Orgel - Anfänger

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devasya

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20. Apr. 2013
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Hallo ihr Lieben,

habe mich entschieden, mich hier in diesem Forum anzumelden, da ich ein paar Fragen zu dem Thema "Orgel" habe und mich auch generell über Austausch und Kontakt freuen würde.

Um genau zu beschreiben, was in mir vorgeht und warum ich erst jetzt soweit bin, es tatsächlich mit dem Orgelspiel aufnehmen zu wollen, muss ich etwas ausholen:

Von Kindesbeinen an hatte ich den Wunsch Orgel zu lernen. Meine Mutter singt im Kirchenchor und so kam ich schon im Alter von gerade mal 2 Jahren mit dem Instrument in Berührung. Schon damals war ich von der Klangfarbe und Dynamik fasziniert, vergaß, auf Chor und Messe zu achten, sondern starrte immer neugierig und mit viel Faszination auf "dieses große, goldene Ding" (unsere Orgel ist golden bemalt), wie ich es damals immer nannte.

Allerdings hatte ich nie den Mut mich diesem Instrument anzunähern. Als ich 6 Jahre alt war trat ich dem Kinderchor bei und nahm (fast 10 Jahre lang) Geigenunterricht. Das Spiel an der Geige machte mir großen Spaß - trotzdem wurden wir nie Freunde. Ich mag es, Geige zu spielen, aber schon bald habe ich gemerkt, dass die Violine nicht "mein" Instrument ist. Es mag sich vielleicht...dämlich anhören, aber es reicht manchmal nicht aus, meiner Meinung nach, wenn man ein Instrument "nur" schön findet. Bei der Orgel war es immer anders. Obwohl ich noch nie einen Ton darauf gespielt habe, fühle ich mich ihr (also der Orgel) um Längen vertrauter und näher, als der Violine beispielsweise.

Mittlerweile bin ich 28 und so langsam läuft mir die Zeit davon! Deswegen habe ich einen Entschluss gefasst: ich möchte es endlich versuchen. Ich will keine große Organistin werden oder Konzerte geben, bzw. um es ganz überspitzt zu formulieren, will ich auch kein zweiter Karl Richter werden (unabhängig davon, dass dies sowieso nicht möglich ist). Es reicht mir schon, es für mich selbst tun zu können. Wisst ihr, wie ich meine? Der Akt an und für sich, das Lernen und Spielen, die Herausforderung und die Auseinandersetzung (und eigene Interpretation) mit einem Stück reichen mir aus, um mich glücklich zu fühlen.

Ich weiß aber auch, dass es wahnsinnig spät ist, erst mit 28 Jahren ein so schweres Instrument lernen zu wollen. Ich spielte über 14 Jahre lang Violine (auch in einem Streichorchester), singe mittlerweile in unserem Kirchenchor und nehme seit einem Jahr klassische Stimmbildung. Bin also nicht vollkommen unwissend, wenn es um das Thema Musik geht.

Vielleicht werde ich es nie richtig beherrschen oder ich merke nach zwei Jahren, dass mir komplett die Fähigkeiten für dieses Instrument fehlen. Aber dann kann ich im Anschluss zumindest zu mir selbst sagen, dass ich es versucht habe.

Glaubt ihr, dass es möglich ist, (auch wenn ich schon 28 Jahre jung bin) noch das Orgel spielen zu erlernen? Ich weiß, das man dafür nicht nur Freude und Spass am Musizieren, sondern auch viel Ausdauer und Geduld haben muss - ich wage zu behaupten, dass ich dies auf jeden Fall mitbringe. Auch aus beruflichen Gründen ist es mir möglich, mir meine Zeit so einzuteilen, dass ich mindestens jeden Tag 1 bis 2 Stunden üben könnte. Was dann aber sowieso von alleine gehen wird... ich sitze jetzt schon manchmal mit den Kopfhören und einem "einfachen" Bach-Präludium vor dem Tisch und spiele (luftgitarrenmäßig) die einzelnen Passagen mit Händen und Füßen nach. Ich komme mir zwar selten dämlich :mrgreen: dabei vor, bin ja schließlich lange raus aus der Pubertät, aber es macht mir so großen Spass, zuzuhören, und es dann aber auch "selbst zu machen", dass ich einfach nicht anders kann.

Ich habe mir jetzt erstmal überlegt, mir eine gebrauchte elektronische Heimorgel zu kaufen, um auch, wenn es denn dann soweit ist, auch jeden Tag üben zu können. Habe mich etwas umgeschaut, und gemerkt, dass man gute Heimorgeln bereits um einen relativ akzeptablen Preis kaufen kann. Hier ist es mir wichtig, eine Orgel zu erstehen, die der einer "richtigen Orgel" möglichst ähnlich ist. Hätte auch schon eine gefunden (mit 2 Manualen und 30 Pedaltasten), die mich reizen würde, muss mich aber erst mit dem Verkäufer in Verbindung setzen.

Zum Unterricht: ich denke, dass ich mir auf jeden Fall einen Lehrer suchen werde (zuerst wollte ich es mir selbst beibringen, aber mittlerweile bin ich der Ansicht, dass das schon etwas leichtsinnig war, sowas überhaupt zu denken *g*), der mich privat unterrichtet. In der Musikschule bzw. im öffentlichen Bereich ist es hier bei uns leider nicht möglich - außer man besucht das Konservatorium, was in meinem Fall aber nicht möglich ist.

