Prokofiev: Montagues & Capulets aus Romeo und Julia

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
  • Erstellungsdatum

Eine der seltenen Gelegenheiten, den Komponisten selbst am Pult zu erleben:



Aus dem Leben gegriffen:



Nur zum Anregen, nicht zum Nachmachen... .

LG von Rheinkultur
 
Hi Jeremias,

wirklich sehr, sehr, sehr schöne Aufnahme! Gefällt mir ganz gut.

Trotzdem gefallen mir ein paar Dinge nicht so sehr (was aber durchaus auch eine reine Geschmackssache sein kann):

0:07 etc.: Die Melodie in der rechten Hand klingt für meinen Geschmack etwas zu "unwitzig". Desweiteren kratzt die Rythmik an manchen Stellen etwas am "triolischen" (z.B. direkt unmittelbar vor der ersten Repitition bei 0:19, und auch ab 1:15 finde ich), was das Stück etwas verschlafen und "walzermäßig" klingen lässt.

0:22 und Parallelstellen: Die Akkorde in der linken Hand sind mir etwas zu präsent, sie verdecken fast die Melodiestimme. Desweiteren ist der oberste Ton der Akkorde für meinen Geschmack etwas zu sehr hervor gehoben, was für mich sehr unausgeglichen klingt.

Der langsame Mittelteil ab 1:57: Mir kommt das Tempo etwas unstet vor, und die Melodie ist für meinen Geschmack etwas zu unpräsent. Ich als Zuhörer verliere hier den Faden, da es, wie ich finde, ein bisschen "angetrunken" und "breiig" klingt.

Ab 3:17 kratzt es m.E. wieder am triolischen. Das merkt man, wenn man schnell "1-2-3" und "1-2-3-4" mitzählt. Dann bewegt sich deine Aufnahme dazwischen, wie ich finde.

Ganz am Ende: Das Stück sollte doch im Fortissimo enden. Bei dir klingt das nicht so wirklich, wie ein richtiger Schluss. Geschweige denn, wie ein Prokofiev-Schluss ;-)

Im ganzen Stück stört mich deine Pedalisierung auch etwas. Sie verschleiert viel. Prokofiev muss m.E. immer etwas sarkastisch und witzig klingen (außer natürlich an den lyrischen Stellen). Da ist viel Pedal nicht so hilfreich.

Und allgemein, muss es noch etwas witziger, böswilliger und gemeiner klingen. Um mal eine sehr qualitative Aussage von mir zu geben.

Im Großen und Ganzen ist es meiner Meinung nach schon eine sehr gute Grundlage. Aber es klingt noch ein bisserl unfertig, wie ich finde.

Ich hoffe du nimmst meine Kritik nicht falsch auf, und natürlich kann ich mich auch bei manchen Dingen geirrt haben, bin ja kein Profi, und habe das Stück noch nie ernsthaft gespielt (nur ein paar mal angespielt).

Und als Beispiel, dass das Stückt auch "nackt" ohne Pedal gut klingen kann:



Liebe Grüße,

Daniel
 
Ach was! Waren auch in großen und ganzen meine Gedanken. Ich hab das erst vor vier Wochen angefangen und jetzt zum ersten mal gehört. Das wird nächste Woche anders klingen ;)
 
Ich bevorzuge übrigens Lugansky und habe heute früh nochmal einiges überarbeitet. Wie gesagt, habe vor vier Wochen angefangen und es jetzt das erste Mal selber gehört. Deswegen habe ich es auch eingstellt, damit ich Feedback bekomme ;)
 
Lieber Pianojayjay,
eigentlich will ich Deine Arbeit gar nicht kritisieren, da ich zu grossen Respekt davor habe. Neben einem sehr anstrengenden Beruf noch so viel zu ueben, ist grossartig. Du scheinst aber auch Kritik zu wuenschen. Es gibt jetzt gar keine musikalische Kritik von mir, nur eine "physiologische": Fuer mein Empfinden sitzt Du sehr nah am Klavier, haeufig mit etwas hochgezogenen Schultern und etwas gekruemmtem Ruecken (z.B. bei der Oktavenstelle um 1:28). Deine Haltung sieht etwas "gedrueckt" aus. Es tut mir leid, aber ich habe etwas Sorge um Deinen Ruecken. Wenn ich dauernd so saesse, ich glaube, Rueckenschmerzen waeren vorprogrammiert. Versuche doch einmal, Dich mehr aufzurichten, die Schultern etwas lockerer zu lassen und zu senken. Eventuell musst Du dann den Klavierhocker etwas nach unten schrauben, wahrscheinlich aber gar nicht, da der Schulterguertel dann zwar am aufgerichteten Oberkoerper hoeher ansetzt, die Schultern aber das ausgleichen, wenn sie gesenkt sind. Dein Klavierspiel koennte dadurch eventuell freier und noch souveraener klingen, vielleicht fuehlt sich dann manches technisch leichter an. Probier es aus, ob es fuer Dich funktioniert, sprich das vielleicht im Unterricht an. Vielleicht sieht es auch auf den Videoaufnahmen nur so aus. Rubinstein sitzt immer recht aufrecht, Volodos eigentlich auch, Bronfman, Zimerman. Ich weiss natuerlich nicht, ob sie Rueckenprobleme haben, aber es sieht bei diesen recht "gesund" aus.
Viel Erfolg bei Deinen Projekten und Freude an der Musik,
Jannis
 
Eventuell musst Du dann den Klavierhocker etwas nach unten schrauben,

Das ist leider nicht möglich. Man sollte eigentlich meinen, dass man eine gute Klavierbank hat wenn man sich eine B 500 oder Lanzani (am Bechstein) zulegt. Beide Klavierbänke stehen aber auf der tiefsten Einstellung und ich habe an beiden noch die Füße entfernt um einen weiteren Zentimeter zu gewinnen. Denn sogar bei meinen 173 cm sitze ich zu hoch. Jeremias ist ein gutes Stück größer als ich. Ich habe schon überlegt die Dinger zum Schreiner zu schleppen um die Beine kürzen zu lassen (wenn man das selber macht wackelt es danach sicherlich).

Ich verstehe nicht, warum Burghardt, Lanzani & Co. die Beine der Klavierbänke schon von Hause aus zu lang machen und man selber zur Säge greifen (lassen) muss.
 
Naja, die Groesse allein macht es ja nicht. Vielmehr kommt es auf das Verhaeltnis der Rumpflaenge zur Armlaenge an. Wenn jemand sehr lange Arme aber einen relativ kurzen Rumpf hat, kann er immer noch recht gross sein wegen seiner dann wahrscheinlich auch langen Beine, aber trotzdem hoch sitzen muessen, waehrend eine kleinere Person mit kurzen Armen aber langem Rumpf den Hocker tiefer stellen muss. Ich glaube aber nicht, dass es bei Jeremias eine "Hockerfrage" ist, da ich Aehnliches auf vielen seiner schoenen Videos beobachtet habe. Anscheinend leiden viele Pianisten unter Rueckenproblemen, deswegen habe ich diese Bemerkung gemacht.
Jannis
 
Also, ich habe mich so eigentlich recht wohl gefühlt und war selber verwundert wie nah ich dran sass. Ich entscheide das immer von Mal zu Mal wie ich mich setze, wie nah ich den Hocker positioniere. Das kommt auf den Flügel an, aber auch auf mein persönliches Gefühl zum Moment X
 

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