Rodrigo und marcus spielen den Czardas von Monti

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Hallo liebe Clavios,

ich möchte euch hier ein kleines Projekt vorstellen, dass ich in den letzten 4 Wochen zusammen mit Rodrigo gemacht habe.

Die Grundidee war einfach ein Werk gemeinsam einzustudieren, also dasselbe Stück zu üben, Zwischenergebnisse aufzunehmen und sich gegenseitig während des Lernprozesses auszutauschen und zu motivieren (;-) )
Rodrigo hat als Werk den Czardas von Vittorio Monti ausgewählt, in einer Transkription für Klavier solo. (http://imslp.info/files/imglnks/usimg/4/45/IMSLP13294-Monti-Ramella-Csardas-transcr.pdf)

Als erstes präsentieren wir die aktuellste Aufnahme, wo wir das Stück am besten beherrschen.
Sehr interessant auch wie unterschiedlich sich die Interpretationen entwickeln, so dass hier zwei recht unterschiedliche Deutungen vorliegen. Eure Meinungen dazu würden uns sehr interessieren!

Rodrigo:
[MP3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1248735275.mp3"]rodrigospieltmonti[/MP3]

.marcus.
[MP3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1248822675.mp3"]marcusspieltmonti[/MP3]

Wir freuen uns jetzt schon über ganz viele Kommentare!! Enttäuscht uns nicht ;)

lg marcus
 
Nachtrag für die ganz Neugierigen zur Aufnahmetechnik ;)

Ich nehme mit dem Zoom H2 auf und spiele auf einem Feurich von 1914.
Rodrigo hat die Aufnahme mit einem Plantronics M114 Headset erstellt und spielt auf einem Zimmermann Klavier das zwischen 1900 und 1910 fabriziert wurde.

Übrigens an dieser Stelle auch unseren herzlichen Dank an Rolf für seinen Rat bei einer Fingersatzfrage, der uns sehr geholfen hat :)

lg marcus
 
Da ich die Originalkomposition für Klavier und Violine in- und auswendig kenne, bevorzuge ich Marcus' Version, die mich deutlich mehr an eben dieses Original erinnert.

Marcus' Interpretation wirkt für mich insgesamt weicher, hat ausgeprägtere Tempowechsel und eine differenziertere Stimmführung. Bei Rodrigo erscheint mir die rhythmische Begleitung teilweise zu dominant.

Einschränkend zu meiner Beurteilung muss ich allerdings gestehen, dass ich immer wieder die gleiche Einspielung höre. Vielleicht gibt es ja auch Aufnahmen, in denen der Csárdás ähnlich interpretiert wird wie Rodrigo es hier getan hat.
 
Hallo marcus und Rodrigo,

eure Idee, dieses Stück einzustudieren und in zwei individuellen und unterschiedlichen Interpretationen hier einzuspielen finde ich sehr gut.

Ich liebe das Stück auch sehr und kenne es schon seit geraumer Zeit. Sehr gut kann ich mich daran erinnern, dass ich das Stück erstmalig mehrmals "live" vor ca. 25 Jahren bei meinem ersten Besuch in Wien hörte. Ich war mit einem guten Bekannten dort und es gab viele Lokale, in denen Geiger an den Tischen spielten. Sie fragten dann auch, was man denn gerne hören würde und wir machten uns einen Spaß draus in mehreren Lokalen immer wieder um den Czardas von Monti zu bitten. Als wir das Stück dann bereits mehrmals gehört hatten, fanden wir einen Geiger, der es wirklich ausnehmend schön spielte. Als wir ihm sagten, wie gut uns das gefallen habe, war er dann gleich mit einer damals üblichen MC-Kasette zur Hand, auf der er seine Aufnahme zum Kauf anbot. Ich habe sie dann auch gekauft und mitgenommen. Eigentlich muss sie in den Tiefen meines Tonträger-Archivs irgendwo noch existieren... Aber ich kann mich auch ohne danach suchen zu müssen noch ganz gut erinnern, wie das Stück damals klang.

