Spätanfänger (ca. 2. Jahr) & ihre aktuellen Stücke

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Ich bin ja auch gern und mit Freuden sehr klassisch unterwegs, aber der Einaudi Nuvole Bianchi steht auch noch auf meiner Wunschliste (duckundweg :009: ).

Ich mag Bach, ich mag Schumann, ich mag Einaudi, ich mag Queen, ich mag Amy McDonald, und vieles mehr, auch wenn's mal Gedudel ist.
Ich mag auch Shakespeare und Comics.
Ganz anderes Genre, kann und muss man weder miteinander vergleichen noch bewerten. Ich hab damit gar kein Problem...

Wichtig finde ich nur, dass die Schüler im Unterricht auch was anderes als Pop, Einaudi und Comics kennenlernen. Also Dinge, auf die sie vielleicht nicht von selbst stoßen. Sonst haben sie ja gar keine Chance, dafür Interesse zu entwickeln.

Umgekehrt finde ich ja auch rein klassisch orientierte KL manchmal etwas eingleisig, da kriegt man auch von anderen Richtungen (Jazz, Blues, Improvisation) zum Teil wenig mit.
 
ooooder ich verteufle die einfachen Bücher mit wenig Anspruch, die sie als die Beginner, die sie sind, lesen, als Schei*e
Ich glaube darin besteht der Denkfehler. Einfach muss nicht schlecht bedeuten. Keiner würde zB die unendliche Geschichte, die jetzt ja durchaus von (Lese-)Anfängern gelesen wird als Schund bezeichnen. Warum sich also mit TEY beschäftigen? Es gibt so viele einfache und(!) gute Stücke. Ich kann es einfach nicht mehr hören, dass man Heumann, TEY etc damit begründet, dass man eben erst am Anfang steht. Wenns gefällt, dann sei es drum. Ansonsten einfach mal in Mikrokosmos, Händel-Suiten, Album für die Jugend, Sonatinen reinschauen! Da sollte doch für jeden was dabei sein.
 
Ich kann es einfach nicht mehr hören, dass man Heumann, TEY etc damit begründet, dass man eben erst am Anfang steht.
Das ist mir gerade hier bei Clavio auch übel aufgestoßen.

Dann habe ich mal gezielt in die Fäden zum TEY-Thema hineingeschaut ... und so langsam fiel mir auf, dass dieses "ich stehe ja noch am Anfang" auch durchaus defensiv eingesetzt werden könnte.
So nach dem Motto "hey, was wollt ihr, für mehr reichts halt bei mir noch nicht".
In dem Fall wäre das dann eher die Vorwegnahme der Antwort auf eine erwartete Reaktion ... fast eine vorrauseilende Entschuldigung.
Lasst euch gesagt sein (ihr TEY-Spieler), dass das einfach unnötg ist.

Die weit leistungsfähigere Verteidigung ist ohnehin, dass man das spielt, weil es einem gefällt ... dann hat man höchstens noch mit denen zu kämpfen, die alles für einen Banausen halten, was nicht auf Bartok, Bach, Händel steht.
Es mag ja sein, dass diese Musik viel reicher an kompositorischen Feinheiten ist ... aber was hilfts, wenn's in den Ohren dessen, der das spielen wollen sollte, einfach scheiße klingt oder ihn vollkommen kalt lässt?

Vor allem kann ein Anfänger die Qualität (oder ein Fehlen dieser) ja meist auch noch garnicht gut erkennen ... aber was dem gefällt, und was nicht, dass weiß auch ein Anfänger weit besser, als jeder externe Berater ... das weiß sogar jemand, der nie selbst Klavier spielen wollte.

Bei TEY hat man oft das Gefühl, das sei Musik, die man bei Clavio (i.e. "als Pianist") gefälligst nicht zu mögen hat.
 
