Pianistenvergötterung (?)

Gerd

Gerd

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Hallo,

als Anlage ein beachtenswerter Artikel, von dem ich, als Klavieranfänger, nicht so recht weiss, was ich davon halten soll?

Vielleicht können die Profis mal den Beitrag kommentieren.

Gruß
Gerd
 

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Hallo Gerd, was willst Du denn wissen?

Für mich ist es ein Text, der ebenso um Aufmerksamkeit heischt wie die im Inhalt angesprochenen Umstände. Wahrheitsgehalt? Klar trifft zu! Man kann die Physik nicht umgehen, sondern sich ihrer nur nutzbar machen - aber im Kontext mit Lügen etc. hat der Autor über das Ziel hinaus geschossen. :D

LG
Michael
 
Hier will sich nur einer mit feuilletonistischem Gequatsche wichtig machen.

Für Leute mit Ahnung ist der Artikel nicht gedacht. Denn für die steckt keinerlei Information drin.

Er ist an bildungsbürgerliche Musikliebhaber mit Halbwissen gerichtet (also so typische "Fono Forum" - Leser).

LG,
Hasenbein
 
Ich habe da auch nur ständiges Herumgebuhle um Aufmerksamkeit darin herausgelesen.

BILD-Zeitung für Intellektuelle oder so. :) (eigentlich schon zuviel der Ehre)
 
Ich finde den Bericht sehr schön. Er ist auch an den meisten Stellen faktisch zu begründen. Die physikalischen Eigenschaften einer Stimmung sind gut beschrieben. Jedes Intervall, außer der Oktave ist eben "unrein". Und man merkt das auch, wenn man sich einmal historische Stimmungen anhört, bei denen es z.B. nur "echte Quinten" gibt. Alles eine Sache der Gewöhnung.

Auch die Stellung des Plansten ist gut dargestellt. Er lebt absolut vom Publikum, und seine Modulationsmöglichkeit am Flügel ist in der Tat deutlich kleiner als bei einem Geiger.

Alles in Allem ein sehr interessanter Bericht!
 
Die physikalischen Eigenschaften einer Stimmung sind gut beschrieben.

Es gibt bestimmt selten die Gelegenheit dass Wikipedia auftrumpfen kann, aber hier ist so eine.
Die physikalischen Eigenschaften einer Stimmung sind hier bereits bei weitem besser beschrieben! :)

http://de.wikipedia.org/wiki/Stimmung_(Musik)

Eine Gute-Nacht-Lektüre zum Schmunzeln für die, die sowieso schon Bescheid wissen, mag das ja sein.
Ich würde mir aber keine Informationen daraus holen wollen.
 
Der Informationsgehalt des Artikels ist gleich null. Der Autor hat diverse Behauptungen zusammengetragen, die wesentlich genauer definiert werden müßten, um als präziser zu gelten als die Aussage "das Wetter ist schön". Und das schönste daran ist, daß selbst der Aufhänger nur eine Behauptung ist. Werden andere Starsolisten etwa nicht vergöttert? Vermutlich sind es im Bekanntenkreis tatsächlich gerade die Pianisten, die besondere Ehren erfahren, anderswo sind es dann die Geiger, Flötisten oder auch die Dirigenten. In den Kulturberichten des Provinzblattes, das ich regelmäßig lese, werden in erster Linie Sänger und Geiger erwähnt und vergöttert werden eher Komponisten, denen gerade ein Jubiläum bevorsteht.

Man könnte jetzt anfangen, die einzelnen Behauptungen aus dem Artikel zu diskutieren, und daraus könnte man ein Buch machen, das mit dem Fazit enden müßte, daß bislang nichts davon widerlegbar oder beweisbar ist. Intensive Diskussionen über jede einzelne Behauptung finden sich auch hier im Forum, das ist teilweise wesentlich interessantere Lektüre.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Was mich betrübt ist, dass ich nach meinem Ableben wohl meine Kammermusik nicht mehr machen darf.

Denn während ich wahrscheinlich in einer Unterwolke einen älteren Bechstein traktieren darf, sind alle meine Streicherkollegen auf dem Weg in die Hölle.
 
Leute! Das ist Unterhaltung! Der Witz am Anfang war doch nicht schlecht. Und die letzten drei Sätze gefallen mir ausnehmend gut. Das ist noch untertrieben!

Und was die Mitte angeht: Naja, ein Mix aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und normal-schlechter Recherche. Mehr kann man doch nicht erwarten? Oder sollen die schreibenden Kollegen erst ein Musikstudium absolvieren? Dann liest sich das aber bestimmt nicht so nett, wie die einschlägige Fachpresse beweist.