Ich weiß jetzt nicht mal so genau, was ich wissen möchte oder nicht - ich finde es erstmal einfach nur schön, hier zu sein, bzw. mich generell über das Thema auszutauschen :-)

Gibt es irgendwelche Vorraussetzungen, eurer Ansicht nach, die wichtig sind, um ein guter Orgelspieler zu werden? Multitasking gehört leider absolut nicht zu meinen Stärken... bin aber wie gesagt gut darin, wenn es um Übung und Disziplin geht ;)

Zum Thema Klavier: ich habe, wie bereits erwähnt, absolut Null Erfahrung wenn es um das Thema Tasteninstrumente geht. Und auch im Internet (ja sogar unter Orgelspielern selbst) scheiden sich ja die Geister, ob man nun Klaviererfahrungen haben sollte, oder nicht - wenn es um das Erlernen des Orgelspieles geht.

Von meinem eigenen subjektiven Standpunkt aus bin ich der Meinung, dass es nicht schlimm, ja sogar vielleicht gut ist, dass ich keine Klaviervorerfahrung habe. Ich tendiere wirklich dazu, sofort mit dem Orgelspiel beginnen zu wollen. Mein Gefühl sagt mir, dass das "richtiger" wäre, weil ich dann von der ersten Sekunde an von allen wichtigen Elementen ausgehe (Hände, Beine usw.). Ich stelle es mir schwieriger vor, zuerst die Hände miteinander in Einklang zu bringen (Klavier), um dann, vielleicht 2 Jahre später, plötzlich die Füße (Orgel) mit in das Ganze einzubeziehen. Seht ihr das auch so?

Ich hab jetzt leider sehr viel geschrieben, auch ein bisschen wirr und von oben nach unten :cool:

Ich bedanke mich schon mal im Vorraus für jeden Beitrag und schicke euch allen einen lieben Gruß!

Michaela
 
Hallo Michaela,

Es ist nie zu spät um mit einem neuen Musikinstrument anzufangen !
Alter und Talent spielen eine wichtige Rolle, das ist ja klar.
Aber Begeisterung und Motivation sind viel wichtiger. Aus Deiner Beitrage
ist völlig klar dass beide bei Dir da sind.
Es ist bestimmt auch ein Vorteil dass Du schon Erfahrung mit der Geige
und im Chor hast. Also, versuche mal einen guten Orgellehrer zu finden
und los auf die Orgel !

Schöne Grüsse,

Montuno
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...ob man nun Klaviererfahrungen haben sollte, oder nicht - wenn es um das Erlernen des Orgelspieles geht....
Hallo Michaela,
willkommen im Forum.
Wenn man/frau Klaviererfahrung hat, geht es erfahrungsgemäß schneller mit den Fortschritten.
Es gibt aber auch genügend Organisten, die gleich mit der Orgel angefangen haben.
Die Tasten sind erstmal die gleichen, vom 'Anschlag' sind die beiden Instrumente jedoch völlig verschieden.
Wenn Du eine gebrauchte, elektronische Orgel anschaffen möchtest, achte darauf, daß anständige Tasten (mit Holzkern) mit ordentlichem Widerstand eingebaut sind und daß die Klänge halbwegs akzeptabel klingen, sonst wird es bald langweilig.
Besser wäre natürlich eine mechanische Haus- und Übeorgel mit richtigen Pfeifen. :D:D

Grüße

Toni
 
Als ich 6 Jahre alt war trat ich dem Kinderchor bei und nahm (fast 10 Jahre lang) Geigenunterricht. Das Spiel an der Geige machte mir großen Spaß - trotzdem wurden wir nie Freunde. Ich mag es, Geige zu spielen, aber schon bald habe ich gemerkt, dass die Violine nicht "mein" Instrument ist. Es mag sich vielleicht...dämlich anhören, aber es reicht manchmal nicht aus, meiner Meinung nach, wenn man ein Instrument "nur" schön findet. Bei der Orgel war es immer anders. Obwohl ich noch nie einen Ton darauf gespielt habe, fühle ich mich ihr (also der Orgel) um Längen vertrauter und näher, als der Violine beispielsweise.
(...)
Ich weiß aber auch, dass es wahnsinnig spät ist, erst mit 28 Jahren ein so schweres Instrument lernen zu wollen. Ich spielte über 14 Jahre lang Violine (auch in einem Streichorchester), singe mittlerweile in unserem Kirchenchor und nehme seit einem Jahr klassische Stimmbildung. Bin also nicht vollkommen unwissend, wenn es um das Thema Musik geht.
(...)
Zum Unterricht: ich denke, dass ich mir auf jeden Fall einen Lehrer suchen werde (zuerst wollte ich es mir selbst beibringen, aber mittlerweile bin ich der Ansicht, dass das schon etwas leichtsinnig war, sowas überhaupt zu denken *g*), der mich privat unterrichtet. In der Musikschule bzw. im öffentlichen Bereich ist es hier bei uns leider nicht möglich - außer man besucht das Konservatorium, was in meinem Fall aber nicht möglich ist.
Zunächst mal herzlich willkommen bei uns - und gleich ein wenig Beruhigung: Es gibt kein Lebensalter, in dem sich der Einstieg nicht mehr lohnt. Es sei denn, man möchte davon leben können und Profikarriere machen, was Du ja selbst gar nicht zum Ziel hast.

