur im Werk ausgetauscht wird? Sicher nur die eigenen Steinway Händler.

Wenn so ein Instrument nicht mehr als Steinway verkauft werden darf, dann kann ich irgendeinen Markennamen (Hausmarke) drauf kleben? Auch nicht? ... Nur versenken? :shock:

Unter "verschärfte Todesstrafe" bei einem Klavierhändler verstehe ich, dass der Delinquent in der Todeszelle solange mit Für Elise und dem Flohwalzer beschallt wird, bis dass der Tod eintritt :D:D

LG
Michael
 
Keine Angst, BerndB, so lange die Stimmstöcke ab Werk noch nich nicht mit verborgenen Microchips versehen werden und es in der Klavierbauzentrale nicht klingelt, wenn der Chip nach seiner Entfernung per Erdfernerkundung nicht mehr geortet werden kann, wirst Du sehr ruhig schlafen können...:smile:
 
...
Ob das Urteil zwischenzeitlich gekippt wurde, weiß ich nicht (weiß Du was, sunny?), aber selbst als Steinway-Haus mit Meisterwerkstatt ist man leider nicht autorisiert, Stimmstöcke auszutauschen, die Instrumente müssen für diese Arbeiten ins Hamburger Werk.


Soweit ich Informiert bin ist das auch immer noch so.
Es geht einfach darum das bei einem Steinway der Stimmstock fest verbunden mit dem Rim ist. Bei einem Austausch ist das ohne die entsprechenden Maschinen nicht wie beim Original zu machen.
Darum geben auch wir solche Reps nach Hamburg, auch zum Austausch des kompletten Resobodens falls nötig.
 
Apres moi - la deluge

Und damit darf der Flügel ab sofort nicht mehr als Steinway vermarktet werden.:(
(kein Witz!)

Aber warum ein neuer Stimmstock und zwei Übergrößen in den Wirbeln? :confused:

Wenn der Gußrahmen ohnehin schon wegen Resoboden-Reparatur draußen war, dann dauert es nicht sonderlich lange, einen Stimmstock zu ersetzen.

Hallo Klavierbaumeister,

danke für Dein Interesse. Meine Vermutung ist nun, dass beim neuen Stimmstock ein winzig wenig was an Malheur passiert ist. Möglicherweise der Bohrer etwas verlaufen, vielleicht weil er nicht ganz korrekt angeschliffen war? Und statt nun alle Löcher auf das leicht velaufene Maß zu korrigieren, entschied man sich, dies nur auf die leicht zu dick gewordenen Bohrungen zu beschränken? Daher zwei Maße.. Man mag das a bisserl als "...Pfusch.." geißeln, hach na ja, für mich nicht.

Wenn man Kataloge zu Piano-Teilen liest (ich las mal den von Jahn, fand ich sehr interessant!), findet sich da ein Hinweis, dass man probebohren solle. Da ich Metallbearbeitung kenne (schreinern ist meine Spezialdisziplin nicht..) , sind mir das leichte Verlaufen und die Maßprobleme vertraut. Ich finde es OK, was da in Hannover gemacht wurde. Die Alternative wäre gewesen, den Rohling zu verfeuern und sich einen neuen kaufen zu gehen..

Das muss nun nicht wirklich sein..

Ein Stimmstock muss funktionieren, halten und ein sattes Drehen ermöglichen, und für die vielleicht 25-30 Jahre meiner Restnutzung wird er das wohl tun, denke ich.

Interessant der Hinweis, dass Steinway seine Händler verpflichtet, solche Arbeiten an Soundboards und Stimmstöcken nicht selbst durchzuführen - trotz Meister-Qualifikation, sondern nach (..vom Kunden mitzuzahlenden aufwendigem Doppeltransport hin-her..) im Hamburger Werk machen zu lassen..

Gut ist, dass die Soundboards dann den "Aufkleber" mit den Medaillen tragen - meiner hat keine - ich habe aber auch keinen zeitgenössisch korrekten Aufkeber für 1877 in Aussicht, die käuflichen passen alle nicht, die darauf notierten Herrscher zeigen mir zu junge Könige, die teils erst später zu regieren begannen.. Vielleicht gabs ja 1877 auch noch gar keine Aufkleber..

