Pitthan, Paulello oder doch lieber altbewährt Röslaudraht?

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Andreas412

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Hallo,

ich frage mich schon seit längerem welcher Saitendraht denn nun der beste ist, bzw. worin der Unterschied hinsichtlich der Qualität und Haltbarkeit der verschiedenen Saitenhersteller liegt. Sicherlich hat vernickelter Saitendraht einen höheren Preis. Hinsichtlich des oxidationsfreudigen Röslaudrahtes (sofern man ihn ohne Handschuhe bezieht) erscheint das Beziehen mit vernickeltem Draht doch arbeitsfreundlicher.
Des Weiteren müsste vernickelter oder gar vergoldeter Draht die Optik eines zu restaurierenden Instrumentes doch extrem verbessern. :cool:

Röslaudraht scheint altbewährt zu sein, jedoch hat hier jemand Erfahrungen mit den anderen Drahtherstellern? Gibt es bereits Langzeiterfahrungen hinsichtlich der Stimmhaltung oder dem Klangverhalten. Könnte der Klang sogar verfälscht werden?
 
vernickelten Draht hab ich bisher noch ned genutzt (wo zu gibt es Gummihandschuhe? :D )

Der Paoello Draht erscheint mir persönlich ein wenig schwebungsärmer als der Röslaudraht. Pure Sound Draht scheint die "tonliche Undefiniertheit" zum Baßübergang etwas aufzuheben.

Viele Grüße

Styx
 
Hallo Maestro,

in ein paar Monaten, Wochen (?? sobald der andere Maestro zu mir kommt) kann ich einen kleinen Hörbericht beisteuern. Dann wird mein alter Blüthner mit Paulello Saiten (vernickelt) komplett bezogen. Davon würde wahrscheinlich ein ganzes afrikanisches Land satt. Und im nächsten Leben sind erst mal alle Hobbies gestrichen.

LG, Sesam
 
Hallo Maestro,

in ein paar Monaten, Wochen (?? sobald der andere Maestro zu mir kommt) kann ich einen kleinen Hörbericht beisteuern. Dann wird mein alter Blüthner mit Paulello Saiten (vernickelt) komplett bezogen. Davon würde wahrscheinlich ein ganzes afrikanisches Land satt. Und im nächsten Leben sind erst mal alle Hobbies gestrichen.

LG, Sesam

Wieso das?? Seit wann essen afrikanische Länder Nickelsaiten ? :confused:
 
Weil bei Blüthner jede Saite ne eigene Öse bekommt, das kostet Arbeitsstunden...
 
ich weiß noch aus meiner Lehre, dass wir den vernickelten damals nicht mehr genommen haben, obwohl noch einiges davon auf Lager war. Ich weiß leider nicht mehr, warum wir das nicht mehr gemacht haben. Aber es war irgendwie böse. Sah zwar besser aus, hatte aber große Nachteile.
 
ich weiß noch aus meiner Lehre, dass wir den vernickelten damals nicht mehr genommen haben, obwohl noch einiges davon auf Lager war. Ich weiß leider nicht mehr, warum wir das nicht mehr gemacht haben. Aber es war irgendwie böse. Sah zwar besser aus, hatte aber große Nachteile.

Was ich bisher so an vernuckelten Saiten erlebt hab, die haben alle entweder irgendwie unsäglich gejault oder waren schlichtweg derart muffig, daß man Zweifel am Stegdruck hatte. Fehlt bloß noch daß irgendein Schlaumops auf die Idee kommt Kupferspinndraht zu verchromen.


Viele Grüße

Styx
 
Dann frage ich mal andersherum: welche Vorteile könnten vernickelte Saiten haben?

LG, Sesam

P.S. Und jetzt bitte nicht: "Sie schmecken besser!" :D
 
Dann frage ich mal andersherum: welche Vorteile könnten vernickelte Saiten haben?

sie glänzen schöner, und man kann auch mal mit seinen Schmutzpfötchen drauf datschen ohne daß sie gleich unansehnlich aussehen - mei, bei Gitarrensaiten seh i ja noch oan, die halten eh nimmer lang, aber beim Klavier? Herrschafftszeiten noch a mal, so a Klavier is doch koa Zupfinstrument ned! :D

Viele Grüße

Styx
 
Dann frage ich mal andersherum: welche Vorteile könnten vernickelte Saiten haben?

LG, Sesam

P.S. Und jetzt bitte nicht: "Sie schmecken besser!" :D

Doch, das tun sie. Schrieb Styx doch schon:

Was ich bisher so an vernuckelten Saiten erlebt hab

c042.gif
 

Na dann fasse ich mal unsere 2,5 Meinungen zu vernickelten Saiten zusammen:

1. sie sehen hübsch aus
2. sie verwittern nicht
3. klanglich fragwürdig (was mich ehrlich gesagt ziemlich aufschreckt!)
4. adäquater Chips- und Schnullerersatz

Lässt sich Punkt 3 noch weiter aufklären?

LG, Sesam
 
ich glaube ein weitere Nachteil war, dass die schlecht über die Silie rutschen? Wie auch immer: scheint heute keiner mehr zu nehmen.
 
