Riß im Gußrahmen schweißen oder verstärken

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Man könnte ja auch eine Gipsbrücke machen wie bei Gebäuden, um zu schauen, wo und ob sich da etwas verzieht.
Ja, zumindest hat man dann Gewißheit ob es die Platte ist...wobei ich stark da von ausgehe. Ich habe selbst einen Wiener Flügel in Betreuung bei dem auf ausdrücklichen Kundenwunsch alles gemacht wurde was möglich war - nun hat der aber einen 6mm langen Querriß unterhalb des Stimmstockes in der Platte - trotzdem der Flügel nicht höher als 422 Hz gestimmt wird, ist diese Stelle bezüglich Höhenverlust ein wenig problematisch, auch wenn sich der Bereich um vielleicht "nur" 10 cent verzieht, muß gerade diese Stelle zig mal nachgestimmt werden, damit es für die nächsten 2 Wochen so einigermaßen stabil bleibt.


Viele Grüße

Styx
 
Was natürlich auch sein kann: der Plattenriss ist nicht die Ursache, sondern die Folge. Und zwar von schlechter Verleimung der Raste, kippendem Stimmstock oder was weiß ich.


Hab ich auch schon erlebt, Plattenbruch aufgrund entleimter Raste. Aber auch nach Verleimen der Raste, verstärkung der Platte usw, da hat nix mehr recht an Spannung gehalten.
Plattenrisse durch kippende Stimmstöcke hat man öfter bei alten Bechsteinflügel - die kriegt man allerdings durch zusätzliche Verstärkungen des Stimmstockes recht inaktiv hin.

Viele Grüße

Styx
 
Für mich ist und bleibt ein Klavier ein C-Instrument. Würde es tiefer gestimmt, z. B. um nur eine verminderte Terz, 2 Halbtöne, würde ein Es-Klavier, also ein Alto-Klavier, daraus. Um die selbe Musik erklingen zu lassen, müssten die Klavierstücke transponiert werden, besonders bei Gesang und im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten. Ich meine, dass ist keinem Pianisten zu zumuten.

Ja, ich habe selber auf 440 Hz hochgestimmt. Alle Stimmwirbel sind neu und fest.
Der Riss ist die Folge der waagerechter Kräfte infolge der Plattenverschiebung nach oben (siehe Wiederholung).

Wiederholung:
"Der Riß beginnt am oberen Rand (siehe rote Markierung im Bild ) bei einer Bohrung und verläuft nach unten. Die Gußplatte wird durch die Besaitung von unten nach oben gegen die Absatzkante des Stimmstocks gezogen. Ich vermute, dass die linke und rechte Ecke der Platte fest gegen die Absatzkante gezogen wird, während im Bereich des Risses, die Platte vermutlich nicht stramm an der Absatzkante anliegt. Folge davon ist, dass in waagerechter Richtung Zugkräfte wirken, sodass es zum Riss kam. (siehe Skizze weiter oben)

Daher meine Idee, über die gesamte Klavierbreite ein Verstärkung an der Oberkante der Platte von hinten anzuschweißen. Dies hat aber zur Folge, dass die Auflagefläche am Stimmstock vertieft werden müsste. Allerdings frage ich mich, wie das wohl dem Stimmstock bekommt.

Vielleicht habt ihr eine Idee, ob das Sinn machen könnte."

Holz abtragen, um Platz für eine Verstärkung zu schaffen?!
Da hätte ich gerne Antworten drauf.

Meine Beiträge kommen derzeit etwas schleppend, da ich bis 29.11. in Urlaub auf La Gomera (mit nur gelegentlicher Internet-Verbinding) bin.

Liebe Grüße aus dem Urlaub
Sigi
 
Hallo Siggi,

einer Mumie einen Herzschrittmacher einzupflanzen macht eben so wenig Sinn, und eben so wenig wird die Mumie daran groß Anstoß finden - wennst weißt was ich da mit meine.

Oder noch n Vergleich: wenn jemand am Herzversagen gesterbselt ist, heißt es nicht unbedingt daß dies einem kaputtem Herzen zugrunde lag - nur nützen nun Herzoperationen auch nichts mehr...und damit komme ich mal auf einen Beitrag von Tastenscherge; die Ursachen des Plattenbruches können vielseitig sein, hier wäre wirklich einmal die ganze Konstruktion der akustischen Anlage zu prüfen - ist denn die Raste beispielsweise noch fest ineinander und auch mit dem Stimmstock und dem Gehäuse verbunden?