Wer ein Melodieinstrument erlernt hat, kann bereits mit Noten umgehen. Wer seit vielen Jahren singt, hat auch in körperlicher Hinsicht eine Verbindung zum Musizieren - ebenfalls eine gute Voraussetzung für das Orgelspiel, das in virtuoser Form den gesamten Körper zum Spielapparat macht. Natürlich dauert es eine Weile, bis eine gewisse Unabhängigkeit der Hände und der Füsse gewährleistet ist. Orgelschulen gestalten den Weg dahin ganz unterschiedlich: Im einen Fall wird das Pedalspiel erst mit dem Spiel beider Hände auf den Manualen kombiniert, sobald eine gewisse Mindestspielfertigkeit erreicht ist, im anderen Fall wird von Anfang an mit allen Gliedmaßen musiziert. Da auch Kenntnisse über die klanglichen Eigenschaften der Register und Wissen über die Bauweise des Instruments an sich vonnöten sind, sollte die komplizierte Materie unbedingt unter professioneller Anleitung erschlossen werden.

Auch hier hast Du gute Bedingungen für den Einstieg: Du kennst den mit der Chorleitung betrauten Kantor persönlich, dem Du Dein Anliegen einfach nur schildern brauchst. Viele Kirchenmusiker erteilen Privatunterricht und räumen auch auf Anfrage Übemöglichkeiten ein, zumal gute Übungsinstrumente für den häuslichen Gebrauch einen recht großen Platzbedarf mit sich bringen und zumeist alles andere als billig sind. Zu den besonders attraktiven Seiten der Kirchenmusik gehört das beachtliche Potential an praktischen Betätigungsmöglichkeiten und Gelegenheiten zum öffentlichen Auftreten. Etwas weiter fortgeschrittene Orgelschüler erhalten dann auch schon mal die Möglichkeit, selbst etwas spielen zu dürfen - und nebenamtlich agierende Kräfte für Vertretungsdienste werden vielfach HÄNDERINGEND gesucht, da viele Institutionen ihre Ausbildungskapazitäten in den vergangenen Jahren aus Kostengründen zurückgefahren haben.

Damit hast Du nicht nur ein schönes Vorhaben, sondern auch gute Voraussetzungen, dieses erfolgreich zu realisieren. In diesem Sinne ran an den Speck, denn:
"Auf die Orgel kann man viel machen. Deshalb nennt man sie auch die Königin unter den Instrumenten." (aus: "Die Harfe klingt wie Zittergras. Stilblüten aus dem Musikunterricht."):D

In diesem Sinne ein frohes Schaffen wünscht
mit LG Rheinkultur

P.S.: Viele Kirchenmusiker veranstalten auch schon mal für Interessenten kleine Orgelführungen - oftmals in Verbindung mit (Gesprächs-)Konzerten...
(passende Stilblüte zum Thema, gleiche Quelle: "Kürzlich besichtigten wir die Orgel in der hiesigen Stiftskirche. Außer uns sah man viele, viele Pfeifen"... .):D
 
Soviel Eifer kann man nur unterstützen. Ein Problem, wenn Du tatsächlich gleich mit Orgel anfangen willst, sind die fehlenden Unterrichtsmaterialien. Damit rechnet kaum jemand, normalerweise sind Grundkenntnisse Klavier vorhanden. Da braucht der Lehrer schon etwas Kreativität.

Grüße
Axel
 
Soviel Eifer kann man nur unterstützen. Ein Problem, wenn Du tatsächlich gleich mit Orgel anfangen willst, sind die fehlenden Unterrichtsmaterialien. Damit rechnet kaum jemand, normalerweise sind Grundkenntnisse Klavier vorhanden. Da braucht der Lehrer schon etwas Kreativität.

Grüße
Axel
Ohne für bestimmte Orgelschulwerke Werbung zu machen - bei einer Kurzrecherche nach Schulen, die auch auf den Manualen bei null Vorkenntnissen ansetzen, bin ich eigentlich sehr schnell fündig geworden. Aber es ist richtig, dass pianistische Vorbildung den Weg zur erfolgreichen C-Prüfung verkürzt.

LG von Rheinkultur (der irgendwie mal auf der Orgel angefangen hat...)
 
Hallo Michaela,

Wieso bist Du schon zu alt, um Orgel zu lernen? Ich habe erst mit 57 Jahren damit angefangen! Zugegebener Maßen hatte ich in der Jugend eine anständige 5 jährige Klavierausbildung, sonst hätte ich sicherlich nicht mehr damit angefangen.

Wichtig ist: ein möglichst guter Lehrer! Meiner war A-Diplom Musiker und hat mir in der 2 jährigen Ausbildung sehr viel vermittelt. Jetzt kann ich selbständig Literatur erarbeiten. Zur Zeit kämpfe ich mit der Fuge der "Endemischen" (BWV 565). Das ist mein großes Ziel und auch der Grund dieses Instrument zu lernen.