Erklärung und Erfahrungsbericht

Den vernickelten Saitendraht im Elektrolyseverfahren mit einer Schicht von 4 Mikron gab es bisher nicht. Siehe: Cordes Nickelées | Pianos Stephen Paulello

Bei den früheren Techniken anderer Erzeuger kam mehr Material zum Schutz drauf, als auch mit einer anderen Technologie. Die Schutzschicht platzte oft ab, und (ergänzend zu den Erfahrungsberichten der Kollegen) besonders bei der Silie oder bei den Stegstiften kam es zu "Stau" des Materials. Kein Wunder, wenn diese Saiten dann nicht gut geklungen haben und der Charakter eher Stumpfheit oder ein Sirren, wie ich es empfand, mit lieferte. Man verwendete dieses Saitenmaterial vorwiegend an Instrumenten für die Tropen.

Wer schon Erfahrung hat mit vernickelten Saiten von Paulello möge die Hand heben... Ich bisher nicht!

Sesam - ich habe schon einen Satz M fertig montiert (nicht vernickelt) und muss sagen, dass sie phantastisch klingen. :cool:

Pure Sound werde ich in Hinkunft kaum noch verwenden, da ich immer wieder mit brechenden Saiten (besonders bei den Ösen) zu kämpfen hatte. Der Klang ist zwar sehr silbrig und mir gefällt er, ist aber eben nicht für jedes Instrument geeignet, wo hingegen die Paulello Saiten Typ M sehr neutral und hell (spritziger) klingen, somit universeller einsetzbar sind. Im Übergang zum Bass verwendete ich teils Typ 0 und auch dies ist kaum wahr zu nehmen, selbst mit der "alten" Intonierung der Hämmer. Sie klingen eine Spur heller.. Nach der Intonation merkt man gar nichts mehr. Vorteil ist die bessere Auslastung, d.h. sie eiern nicht, wie dies häufig bei Mensuren im unteren Grenzbereich normalerweise der Fall ist.

LG
Michael
 
Lieber Micha,

schön, dass du dich auch zu Wort meldest! Was du schreibst, beruhigt mich sehr. Ich hatte auch noch mal bei Paule nachgelesen und bin ebenfalls über das von dir beschriebene Verfahren der Beschichtung gestoßen. In meinem laienhaften Verständnis reimte ich mir den Effekt ungefähr so zusammen, wie du es oben erklärst.
Über was ich dann noch gestolpert bin, war im www die Aussage, dass die Nickelsaiten im Vergleich etwas "weicher" seien und als solche den Anschlag nicht so hart aufnehmen. Du weißt ja, dass ich eine Schwäche für die "sanft ansteigende Klangkurve" habe. Beim Intonieren damals hast du ja meine Vorstellung quasi 1:1 in die Hämmerchen gestochen. Wenn die Saiten das jetzt auch noch unterstützen, bin ich glücklich. Oder ist das Wunschdenken?

Außerdem bin ich sicher, dass du in meine Blüthe nichts einflechten würdest, was der alten Fidel nicht guttut! :D

LG, Sesam

P.S. Die aufgezogenen Saiten beim Klavier würde ich nur zu gerne hören. Könntest du nicht...so eine ganz kleine Aufnahme...nur eine ganz kleine. Ja, ja ich weiß schon: die Kompression, die Kompression, man hört eh nichts mehr. Egal, was ich hören will, kommt schon bei mir an ;)
 
ich habe in der letzten zeit 3 flügel mit paulello typ 2 bezogen (alle 3 aus den 1840er jahren) und war erstaunt wie schnell die saiten stehen bleiben. 3-4 mal zwicken und dann kann man es schon rein stimmen ohne, dass die stimmung nach 3 tagen weg ist. habe klanglich keinen unterschied zum z.b. malcom rose empfunden.
würde mich aber sehr interessieren wie es mit dem draht für die "modernen" klaviere ist.

SESAM: soteurer sind die vernickelten saiten auch nicht, dass du dir sorgen wegen hobbies und afrika machen müsstest. und das mit den einzelnen ösen spielt auch nicht. wenn man nicht herumtröddelt, kann man einen bezug in 2 stunden fertig haben...

lg
emm
 
SESAM: wenn man nicht herumtröddelt, kann man einen bezug in 2 stunden fertig haben...

@klaviermacher: Also Micha, da hörst du's! Trödel nicht herum :-D

Danke Emanuel für deinen Erfahrungsbericht. Wenn der Flügel fertig ist, werde ich meinen Eindruck schildern. Ich kann natürlich nichts von handwerklichem Belang beitragen, aber zumindest etwas darüber, wie der Flügel mit neuen Saiten klingt.

Ich hoffe, dass sich der blüthnersche Klangcharakter überhaupt nicht verändert. Wenn die Saitentausch-Aktion abgeschlossen ist, wünsche ich mir ausbalancierte Lagen, einen nachhaltig singenden Diskant bis hoch oben, knurrige, warme, definierte Bässe bis ganz unten und dazwischen eine nicht zu schwammige Mittellage. Vor allem freue ich mich auf ein deutlich angewachsenes Spektrum an Klangfarben. Ob ausgerechnet ich die dann dem Flügel entlocken kann, ist fraglich, aber zumindest verstärken die neuen Saiten das Flügelfeeling in puncto Gestaltung. Die Mechanik selbst bringt ja schon Vorteile, aber dazu frische Saiten sind doch traumhafte Voraussetzungen. Morgen geht's los, alles wird gut!

LG, Sesam
 

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