Stilblüten

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Stefan379

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12. Feb. 2017
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Die folgenden Stilblüten habe ich vor Jahren im Netz gefunden, die von einem Orgelfreund aus diversen Zeitungsartikeln und Orgelfestschriften im süddeutschen Raum aus den 1960er bis 1990er Jahren zusammengetragen worden sind.
Ich habe sie damals abgespeichert und unlängst wieder gefunden.
Viel Spaß beim Lesen!

Durch das Ziehen kleinerer Registerschalter verlängert sich die Tastatur um über das 3-fache.

Beim Druck auf die zahlreichen Fußpedale bläst der volle Wind direkt in die vorderen Orgelpfeifen aus 100 % teurem Zinn.

Die alte Barockorgel wich nach jahrzehntelanger Planung nun endlich einem modernen Instrument, auf dem man nun erstmalig die gesamte Orgelliteratur spielen kann.

Orgelbauer und Organist sind mit dem Instrument mehr als zufrieden, und der Beifall am Schluss des Einführungskonzertes sprach hierzu Bände.

Durch kunstvoll hintereinandergeschaltete Ventile gelangt die Luft auf verschachtelteten Wegen vom Windgebläse über die Tastatur zu den Pfeifen, die im vollen Tutti zusammenklingen.

Durch das nicht sichtbare Schwellwerk kann der Orgelton bis zur Unhörbarkeit zurückgedreht werden.

Die sogenannten Trompeten schmettern direkt über dem Organisten hinweg in den Kirchenraum, wo sie noch in den äußersten Nischen des barocken Raumes wie die Posaunen von Jericho zu vernehmen sind.

Die Orgelpfeifen werden je nach Material in klingende und nicht-klingende Tonsäulen aufgeteilt.

Der Weg von der Taste bis zur Pfeife benötigt nicht einmal eine Sekunde.

Man findet hier solch exotische Bezeichnungen wie "Vox humana" und "Nonnencarillion".

Im Innern des Gehäuses ist noch ein großer Speicherbalg eingebaut, falls es einmal zu einem Stromausfall kommen sollte.

Die kleinsten Pfeifen stehen in einem separaten Gehäuse in der Mitte der Chorbrüstung, diese wird deshalb auch Brustwerk genannt.

Die tiefsten Pfeifen kann man nur noch erahnen, während die höchsten schon nicht mehr gehört werden können.

Die Finanzierung läuft darauf hinaus, daß trotz der zahlreichen Spenden noch ein jahrelanges großes Loch klaffen wird, so daß weitere Lücken zu befürchten sind.

Im Gegensatz zu früher ist die Orgel nun im ganzen Raum mehr oder weniger vernehmbar, eines der Hauptziele des nunmehrigen Umbaus.

Der Klang des Kronwerkes fügt sich - wie sein Name schon sagt - lückenlos in den sich über mehrere Etagen hinziehenden Gehäuseaufbau ein.

Die Orgelbank ist so bemessen, daß die 4 Tastaturen von 2 Organisten gleichzeitig - auch über kreuz - bespielt werden können, dazu kommt noch das Pedal für die Grundtöne.

Der Orgelbauer gebe eine Garantie, was die Haltbarkeit und Funktion der Orgel betreffe. Holzwurm und Rost gehöre der Vergangenheit an.

Natürlich erklingen nicht alle 300 Pfeifen der 30 Register auf einmal. Möglich wäre es für einen Virtuosen aber schon.

Um mehr Platz für den Kirchenchor zu schaffen, wurde die Orgel um einen Meter zurückgesetzt. Deshalb mussten überflüssige Pfeifen entfernt und durch neue ersetzt werden.

Der elektrische Spieltisch lässt sich je nach Bedarf im ganzen Kirchenraum herumfahren und an jede Steckdose anschließen.

Wohl unsachgemäßes Spielen in früheren Zeiten führten zur vorzeitigen Abnützung der Mechanik, den Rest verursachten die moderne Kirchenheizung und Umweltverschmutzung, nicht zuletzt durch die zahlreichen Opferkerzen.

Die Schallgeschwindigkeit im Vakuum beträgt ca. 300 Meter pro Sekunde, somit kommt der Nachhall im Altarraum, wo die Sänger stehen, deutlich später an.

Noch bevor die Orgel erfunden wurde, gab es schon Orgelpfeifen, wie Funde beweisen.

Es brauchte Jahrhunderte, bis die Orgelbauer ohne Zuhilfenahme eines Computers, die einzelnen Pfeifen berechnen konnten.

Seilzüge aus Aluminiumdraht von der Taste bis zum Ventil werden wohl über kurz oder lang die Nachteile der antiquierten hölzernen Trakturen vergessen lassen.

Durch einen kippbar angebrachten Spiegel muss sich der Organist nicht mehr um 360 Grad drehen, um der Liturgie am Altar folgen zu können.

Durch diese erweiterten Spielhilfen kann der Organist praktisch freihändig spielen.

Die Registerzüge befinden sich alle auf der linken Seite, dadurch hat der Organist stets eine freie Hand zum spielen.

Die größten Basspfeifen stehen ganz hinten an der Wand, um den kleineren davorstehenden nicht die Sicht zu versperren.

Einige Pfeifen bestehen aus Holz, der Rest aus Metall, die übrigen stehen aus architektonischen Gründen im Prospekt bzw. wurden nicht mehr verwendet.

Bach und Bruckner - würden sie heute noch leben - würden sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen.

Die Pfeifen stehen alle in einem geschlossenen Gehäuse, wo sie vor Staub und gelegentlich herabfallenden Stuckresten geschützt sind, und nicht zuletzt vor unbeabsichtigtem Diebstahl.

Im nachhinein ist man immer klüger. Die ausführende Firma habe aber nach Abschluss der Malerarbeiten die Orgel mit einer Plastikfolie überzogen, um sie vor weiterem Schaden zu bewahren.

Zwischen die beiden Pedaltürme wurde auf Anordnung des Denkmalschutzes das sogenannte Hauptwerk, geteilt und C- und CIS-Seite, eingefügt. Darunter befindet sich das Brustwerk, das mittels zweier Flügeltüren abgesperrt werden kann.

Die durch das nun wieder sichtbare große Westfenster eindringende gleissende Morgensonne lässt schon rein optisch den hellen silbrigen Klang des Werkes erahnen.

Einer alten Tradition zufolge fasst die größte Pfeife um die 80 Liter Wein, während die kleinste gerade mal ein paar Millimeter über die Windlade herausragt.

Durch das eindringende Löschwasser verzogen sich die bereits verkohlten Gehäuseteile, so dass doppelter Schaden entstand.

In reiner Stimmung kann die Orgel nun wieder den Gemeindesgesang adäquat begleiten, auch reine Konzerte sollen bei Bedarf in Zukunft stattfinden.

Der stark salpeterhaltige Innenputz wurde durch einen anderen ersetzt, so dass auch die Orgel keinen weiteren Befall von Schimmel und Ungeziefer mehr zu befürchten hat.

Wurde mit einer sich selbst spannenden Traktur versehen, dadurch entfällt das jährliche lästige Nachstimmen der Rohrflöten.
 

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