Renovierung eines historischen Blüthner Glockenkonzertflügels von 1857

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Klavimaniac

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An alle historisch interessierte Klavierliebhaber:

Wir bitten um Hilfe bei der Identifizierung von historischen Blüthner Flügeln um 1857 mit originalen Hämmern and Hammerfilzen um genaue Kopien anfertigen zu lassen. Wir wollen für dieses sehr spezielle Instrument über die normale ungefähre Reproduction (z.B. von Abel) hinausgehen und alle Schichten genau nachbauen. Falls jemandem der Besitzer eines möglichst ähnlichen Flügels bekannt ist, wären wir zum Vergleich natürlich auch an anderen Details sehr interessiert um eine wirklich historisch korrekte Renovierung zu erreichen.
Vielen Dank!
Das Instrument ist hier zu sehen:

http://forum.pianoworld.com/ubbthre...al-concert-grand-serial-1134.html#Post2736543
 
Blüthner selber hat ein Buch herausgebracht über Pianobau: "Lehrbuch des Pianofortebaues" es liegt bei mir zu Hause, werde einmal nachschauen.
Blüthner hat wohl noch alle Unterlagen, wenn ich richtig informiert bin.
 
Andererseits hat mir ein Klavierbauer berichtet, dass er bei Blüthner anrufen kann und alle Infos bekommt. Da hilft wohl nur anrufen, wer da nun recht hat.......
(Die Konstruktionsunterlagen sind vielleicht ausgelagert gewesen. Bei uns hat auch die Industrie im 2. Weltkrieg in einen Stollen ihre wichtigsten Sachen in Sicherheit gebracht gehabt)
Im Buch wird auf Seite 120 auf einen symmetrischen Flügel verwiesen und dazu Tafel 5 genannt. Diese Tafel 5 habe ich aber leider nicht im Buch.
 
Vielen Dank für Eure Beiträge. Ich hatte schon zwei sehr angeregte Telefonate mit Christian Blüthner. Er datierte das Instrument mit Hilfe seiner eigenen Tabelle und authentisierte auch ausdrücklich die ungewöhnlichen Beine und die Mechanik. Er bestätigte auch den Verlust der Unterlagen im 2. Weltkrieg. Allerdings renoviert Blüthner In modernisierender Weise, was bei diesem Instrument nicht unseren Absichten entspricht. Das Lehrbuch des Klavierbaus von Julius Blüthner ist mir wohl bekannt woraus auch die Grafiken im link stammen. Es enthält aber keine detaillierten Angaben um diese frühen Hämmer nachzubauen. Und ja, es handelt sich um das Instrument das ich hier schon einmal erwähnt habe im Zusammenhang mit einem alten Diskussionsfaden.
 
Dann kann ja @Destenay evtl. endlich mal den Deckel öffnen und nachschauen?
 
Ich habe Marc sogar desshalb in München besucht. Er hatte leider keine Unterlagen mehr von den Instrumenten, die er schon vor Jahren verkauft hat und auch sonst keine historischen Hämmer....
 
Peter: Ja ,es waere in der Tat sehr schoen wenn wir etwas von Destenay hoeren koennten....
 

Ich hatte auch schon jemanden vom Händel Haus in Halle der bestätigte, dass sie zwei Blüthner Flügel aus dieser Zeit haben. Allerdings den Kurator zu motivieren den Deckel zu heben und zwei Fotos mit dem smart Phone zu schiessen, war anscheinend zu viel. Ganz anders war es bei Debussy's Blüthner der im Musee Labenche steht. Die Kuratorin war sehr zuvorkommend, machte genaue Fotos und lieferte sogar noch eine Beschreibung. Ich hatte auch Erfolg bei Liszt’s Chickering in Budapest. Generell wenn die Fotos vielversprechend aussehen, schicke ich einen guten Klaviertechniker vorbei um genaue Bilder und Vermessungen machen zu lassen. Bei Privatbesitzern lasse ich auch eine gute Flasche oder eine Stimmung durch den Klaviertechniker springen. Das Ziel ist den originalen Klang dieser Instrumente so genau wie möglich zu rekonstruieren. Was wir beim Glocken-Blüthner, der einfach als besonderes, experimentelles Design herraussticht (z.B. die Kreuzbesaitung noch vor Steinway), nicht wissen ist, ob diese großen Instrumente vielleicht andere Hämmer hatten. Den genauen Nachbau historischer Hämmer ist nun Roy Negron gelungen, der die Schichtung und Spannung des Originals genau analysiert und dann reproduziert. Das ist viel genauer als bei Abel, die nur die generelle Form nachmachen, dann aber ihre modernen Filzte benutzen. Norbert Abel empfahl übrigends Roy fuer diese spezielle Aufgabe.
 