Aber selbst wenn Du hier etwas rausfindest und es richtest - die Platte bleibt kaputt. Auf 440 Hz würde ich es nicht einmal mehr ziehen wenn es auch nur einen kleinen Riß in der Platte hätte. Wenn Du es unbedingt auf 440 Hz haben mußt, würde ich das Instrument mit Cembalosaiten beziehen, deren Zugkraft fängt notfalls auch die Raste ab (so sie denn in Ordnung ist) . Nur wird das Instrument mittels Cembalosaiten dann merklich an Volumen abnehmen.

Viele Grüße

Styx
 

Hast du das selber gemacht? Und evtl. zu lange Wirbel genommen und damit die Verleimung des Stimmstocks gesprengt?

So oder so, ich würde dir empfehlen, das ganze Projekt sein zu lassen oder umzudenken. Also wirklich ein Digitalpiano einzubauen. Oder gleich ein neues Klavier in das alte Gehäuse. Oder die Gussplatte rausschmeißen und einen Silenteinbau vorzunehmen und Boxen im Gehäuse unterbringen.
 
Ich habe es mitunter daß ich zur Kundschaft komme und feststellen muß "finaler Plattenschaden". Die Diskussionen gehen immer wieder in die selbe Richtung: ja da müßt man doch was machen können", und "so schlimm kann des doch ned sein" - so gern es mir leid tut, aber in 96% der Fälle war es das definitif mit dem Instrument. Besonders bedauerlich ist es dann , wenn sich Kollegen die Arbeit machten es zu richten und auch alle erdenkliche Kunst verwendet haben den Plattenschaden zu beheben - der Kunde hat dann einfach mal Schrott überholen lassen.
Bei Instrumenten welche musealen Charakters sind, sehe ich des ja noch ein, nur so recht spilebar sind die auch nimmer.

Viele Grüße

Styx
 
Trotzdem ich hier früher auch teilweise recht unorthodoxe Instandsetzungsmethoden angesprochen hatte seh ich diesen Fall leider auch als Totalschaden. Der Gußrahmen wurde ja nichtmal so statisch grenzwertig bemessen wie das bei anderen Instrumenten manchmal der Fall ist daher seh ich die Ursache in einem höchstwahrscheinlich passierten Herstellermontagefehler.
Vermutlich wurde im Rißbereich der Stimmstock ungenau an die Gußplatte angepasst sodaß er in diesem Bereich nicht oder nur unzureichend auf der Plattenstirnseite aufliegt. Dadurch kam und kommt es zu einer Biegebelastung die nach maschinenbaulicher Konstruktionslehre speziell Grauguß scheut wie der Teufel das Weihwasser und längerfristig den Riß verursachte. Aufgrund des Instrumentenalters könnte auch eine eventuell im Lauf des Lebens durchgeführte Höherstimmung gerade die Grenzbelastungsfähigkeit des schlecht eingepassten Rahmens überschritten haben.
Wobei ich aufgrund der Plattenbewegung sprich Aufklaffen des Risses beim Stimmversuch auch nicht ausschließen würde, daß sich am unteren Ende der betroffenen Strebe hinter der Tastatur nicht eventuell auch eine zweite noch unentdeckte Bruchstelle befindet.
Eine sicher technisch mögliche Schweißung (wobei nach Lehrmeinung sich Grauguß eigentlich nur zur Reparaturschweißung - sprich "Füllung" praktisch ohne Aufnahme von Zugbelastungskräften) änderte daher an der Ursache des Übels leider noch gar nichts.

Rein theoretisch müsste man meiner Ansicht nach die Gußplatte ausbauen und genau nachgucken ob sich nicht auch in der Raste irgendwelche Fehler finden lassen. Erst wenn dieses ausgeschlossen werden kann machte es technisch Sinn die Platte zu schweißen; dann allerdings müsste die komplett neu eingepasst und nicht nur einfach reingeschraubt werden um eine gleichmäßige Belastung sicherstellen zu können.
Eine Instandsetzung stünde also leider in absolut keiner Relation zum Wert des Instruments.
 

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