Spielt Ihr Bach mit Pedal?

  • Ersteller des Themas Hans Borjes
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Spielt Ihr Bach mit Pedal?


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    64
Ich mag die Stücke so wie ich sie spiele denke aber wenn Bach ein Pedal gehabt hätte, dann hätte er es bestimmt selber an der ein oder anderen Stelle verwendet oder denkt ihr nicht?

Glenn Gould hat einmal mit diesem Argument, dass Bach als experimentierfreudiger und aufgeschlossener Mensch sicherlich die Möglichkeiten des modernen Pedals genossen und genutzt hätte, seine Pedalbenutzung bei Bach begründet (in irgendeinem Interview auf Youtube).

Abgesehen davon: Entweder man spielt wirklich historisch (also Cembalo, Clavichord etc. wobei der Sinn davon wirklich nur ist, dass man historisch spielt und vielleicht einen früheren Klang imitieren kann) oder man interpretiert mit allen heutigen Möglichkeiten an Instrumenten und Mitteln wie dem Pedal.
 
Schade das ich diese Umfrage erst heute entdeckt habe...
Von einem Pedalverbot halte ich nichts, selbst die polyphonen Stücke habe ich mit synkopischem Pedal gelernt.Ich finde nicht das dabei die Stimmführungen unkenntlich werden, ist aber vl. auch eine Frage der Ausführung.
Doch habe ich auch schon Leute getroffen die das anders sehen:
"Bach soll doch Perlen!" entrüstete sich vor einem Jahr mal eine Lehrerin an einem musischem GYmnasium, und auch wenn ich damals ein ganzes stück schlechter war, heut würde sie es wohl nicht anders.
Noch einen guten Abend,
classican
 
Nachdem ich es jetzt eine Weile ausprobiert habe, ist mir aufgefallen, daß meine Spielweise sich bei Bach stark verändert, wenn ich das Pedal hinzunehme. Mit Pedal wird das Ganze deutlich freier - auch langsamer - und vor allem rhythmisch ungenauer.

Um ehrlich zu sein: ich finde es viel schwerer, es mit Pedal gut zu spielen.

Hans
 
Hi,
Bach grundsätzlich ohne Pedal zu spielen halte ich für wenig sinnvoll... Er hätte sich doch sicher über die Möglichkeiten gefreut, die einem so ein Instrument, wie wir es heute zur Verfügung haben, bietet ;-) Dass das ganze kein Klangbrei werden sollte, muss ja nicht explizit erwähnt werden , würde ich meinen ^^ Bei manchen Präludien oder Tänzen ist es zum Beispiel sehr schön, ein kleines bisschen Pedal auf die Eins zu geben, das macht das ganze schwungvoll, finde ich. Oder bei langsamen Sätzen, was würden wir da nur tun ohne unser geliebtes Pedal ;-) Bach zu interpretieren ist sicher auch eine sehr individuelle Sache, da wir nunmal in der Regel kein Cembalo oder Clavicord vor uns haben und uns deshalb völlig andere Möglichkeiten gegeben sind, gerade auch was die Dynamik betrifft; wie ich den guten alten Bachj einschätze, hätte er sich diebisch gefreut über so einen Flügel :-)
lg
 
ich würde gerne Bach mit Pedal spielen, aber drei Pedale sind doch arg wenig ... :D
 
ich würde gerne Bach mit Pedal spielen, aber drei Pedale sind doch arg wenig ... :D

Tja, du solltest auf Orgel wechseln. Die besten Werke von Bach für Tasteninstrumente sind eh alles Orgelwerke. :D

Z.B. das Pedalexercitium: nur für Pedal, wahrscheinlich von Bach im Teenager-Alter komponiert. Ein starkes Stück, und klingt immer noch typisch nach Bach.

Also, ich spiele Bach auch gerne mit Pedal - auf der Orgel:D
Auf dem Klavier sparsam, insbesondere bzgl. Sustain-Pedal (ich nehme an, dieses rechte Pedal ist gemeint, wenn nur von "Pedal" die Rede ist). Bei Stücken wie b-moll P&F aus WTK1 nehme ich jetzt auch meist dieses Pedal. Es ist sehr viel schwerer, solche Stücke ohne Pedal zu spielen, dabei aber die richtigen Notenlängen auszuhalten. Wenn man's kann, klingt das aber besser für mich und ist der Mühe wert, es zu versuchen.
Ansonsten würde ich auch nie ein Dogma daraus machen - alles, was einem persönlich gefällt, ist erlaubt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ja aber wo will man denn Bach mit Pedal spielen? DIe Stimmen verschwimmen doch, und erscheinen dadurch nicht mehr transparent genug. Ein weiterer Grund ist, dass die Stimmen sehr nah beieinander liegen, sodass man mit einer vorteilhaften Technik auch sehr gut legato üben kann, dieses auch nutzen kann, um gleichsam im Wechselspiel vom typischen non-legato und dem legato eine bestimmte Vitalität in diese Stücke zu bekommen. Dies schätze ich bei Gould sehr, und das Pedalspiel unterstützt mE nicht diese Prägnanz.
 
Ja aber wo will man denn Bach mit Pedal spielen?

Bei polyphonen Stücken natürlich weniger. Ich denke an einige Präludien, vor allem an Nummern mit gebrochenen Akkorden. Da gibt es in den kleinen Präludien einige Beispiele, aber auch das bekannte C-Dur aus WTK 1. Oder auch die Arpeggien aus der chromatischen Fantasie. Die Fugen stehen dann auf einem anderen Blatt.

