Probleme bei Clementis Sonatine in G (Allegro)

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Herr Toteninsel

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Liebe Forumsmitglieder,

gerade spiele (oder besser: ich versuche es) das Allegro aus der Sonatine in G von Muzio Clementi. Ich spiele das Stück sehr gerne und der erste Teil gelingt mir bereits gut, aber ab Takt 32 beginnen die Probleme. Insbesondere Takt 36 klingt bei mir grausig. Ich habe den Notentext bereits mehrmals überprüft, aber es ist einfach dissonant. (fis mit g) Oder muss ich das irgendwie rythmisch versetzt spielen?
Ich habe ja nichts gegen Dissonanzen, aber bei Ordnungskaiser und Sonatenhauptsatzformpapst Clementi?

Über Hilfe freue ich mich sehr, ich hoffe die Frage ist nicht zu konfus

Mit besten Wünschen

Herr Toteninsel
 
Wie langweilig wäre Musik ohne Dissonanzen? Gibt es überhaupt Musik, die nur aus Konsonanzen besteht?

Die Dissonanzen in dem Beispiel sind ganz gewöhnliche Vorhaltbildungen, die es in ähnlicher Form schon mindestens 200 Jahre vor Clementi gab. Und gespielt werden sie genau so, wie sie notiert sind. Sogar mit einer Extra-Betonung auf der Dissonanz und einer anschließend unbetonten Konsonanz!

LG, Mick
 
Ich emfinde das gar nicht als sonderlich dissonant.
Wie willst Du jemals modernere Musik spielen :-)?

Auf jeden Fall gehört die Stelle wie notiert.
 
Danke schon mal für die Antworten.

Gegen Dissonanzen habe ich nichts und ich heiße nicht umsonst Herr Toteninsel. (Außerdem höre ich zum beispiel für mein Leben gern Richard Strauss und der geizt auch nicht mit der Dissonanz) Trotzdem kommt mir das beim Spielen seltsam vor. Mick, könntest du mir das mit der Vorhaltbildung erklären? Vielleicht lese ich das ganze auch einfach falsch.
 
Die Harmonie in Takt 36 ist der Septakkord der Doppeldominante. Die Doppeldominante ist sozusagen die "Dominante der Dominante", also in diesem Fall A-Dur. Der Grundton A selber fehlt, deshalb ist es streng genommen ein sogenannter "verkürzter" Septakkord. Dieser besteht aus den Tönen Cis-E-G.

Die erste Melodienote in diesem Takt ist ein Fis. Das "gehört" nicht in den Akkord, man nennt es deshalb harmoniefremd. Harmoniefremde Töne auf betonten Zeiten nennt man Vorhalt, wenn sie in einem Sekundschritt zu einer harmonieeigenen Note aufgelöst werden. Genau das passiert hier: das Fis geht in einem Sekundschritt zum harmonieeigenen E. Dasselbe passiert noch zweimal in diesem Takt - das harmoniefremde Dis auf 2 wird ebenfalls zum E aufgelöst und das Fis auf 3 zum G.

Vorhaltsdissonanzen sind ein deutlich schärferes Gewürz als Durchgangsdissonanzen, weil sie im Gegensatz zu diesen immer auf betonten Zeiten stehen.
Beispiele für die milderen Durchgangsdissonanzen findest du z.B. in Takt 22. Dort klingen auf 1+ ebenfalls Fis (diesmal im Bass) und G im Diskant zusammen, aber weil das auf einer unbetonten Zeit geschieht, fällt diese Dissonanz weit weniger auf.

LG, Mick
 
Danke für die ausführliche Erklärung, lieber mick. Das hat mir sehr geholfen. Schließlich analysiere ich ein Orchesterwerk auch immer nach den harmonien und erkenne so viel besser, was der Komponist wollte.

Kann es sein, dass es sich einfach aufgrund des langsamen Übungstempos noch nicht so anhört. Bei den Profiaufnahmen, ist nämlich keine ( für mich als unangenehm empfundene) Dissonanz hörbar.
 
Das ist sehr gut möglich. Bei zu langsamen Tempo wird u.U. ein Vorhalt gar nicht als solcher wahrgenommen.
 
Spiel die Noten im Bassschlüssel mal als geschlossenen Akkord. Also g-cis-e gleichzeitig, und dazu die rechte Hand. Dann verstehst du die Harmonie besser.
Füge noch ein a zum Akkord hinzu, also g-a-cis-e, dann hast du einen wohlklingenden A7-Akkord.
 

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