Recht informativer Film über Regulation einer Flügelmechanik

J

jazzjens

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25. Sep. 2009
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Danke fürs Posten!

Finds ja mutig, wie er da die Mechanik auf den augenscheinlich guten Tisch stellt :mrgreen:

LG
Patrick
 
Danke für den Link!
Der Film ist echt interessant!

Bei den Schmiermitteln hat anscheinend jeder seine eigene Philosophie.

Warum sind die Hammerrollen schwarz? Waren die früher mit einem anderen Gleitmittel wie z. B. Graphit versehen worden?

Grüße
Thomas
 
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Danke für den Link!
Der Film ist echt interessant!

Bei den Schmiermitteln hat anscheinend jeder seine eigene Philosophie.

Warum sind die Hammerrollen schwarz? Waren die früher mit einem anderen Gleitmittel wie z. B. Graphit versehen worden?

Grüße
Thomas

Der Stosszungenkopf ,der an die Hammerrolle angreift ist schwarz ( graphitiert ) , es sind Abrieberscheinungen an der Hammerrolle . Früher war der Stosszungenkopf
oft nicht graphitiert sondern ganz glatt poliert .
 
Das ist ein interessanter Film! Nur bei der Schmiererrei komme ich nicht ohne skeptisches Naserümpfen vorbei. Macht das denn dem Holz nichts? Quillt das bei den Achsen nicht auf? (Das Öl ist sehr dünnflüssig und man sieht ja wie das Holz das förmlich aufsaugt? Und wie siehts bei diesen Stellen mit Staubansammlung aus?
Diese Lehre für die Saitenhöhe ist ein praktisches Gerät. Und so einfach!
 
Das ist ein interessanter Film! Nur bei der Schmiererrei komme ich nicht ohne skeptisches Naserümpfen vorbei. Macht das denn dem Holz nichts? Quillt das bei den Achsen nicht auf? (Das Öl ist sehr dünnflüssig und man sieht ja wie das Holz das förmlich aufsaugt? Und wie siehts bei diesen Stellen mit Staubansammlung aus?
Diese Lehre für die Saitenhöhe ist ein praktisches Gerät. Und so einfach!

Diese Art der Vorrichtung ist uralt , Klaviermacher waren schon immer sehr erfinderisch . Das " Einölen" der Achsen auf diese Art betrachte ich auch mit grösserem Zweifel .
 
Nun habe ich mir den Film auch ganz angesehen...

Meine Eindrücke dazu:
Es ist ein immenser Vorteil, wenn man einen Kameramann bei der Arbeit hat und nicht eine fix installierte Kamera, wie in meinem Fall der Werkstattvideos. Ich stelle die Kamera zwar hin und wieder um und baue nachträglich aus dem Filmmaterial Schwenks ein, aber im Grunde bleibt es eine statische Position und die ist immer ein Nachteil.

Auffälligkeiten an der Klaviatur in vorliegendem Video waren die Kasimirscheiben, die direkt am Tastenholz angebracht sind und nicht auf den Tastenstiften stecken. Das habe ich vorher noch nicht gesehen. Auch kommt mir vor, waren die Scheiben nicht rund sondern eine Seite bis zum Loch gekappt und dann aufgeklebt an den Tasten.

Wenn der Eindruck entsteht, dass bei jeder Mechanikregulation als "Standardarbeit" dermaßen viel geschmiert werden muss, dann ist das mein entscheidender Kritikpunkt. Ich kann nicht fühlen, ob diese Maßnahmen erforderlich waren, also gehe ich als Betrachter davon aus, und der Kollege gut geschult, dass dies alles notwendig war - aber ein Automatismus darf es nicht sein. Für mich hatte es den Eindruck erweckt, dass er das immer so macht, aber ich kann mich auch irren.

CLP-Flüssig und Microteflonpuder sind die besten der modernen Schmiermittel. Die großzügige Art der Aufbringung ist nicht notwendig und hinterlässt ein unnötiges Übermaß an Schmiermittel (man könnte auch sagen Dreck) überall. Über Vor- und Nachteile von Schmier- und Gleitmittel streitet sich die Fachwelt und auch hier im Forum gibt es einen eigenen Thread von PianoCandle.

Die Röllchen brauchen nur an der Auflage gleitfähig zu sein und es wäre besser, die grafitglatten Stellen davor ein wenig aufzurauhen, damit das Teflonpuder auch hält. Man sieht sehr deutlich, es rutscht immer wieder weg von der Stelle, an der es haften soll - und der Kollege reibt an der äußeren Rundung, wo keine Notwendigkeit besteht. Reinigung ist oft wichtiger als Schmiere und wurde nicht gezeigt.

