Skurrile Kleinanzeigen bei Ebay

Gegenfrage: Wusstest Du nicht, dass im 19. Jahrhundert Flügel wirklich massenhaft gekürzt wurden?
Nein, aber vor allem wundert mich, dass das Kürzen erst Jahrzehnte her sein soll. Wobei 20 Jahrzehnte auch Jahrzehnte sind...

Ich finde das interessant. Ist das Kürzen denn so viel weniger Aufwand als ein Neubau? Die Gußplatte muss neu gemacht werden. Am Resonanzboden braucht man neue Rippen (oder belässt man abgeschnittene? Das wäre doch Pfusch.). Die Geometrie der Tastatur stimmt nicht mehr, der Anschlagspunkt muss neu eingestellt werden. etc.
 
Gut, es wäre Pfusch im Pfusch! ;)

wenn vorhanden, bestand damals aus einer schmiedeeisernen Platte mit geschraubten Spreizen
Heißt das,
a) eine Platte, sozusagen ein "Ring", auf den zur Verstärkung Spreizen geschraubt werden, oder
b) eine Vorderseite (Bereich Stimmstock), eine Rückseite (der Teil, in dem die Stifte für die Saiten stecken), und Spreizen, die die beiden Teile verbinden? Das wären dann eher zwei Platten bzw. Leisten.

Im Fall a) müsste man hinten etwas wegschneiden und dort, wo man die Gußplatte bräuchte, ist noch ein Loch (außer man kürzt um ein paar cm, aber dann kann man sich die Kürzung gleich sparen).
Im Fall b) könnte man den hinteren Teil mit neuen Spreizen etwas näher an den vorderen Teil rücken, aber nicht viel, da sie sich im Diskant ja schon sehr nahe kommen.
Dann müsste man den hinteren Teil drehen. Aber dann stimmt die Richtung der Belastung nicht mehr. Das passt doch alles hinten und vorn nicht (buchstäblich und metaphorisch).

Das ganze Konzept einer Kürzung verschließt sich mir, ich käme nicht einmal auf die Idee. Aber immerhin; wieder etwas gelernt.

Klingen die gekürzten Instrumente halbwegs nach irgendetwas? Ich würde erwarten, dass sie unausgewogen sind.
 
Ich habe auch noch etwas Schönes von Bechstein gefunden, allerdings auf ebay, inklusive Hörbeispiel.
Aus Haushaltsauflösung, genauere Beschreibung soll folgen.


1676135014548.png
 

Dem Käufer soll hier ein Bechstein suggeriert werden...wohl um den Preis zu rechtfertigen.
Stimmt. Aber der eigentliche Haken ist nicht die Beschreibung, sondern die Überschrift. Da steht halt einfach "Bechstein". Ganz falsch ist auch das nicht – halt analog zu "Volkswagen", wenn man einen Skoda verkaufen will: Gleicher Konzern, andere Produktion. (Wobei ich behaupten würde, dass der Unterschied zwischen Bechstein Concert und Bechstein Academy größer ist als der zwischen Bechstein Academy und W. Hoffmann Professional.)

Richtig schräg finde ich die Weigerung, Modell und Baujahr anzugeben. Die Info "Aktueller Preis 27.000 Euro" werte ich mal als Neupreis ab Werk, und da kämen von Hoffmann eigentlich nur der Vision V 183 (laut Liste 27.900 Euro) oder der Vision V 175 (laut Liste 25.900 Euro) in Frage. Für beide sieht mir das Instrument auf dem Foto zu kurz aus; das dürften vielleicht 1,60 sein...

Alles in allem: Seriös geht anders.
 
Der letzte 220cm Bechstein, den ich erwarb, um ihn restaurieren zu lassen, hat 600 EUR gekostet. Und die Klaviatur war kein Parkour-Wettbewerb wie bei dieser Mühle.

Irgendwie ist es ja schön, dass der Name Bechstein noch so einen Glanz hat, aber ein Verkäufer wird dann doch leicht von der Realität eingeholt, wenn man sich das Angebot und den Zustand allgemein anschaut und auch ungefähr den Aufwand einschätzen kann, der notwendig ist, um einen alten Bechstein tatsächlich wieder zum Leben zu erwecken.

Und dieser Unfall:


geistert seit seit Monaten durch alle möglichen Anzeigenportale und wird immer billiger. Bei dem aktuellen Preis dürften nicht einmal die Kosten für die "Alles Neu Macht der Mai"-Überholung reingeholt werden. Und selbst wenn man ihn für ein paar hundert EUR kauft, wird sich das Spielgefühl nicht ändern und man darf noch einmal ein paar tausend EUR investieren, um die Mechanik rauzureißen, die Geometrie neu berechnen, wenn es denn unbedingt Sattel/Pilote sein muß, um dann überhaupt erst einmal feststellen zu können, welche Schwächen das Teil sonst noch hat, z.B. in der Akustikanlage, Einpassung Mechanik.

Nunja, es ist ein steter Quell der erheiternden Unterhaltung, den Anzeigen dieses "Spitzeninstruments" zu folgen.
 
Und selbst wenn man ihn für ein paar hundert EUR kauft, wird sich das Spielgefühl nicht ändern und man darf noch einmal ein paar tausend EUR investieren, um die Mechanik rauzureißen, die Geometrie neu berechnen, wenn es denn unbedingt Sattel/Pilote sein muß, um dann überhaupt erst einmal feststellen zu können, welche Schwächen das Teil sonst noch hat, z.B. in der Akustikanlage, Einpassung Mechanik.
Woran erkennst Du das alles?
 
Bittschön setz Du noch mal den Link rein :blume:
OK, wenn ich so nett gebeten werde, versuche ich es mal.

Ja, funktioniert.

Jetzt kannst Du das Elend sehen und bei Bedarf hören.

Ich finde es ja immer traurig solche runtergekommenen Instrumente zu sehen, die wurden ja wahrscheinlich mal von jemandem gekauft (und nicht für wenig Geld), der darauf musizieren und sein Freude dran haben wollte, da frage ich mich. wie es dazu kommen konnte, dass die dann so verwahrlost sind.
 

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