Danke für das Interesse, die Anteilnahme an unseren "Geburtsschmerzen" freut mich.
Zuerst habe ich gestern mit dem Klavierstimmer telefoniert und mir von dem leutseligen Herrn erklären lassen, dass "mit diesem Exemplar alles stimmt" und, dass nach seiner Einschätzung das YUS5 ein klanglich wie mechanisch attraktives Instrument sei, inbesondere so im Neuzustand. Der Rest ist und bleibt einfach Geschmackssache.
Dass man mit Intonierung viel bewegen könne unterstrich er, aber erwähnte auch, dass der Effekt natürlich wieder verblasse und man besser gleich ein Instrument kaufe, das von Natur aus besser gefällt — kleine Anpassungen hielten auch länger als grundlegende und nicht alles gelänge immer so wie erhofft.
Und heute hat meine Gattin endlich nochmal das SE 132 und das SU7, welche beide dankenswerterweise direkt neben einem YUS5 im Schauraum des Vermieters stehen, gründlichst angespielt und ich durfte zwei Stunden "beisitzen" und die Ohren spitzen.
Das Personal nahm das Begehren freundlich wie stoisch entgegen und so breitete Madame ihre Noten auf den in Frage kommenden Instrumenten mehr und mehr aus …
Das SE 132 war schnell raus, und das lag nicht am Klang sondern schlicht und einfach an der schwergängig bis gefühlt zäh zu spielenden Klaviatur. Auch schmerzte sie das Fehlen der inzwischen gewohnten Ivorite-Tastenbeläge durchaus. Klanglich wäre das SE 132 mein persönlicher Favorit gewesen, in meinen Ohren harmonisch und angenehm, eine schöne Präsenz ohne Aufdringlichkeit.
Die Beraterin — selbst Pianistin von überzeugender Virtuosität — meinte auch, dass dieses ihrer Wahrnehmung nach "das klanglich schönste" Yamaha-Pianino sei und man damit auch sehr ausdrucksstark spielen könne, viele Klangfarben zu entlocken seien, dabei sei es noch recht unkompliziert zu spielen. Meine Frau empfand den Klang im Ganzen etwas zurückhaltend und sie ließ wenig Begeisterung erkennen — vermutlich lag es der ungewohnten Spielweise, vielleicht fasste sie das Instrument einfach zu zart an? Egal, es passte einfach nicht.
Das SU7 zauberte wieder ein Lächeln in ihr Gesicht. Von der mechanischen Seite her betrachtet leichtgängig und sensibel, noch besser als das YUS5, dazu den gewohnten Tastenbelag an den etwas längeren Tasten. Eine gewisse Luftigkeit im Klang ist ihm zuzusprechen, schön klar und hell sind die Töne der mittleren wie oberen Lage, was durchaus gefiel. Auch recht dynamisch und "anspringend", gefühlt eine hohe Präsenz.
Jedoch auch mit dieser für Yamaha typischen "analytischen bis kühlen" Wirkung auf den Zuhörer. Auch war nach meinem Geschmack der Bass vergleichsweise unterrepräsentiert, klanglich schön, aber irgendwie auch recht dezent. Beides machte das SE 132 für mich einfach attraktiver; meine Frau bestätigte diese Andersartigkeit, empfand diese aber nicht so sehr zum Nachteil des SU7. Mein Herz erreichte das SU7 nicht, es "bedrängte" mich irgendwie mit seiner "vorlauten" Art.
Das ausgestellte YUS5 klang im Vergleich zu diesen beiden Top-Instrumenten ziemlich harmonisch: untenrum mächtiger als das SU7, in der Mitte vergleichsweise dezent und dabei vielleicht auch etwas undifferenzierter als SE 132 wie SU7, obenraus durchaus hell, aber ohne diese schöne Luftigkeit des SU7 — im Großen und Ganzen insgesamt wärmer im Klang als das SU7. Jedoch wirkte es insgesamt auch eine Spur "muffiger", man könnte vielleicht von einer gewissen "Lücke in den Obertönen" sprechen. Die "drängelnde Präsenz" des SU7 fehlt im weitgehend, der Klang "sortiert sich weiter hinten" ein, das Gleichnis "Teamplayer statt Primadonna" fällt mir dazu ein.
Die Spielweise der Mechanik war jener des spontan sehr geschätzten SU7 für das Empfinden meiner Frau nur minimal unterlegen. Insgesamt eine sehr solide Vorstellung.
Nach dem dritten oder vierten Durchgang wurde langsam klar, dass das "brillante, klar strahlende" SU7 auf Dauer vielleicht auch ein wenig nervig werden könnte. Diese deutliche Betonung der klanglichen Mitte ist auch nicht was meine Frau wirklich sucht.
Nachdem das gemietete YUS5 in unserem Wohnzimmer ab und zu mit seinem Klang schon nervte stimmte uns die Vorstellung eines "vorlauten" SU7 im selben Wohnraum nachdenklich. Das Wohnzimmer ist bedeutend kleiner als der Schauraum, der Aufstellungsort auch kaum variabel. Ein etwas molligerer Grundcharakter ist daher wohl kein Fehler.
Das Angebot des Händlers fürs SU7 mit dem SH3-System war gut. Allerdings auch mit der Einschränkung, dass nur ein Kauf und keine Miete möglich sei, der Markt für ein SU7 mit diesem elektronischen System wäre extrem klein. Auch die einstweilige Miete eines anderen SU7 ohne SH3 brächte uns nur bedingt weiter, denn das eigentliche Wunschinstrument mit diesem Extra wäre dann wieder ein anderes und um über 30.000 Euro kaufe ich einfach nichts ungehört.
Die Empfehlung des Verkäufers war daher, unser gemietetes YUS5 zu übernehmen und bei Bedarf mit dem Klaviertechniker beim nächsten Stimm-Termin eine Intonierung anzugehen. Das YUS5 sei ein hervorragendes Klavier, das weit mehr leiste als sein Preis es vermuten ließe, "ein Resultat der industriellen Fertigung auf höchstem japanischem Niveau, das den sonst üblichen Zufällen kaum Raum gewährt". Alles daran und darin sei sehr gut bis ausgezeichnet und "klanglich bewege man sich damit im sehr ansprechenden Bereich". — Ein Fazit, dem ich soweit weitgehend zustimmen möchte.
Und wenn es uns hilft, dann könne man die angerechnete Mietdauer gerne auch um ein paar Monate verlängern, es gäbe da keinen Stress — wichtig sei unsere Zufriedenheit.
Nun, ich weiß, dass uns ein oder zwei weitere Monate der Miete nicht weiter brächten. Man kann auch zu kompliziert denken und damit macht man sich nur selbst das Leben schwer und das trübt die Freude.
Sollte sich in einigen Jahren tatsächlich herausstellen, dass Veränderung sein muss, dann ist es eben so. Das YUS5 TA3 ist sicher marktgängig und der Preis nicht so verrückt hoch, dass man am Wertverlust verzweifeln müsste. Und es ist sicher auch gut genug, dass vielleicht die jüngere Tochter nur zu gerne "Eigenbedarf anmeldet", wenn sie denn mal in einer Wohnsituation ist wo für solch einen Kasten auch der nötige Platz ist …
Also haben wir schlussendlich das Yamaha YUS5 mit einem guten Gefühl gekauft, meine Frau ist mit dieser Entscheidung sehr glücklich — und ich kann endlich diesen etwas schief angebrachten Aufkleber vom Tastaturdeckel abziehen!