Als Autokunde habe ich nach so einigen "interessanten" Erlebnissen der vergangenn zwei Jahre mit unseren alten TDIs einen sehr kritischen Blick darauf bekommen, wie Hersteller ihre Interessen gegen die Kunden UND Händler durchzusetzen gedächten. Mir steht da ein kritischer Blick auf Steinway nicht an, aber dass das Procedere aufwendig ist zum einen, und dass es der Kunde wird zahlen müssen (wer sonst?) steht wohl außer Frage.

Mich irritiert das nicht mit dem Stimmstock. Leben und leben lassen. Ich bin und bleibe da ganz gelassen. Der Meister in Hannover hat eine feine Arbeit gemacht, darüber werde ich immer glücklich sein. Er scheint alte Steinways sehr gut zu kennen. Wie wunderschön der Rahmen blinkt und die neue Saitenanlage.. Nagelneu, und doch 133 Jahre alt... Faszinierend. Dann die ganzen Gussbeschriftungen - ein Fest für den technik-historisch interessierten Maschinenbauer. So ein prachtvolles Instrument.

Sollte der Stimmstock tatsächlich noch zu meinen Lebzeiten versagen - kenie Bange. Da finden sich Lösungen - und sei es, dass ich Rahmen und Soundboard selbst in HH einlieferte..

Aber dan nur mit Soundboard-Medaillen-Aufkleber in der historisch korrekten Fassung, MIT Sultan Abdülhamid II, begnadetem Pianisten, Ehemann von vier Frauen und Betreiber eines Harems von 500 Damen, jedoch ohne Königin Maud von Norwegen - zu jung, die Dame.. nicht nur für den Harem, auch für das Baudatum 1877.

Herrlich, so eine voll funktionale Antiquität.

Sollte eines hoffentlich fernen Tages dem einzigen Sohn weder eine pianisternde Frau vergönnt sein, oder sollte es mir misslungen sein, listig die Enkel dann mit dem Klavirus zu infizieren, und sollte dem Sohn dann untersagt werden sollen, den Flügel als "Steinway & Sons" zu verkaufen, mag er immer noch schreiben: "Dieses Instrument wurde in Queens, New York City, im Jahre 1877 bei Steinway & Sons gefertigt." Das ist ja nun die Wahrheit, die reine Wahrheit, die nackte Wahrheit, so wahr mir Wolfgang Amadeus helfe.

Ansonsten prägte der vierzehnte Ludwig den passigen Spruch, als er gefragt wurde, was nach ihm kommen werde:

"Apres moi? La deluge.."

So sehe ich das auch. Man darf mich auch gern für maßlos arrogant halten. :) Nein, ich wünsche der Menschheit und dem edlen Piano, dass man miteinander noch weitere 133 Jahre auf Erden Freude habe, da guck ich mir dann gern von Wolke 17 aus an.

Luuja! soogi do.

Diese Saupreißn, weggelaufene jenseitsteichige, die.. Die konnten verflucht gute Klaviere bauen.
:)
 

Soweit ich Informiert bin ist das auch immer noch so.
Es geht einfach darum das bei einem Steinway der Stimmstock fest verbunden mit dem Rim ist. Bei einem Austausch ist das ohne die entsprechenden Maschinen nicht wie beim Original zu machen.
Darum geben auch wir solche Reps nach Hamburg, auch zum Austausch des kompletten Resobodens falls nötig.

Hallo Sunny,

das ist richtig so. Vermutlich geht es um entsprechende Fräsmaschinen oder Bohrwerke, auf denen mit den nicht eben trivialen Abmessungen hantiert wird - ein neues Bohrwerk mit CNC-Steuerung mag schon mal viele hunderttausende Euro kosten, das stellt sich niemand in eine normale Klavierbauwerkstatt. Da hat eine Werkspräzision Vorteile.

Jedoch muss man berücksichtigen, dass mein Konzerter ein Pre-D-Modell ist. Ohne die heutige Rim-Konstruktion des Biegens auf einer Vorrichtung, die ein Patent von 1878 ist - ein Jahr nach Produktion meines Panzers. Er hat eben noch die alte Raste darunter, aus den Zeiten, als die 20 Tonnen Saitenspannungssumme noch voll in Holz zogen.. Eine Raste, die mir so massiv erscheint, als könne sie auch das Dach einer Kirche tragen..
;)

Insbesondere muss sich die alte Raste von den Neueren ab 1884 unterscheiden, die seit dem Concert Grand Model D verbaut wurden. (Meine freche Annahme, dass es bei dieser Änderung nicht zuletzt ums Enisparen von Holz und Gewicht und Einkaufskosten gegangen sein mag, vermittels des dann bewährten Gussrahmens nun den Holzunterbau abspecken zu können..