Schau Dir mal das Model 3 von 1869 an:

https://www.klavierland.at/originale-meisterstuecke/

Herr Schneider ist wahrer Experte, was alte Steinways angeht und kann Dir sicherlich mit Rat weiterhelfen.

Nachtrag:

Ich habe mal die Bilder vergleichen. Eur Flügel von 1864 ist ja in verschiedenen Inkarnationen zu sehen, was die Füße, Seitenverzierung angeht. Mir ist, als ob die beiden Flügel in fast aller Hinsicht identisch sind. Nicht sicher bin ich mir beim Resonanzboden und beim Rahmen. Es scheint fast so zu sein, dass Eurer eine Art Prototyp für den von 1869 ist. Die Mechanik müßte aber die gleiche sein und damit auch die Hämmer. So wie ich Herrn Schneider kenne, wird er bei den Hämmern schon sehr darauf geachtet haben, dass die im historischen Kontext richtig sein, zumal er viele, viele Hammerfügel aus dem frühen 19. Jahrhundert hat und dementsprechend die Entwicklung sehr genau kennt.
 
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Danke für den Tip!
 
Ich war kürzlich in Hainburg und dachte ich könnte dort den Centennial (Tipp von @Wiedereinaussteiger) und einen Ibach-Konzerter kennenlernen. Beide Instrumente hatte Herr Schneider nicht im Laden stehen, da der Platz dort knapp ist. Also vorher anrufen, wenn man hinfahren will.
 
Aber den knackigen D-Flügel hast Du wenigstens angespielt, oder?
 
Hallo Klavimaniak, das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg hat ein Modell in ihrer Ausstellung, äußerlich etwas anders, aber mit der gleichen Patentnr. Hier Fotos aus einem Buch über die Tasteninstrumentensammlumg Andreas Beurmann im MKG von. Sorry, dass die Fotos verdreht und etwas unscharf sind. War schnell mit dem Handy geschossen.
viel Erfolg.
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Aber den knackigen D-Flügel hast Du wenigstens angespielt, oder?
Der ist ja nichts Besonderes;-). Ich habe den 170er Förster angespielt. Das wäre grundsätzlich eine Alternative zu meinem 180er Ibach. Hat mir nicht besonders gefallen, war aber nach Aussage vom Inhaber nicht gut gestimmt. Die Mitarbeiterin, die kein Klavier spielt, hat mich dann animiert einen alten schön klingenden Steinway A zu spielen.
 
Ivory: Vielen Dank fuer die Bilder. Es ist moeglich, dass die Haemmer in der Mechanik des 1872 Fluegels original sind, da sie etwas kleiner erscheinen als die, die im Moment in unserem 1864iger sind und die wir auf etwa 1900 schaetzen (es gab einen generellen Trend zu groesseren Haemmern bis heute), aus welcher Zeit auch die jetzigen Fuesse stammen (welche uns auch Kopfweh bereiten, da wir bis jetzt keinen guten Holzschnitzer gefunden haben, um die originalen "serpentine legs" und Seitenornamente genau nachzumachen). Ob die Haemmer eines Fluegels von 1872 allerdigns wirklich korrekt sind fuer unseren muesste man nochmal nachforschen.
Ivory: Nach naeherer Betrachtung durch meine Klavierbauer ist die Mechanik neueren Datums (vielleicht 1980iger Jahre), die Haemmer also auch neu....

Moderato: wir haben auch einen Centennial von 1876 in Renovierung, von dem ich auch bald Bilder posten werde.
 
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