Das habe ich also im Hinterkopf wenn ich eure beiden Einspielungen höre, die mir beide sehr gut gefallen. Natürlich hat das Stück mit KLavier solo einen ganz anderen Charakter als mit einem Streichinstrument. Was mir als charakteristisch für das Stück (allein vom Anhören, Notentext habe ich mir bisher noch nicht angeschaut) erscheint, ist der leichte, temperamentvolle, aber auch leidenschaftliche Charakter, der beim Violinspiel sehr charakteristisch rüberkommt.

Eure beiden Darbietungen sind deutlich unterschiedlich, dennoch gefallen sie mir beide sehr. Bei Rodrigo wird das Stück - nach meiner unmaßgeblichen Meinung als Klavieranfänger - deutlich zu einem Klavierstück. Die Schönheit und der eigene Reiz dieses Stücks wird hier durch die Eigenart des Klavierklangs besonders betont und hervorgehoben. Das Stück hat vielleicht (streckenweise) ein wenig mehr Pathos und Schwere als die Violindarbietungen, die ich von früher im Ohr habe, aber im weiteren Verlauf gelingt es auch, das Schnelle und Leidenschaftliche hervorzuheben.

Die Einspielung von marcus finde ich ebenfalls sehr schön. Doch hat sie schon von Anbeginn m.E. einen anderen Charakter. Sie startet leichter und leichtfüßiger und ich höre von Anfang an die mir bekannte Violine in dem Stück. Insbesondere bei den schnellen Passagen assoziiert man (oder vielleicht nur ich??) ungarisches Temperament und einen leichten Anklang an Zigeunermusik. Das nimmt dem Stück jedoch nichts von seiner Tiefgründigkeit, die es zweifellos hat und die marcus auch sehr schön herausgearbeitet hat.

Dies ist wie gesagt eine ganz spontane Meinungsäußerung einer (späten) Klavieranfängerin. Ich denke andere hier, die wesentlich bewanderter in der KLaviermusik und ihrer Deutung sind als ich, können ihren Eindruck von diesen schönen Einspielungen wesentlich detaillierter beschreiben.

LG

Debbie digitalis
 
Cooles Stück. :)

Ich möcht' erst mal nur ein weniges zu den Allegroteilen sagen: Bei Rodrigo empfinde ich die als zurückhaltend und zu wenig lebendig - ich bekomm' da so ein Leierkastengefühl.
Bei Marcus sind zwar die 16tel noch nicht so sicher und geschmeidig, aber die musikalische Gestaltung sagt mir mehr zu. Man hat das Gefühl, er geht mehr aus sich heraus. Den Pedaleinsatz finde ich sehr gut!
 
Nur mein Hörgefühl

Insbesondere bei den schnellen Passagen assoziiert man (oder vielleicht nur ich??) ungarisches Temperament und einen leichten Anklang an Zigeunermusik.
Ja, was denn: ungarisches Temperament oder einen leichten Anklang von Zigeunermusik? Das sind nämlich 2 grundverschiedene Dinge.

Vielleicht liegt es an der Aufnahmetechnik. Aber bei Rodrigo höre ich das Xylophon (der losgelassenen Fingerschwung) besser heraus als bei Marcus. Bei Marcus höre ich die ungarische Seele etwas besser heraus.
Insgesamt fehlt aber Beiden noch der ungarische Schliff, der typisch ungarische Charakter. Am Schwung und an der Gelassenheit der Ungaren, losgelöst, fröhlich den Csardas zu tanzen mit dem Champus in der Hand, könnte noch ein bißchen mehr herausgehoben werden.

Insgesamt ein sehr schönes Stück und mal was ganz anderes :).
 
Hallo,

Ich finde, Ihr habt beide großartig gespielt - jeder etwas anders und mit einer persönlichen Note. Ich dachte zuerst, als ich den Thread gelesen habe, Ihr wolltet es 4-händig spielen wie Annika und Ingrid.:)
Da gibts ja schon meherere Aufnahmen der Beiden.

LG
Michael
 
Toll!
wir hatten darüber ja letztens im Chat gesprochen.. ich finde beide Versionen prima - vllt ist .marcus einen Tick sicherer...hört sich für mich jedenfalls etwas 'freier' an. Dafür klingt mir die Aufnahme von Rodrigo besser im Ohr...:D. Ein Bravissimo an beide für die schöne Musik.