Genau hierauf, auf alte Instrumente, sei der Meister in Hannover spezialisiert, so verstand ich seinen Mitarbeiter. Ich werde den das mal fragen - womöglich war er schon zu seinen New Yorker Zeiten auf alte Instrumente spezialisiert: Die Steinways machen das auch heute noch sehr gern mit einem Ol' Boys Network, holen sich eine Rentnergang ehemaliger Mitarbeiter mit Spaß ins Haus und lassen die zum Restaurieren auf uralte Instrumente los: Letzte Tage sah ich ein hervorragendes Video auf YouTube, in dem ein Tafelklavier aus den (meine mich zu erinnern) 1860ern vollsaniert wurde. Unglaublich interessant und faszinierend.

Wem das auch so geht, dem werde ich das "Buch vom Klavier" von Andreas Beurmann wohl nicht erst noch eigens empfehlen brauchen - ich habe es in einem Rutsch aufgesogen, so toller Lesestoff war das. Ein wohlhabender Amateur, norddeutscher Sammler von Klaviergeschichte, enorm kundig, und befreundet mit Max Mathias, dem ehemaligen Leiter des Hamburger Werkes von Steinway & Sons.

Wenn man genau weiß, was zu tun ist, muss man meines Erachtens nicht unbedingt im Werk sitzen. Manchmal sind auch gute Leute aus Werken vergrault worden.., sowas geschieht gelegentlich. Damit ist die Kentnis solcher Fachleute nicht schlagartig wertlos. Der Meister in Hannover scheint einer solcher "Ol' Boys" der Alten Handwerkskunst zu sein. Je mehr ich über all diese Dinge nachdenke und je mehr Informationen mich erreichen, umso faszinierender werden diese alten Instrumente.

Golfspielern hier im Kreise meiner Kollegen habe ich den Konzerter mit einem Golfbegriff erklärt: "A Hole in One". Ein Abschlag - gleich eingelocht: mit etwas Wagemut, ordentlich Kraft dahinter - und sehr viel Glück gleich eingelocht, den Ball im Ziel versenkt.

..und nein, apropos Loch, falls das einer befürchten sollte: ich denke nicht, dass sich diese schwarze Kiste als schwarzes Bermudadreieck des fortdauernden Geldversenkens erweisen werde. Die ist so friedlich, froh auf dem Promenadenplatz im Wohnzimmer.. Die schnurrt so wohlig.. Ich denke nicht, dass da große Enttäuschungen lauern. Paar Kleinigkeiten, wie eine nicht absolut ausgeglichene Tastenausrichterei - nun ja.

Ich habe Geduld mit dem uralten Flügel. Der wird mich nicht enttäuschen.
 
Bitte nicht falsch verstehen, ich wollte mit meinem Post keinesfalls die Qualität der Arbeit oder das Piano schlecht reden.
Das Piano um das es hier geht würde mit Sicherheit auch nicht besser/ schlechter klingen und spielen wenn in Hamburg der Stimmstock erneuert worden wäre.

Bei neueren Instrumenten halte ich es allerdings schon für Sinnvoll solche Reparaturen so zu machen wie es der Hersteller für richtig hält und auch möglichst Original bleibt.
 
Ich weis nicht ob das Thema noch aktuell ist aber ich geb mal meinen Senf dazu ab :D

Wenn es ein gutes Klavier werden soll dann empfehl ich dir ein "H. Keim & Sohn" Piano. Es ist sehr hoch und hat einen Brillianten klang.

Selbst ich war selbst überrascht wie unglaublich geil es ist auf diesem zu spielen. Was die Tasten angeht kann ein Steinway kaum mithalten.
Das spielt sich wie von selbst. Sogar Liszts Gnomenreigen ist bei meinen doch eher gerineren Spielkünsten nahezu fehlerlos und perfekt betont herausgekommen. (Es war eine persönliche sensation plötzlich dieses Lied ohne stolpereien spielen zu können :D ).

Eine hohe Brillianz und schöner Raumklang. Sehr zu empfehlen.
Ist zwar sehr selten und hat seine 100 Jahre überlebt (so sah er nämlich aus :D ) aber seit heute mein Favorit
 

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