Weil Start und Schluss klasse waren, sag ich: Daumen hoch:mrgreen:

Gerd, Dein Motto ist gut!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ooh yeah, man! Let's have a party !!!
059.gif


Der Anfang und der Schluss waren tatsächlich gut.

Das Motto ist geklaut! (von den Chinesen :D)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

"Anlass genug, sich einmal zu wundern und zu fragen, woher der singuläre Status des Klaviers eigentlich kommt."

Eine gute Frage. Denn es gibt ihn wohl, diesen Status - haben die Berliner oder Wiener Symphoniker fest angestellte Pianisten? Wieso gibt's spezielle Kompositionen für "Klavier und Orchester", aber nicht für "Geige und Orchester"?

"Er " (der Status) " beruht auf Fehlern, Irrtümern und suggestiven Behauptungen"

Eine grottenschlechte Antwort, die auch durch die nachfolgenden Erläuterungen nicht einleuchtender wird.

Ohne lange nachzudenken würde ich sagen, dass das weite Spektrum der Gestaltungsmöglichkeiten, z.B. gegeben durch Dynamikumfang und Mehrstimmigkeit, eine der Ursachen ist. Es ist mir angenehmer, eine Stunde lang Solo-Klavier zu hören denn Solo-Geige.

Eine andere ist sicher, dass "pro Ton eine Taste" es erleichtert, ohne große Virtuosität etwas hörenswertes zu erzeugen. Aus dem Grunde sollten in der vor-Grammophon-Zeit die höheren Töchter wohl eher Klavier statt Geige oder Flöte lernen, um das häusliche Umfeld mit etwas Musik kulturell zu bereichern. Vielleicht haftet dieses Image als Kultursymbol dem Klavier heute noch an.

---

Das zweite Thema - Vergötterung von Pianisten - ist ein total anderes und wird unzulässig mit dem ersten vermischt. Und es ist nicht der Rede wert, denn Ausnahmemusiker werden leicht "vergöttert", egal welches Instrument sie spielen (außer Triangel und Kammblasen vielleicht) und teilen somit das Schicksal von Fußballern & Tennisspielern, Schauspielern und Modezaren. - Nothing to write home about.
 
Wieso gibt's spezielle Kompositionen für "Klavier und Orchester", aber nicht für "Geige und Orchester"?
Kompositionen für "Geige und Orchester" gibt es ziemlich viele!
Zum Beispiel das Vioinkonzert op. 61 von Beethoven oder das Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels" von Berg, um nur die beiden erstbesten zu nennen die mir gerade einfallen (da gibt es noch viel mehr durch alle Epochen... sei es von Mozart, Brahms, etc. ).

Edit: Hasenbein war schneller als ich :D
 
...nach der Lektüre dieses grandiosen investigativen und längst fälligen Artikels ist mir endlich klar geworden, dass Scharlatane wie Mozart, Beethoven, Weber, Chopin, Schumann, Mendelsohn, Liszt, Brahms und und und und schlichtweg aufs falsche Pferd gesetzt hatten... endlich sinkt meine Achtung vor diesen Deppen, die doch tatsächlich am tumben Klimperkasten zu komponieren und zu spielen pflegten...

es lebe die Solo Triangel mit ihrem reinen Klang, auch das Radio und das radiospielende Handy mögen hochleben, und am meisten mögen kaum publizierbare Artikelchen hochleben, denn dank der unendlichen Weiten des Internets finden sie endlich die gebührende Aufmerksamkeit

:D :D :D :D
 
Vermutlich ist der Autor des Artikels einer, der früher mal Klavierunterricht hatte, dann mit den allbekannten Worten "Also, ich krieg' das einfach nicht hin, mit jeder Hand was Unterschiedliches zu machen!" damit aufhörte und fortan ein überaus ambivalentes Verhältnis zu dem Instrument hatte...

LG,
Hasenbein
 
...nach der Lektüre dieses grandiosen investigativen und längst fälligen Artikels ist mir endlich klar geworden, dass Scharlatane wie Mozart, Beethoven, Weber, Chopin, Schumann, Mendelsohn, Liszt, Brahms und und und und schlichtweg aufs falsche Pferd gesetzt hatten... endlich sinkt meine Achtung vor diesen Deppen, die doch tatsächlich am tumben Klimperkasten zu komponieren und zu spielen pflegten...

es lebe die Solo Triangel mit ihrem reinen Klang, auch das Radio und das radiospielende Handy mögen hochleben, und am meisten mögen kaum publizierbare Artikelchen hochleben, denn dank der unendlichen Weiten des Internets finden sie endlich die gebührende Aufmerksamkeit

:D :D :D :D

hahahahaha lol lol - das hab ich mir auch gedacht...

