... Das Grundproblem hast du gelöst, wenn du kurz vor dem Sprung schon auf das ZIEL schaust, wo die Hand hin muss, BEVOR du abspringst. ...
Willy Bardas, Schüler Artur Schnabels, empfahl in „Psychologie der Klaviertechnik“, man möge sich Sprünge mental nicht dadurch erschweren, dass man die entfernt liegenden Töne „treffen“ wolle., da mit einer solchen Vorstellung immer auch die eines belastenden bzw. verunsichernden „Treffrisikos“ verbunden sei. Deutlich sicherer hingegen sei es, sich vorzustellen, die betreffenden Töne „greifen“ zu wollen, weil diese Vorstellung ihre „Erreichbarkeit“ (gedanklich) bereits voraussetze. Dieses „Greifen“ wiederum erfordere, bewusst durch eine ausreichend bemessene Armbewegung auch die ganze (lockere) Hand in den Zielbereich zu bringen.
Auf die Vorstellung des „Treffens“ jedoch reagiere die Muskulatur mit jener Spannung, die sich instinktiv gleichzeitig mit dem Willen der möglichst genauen Abmessung der Sprungweite einstelle, mit der Folge, dass auch die Armbewegung aufs Knappste bemessen werde. Dies deshalb, weil die Vorstellung der schweren „Auffindbarkeit“ des Zieles mit der Vorstellung einhergehe, dass die Hand den entfernt liegenden Ton nur mit knapper Not und mit dem äußersten Finger erreichen könne. Bewege man aber den ganzen Arm so weit, bis der jeweilige Ton in Reichweite der Hand liege und (nicht nur mit dem 5. Finger) „gegriffen“ werden könne, werde er auch weitaus sicherer angeschlagen.
Bardas empfahl generell, zunächst von den Vorstellungen der Bewegungscharaktere auszugehen und erst im zweiten Schritt daraus die zweckmäßigen Ausführungsmittel zu entwickeln.
Wesentlich für eine sichere Beherrschung von Sprüngen sei das Orientierungsvermögen, d.h. die genaue Vorstellung von den Entfernungen bestimmter Abstände auf der Klaviatur.
Ausführungsmittel zur Orientierung seien das Tastgefühl und das Auge.
Für das Üben sei die Orientierung mittels des Tastgefühls allerdings instruktiver und im Ergebnis sicherer. Sie erfolge dadurch, dass die Finger bei der Armbewegung über die Tasten hinweg glitten und so (beim Aufsuchen des entlegenen Tons) in Fühlung mit der Klaviatur blieben, wobei sich bestimmte Erfahrungen, wie das Streifen gewisser Obertasten an gewissen Stellen wiederholten und sich so ein Maßstabsgefühl für die zurückgelegte Armbewegung entwickle. Allmählich übertrage sich die reine Fingerorientierung auf die Sicherheit in der Führung des Armes, so dass zunehmend auf das bewusste Abtasten verzichtet werden könne. Ohne eine solche Tastorientierung sei die Erlangung der Sprungsicherheit zeitraubender und weniger erfolgreich.
Ferner werden folgende Wechselwirkungen hervorgehoben: Je besser das Orientierungsvermögen sei, desto beweglicher blieben die Hände. Umgekehrt seien elastische Bewegungen und entspannte Muskeln wichtig für das Erlangen einer sicheren Orientierung.