Referenzaufnahmen Klavier solo

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17. Okt. 2017
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In praktisch allen Online-Medien, in denen es um klassische Musik geht, taucht dann immer wieder die Frage nach der besten Aufnahme von X, Y oder Z auf - und spätestens nach dem zehnten Beitrag merkt man, dass einfach nur noch willkürlich Aufnahmen genannt werden, die irgendjemand zufälligerweise sein eigen nennt und die natürlich dann auch die beste ist. Übrig bleibt ein Konglomerat von Aufnahmen, die je nach eigenem Maßstab zwischen genial und grausam angesiedelt sind.

Vielleicht versuchen wir es einmal anders.

Nennt die eine Klavieraufnahme, die ihr nach langem Überlegen auf die einsame Insel mitnehmen würdet. Idealerweise mit einem Werk, das Ihr selbst gut kennt, von dem Ihr schon einmal den Notentext gesehen habt und mit einigen anderen Intepreten auch gehört habt, vielleicht im Konzert oder auf CD. Oder vielleicht sogar selbst gespielt habt. Die eine Aufnahme, die Euch umhaut, weil der Interpret ganz neue Facetten eines gut bekannten Werkes herausgearbeitet hat, weil das Klavierspiel umwerfend ist, weil der Sound vom Klavier einen betört, weil die Atmosphäre einer Live-Aufnahme Euch einfach nicht mehr losläßt und bei Nennung des Werkes in anderem Kontext sofort das Klangbild im Hirn von eben genau dieser Aufnahme abrufbar ist. Maßstabsetzend also.

Ich mache einmal den Anfang:

Enrique Granados: Goyescas, Live-Aufnahme mit Alicia de Larrocha aus dem Concertgebouw Amsterdam, 1984:





Für mich kommen bei dieser Aufnahme alle genannten Komponenten zusammen: Atemberaubendes Klavierspiel, nie gehörte Details aus dem Notentext [1], ein wirklich großartig präparierter Flügel mit einer Aufnahmetechnik, die das Instrument blühen läßt und einem das Gefühl vermittelt, Teil des Publikums zu sein.

Ich bin gespannt, wie der Thread angenommen wird!

[1] https://s9.imslp.org/files/imglnks/usimg/1/11/IMSLP01199-Goyescas.pdf
 
Klavier: Evgeni Koroliov




Cembalo: Jean Rondeau

 
und spätestens nach dem zehnten Beitrag merkt man, dass einfach nur noch willkürlich Aufnahmen genannt werden, die irgendjemand zufälligerweise sein eigen nennt und die natürlich dann auch die beste ist.

Q.E.D., schneller als ich dachte. Warum sollte man sich auch die Mühe machen, mal zwei Zeilen zu einem Link zu posten.

Drei Links: Der erste genau drei Minuten nach meinem erstellten Thema, der zweite als embedded hier nicht sichtbar und der dritte ein Cembalo, das auch in Österreich nicht Klavier, sondern Cembalo heißt.

Warum?

Warum ist Goulds 1955er Studioaufnahme so viel besser als die 1954er Version, die er bei der CBC aufnahm? Oder die auf dem schönen Yamaha eingespielte von 1981? Oder vielleicht auch die Live-Aufnahme aus Salzburg von 1959?

Und warum ist Koroliov so toll im Vergleich zu Sokolov, Aimard, Levit, Kempff, Schiff und hundert anderen Pianisten, die das Stück aufgenommen haben?

Echt, ich glaube, ich lasse das Thema löschen; ist ja schlimmer als rec.music.classical.recordings - und das will schon was heißen.
 
Warum ist Goulds 1955er Studioaufnahme so viel besser als die 1954er Version, die er bei der CBC aufnahm? Oder die auf dem schönen Yamaha eingespielte von 1981? Oder vielleicht auch die Live-Aufnahme aus Salzburg von 1959?
Ich mag diese und würde sie halt auf die von Dir zitierte Insel mitnehmen. Oder hab ich Dich falsch verstanden? Aktuell würde mir einiges mehr einfallen (Levit & Co. und vieles anderes) aber Du fragtest ja nach dem Favoriten und dieser ist nun mal sehr, sehr emotional. :bye:
 
@OE1FEU
Möchtest du eine Beschreibung, warum für einen persönlich die Aufnahme xy so toll ist?
Oder richtet sich der Thread eher an Profis, die genau benennen können, warum sie die Aufnahme besonders gelungen finden?




Eine meiner Lieblingsaufnahmen. Leider bin ich kein Profi, kann also nur sagen, was für mich daran toll ist.
Das Stück klingt für mich bei ihr eher wie eine Geschichte. Als würde Frau Argerich mit dem Klavier ein Märchen erzählen. Ganz ruhig und trotzdem spannend. Nichts ist zu viel und trotzdem genug, um alles zu verstehen.
 
Phantastischer Klaviersatz, sensationell eingespielt, Pogorelich in Höchstform. Und der Steinway klingt auch ordentlich.
Meine Ravel-Entdeckung.

 
Nach langem Nachdenken würde ich für mich als Referenz die Aufnahme des Carnaval op. 9 von Schumann mit Serge Rachmaninoff sehen. Der klangliche Reichtum, Agogik und rhythmische Energie und schlicht die geradezu spielerische Leichtigkeit sind in diesem Stück unerreicht.
Die Gesamtform mit den Sphingen im Zentrum ist überlegen gestaltet.
Mir hat diese Aufnahme jegliche Ambition dieses Stück zu spielen genommen.
 

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