LG
Michael
 
Moin!

Von einem Feuilletonisten, der sich heute über Pianisten und die Tücken ihres Instruments,
morgen über die Arbeit eines Museumskurators und übermorgen über Linguistik äußern soll,
Sachkenntnis zu erwarten, ist vielleicht zuviel des Guten. Er schreibt das, war er verstanden zu haben glaubt.
Sich in Zeitungsartikeln oder Wikipediabeiträgen über Fehler zu ärgern, die man erkennt, ist eigentlich müßig.
Ärgerlich sind die Fehler, die man nicht erkennt, weil man von dem jeweiligen Fachgebiet keine Ahnung hat
und nicht weiß, an welcher Stelle seines Referats den Journalisten bzw. Hobby-Enzyklopäden die Sachkenntnis verläßt.

In dem indizierten Artikel ergibt sich das Kuddelmuddel aus der Vermengung dreier Themen:
Intervallreinheit in der gleichschwebend temperierten Stimmung, das Klavier als eigentlich "perkussives" Instrument,
der Star-Rummel um den Pianisten. Beim letzten Thema war der Autor wohl von besonderer Denkschwäche befallen,
denn natürlich ist es kein Privileg des Pianisten, "vergöttert" zu werden - es betrifft Solisten, Sänger, Schauspieler
(und natürlich -innen!), seit die Kunst im aufstrebenden Bürgertum ein interessiertes Massenpublikum fand.
Als Heroine in Händels Londoner Opern wurde Francesca Cuzzoni zu einer europaweiten Berühmtheit,
ihre Arie "Falsa imagine" aus Händels Oper "Ottone" wäre nach heutigem Maßstab ein Mega-Hit.
Beschreibungen der Auftritte des Teufelsgeigers Paganini und Rezensionen seiner Konzerte vermitteln uns ein Bild
von der Hysterisierung eines wohlerzogenen Publikums, wie sie für heutige Verhältnisse Auftritte der Rolling Stones
in den 60er Jahren verursacht haben.

Am interessantesten ist natürlich die Bedeutung des Instrumentalsolisten im bürgerlichen Konzertleben.
Ob Geiger, Pianist oder sonstwas, der Solist war Identifikationsfigur für das emanzipierte Bürgertum.
Auch wenn das Orchester den Ehrenprimat bei der Vorstellung des Haupthemas hat (bis in die Zeit Beethovens hinein),
der Solist gibt die Themen vor und beherrscht akustisch das Geschehen, selbst wenn sich das musikalisch Wesentliche,
die motivisch-thematische Verarbeitung, im Orchester abspielt.

Das positiv bewertete Verhältnis Individuum-Masse wird in einigen experimentellen Werken des 20.Jahrhunderts
ins Gegenteil verkehrt, z.B. in Aribert Reimanns Konzert für Klavier und 19 Instrumente oder im zweiten Bild aus "Petruschka",
das ursprünglich als Konzertstück für Klavier und Orchester geplant war: Hier wehrt sich der Solist verzweifelt gegen ein übermächtiges bösartiges Kollektiv. Aber vor solchen Experimenten hat das bürgerliche Publikum längst Reißaus genommen - heute bevölkert es
bei Madonnas Auftritten die Fußballstadien, und eine Künstlerin wie Madonna hat das Erbe Francesca Cuzzonis angetreten.

Gruß, Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Kompositionen für "Geige und Orchester" gibt es ziemlich viele!
Zum Beispiel das Vioinkonzert...
Ja, das weiss ich natürlich. Als ich das schrieb hatte ich mehr die Begrifflichkeit im Kopf und Google bestätigt: "Sinfonie für Klavier und Orchester" wird 2890 mal gefunden, "Sinfonie für Violine und Orchester" nur 313 mal. Ist halt so, dass Klavier (noch mehr: Orgel) eine besondere Stellung unter den Musikinstrumenten einnehmen, aber aus keinem der im Artikel genannten Gründe.

LG
 
Als ich das schrieb hatte ich mehr die Begrifflichkeit im Kopf und Google bestätigt: "Sinfonie für Klavier und Orchester" wird 2890 mal gefunden, "Sinfonie für Violine und Orchester" nur 313 mal.

naive Frage meinerseits: warum suchst Du nach Sinfonien mit Klavier oder Violine??

es gibt doch die Gattung Konzert für ... ... ... und Orchester

Zwar gibt es Sinfonien mit obligatem Soloinstrument - z.B. von Hector Berlioz die Sinfonie "Lalo" für Orchester und Solobratsche - aber das sagt nicht allzu viel...
 

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