Viele Grüße
Axel
 
Ich denke an einige Präludien, vor allem an Nummern mit gebrochenen Akkorden. Da gibt es in den kleinen Präludien einige Beispiele, aber auch das bekannte C-Dur aus WTK 1.

Sicherlich ist es auch ein schöner Effekt, wenn bei gebrochenen Akkorden einer Harmonie die Töne durch das Pedal verschwimmen.

Aber gerade das C-Dur-Präludium aus WTK1 ist so raffiniert komponiert, dass die linke Hand die Töne aushalten sollen, während die rechte Hand kurze Noten spielt. Dieser Effekt der Kombination aus gehaltenem Bassfundament mit der linken Hand, verbunden mit perlendem rechte-Hand-Spiel, geht verloren durch das Pedaltreten, weil dann alles gebunden ist.
 

eindeutig JA!

aber nie, um Klang- oder Harmonieflächen herzustellen, sondern:
- manchmal zum überbinden (legato), wo es nicht genug Finger gibt
- zur Klanggestaltung von Schlussakkorden
- zur Klanggestaltung von Arpeggien (Praeludium es-Moll WTK !!!)
- überhaupt bei langsamen Teilen (gravitätische Sarabanden) Pedal mit jedem Anschlag (der "pedallose" Gould macht das tatsächlich, mancher "Hall" ist Täuschung...)

Es geht darum, Bach auf einem modernen Instrument zum klingen zu bringen, ohne seine Musik aus dem Kontext der damaligen Praxis herauszureißen - und da gehört ein klanglich sensibler Pedaleinsatz dazu!

und nicht zuletzt: "überbinden", legatissimo, so genanntes "Finderpedal" gehören auch dazu - je nachdem, ob die Musik mehr linear oder akkordisch gestaltet ist.
 
mein lehrer sagt mir immer man darf kein pedal bei bach einsetzten und ist auch richtig so glaube ich zumindest
 
Also ich spiele seit letzter Woche was von Bach, das erste Präludium C-dur aus dem WtC (was sonst als Anfänger), und meine erste Frage war natürlich auch: "Geht das mit Pedal?" Meine KL meinte ganz trocken: "Heute gibt es eines". Daher spiele ich es mit Pedal, und ich könnte mir vorstellen, dass Bach das auch ganz gut gefunden hätte. Ich persönlich finde sowieso, dass man viele ursprünglich komponierte Stücke nicht zu 100% in die heutige Zeit übernehmen kann, viele Stücke sind z.B. mit Cembalo komponiert worden, Klavier gab es erst später, also ich denke schon dass uns eine gewisse Freiheit zustehen sollte, mit unseren heutigen Möglichkeiten ein Stück so wiederzugeben, dass es zwar nicht verfälscht wird, aber doch an unsere moderne Zeit anzupassen. Das empfinde ich nicht als Frevel, nur sind wir immerhin teilweise mehr als 250 Jahre von einigen Kompositionen entfernt, wir müssen vielleicht lernen, sie entsprechend zu "überarbeiten", denn nochmal 250 Jahre später wird kein Mensch mehr etwas damit anzufangen wissen. Und ich finde es sehr wichtig, die Anfänge des Barock,der Klassik und natürlich der Romantik weiterzugeben und zu pflegen. Alles so ursprünglich lassen, das funktioniert nicht, denke ich.
Wobei die Handschrift jedes Komponisten immer klar erkennbar sein sollte, das ist klar.
LG
 
mein lehrer sagt mir immer man darf kein pedal bei bach einsetzten
Welches Strafmaß ist denn für dieses Vergehen vorgesehen?
klopf.gif


Meine KL sagt immer: "Es gibt keine Klavierpolizei."
smile.gif
 
Das kommt meiner Auffasssung sehr nahe, ich übe gerade an einem Bach, spielte ihn zunächst ohne Pedal, spielte Bindungen mit den Fingern.
Das mach ich immer noch, aber das Pedal setze ich jetzt ein, um Klangfarben herzustellen, der Klang mit ganz wenig Pedal ist einfach viel saftiger und halliger, der Flügel schwingt mehr und klingt einfach nicht so trocken.
Was ich bei Bach überhaupt nicht mag, ist das Verschmieren von Tönen, Ausbreiten von "Klangteppichen"

Einige Stellen lassen sich mit den Fingern einfach nicht ausreichend schön binden, dazu benutze ich ebenfalls ganz dezent das Pedal.

ich finde auch, man kann das Spielen am Cembalo und am Flügel gar nicht vergleichen. beim Cembalo hat man einen konreten, angezupften Ton, der eh kurz nachhallt. Beim Flügel ist der Ton weg, wenn der Finger runter ist von der Taste!

LG
VP


eindeutig JA!

aber nie, um Klang- oder Harmonieflächen herzustellen, sondern:
- manchmal zum überbinden (legato), wo es nicht genug Finger gibt
- zur Klanggestaltung von Schlussakkorden
- zur Klanggestaltung von Arpeggien (Praeludium es-Moll WTK !!!)
- überhaupt bei langsamen Teilen (gravitätische Sarabanden) Pedal mit jedem Anschlag (der "pedallose" Gould macht das tatsächlich, mancher "Hall" ist Täuschung...)

Es geht darum, Bach auf einem modernen Instrument zum klingen zu bringen, ohne seine Musik aus dem Kontext der damaligen Praxis herauszureißen - und da gehört ein klanglich sensibler Pedaleinsatz dazu!

und nicht zuletzt: "überbinden", legatissimo, so genanntes "Finderpedal" gehören auch dazu - je nachdem, ob die Musik mehr linear oder akkordisch gestaltet ist.
 

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