..Pianos Pleyel schließt...

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Wiedereinaussteiger

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1. Feb. 2011
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...,wenn ich das im US-Forum richtig las...

Die dort verlinkten Artikel verweisen darauf, dass man gegen chinesische und koreanische Klavierbauer nicht habe bestehen können.

1807 vom nach Frankreich ausgewanderten Österreicher Ignaz Pleyel gegründet, und damit nach Ibach eines der ältesten bis in die Neuzeit produziert habenden Klavierbauunternehmen.

Mit sehr wechselvoller Geschichte. Da baute Pleyel mal zu Zeiten ca. 1830 bis 1860 die besten Klaviere der Erde.

Flügel von Pleyel waren die Instrumente von Frederic Chopin... Die Familie Pleyel war Gastgeber Chopins. Seine ersten Nocturnes op. 9 sind der Madame Marie Moke-Pleyel gewidmet, belgische Konzertpianistin und Ehefrau des Firmengründer-Sohnes Camille Pleyel.

Später in altfranzösischer Arroganz verhaftet, das "amerikanische System" (einteiliger Gussrahmen, Bassüberkreuzung) wegen angeblich nachteiligem Einfluss auf den guten Klang verachtend, technisch spätestens seit der Pariser Weltausstellung 1867 erkennbar ins Hintertreffen geraten. Zu jener Zeit hieß man schon Pleyel, Wolff et Cie. So schleppte man sich bei Pleyel seit den 1880er Jahren gegen die aufkommende große Konkurrenz der deutschen Klavierbauer durch die Jahrzehnte.

NB Ich lese gerade die faszinierende Klavierbau-Geschichte von Cyril Ehrlich, mit einem eminenten Kapitel über den Aufstieg und den Niedergang des französischen Klavierbaues.

Man fusionierte mit dem früheren größeren Konkurrenten Erard und auch mit Gaveau, dann landete die Marke bei Schimmel.

Gaveau, Erard, Pleyel.. ist es vorbei? Für musikinteressierte Franzosen wird das vermutlich so sein, wie es für einen Österreicher wäre, wenn Bösendorfer endete, für einen Amerikaner, wenn Steinway aufhörte, oder für uns hierzulande, wenn es Grotrian, Bechstein und Blüthner nicht mehr gäbe.
 
Na - wir haben wenigstens noch drei davon! Dazu noch die Burschen aus der zweiten Reihe. Wird schon halten in Germany.
 
Sagt ma, stimmt das? Oder ist das wieder mal schlampige Recherche?

Pleyel hat sich auf eine Art "Luxus"- und Design-Sachen verlegt, eben um sich von dem anderen "Massen"-Krams abzuheben. Was ich nicht weiß, ob das mehr als Optik gewesen sei. Ich vermute mal, ohne nähere Kenntnis: nein...

Wie dem auch sei, es hat nicht funktioniert.

Hoffen wir, dass sich einer der "Marke" erbarmt. Keine Pleyels mehr, quel dommage...

Da Stephen Paulello wieder "ancient français" pianos droits baut, Geradsaiter nach Neukonzepten, wäre das schön, wenn er den Namen Pleyel weiterführte.

Denke ich mal. Aber er ist Amerikaner... Er wird in der Tastenklappe seinen eigenen Namen lesen wollen.
 
Na - wir haben wenigstens noch drei davon! Dazu noch die Burschen aus der zweiten Reihe. Wird schon halten in Germany.

Ich wäre mir da nicht so sicher... Schimmel, mag sein. Steinway, abhängig von den US-Dingen, mag sein.

Bechstein? Schon enger... Ein Versuch, die absehbare Aufgabe der Altersnachfolge Karl Schulze zu stemmen, ging wohl schon schief. Einer der Söhne Piano Schmitz, Essen, sehr großer Bechstein-Händler, war mal auf ca. ein Dreivierteljahr drin in der Bechstein-Geschäftsführung, ist aber wieder raus. Jedenfalls haben Frau Küpper und Herr Schulze m.W. keine eigenen Kinder.

OT - Sollten wir sammeln? Für ein künftiges "C.lavio Bechstein"...?... Mindestens müste dann die Website verlässlicher "up" (statt down) sein... Sonst wäre das claviotisch nicht organisierbar...
 
Da Stephen Paulello wieder "ancient français" pianos droits baut, Geradsaiter nach Neukonzepten, wäre das schön, wenn er den Namen Pleyel weiterführte.

Denke ich mal. Aber er ist Amerikaner... Er wird in der Tastenklappe seinen eigenen Namen lesen wollen.

Ne, Paulello ist Franzose. Als ich ihn im Wissen um seine Internationalität und meine beschränkten Französischkenntnisse auf Englisch ansprach, fühlte er sich nicht in seinem Element. Auf Deutsch blüht er auf.
 
Pleyel hat sich auf eine Art "Luxus"- und Design-Sachen verlegt, eben um sich von dem anderen "Massen"-Krams abzuheben. Was ich nicht weiß, ob das mehr als Optik gewesen sei. Ich vermute mal, ohne nähere Kenntnis: nein...