Zum Instrument: Ich rate Dir dringend, dass Deine Hausorgel mind. 30 Pedale hat und unbedingt mit MIDI ausgestattet ist! Damit bist Du in der Lage, mit der Software Hauptwerk hervorragende Instrumente virtuell in Deiner Kemenate spielen zu können. Die Sample Hersteller liefern eine Qualität, die in Digitalorgeln nur mit größtem materiellen Aufwand möglich sind.

Wenn du möchtest, kann ich Dir per PN gern einige selbst eingespielte Aufnahmen zukommen lassen.

Viel Erfolg bei Deinem Weg!
 
Hallo ihr Lieben,

erst'mal vielen Dank für eure Antworten, habe mich sehr darüber gefreut :)

Meine Traumorgel wäre diese hier: 2-manualige Heimorgel mit 30 Pedaltasten Keltern | markt.de (d36a2d0c)

So in etwa hätte ich mir meine Hausorgel vorgestellt. Wichtig wäre zudem, dass man die Möglichkeit hat, via Kopfhörer zu üben, damit ich den Nachbarn nicht auf die Nerven gehe und jederzeit üben kann so lange und so oft ich will. Mit der Anschaffung werde ich aber noch etwas warten müssen, denke aber, dass ich bis spätestens Mitte August diesen Jahres eine Orgel (und hoffentlich auch einen Lehrer) haben werde.

Wie oft sollte man denn anfangs Unterricht nehmen? Ich hätte an mindestens 1x (60 min.) die Woche gedacht. Eine Singfreundin hat mir auch dazu geraten, mich etwas bei Studenten umzuhören, die mir vielleicht Unterricht geben könnten. Sinnvolle Idee? Ich halte davon eigentlich nicht so viel...nichts gegen Studenten, aber wenn dann möchte ich meinen Unterricht schon mit einem fertig ausgebildeten Lehrer beginnen. Oder sehe ich das zu eng?

Besser wäre natürlich eine mechanische Haus- und Übeorgel mit richtigen Pfeifen

Ohja, das wäre wirklich was. Karl Richter hat sich ja so ein Teil glaube ich extra in sein Wohnzimmer einbauen lassen... oder, noch besser: man bekommt seine eigene kleine Kirche mit Orgel ;)

@Axel: wie gesagt, ich werde mit großer Wahrscheinlichkeit ab Mitte August Unterricht nehmen können. Früher geht es leider nicht - auch aus finanziellen Gründen. Du hast Recht, wenn du sagst, dass ein Problem die fehlenden Unterrichtsmaterialien sind. Kann ich denn derweil irgendetwas tun, um mir bestimmte Dinge selbst anzueignen, damit ich nicht vollkommen "blind" zur ersten Unterrichtsstunde erscheine?

Ich bin gerade eingehend dabei, mich über die Orgel selbst zu informieren. Wie sie aufgebaut ist und funktioniert beispielsweise, wo die einzelnen Töne liegen (bei den Manualen und Pedalen), wo die Unterschiede liegen können - da ja jede Orgel, wie ich gesehen habe, anders aufgebaut ist, bzw. unterscheiden sich die älteren von den "moderneren" usw. Auch bin ich dabei, mir den Bassschlüssel selbst beizubringen, mich darüber zu informieren, wie man ein Orgelnotenblatt liest, und worauf man beim Orgelspielen generell achten sollte. Hab mir da meine eigene, kleine Orgelmappe zugelegt *g*

Gibt es sonst noch etwas, dass ich tun könnte? Ich hab mir überlegt nach "Trockenübungen" zu suchen, die mir helfen, mehrere unterschiedliche Rhythmen gleichzeitig (mit Händen und Füßen) klatschen zu können. Gibt es hierzu Übungsbücher die ihr mir empfehlen könntet?

Ich nehme ja klassische Stimmbildung und habe für mich entschieden, dass ich gerne in der Lage sein möchte, Töne nur über mein Gehör zu erkennen. Von unserem Dirigenten habe ich deshalb ein Notenbuch mitbekommen, wo ich genau das lernen kann. In diesem Buch befinden sich z.B. auch sogenannte "Klatschübungen"...du hast zwei Zeilen, mit Rhythmen, die du einerseits mit der rechten, aber auch mit der linken Hand bewältigen musst. Das Problem ist nur, dass von diesen Übungen pro Kapitel vielleicht zwei oder drei vorhanden sind...wenn überhaupt. Kennt ihr vielleicht Bücher die sich eingehender mit dem Thema befassen? Oder furzeinfache Orgelwerke, die ich zumindest im Ansatz "nachklatschen" kann, um schon mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, vier unterschiedliche Dinge gleichzeitig (und in Harmonie zueinander) ausführen zu können?

Habe ein Keyboard zu Hause, und übe auf diesem immer ein wenig. Habe mir ein Bach-Präludium besorgt (BWV 553) und übe zurzeit nur die erste Zeile, was teilweise auch klappt, nur weiß ich halt nicht, ob ich den richtigen Fingersatz verwende und ab dem Moment, wo die Basslinie mit hinzu kommt fehlt es mir selbstverständlich an Information, wie ich diese Melodiephrase (rein technisch) richtig umsetzen muss - denn ich habe leider nur zwei und nicht vier Hände *g* Trotzdem macht es unglaublichen Spaß mich an dem Stück zu versuchen - auch wenn es im engeren Sinne vielleicht Schwachsinn ist, so etwas (in meiner Lage) überhaupt zu versuchen.