Von mir aus dürften da noch mehr mit den 'ungarisch-angehauchten' Tempowechseln gemacht werden, so wie es Strassengeiger auch täte. Vielleicht muss man vorher eine scharfe ungarische Paprikawurst essen :floet:.

lieber Gruß
netti
 
Hallo Rodrigo und .marcus.,

ein tolles Projekt, das ihr da gemacht habt. Das Stück macht Laune! :D Und eure Interpretationen haben mir beide gut gefallen.

Ich habe mich erst dagegen gewehrt, hier eine Bewertung abzugeben, weil ich dabei das unangenehme Gefühl von Wettbewerb hatte. So, als ob es darum ginge, welche Interpretation des Czardas "besser" ist. Vielleicht war das sogar eure Idee, aber mir behagt sie nicht so...

Nachdem ich eure Aufnahmen ein paarmal gehört habe, möchte ich nun aber doch etwas dazu sagen. Und zwar will ich kurz die Stärke der jeweiligen Interpretation auf den Punkt bringen. Das lässt sich auch in ganz wenigen Worten sagen:
  • Rodrigos Interpretation gefällt mir vom melodiösen Gesichtspunkt her sehr gut. Ich spüre da viel Atem und Zeitlassen, was den langsameren Teilen sehr gut bekommt.
  • .marcus.' Interpretation gefällt mir von der Rundheit und "inneren Verbundenheit" der einzelnen Teile her gut. Und die schnellen Teile sind schön flüssig.
Das wars auch schon. :)

Grüße von
Fips
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
So, vielen lieben Dank euch allen :) Eure durchweg positiven Reaktionen sind Balsam für die Seele

Zitat von Basti:
klingt es nach meinem empfinden am Anfang irgendwie, als wenn da jemand etwas depri drauf gewesen ist, das legt sich aber nach den ersten paar Takten wieder
Ich frage mich schon lange, wie man diese Stimmung wohl am besten charakterisiert. Auf jeden Fall schwingt für mich durch das ganze Stück so ein "Stolz" mit, quasi erhobenen Hauptes :) und gleichzeitig etwas Melancholie und viel Leidenschaft.

Zitat von Debbie digitalis:
und ich höre von Anfang an die mir bekannte Violine in dem Stück.
Ich habe mich auch entscheiden müssen, ob ich es rein klaviermäßig anpacke oder hin und wieder die Violine durchschimmern lasse. Interessanterweise ist meins violiniger geworden, obwohl Rodrigo Violine spielt und ich nicht :D
Eigentl kann man die staccati über den 16tel mE nur vom Violinklang her verstehen und die Artikulation dann sinngemäßg übertragen, sonst klappt es nicht.

Kulimanauke, netti:
Das Ungarische hörbar zu machen ist eine knifflige Aufgabe. Da müsste ich wohl auch mehr in dieser Richtung hören, damit ich eine bessere Vorstellung davon kriege.

Zitat von Fips7:
Ich habe mich erst dagegen gewehrt, hier eine Bewertung abzugeben, weil ich dabei das unangenehme Gefühl von Wettbewerb hatte. So, als ob es darum ginge, welche Interpretation des Czardas "besser" ist. Vielleicht war das sogar eure Idee, aber mir behagt sie nicht so...
Tatsächlich haben wir daran gedacht, die Idee aber schlussendlich verworfen. Dann hätten wir uns auch nicht gegenseitig austauschen dürfen oder helfen dürfen.

Jeder Künstler braucht Lob und ihr habt uns toll versorgt :D

Weitere Anmerkungen und Anregungen sind natürlich sehr willkommen

lg marcus
 
Zu beiden erstmal super Leistung! ;)

Also: Bei Rodrigo gefällt mir sehr gut, wie er mit dem Klang spielt. Das heisst, er nimmt sich gewisse freiheiten mit Tempi und so weiter...
Bei marcus gefällt mir sehr gut die Genauigkeit und das gewisse Durchdachte, das man auch heraushört.