Dazu im Vergleich das Zitat aus dem Interview der Humanité 2010:

La difficulté pour Pleyel aujourd’hui, c’est qu’il lui faut se battre avec les pianos chinois qui arrivent et qui sont vendus à prix de détail 1 500euros

Wieso sollte ein Premiumhersteller sich mit Billigchinesen messen müssen? Wenn die Ursachenanalyse nicht selbstkritischer verfolgt wurde, hat das Management womöglich nicht den besten Job gemacht.
 
Am Preis allein kann es ja nicht liegen. Siehe den Erfolg von Premiumherstellern wie wie Fazioli, Bösi, S&S.... Ich vermute eher, dass sich die aufwendigen Design- und Farbexperimente Pleyels negativ ausgewirkt haben. Sowohl auf Herstellungs- und Lagerkosten wie auf die Akzeptanz dieser Designs (?). Statt sich auf die Kernkompetenz zu beschränken, die offenbar der "romantische" Klang war.

Meint
Die Drahtkommode
 

Dazu im Vergleich das Zitat aus dem Interview der Humanité 2010:

Zitat von Humanité:
La difficulté pour Pleyel aujourd’hui, c’est qu’il lui faut se battre avec les pianos chinois qui arrivent et qui sont vendus à prix de détail 1 500euros


Wieso sollte ein Premiumhersteller sich mit Billigchinesen messen müssen? Wenn die Ursachenanalyse nicht selbstkritischer verfolgt wurde, hat das Management womöglich nicht den besten Job gemacht.

Nun, der Spruch steht in der Zeitung. Aus der Feder eines Journalisten.

Was das Management und die Eigentümerschaft dachte und denkt, wissen wir davon noch nicht...

Ich sage das mal so: sie haben es versucht. Die haben die Rechte von Schimmel erworben und haben sich erhebliche Mühe gegeben.
1- Neue Fertigung in Arles,
2- es klappte nicht,
3- wieder umgezogen an den alten Standoert in St. Denis im Norden von Paris.
4- Klappte auch nicht.
5- Jetzt ist Schicht im Schacht, sie wollen kein weiteres Geld mehr brutalversenken.

Vor allem, wenn ich letzte Nacht die Zahlen richtig las: bei Verkaufserlösen ("revenues") in 2012 (wenn ich recht erinnere) von irgendwas um 650.000 Euro einen Verlust von 1,7 Millionen gemacht.

Da endet alle Liebhaberschaft.

Es MUSS bei solchen Zahlen in den letzten wenigen Jahren die blanke Liebhaberschaft und ein Hoffnungslauf gewesen sein, vom Kostenblock letztlich nur noch ein Drittel per Erlösen gedeckt zu sehen.

Denn das bedeutet, dass du für 90.000 Euro Kosten ein Auto / einen Flügel baust, der Kunde dir aber nur 30.000 dafür zahlt.

Damit versenkst mit jedem gebauten Auto (Flügel) ein kleines Vermögen. ....

... Wenn DAS mal nicht Luxus ist...

Die haben die Masche Steinway, Fazioli probiert, sicherlich mit einem großen Schuss "Allons Enfants de la Patrie, le Jour de Gloire" et cetera.

Es hat nicht funktioniert.

= = = =

Und, nicht vergessen, die haben m.W. nicht Konkurs angemeldet, d.h. sie sind wohl weiter zahlungskräftig, die Eigner-Liebhaber. Die machen allerdings ("nur") die Fertigung dicht. Aus dem Bestand bereits gefertigter Instrumenten wollen sie noch abverkaufen.

= = = =

Spannende Frage wäre noch, was die Markenrechte der Gruppe wert sind. Die halten das Recht, unter den Namen Pleyel, und unter dem Namen Erard, und unter dem Namen Gaveau Flügel (und u.u. Weiteres) zu bauen.
 
Nun, der Spruch steht in der Zeitung. Aus der Feder eines Journalisten.

Was das Management und die Eigentümerschaft dachte und denkt, wissen wir davon noch nicht...

Nicht ganz, es handelt sich dabei um ein Interview:
En 2010, l’Humanité avait rencontré Arnaud Marion, directeur artistique des pianos Pleyel, qui évoquait déjà des difficultés liées notamment à la concurrence asiatique. Entretien avec Arnaud Marion, directeur artistique des pianos Pleyel, qui fut également à l’origine du projet de rénovation de la salle Pleyel à Paris.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich wirtschaftlich ins Abseits zu manövrieren. Wenn jedoch ein offenbar doch maßgeblicher Pleyel-Mensch 2010 rumgejammert hat, die Schwierigkeiten von Pleyel resultierten aus der chinesischen Billigkonkurrenz, dann heißt das für mich: Wohlfeil und populistisch, sicher passend für die Leserschaft der "Humanité", aber ebenso sicher nicht den Tatsachen entsprechend.
 
Ich wäre mir da nicht so sicher... Schimmel, mag sein. Steinway, abhängig von den US-Dingen, mag sein.