@Klassikfreund2

Finde ich super, dass du dich an der Orgel versuchst bzw. das Instrument lernst. Genau so etwas macht mir Mut, vielen Dank. Ich weiß auch nicht, wieso ich lange Zeit der Überzeugung war, dass der Zug bei mir längst schon abgefahren ist. Aber ihr habt Recht: ein Instrument kann man immer lernen, egal wie alt man ist. Letztenendes geht es doch um's Spielen selbst, um die Freude und um die Leidenschaft, und nicht um den "Erfolg" im klassischen Sinne.

Vielen Dank und liebe Grüße,
Michaela
 
Hallo Devasya,

ich würde bei dem Angebot unbedingt darauf achten, ob diese Orgel einen Midianschluß besitzt, zumindest für die Manuale und Pedal.
Weil, irgendwann kommt möglicherweise der Punkt, dass du mit dem Klang nicht mehr zufrieden bist, und auf die Hauptwerk-Variante (dies bedeutet leistungsfähiger PC mit Sample-Set von richtiger Kirchenorgel aufgenommen) umsteigen möchtest. Es wird dann billiger, wenn die Orgel bereits midifiziert ist.
Das Pedal sollte (aus meiner Sicht) doppelt-geschweift sein (wie es bei deiner Anzeige offenbar der Fall ist), weil doch die meisten Orgeln in Deutschland, von historischen Orgeln abgesehen, diesen Standard haben.

Weiterhin, im Unterschied dazu, was vorher hier gesagt wurde, halte ich Tastaturen mit Holzkern für nicht so wichtig, aber es wäre sehr gut, wenn die Orgel eine Druckpunktsimulation hat (DIE NOCH NICHT AUSGELEIERT IST - siehe deine Anzeige, wo von täglichem Gebrauch einer Organistin die Rede war...). Man lernt dadurch besser das Gefühl lernen, wie an einer mechanischen Orgel "am Druckpunkt" zu spielen.

Ich hatte übrigens auch erst mit 45 Jahren mit Orgelspiel angefangen (und gleichzeitig den C-Schein gemacht), allerdings mit Klaviervorkenntnissen seit dem 5.Lebensjahr (ohne Klaviervorkenntnisse dauert es eben etwas länger).
 
Hallo Michaela,

ob es Sinn macht, gleich mit dem BWV 553 anzufangen, kann ich nicht beurteilen. Ich hatte während meiner Orgelausbildung sehr wenig Literaturspiel und habe mit den "8 Kleinen" erst nach dem Ende meiner Ausbildung begonnen. Das Präludium BWV 553 ist recht leicht, wenn man mal von den Fußpassagen am Ende der Wiederholungen absieht. Wie Du richtig bemerkt hast, hat der Mensch nur zwei Hände. Die anderen "Hände" müssen mit den Füßen bewerkstelligt werden. Es soll sogar ein Orgelwerk geben, wo die Nase bemüht werden muss, weil keine Finger und Füße frei sind.

Ich rate Dir dringend zu einem Lehrer, vor allem, weil Du keine Klaviervorbildung hast. Warum nicht ein Student? Da kannst Du sparen und tust noch etwas Gutes. Einen Profi kannst Du Dir zur Verfeinerung des Spiels immer noch gönnen. Für Grundlagen reicht ein Student allemal.

Bezüglich der Übungsorgel habe auch ich zu einem Instrument mit MIDI Schnittstelle geraten. Die sind noch recht teuer gebraucht zu haben, aber zukunftssicher (es gibt Menschen, die kaufen jedes Jahr eine neue Orgel, weil sie sich am Klang satt gehört haben). Bei Hauptwerk kaufst Du lediglich eine neue Klangbibliothek. Der Spieltisch bleibt.

Die von Dir ins Auge gefasste Orgel ist noch analog, im Klang deshalb noch schlechter als digitale Instrumente die zu mindestens teilweise gesampelte Töne von Pfeifenorgeln verwenden. Üben sollte auch Spaß machen.

LG aus dem Vogtland
 

Mit Orgelspielen anzufangen macht auf alle Fälle noch Sinn, ich habe auch erst mit 25 angefangen (allerdings mit Klavierkenntnissen, Da darfst also nicht erwarten, dass es nun ganz schnell geht, sondern brauchst Geduld). Auf eigene Faust an Stücken zu probieren, die Dich ein Lehrer garantiert nicht sofort spielen läßt, macht aber keinen Sinn.

Ein Lehrer öffnet Dir wahrscheinlich auch Übungsmöglichkeiten an einer richtigen Orgel. Von der Anschaffung eines Vehikels, das die Faszination des "großen, goldenen Dings" nicht hat, rate ich daher erstmal ab, weil auf die Dauer unbefriedigend.
 
Vielen lieben Dank für die vielen Informationen, die mir echt weiterhelfen, da ich mich in gewissen Dingen kaum bis gar nicht auskenne. Ich habe mir jetzt die wichtigsten Punkte aufgeschrieben und werde, wenn ich mir dann die Hausorgel zulege, auf diese Dinge achten.