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Wenn man sich mal anschaut, wie sich die Bewertung von Künstlern wie
oder Genres wie
im Laufe der Zeit wandeln, wäre ich zumindest vorsichtig mit einfachen Einteilungen in gut und schlecht. Profis haben natürlich eine andere Sicht auf ihr Fach, aber selbst ein für eine bestimmte Epoche maßgebliches, wichtiges Werk muss mir noch lange nicht gefallen. Ich halte es im Gegenteil für ehrlicher und überzeugender, wenn Fachleute auch ihre Vorlieben haben und diese auch äußern.
Wenn mich (als Laie) Kunst nicht berührt, interessiert sie mich nicht. Ich lasse sie mir im Einzelfall gerne näherbringen, aber es gibt einfach Grenzen. Mich interessiert außerhalb von Filmen TEY überhaupt nicht, aber wenn jemand das genre spielen mag, ist doch prima (solange er mich nicht missionieren will, diese Musik sei besser sein als andere).
 
Und Comics sind durch das Genre der Graphc Novel mittlerweile in den Literaturseminaren angekommen. Was nicht bedeuten muss, dass sie besser sind als Thomas Mann oder Heinrich Heine.

Es geht nicht so sehr um ein entweder-oder, sondern um ein sowohl-als-auch.
 
Es geht doch nicht darum, ein Genre oder eine Epoche über eine andere zu stellen.
Aber so wie es weniger gelungene oder, oh weh, auch schlechte Sportler, Bücher, Ärzte usw gibt trifft das nunmal auch auf Musik zu. Und das darf man ruhig auch so sagen.
 
Im übrigen ist es schade um die leider viel zu kurze Lebenszeit, wenn man sich mit zweit- oder gar drittklassiger Musik beschäftigt. (Weswegen ich auch immer empfehle, um den belgischen Dorfpriester Charles Hanon einen großen Bogen zu machen.)
 
Im übrigen ist es schade um die leider viel zu kurze Lebenszeit, wenn man sich mit zweit- oder gar drittklassiger Musik beschäftigt. (Weswegen ich auch immer empfehle, um den belgischen Dorfpriester Charles Hanon einen großen Bogen zu machen.)

Noch viel mehr schade finde ich, wenn man seine ohnehin viel zu kurze Lebenszeit darauf verwendet, andere von (aus der eigenen Sicht) zweit- oder drittklassiger Musik abzuraten. Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten. So sah das zumindest schon Aristoteles.
 
Gibt es da einen musikerpolizeilich genehmigten Katalog mit Klasseneinteilung? Wenn ja, unterscheidet der nach Komponisten oder Stücken?
 
Da hab ich ja was losgetreten 😅 ich wollte das Thema nicht so umwerfen, verzeiht. Ich geh jetzt Ludovico Einaudi spielen :D
 

Spiele, wenn du älter wirst, nichts Modisches. Die Zeit ist kostbar. Man müßte hundert Menschenleben haben, wenn man nur alles Gute, was da ist, kennen lernen wollte.

Es hat zu allen Zeiten schlechte Compositionen gegeben und Narren, die sie gepriesen haben.

Schlechte Compositionen mußt du nicht verbreiten, im Gegentheil sie mit aller Kraft unterdrücken helfen.

Du sollst schlechte Compositionen weder spielen, noch, wenn du nicht dazu gezwungen bist, sie anhören.

Der Verfasser dieser Zeilen konnte offenbar weit in die Zukunft blicken...
 
Statt die schlechten Kompositionen zu unterdrücken könnte man aber auch einfach dazu beitragen, die guten zu fördern ;-) .
 
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Na Mick, muss ganz schön zugig sein auf dem hohen Ross, auf dem du da sitzt.
 
Der Verfasser dieser Zeilen konnte offenbar weit in die Zukunft blicken...

Wieso sollte ein Robert Schumann eigentlich anders ticken als manch Musiker heutzutage? Der musste nicht in die Zukunft blicken, das war damals nicht anders als heute. Und der Streit mit seiner Ehefrau, weil er sich zu oft mit "mittelmäßigen Musikern" abgegeben hatte, stand bei ihm auf der Tagesordnung.

Darüber passen solche Regeln im Befehlston wie diese musikalischen Haus- und Lebensregeln überhaupt nicht mehr in unsere hoch individualistische Gesellschaft. Heute würde auch ein Robert Schumann sowas nicht mehr veröffentlichen (so denken würde er sicherlich trotzdem, aber das sei ihm ja vergönnt).