Bechstein? Schon enger... Ein Versuch, die absehbare Aufgabe der Altersnachfolge Karl Schulze zu stemmen, ging wohl schon schief. Einer der Söhne Piano Schmitz, Essen, sehr großer Bechstein-Händler, war mal auf ca. ein Dreivierteljahr drin in der Bechstein-Geschäftsführung, ist aber wieder raus. Jedenfalls haben Frau Küpper und Herr Schulze m.W. keine eigenen Kinder.

OT - Sollten wir sammeln? Für ein künftiges "C.lavio Bechstein"...?... Mindestens müste dann die Website verlässlicher "up" (statt down) sein... Sonst wäre das claviotisch nicht organisierbar...

Zumindest ein paar unerschrockene Investoren scheinen da nicht ganz so pessimistisch zu sein.

C.BECHSTEIN PIANO.AG Aktie | Aktienkurs | Kurs | News | 519800 | DE0005198006

Aber das will ja nix heißen.
 
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich wirtschaftlich ins Abseits zu manövrieren.

"Ich habe viel von meinem Geld für Frauen, Glücksspiel und Alkohol ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst."
:D :D

Wenn jedoch ein offenbar doch maßgeblicher Pleyel-Mensch 2010 rumgejammert hat, die Schwierigkeiten von Pleyel resultierten aus der chinesischen Billigkonkurrenz, dann heißt das für mich: Wohlfeil und populistisch, sicher passend für die Leserschaft der "Humanité", aber ebenso sicher nicht den Tatsachen entsprechend.

Was kennst du da für Tatsachen? Was hätte denn der Mann anderes sagen oder machen sollen?

Bin mal gespannt, was da jetzt Zielführendes kommt, bzw. vergangenheitlich Zielführend Gewesenes: wenn denn - casus irrealis - Barratt Gutes gemacht hätte, statt die Pleyel-Eigner und - Geschäftsführer Schlechtes oder Fehlerhaftes oder nicht Zielführendes...
 
Ich äußerte meinen Zweifel, dass Pleyel von der chinesischen Billigkonkurrenz plattgemacht wurde - bzw. dass die Hauptprobleme der Company im Preisdruck aus China bestanden - , wie in dem Humantité-Interview von Seiten des directeur artistique geäußert. That´s it.
 
Bin mal gespannt, was da jetzt Zielführendes kommt, bzw. vergangenheitlich Zielführend Gewesenes: wenn denn - casus irrealis - Barratt Gutes gemacht hätte, statt die Pleyel-Eigner und - Geschäftsführer Schlechtes oder Fehlerhaftes oder nicht Zielführendes...
Nun, ein directeur artistique hätte dafür sorgen MÜSSEN; dass Pleyel auch ausserhalb historischer Pianos in unserem Visier auftaucht. Das ist sehr schnell und sehr leicht zu bewerkstelligen. Ich habe nicht mal einen Schriftzug vor Augen, geschweige denn ein Wertbild!!! Und vielleicht weniger Tinneff a la Grande Nation produzieren und statt dessen den Kunden "abholen". M.E. war hier viel Arroganz (oder Unfähigkeit?) im Spiel. Versäumt wurde hier sicher vieles und irgendwann ist die Kettenreaktion im Gange und DIE kann man nur mit zwei Dingen aufhalten/revidieren, wenn ein bestimmter Punkt überschritten ist: Zeit und VIEL Geld. Und möglichst auch noch Hirnschmalz.
 


Lieber WEAS,

als Bewunderer Deines enzyklopädischen Klavierwissens möchte ich Dich nur ganz bescheiden auf einen kleinen Lapsus aufmerksam machen: Alès ist zwar nicht allzu weit von Arles entfernt, liegt aber in den lieblichen Einöden des Dept. Gard, wo der Baugrund und die Arbeitskräfte billig sind und die Industrieförderung hoch ist. Ein bißchen hatten die doch begriffen, was die Chinesen so erfolgreich macht. ;)
 
Das avangardistisches Design nicht zieht, kann man am Schnäppchen?!? Faden schon ablesen. Da sind die Designstücke nur schwer verkäuflich. Die Klientel ist wohl sehr konservativ
Njet, die Klientel hat "tief drinnen" ein Bewusstsein für gute, sinnvolle Form behalten. Was Pleyel da farbriziert hatte, war weder Design und schon gar nicht Avantgarde. Das war Kitsch für (Achtung: Politisch unkorrekt) reiche Muselmanen und neureiche Russkis.

N.B. Das Design- oder Stilbewusstsein ist in F. nicht so ausgeprägt, wie man das angesichts des Anspruchs an Sprache und Cuisine vermuten möchte. Da liegen die Italiener weit, weit vorne. Excusez moi, mes amis ;-)
 
Genau diese Fragen beweisen die Fehler des Managements. Und die stellt hier kein Anfänger, sondern eine Dame, die sich in der Szene auskennt. Hätte es eines besseren Beweises bedurft?
 

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