Beiden würd ich aber raten, wie man aus vorherigen Beiträgen schon lesen konnte, das Ungarische mal hervorzuheben. Für mich würde das bedeuten, zum Beispiel die Fortis ein wenig zu übertreiben(zu übertrieben ist auch nicht schön ;)) oder auch mal mehr mit den Tempis zu spielen (also nicht die Tempiwechsel sondern in den einzelnen Teilen selber).

So das wars jetzt mal von mir :D

Liebe Grüsse JBS
 

vielen Dank für die Blumen...

Also,

vielen Dank für die zahlreichen Kommentare, Informationen, und Ratschläge, es hat viel Spaß gemacht alles durchzulesen.

Auch rolf möchte ich an dieser Stelle nocheinmal persönlich für den genialen Fingersatz danken.

Zum Sachverhalt Wettbewerb: Wir hatten uns erst gedacht, einen Wettbewerb zu veranstalten, dann ist es uns aber lieber gewesen sich beim interpretieren gegenseitig zur Seite zu stehen und auch Hilfe anzubieten. Ab und an wurde auch eine Übungsaufnahme ausgetauscht.

Das Stück das nun doch 3 Seiten umfasst, in 4 Wochen einzustudieren ist für mich ein kleiner Record gewesen, denn normaler weise übe ich an derartigen Stücken immer etwas länger. (.marcus. saß mir aber im Nacken :D)

In ein Paar Monaten werde ich nocheinmal eine Aufnahme präsentieren, dann aber mit gestimmten Klavier ;).

Also dann nochmals Danke

MFG
Rodi
 
Oh, um welchen Fingersatz wo geht es dabei? Das würde mich auch interessieren...
mir bereiten die 'Hüpfer' in der linken Hand Schwierigkeiten :rolleyes:. Im Shop habe ich eine 'verzierte' Version gekauft... aus versehen... ich mache mir da jetzt eine Kombination aus der gekauften und der runtergeladenen Version. Aber das dauert.

mit inspiriertem Gruß
netti
 
Oh, um welchen Fingersatz wo geht es dabei? Das würde mich auch interessieren...
mir bereiten die 'Hüpfer' in der linken Hand Schwierigkeiten :rolleyes:. Im Shop habe ich eine 'verzierte' Version gekauft... aus versehen... ich mache mir da jetzt eine Kombination aus der gekauften und der runtergeladenen Version. Aber das dauert.

mit inspiriertem Gruß
netti
Ich habe die betreffende Stelle angehängt.

Der Fingersatz geht so: (1-4)-3-2-1-2-3-5-3-2
(1-4) bezieht sich auf die Vorschlagsnoten c''-d''

Das analoge A7-Arpeggio spielt man ganz ähnlich nämlich den Vorschlag mit 3 und das a' mit 1 und dann den Fingersatz wie oben 2-1-2-3-5-3-2.

Ich habe die linke Hand geübt, indem ich in mäßigem Tempo die Sprünge ganz entspannt und locker gespielt habe und dann die Bewegung und das Bewegungsgefühl "mitgenommen" habe ins schnelle Tempo :D
Braucht aber auch seine Zeit.

Viel Spaß mit dem Stück!

Inwiefern ist denn deine Version "verziert" ??

lg marcus
 

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  • Monti - Czardas Fingersatz.JPG
    Monti - Czardas Fingersatz.JPG
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Danke, .marcus... das ist auch mein Fingersatz, den ich mir raussuchte nach ersten Verknotungen :D


Verziert meint hauptsächlich den Anfang.... da sind ausgedehne Läufe und Arpeggien eingebaut. Auch später sind einige Details verändert, aber nichts mehr Wesentliches. Diese Version wird so ähnlich hier gespielt, die Dame macht aber noch mehr 'Wellen' - auch optisch:

http://www.youtube.com/watch?v=nyEc8S_b_4E&feature=related


Im Shop sind es diese Noten:
https://www.clavio.de/shop/index.ph...r=1&listtype=search&searchparam=czardas monti

Und Spass habe ich dabei jede Menge, ein schönes Stück zum 'die KL nach den Ferien überraschen' :cool:
 

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