Die Feinregulation des Tastentiefgangs würde ich außerhalb der Spiellade NIE korrigieren. Der Tisch braucht nur ein klein wenig anders sein (im Microbereich) als die Ebene der Spiellade und schon stimmt der 10mm Tiefgang nicht mehr im Instrument. Aber vielleicht wurde das nur wegen der besseren Filmbarkeit so gezeigt. Außerhalb kann man bei sehr guter Unterlage und starkem Regulationsbedarf sehr gut und bequem Vorregulieren, aber exakt, also die Feinregulierung macht man im Instrument.

Das Richtgestell für die Abnahme der Saitenposition ist gut, wenn man die Mechanik in die Werkstatt verfrachten muss und dort vorreguliert. Vor Ort genügt es nach den Vorarbeiten, und ist weit weniger Fehleranfällig, den ersten und letzten Ton direkt im Instrument einzustellen und das Reguliergestell am Arbeitstisch nach diesen Hämmern auszurichten.

Die Regulation wurde insgesamt fehlerlos und sehr gut erklärt und die handwerklichen Griffe dazu in schönen Aufnahmen präsentiert, nur der Dämpfungsweg und Halbgang wurde nicht gezeigt.

LG
Michael
 
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Lieber Michael,

dickes Danke! für Deinen guten kritischen Beitrag und die Mühe.
Klasse!

LG Jens
 

nur der Dämpfungsweg und Halbgang wurde nicht gezeigt.

Also entweder hab ich gerade Gedächtnisschwierigkeiten weil ich eine andere Erinnerung an das typische Aussehen eines Konterklaviers habe, oder ich habe einen Knick in der Optik: wo sind die Halbganglöffel:confused: Oder hat Steingräber etwa keine? Das kenn ich nur von alten Instrumenten. Und selbst die haben einen Punkt, an dem die Taste angreift, aber den kann ich bei dem Steingräber auch nicht erkennen. Fehlt da was oder bin ich gerade mit Sonntagsdoofheit geschlagen?
 
Auffälligkeiten an der Klaviatur in vorliegendem Video waren die Kasimirscheiben, die direkt am Tastenholz angebracht sind und nicht auf den Tastenstiften stecken. Das habe ich vorher noch nicht gesehen. Auch kommt mir vor, waren die Scheiben nicht rund sondern eine Seite bis zum Loch gekappt und dann aufgeklebt an den Tasten.

Ich hab sowas auch noch nie gesehen. Die sind anscheinend nicht geklappt, sondern halbiert, also mittig durchgeschnitten und dann auf die Taste geklebt. Aber wozu? Die amerikanischen Kollegen hatten mal vor einigen Jahren eine Diskussion, dass man vorne etwas von den Scheiben wegschneidet um Reibung und Widerstand beim Runterdrücken zu minimieren. Aber bei dem Steingräber ist hinten was weggeschnitten, nicht vorne.
 
Ich hab sowas auch noch nie gesehen. Die sind anscheinend nicht geklappt, sondern halbiert, also mittig durchgeschnitten und dann auf die Taste geklebt. Aber wozu? Die amerikanischen Kollegen hatten mal vor einigen Jahren eine Diskussion, dass man vorne etwas von den Scheiben wegschneidet um Reibung und Widerstand beim Runterdrücken zu minimieren. Aber bei dem Steingräber ist hinten was weggeschnitten, nicht vorne.
Rein von der Logik her würde es Sinn machen, denn die Taste bewegt sich etwas leichter, wenn der Filz beispielsweise links und rechts vom Loch, aber nicht vorne und hinten ist. Leider wird dann dieser verbleibende Rest des Waagescheibchens umso höher beansprucht und schneller hart bzw. hat weniger dämpfende Wirkung.

LG
Michael
 
Zur Frage des "Öls", Staub, Rückständen usw.:

Auf der Protek-Flasche sah ich: "fluoropolymers in solvents". Protek CLP ist also genaugenommen ein Trockenschmiermittel, das nur in Lösung aufgetragen wird. Fluorinierte Polymere sind nämlich chemisch gesehen aus derselben Reihe wie Teflon (wobei Teflon wegen seiner kompletten Fluorinierung in fast keinem Lösemittel löslich ist). Was also schlimmstenfalls im Holz zurückbleibt, nachdem das Lösemittel verdampft ist, ist ein wenig dieses Polymers. Fluorinierte Polymere ziehen m.W. keinen Staub an (im Gegenteil). Insofern sollte seine Anwendungsmethode mit dem Tropfer kein Problem darstellen - von der Verschwendung mal abgesehen.
 