Die Orgel, die ich euch im Link gezeigt habe, hätte ich sowieso nicht genommen - mir ging es eher um den „Orgeltyp“. Es standen auch noch andere Modelle zur Wahl, mit 9 Pedaltasten oder „versetzten“ Manualen... da hatte ich dann ein ganz komisches Gefühl. Ich hatte immer so eine bestimmte Vorstellung im Kopf, und als ich diese Orgel sah, wusste ich: „So in etwa muss sie sein“.

Eingehender werde ich mich hier bei uns noch einmal umschauen - komme aus Südtirol (Italien), von daher wäre es praktischer, wenn ich vor Ort eine gebrauchte Orgel erstehen könnte.

@Mindenblues

Ich hab leider nicht ganz verstanden, was genau ein solcher Midianschluss sein soll? Bitte entschuldige, falls das offensichtlich sein sollte, ich es aber nicht verstehe ;) Heißt das im Prinzip, dass ich meine Hausorgel an einen laptop ansschließen und dort dann die Musik, die ich mache, bearbeiten und auch ausmalen kann? ...kann ich dann auch mit den Klangfarben der Orgeltöne spielen, um eine Fuge beispielsweise ganz eigen interpretieren zu können, so wie ich sie sehe und empfinde? Hoffe, ich hab es richtig verstanden...

Zu den Pedalen: was genau meinst du mit doppelt geschweift? Das im Prinzip die Tasten bzw. Pedale am Rand höher liegen und die Obertasten (die schwarzen Dinger) verlängert sind? Dadurch soll das Spiel mit den Pedalen vereinfacht werden, gell?

Zu den Klavierkenntnissen: ich glaube auch, dass es anfangs etwas länger dauern wird bis ich bestimmte Dinge richtig beherrsche - auf der anderen Seite habe ich bemerkt, dass mir das Spielen am Keyboard beispielsweise leichter fällt, wenn ich meine Beine dazu mitbewegen kann (in den unterschiedlichsten Kombinationen, auch wenn ich rhythmisch noch nicht sicher bin, bzw. Fehler mache). Ich hoffe jedenfalls, dass es nicht ein zu großer Nachteil ist, dass ich nicht Klavierspielen kann.

Ansonsten: wie läuft das generell ab beim Orgelunterricht? Baut man die Füße sofort in das Spiel mit ein, oder kann man sich anfangs auch nur auf beide Hände beschränken, um dann, etwas später, auch die Füße miteinzubinden?

@Klassikfreund2

So hab ich das noch gar nicht gesehen - ich könnte hier am Konservatorium anfragen, ob jemand ab August Zeit hätte. Und für mich wäre es ja in dem Sinne auch feiner, weil ich mir so etwas an Geld sparen kann ;)

Ich weiß, dass es vielleicht nicht sonderlich klug ist, wenn ich mich an dem Präludium versuche. Natürlich brauche ich einen Lehrer und ich werd auch schauen, so bald als möglich Orgel und Unterricht unter einen Hut zu bringen. Nur: in mir zappelts manchmal gewaltig ;) und wenn ich dann vor dem Notenblatt sitze, dann kann ich oft nicht anders, als mich ans Keyboard zu sitzen,um es selbst zu versuchen, bzw. nachzuspielen. Vor allen Dingen weil endlich der Knoten geplatzt ist, noch vor einem Jahr hätte ich den Leuten den Vogel gezeigt, wenn sie mir gesagt hätten, dass ich bald Unterricht nehmen werde. Aber Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden, oder wie ging der Spruch noch‘mal? *g*

Ich hab mir jedenfalls sämtliche Klavier(kinder)bücher einer guten Freundin von mir ausgeliehen, um mir zumindest den Fingersatz ein bisschen anzugucken, den Bassschlüssel (und das Spielen desselben) usw. Damit ich zumindest theoretisch (und vielleicht auch praktisch ein bisschen) ausgerüstet bin, wenn ich dann wirklich meine erste Unterrichtsstunde hab.

@klafierspieler

Ja, du hast schon Recht mit dem „sich Ausprobieren an gewissen Stücken“ - womöglich bringe ich mir dann auch noch falsch was bei...im Glauben, es richtig gemacht zu haben und wenn ich eines gelernt habe (zumindest wenn es um die Violine geht), dann das, das man Fehler, die sich irgendwie einschleichen im Laufe der Zeit, nur schwer wieder wegbekommt.

Zu der Orgel: also eine Hausorgel möchte ich mir deswegen zulegen, um auch die Möglichkeit zu haben, jeden Tag üben zu können. Ich kenn mich und wenn ich etwas mit Begeisterung mache, dann vergeht die Zeit meistens wie im Flug, dass heißt, ich kann dann locker mal 1 bis 2 Stunden an einer Sache sitzen. Ich werde ja privat Unterricht nehmen und hier bei uns in der Stadt hat man glaube ich (muss mich da aber noch näher informieren) nur als Schüler des Konservatoriums die Möglichkeit regelmäßig an der Hauptorgel im Dom zu üben. Es gibt noch eine kleinere Orgel im Priesterseminar, die teilweise auch Schülern der Musikschule im Hauptfach Klavier angeboten wird, aber auch diese kann man viel zu selten nutzen. Eine gute Freundin von mir spielte drei Jahre lang Klavier, durfte ab und zu an die Orgel, aber die Wartelisten waren lang, sie hat es glaube ich 2x ausprobiert und dann auch sein lassen. Die dritte Orgel gibt es noch im Kreuzgang in der kleinen Kapelle, aber ich glaube nicht, dass die zum Üben einfach so zum Gebrauch steht. Aber ich werd mich mal erkundigen... vielleicht klappt es dann auch schon eher mit dem Unterricht. Was mir wichtig ist: wirklich jeden Tag mindestens 1 Stunde üben zu können. Ich glaube, dass das Voraussetzung sein sollte, ansonsten bin ich irgendwann 50 und versuche mich immer noch am BWV 553 *g*