Udo Jürgens übrigens, noch im Schloss aufgewachsen und mit allerhand Größen im Stammbaum (Onkel war Hans Arp, Großvater Bankchef, ein anderer Onkel Frankfurter Oberbürgermeister und Präsident des deutschen Städtetages), am Konsrvatorium Klavier, Harmonielehre, Komposition und Gesang studiert, musste sich in seiner Familie auch regelmäßig dafür rechtfertigen, dass er sich der Unterhaltungsbranche verschrieben hat. Und was hat der uns alles an großartiger Musik hinterlassen!
 
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Ich finde Elektriker oft etwas eingleisig, weil man von denen weder etwas übers Parkettverlegen noch übers Dachdecken lernt.

Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Alle drei Bereiche (Elektrik, Parkett und Dachdecken) gehören zum Handwerk, ihre Fachbereiche sind aber völlig verschieden. Man lernt vom Klavierlehrer ja auch nichts über Malerei, nur weil beides Künste sind.
 
[...] Man lernt vom Klavierlehrer ja auch nichts über Malerei, nur weil beides Künste sind.

Hi Vanessa :-)

hmm....bei folgendem Klav.-Schüler von Prof. Steurer ( Name ist hier auf Clavio schon mal gefallen ) und Komp.-Schüler von Wilhelm Weismann ( der u.a. mehrere Scarlatti-Sachen herausgegeben hat... ),

https://www.hfmdd.de/fileadmin/user_upload/Aktuell/2020/Philipp__Guenter_Bio_2020.pdf

oder auch bei Paul Barton, der ja neulich im anderen Thread erwähnt wurde, könnten Interessierte in beiden Disziplinen evtl. etwas lernen.

Wahrscheinlich gibt es noch mehr Beispiele, nehme ich unbedarft an. :-)

Mehrere waren an Malerei auch interessiert, bestimmt Horowitz, der Banause ;-) , oder auch andere,
denn manche Klavierstücke haben ja direkt mit Bildern zu tun.

Seien es welche, die direkt vorliegen, wie etwa die, die (noch) von den „Bildern einer Ausstellung“ existieren oder halt nur ( noch ) als Beschreibung. Da wird man nicht umhinkommen, sich in Verbindung mit den von Moussorgski geforderten Tastenkünsten auch mal mit Viktor Hartmann zu beschäftigen.

Jemand, der dann beides insgesamt vertiefend erläutern könnte, wäre hier also von Vorteil – sonst müsste man selbst recherchieren.

Irgendwo hatte ich mal gelesen, es sei für Klavierlehrer – und Schüler – nicht schlecht, wenn der Lehrer also tatsächlich „multidisziplinär“ unterwegs wäre...und VIELES aus VIELEN Bereichen des Lebens wüsste und ggf. auch Fragenden vermitteln könnte.:super:

LG, Olli!
 
Und Comics sind durch das Genre der Graphc Novel mittlerweile in den Literaturseminaren angekommen.
"Gallia divida est in partes tres" - "Gallien geteilt ist in (der) Teile drei" :lol:
Ein bisschen Spass muss sein ...

Lateiner werden diesen Satz kennen (Bellum Helveticum), ich habe ihn aus einem Comic ... eben eine Comic-Version besagten Textes von Gaius Julius (Caesar).
In der zehnten Klasse hieß es "für's große Latinum müssen wir jetzt eine Übersetzung machen, und damit das für euch nicht so dröge wird, nehmen wir dafür die Comicfassung" ... das war 1990.
 
Wichtig finde ich nur, dass die Schüler im Unterricht auch was anderes als Pop, Einaudi und Comics kennenlernen. Also Dinge, auf die sie vielleicht nicht von selbst stoßen. Sonst haben sie ja gar keine Chance, dafür Interesse zu entwickeln.
Das ist der zentrale Punkt! UND !!
Dass dann nicht von wohlmeinenden Deutschlehrern das aufkeimende Interesse totgequatscht wird durch ausführliche Analysen Langeweile aufkommt oder Aversion.
Ich bin nicht gegen Analysen und tiefes Verständnis - weder in der Musik noch in der Literatur! - , aber mit Motivationspotential. Erst naiv mit Spass lesen/hören, dann eventuell analysieren und dann mit erhöhtem Genuss nochmals lesen/hören.
Aber selbst im Vorzeigeland Finnland lässt laut PISA die Leselust massiv nach!
 
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