Zur Frage des "Öls", Staub, Rückständen usw.:

Auf der Protek-Flasche sah ich: "fluoropolymers in solvents". Protek CLP ist also genaugenommen ein Trockenschmiermittel, das nur in Lösung aufgetragen wird. Fluorinierte Polymere sind nämlich chemisch gesehen aus derselben Reihe wie Teflon (wobei Teflon wegen seiner kompletten Fluorinierung in fast keinem Lösemittel löslich ist). Was also schlimmstenfalls im Holz zurückbleibt, nachdem das Lösemittel verdampft ist, ist ein wenig dieses Polymers. Fluorinierte Polymere ziehen m.W. keinen Staub an (im Gegenteil). Insofern sollte seine Anwendungsmethode mit dem Tropfer kein Problem darstellen - von der Verschwendung mal abgesehen.
Hallo Mark,
Das CLP kein Öl ist wusste ich, aber nicht viel mehr. Eine Frage an den Chemiker: Wenn Lösemittel ins Holz eindringt hinterlässt es bei Trocknung keinerlei eigene Rückstände - so hab ich das verstanden. Bis es aber getrocknet ist, löst es da nicht Bestandteile im bzw. am Holz an, welche sich an den Rändern sammeln? So ähnlich wie Wasserränder? ...und was könnte es in Kunststoff lösen? Die Röllchen sind bei vielen modernen Flügel bereits aus Kunstleder. Und welche Stoffe könnte dieses Lösemittel in gewebtem Kasimir lösen, wo ich keine Ahnung habe, was außer Wolle und Webegarn sonst noch alles Chemische drinnen ist? Fragen über Fragen ;-)

@ Toni
Kommt immer auf die Klebstoffmenge und Klebstoffart an. Es gibt die Kasimirscheiben von 1,0 bis 1,8mm welche man für den Waagebalken verwendet. Je dicker, desto schneller ändert sich die Exaktheit der Tastenebene, also das Gerade gelegte.

LG
Michael
 
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Hallo Michael,

Deine Fragen kann ich leider nicht hieb- und stichfest beantworten, weil ich nicht weiß, in welchem Lösemittel die Fluoropolymere des CLP gelöst sind. Das müsste man vorab erstmal ermitteln. Ich kann ja mal zu Haus meinen Riechkolben in die Flasche halten, die du mir geschickt hast, um eine erste Schätzung zu machen. Wenn im CLP Lösemittel sind, die Pigmente, Phenole, Tannine usw. lösen können, dann könnte es in der Tat zu Rändern kommen.

Bei Kunstleder müsste man wiederum wissen, aus welchem Kunststoff die Röllchen überhaupt gemacht sind. Hier hätte ich aber eher Sorge darum, dass ein Farbstoff, mit dem das Kunstleder gefärbt ist, herausgewaschen wird.

Genauso beim Kasimir: außer Wolle und Garn ist m.w. nur Farbstoff darin, und es wäre denkbar, dass der rote Farbstoff sich im Lösemittel des CLP auflöst. Die Wolle selber wird hier eher keinen Schaden nehmen. Allerhöchstens, dass sich das wenige Lanolin, welches sich noch in der Wolle befindet, vom Lösemittel herausgewaschen wird - was aber kein Problem sein sollte, weil das CLP ja eh ein Schmiermittel in die Wollefasern einbringt.

Ich vermute (!) zwar, dass die Hersteller vom Protek die Lösemittel so gewählt haben, dass es weder Kasimirfarbstoff noch irgendwelche Holzpigmente auswäscht - just, damit das Mittel möglichst "flecksicher" ist - aber fluten würde ich die Kapseln damit trotzdem nicht.

(Sorry, viel geschrieben, ohne dir eine genaue Auskunft zu geben...)

Gruß,
Mark
 
da es sich bei dem gezeigten Flügel nicht um ein Neuinstrument handelt, ist die Verwendung von CLP völlig in Ordnung. Es verhindert das Verkleben der Achsen, minimiert Geräusche und läßt sie gut laufen.
Das steife Achsen Geräusche machen ist mir noch nicht aufgefallen...
Verklebte Achsen macht es wieder locker, aber nicht in jedem Fall, denn falls die Achsen vormals mit Ballistol-Öl oder andere Ölen verklebt wurden hilft CLP leider nicht bzw. erfahrungsgemäß nur vorübergehend.

LG
Michael
 

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