Mein Ziel werden auf jeden Fall (in meinen Träumen) die dorische Toccata und die cassapaglia in c sein...schön wäre es auch, selbst ein bisschen zu komponieren. Macht das eigentlich jemand von euch?

Vielen lieben Dank noch‘mal und liebe Grüße,
Michaela
 
Hi,

ich habe vor 3,5 Jahren auch ohne Klaviervorkenntnisse angefangen. Warum probierst du für den Anfang nicht ein paar Stanley Voluntaries um die links-rechts Koordination zu üben?
 
Die Orgel, die Du Dir rausgesucht hast, ist vom Spieltisch genau richtig. Die Orgeln mit versetzten Manualen und Stummelpedalen sind reine Heimorgeln für die Unterhaltungsbranche, haben aber mitunter schon einen MIDI Anschluß.

So habe ich damals angefangen: Yamaha HS6 + MyOrgan + Adam Ehrlich Sampleset. Klang schon wunderbar nach Orgel. Mit Beginn meines Unterrichts war es aber damit vorbei. Die Manuale haben eine um ca. 0,5 cm kürzere Oktave und mit 20 Stummelpedalen kann man nicht wirklich mit Hacke und Spitze spielen (sog. Germani Technik). Deshalb habe ich mir einen "richtigen" Spieltisch bei ebay besorgt. Möglichst von privat kaufen. Bei ebay tummelt sich ein ominöser gewerblicher Orgelhändler unter verschiedenen Namen. Der ist nicht seriös. Bei Bedarf per PN bei mir melden.

Das mit der MIDI Schnittstelle ist so, dass Dein Spiel wie bei einer Lochkarte aufgezeichnet wird und zwar nicht der Klang, sondern die Art und Dauer der von Dir gedrückten Tasten. So kannst Du auf einem Rechner eine beliebige Klangbibliothek laden, dazu die von Dir aufgezeichneten MIDI Signale und dann in Ruhe verschiedene Registrierungen ausprobieren. Es spielt dann der Rechner genauso, als ob Du am Tisch sitzen würdest.

Doppelt geschweiftes Pedal heißt, das die Obertasten einen Bogen machen und zugleich die Pedale in der Tiefen einen Bogen schlagen (in zwei Achsen gewissermaßen). Damit kann man sehr ergonomisch spielen. Du hast das schon richtig erkannt! Dumm ist nur, dass viele historische Orgeln (und auch neuere) diese Ausstattung nicht haben, so dass Du Dich dann erst wieder dran gewöhnen musst. Historische Spieltische haben allerdings noch ganz andere Macken. So kenne ich Orgeln, die seeehr schwergängig sind und wo es riesige Pedalabstände gibt. Erst am Donnerstag werde ich mich wieder mal am Original abmühen (Trost Waltershausen). Deshalb der Begriff: Orgel schlagen!

Die dorische habe ich auch auf der Agenda. Inzwischen mühe ich mich mit der Fuge zu BWV 565. Das war für mich der Grund, mit dem Orgelspiel anzufangen!

LG aus dem Vogtland nach Südtirol wo wir sehr gerne Urlaub machen
 
Erst mal: Hallo und schön, dass du mit dem Orgelspielen anfangen willst!

Ich als ebenfalls immer noch relative Anfängerin kann dir noch einen Noten Tip geben: Orgel spielen mit Hand und Fuß aus dem Strube Verlag.
Das sind 14 Bäde mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden und nach Manualiert und mit Pedal sortiert. Ich habe Band 6 (mit Pedal und Schwierigkeitsgrad 1). DIe Stücke sind ganz schön und es ist von ganz alt bis ganz neu sogut wie alles dabei.

Zu deinem Übe - Problem: Bei euch gibts es doch sicher auch normale Pfarrkirchen mit Orgel? Da könntest du ja auch evtl. Üben...
 
Das mit der MIDI Schnittstelle ist so, dass Dein Spiel wie bei einer Lochkarte aufgezeichnet wird und zwar nicht der Klang, sondern die Art und Dauer der von Dir gedrückten Tasten. So kannst Du auf einem Rechner eine beliebige Klangbibliothek laden, dazu die von Dir aufgezeichneten MIDI Signale und dann in Ruhe verschiedene Registrierungen ausprobieren. Es spielt dann der Rechner genauso, als ob Du am Tisch sitzen würdest.

In Ergänzung zu dem ist es so, dass es (leistungsfähiger Rechner und Soundkarte vorausgesetzt) möglich ist, damit statt des Klangs von der Orgel den Klang vom Rechner in Echtzeit zu hören (ohne hörbare Latenz, d.h. der Ton erklingt sofort bei Tastenanschlag). Unter dem Stichwort "Hauptwerk" findet man die Infos über das dafür nötige Programmsystem und die Klangbibliotheken. Für einen Orgelspieler ist das die Hauptanwendung. Dass man über die MIDI-Schnittstelle Klänge aufzeichnen kann und vom Rechner später abdudeln lassen kann, ist (jedenfalls für mich) völlig unwichtig.
 
Hallo ihr Lieben,

@gedackt8

vielen Dank für den Tipp, habe mir ein paar der Noten bereits näher angeguckt und werd mal ein wenig rumprobieren.

@Klassikfreund2

Darf ich dich fragen, mit wieviel Geld ich ungefähr werde rechnen müssen, wenn ich mir eine relativ brauchbare und gute Heimorgel kaufen möchte? Sie muss (noch) nicht perfekt sein, aber schon so, dass ich darauf weiter aufbauen und mich weiterentwickeln kann. Denn wie ich gesehen habe ist es mit der Orgel alleine nicht getan...

Vielen Dank noch‘mal für die Erklärung bzgl. der Midi-Sache. Habe zwar noch ein paar Fragezeichen im Kopf, aber vieles verstehe ich jetzt deutlich besser. Zudem reicht es vorerst ja auch, wenn ich mir die Orgel kaufe und darauf achte, dass ein Midianschluss vorhanden ist. Den restlichen Teil kann ich mir dann auch später zulegen.

Ah, dann hab ich das mit dem Pedal eh richtig verstanden, toll :)

Ich kenn mich ja mit Orgeln selbst noch überhaupt nicht aus, aber ich habe auch immer wieder mal von den unterschiedlichsten Leuten gehört, dass jede Orgel anders ist - selbst Orgelspieler, die bereits vieles an Erfahrung mitbringen und gut in dem sind, was sie tun, bereiten sich auf bestimmten Orgeln vor, bzw. spielen sich ein oder zwei Tage vorher darauf ein... subjektiv betrachtet glaube ich aber auch, dass man diese Praxis braucht, grade bei sehr alten Orgeln... man gewöhnt sich ja schließlich (so stelle ich es mir jedenfalls vor) ganz schnell an eine gewisse Orgel, bzw. an den Einschlag, das Material, den Tisch, die Bank, die Pedale usw. ... kann mir also gut vorstellen, dass es anfangs verwirrend sein kann, wenn man auf einer Orgel spielt, die sich in gewissen Dingen komplett von dem unterscheidet, was man normalerweise gewohnt ist.

Ich liebe die dorische Toccata, umso öfter ich sie mir anhöre, desto mehr Farben und Töne „entdecke“ ich. Habe mir bereits die unterschiedlichsten Versionen angehört, aber Karl Richter bleibt einfach (zumindest bis jetzt noch) ungeschlagen. Zu gerne wäre ich live dabei gewesen, zumindest ein einziges Mal.

Es lohnt sich wirklich, da rein zuhören: BWV 538 - Toccata und Fuge in d-moll - Karl Richter 1/2 - YouTube

Oh, du spielst gerade DIE Toccata schlechthin? Schön :) Soll ja anscheinend gar nicht von Bach sein...wobei ich mich frage, wieso man auf den Gedanken kommt?

Ich liebe dieses Stück, ich glaube, es war das erste Stück von Bach, dass ich gehört habe (auch live, bei uns in der Kirche auf dem Chor). Es gibt Stücke, die mich jedes Mal zu Tränen rühren. Die dorische und BWV 656 sind zwei davon.

Grad die 656: der Anfang ist der absolute Wahnsinn, dann kommt der goldene Mittelteil, der vor allen Dingen ab dem Zeitpunkt interessant wird, in dem das Pedal leicht dem Rhythmus entgegengesetzt eingesetzt wird (kanns leider nicht besser umschreiben, ich kenne die Noten usw. nicht) und dann der Moment kurz vor dem Endteil. Wo noch einmal kurz innegehalten wird, (der letzte große Atemzug) um dann, in den letzten Takten all das noch einmal abzuarbeiten, alle wichtigen und schönen Elemente des Stückes, auf die davor eingegangen wurde...um dann zu dem Punkt zu kommen (sind glaube ich die letzten Takte...wie gesagt, ich hab die Noten leider nicht), wo du dann als Zuhörer plötzlich das Gefühl hast, alles, wirklich alles, verstanden zu haben (unabhängig davon, an was du glaubst oder nicht). Einfach ein tolles Stück - wie alle Werke von Bach, meiner Meinung nach.

Wieviel von der Toccata und fuge hast du denn schon geschafft? Darf ich dich fragen, welche Passagen dir einfach vorkommen, und welche...superschwer? Was verbindest du mit dem Stück?

@Annettschn

vielen Dank für den Tipp, werde mich bzgl. der Stücke genauer erkundigen und mir ggf. einen Band bestellen.

Ja, wir haben auch eine Pfarrkriche, die Orgel hatte ich ganz vergessen, oje *g*

Ich denke, dass sich mein Spielen am anfang...recht grauselig anhören wird. Ob sich da die Leute nicht dran stören? Wir haben immer einiges an Besuchern (Touristen) in der Kirche...oder Leute, die beten wollen... und dann komme ich mit meiner Überei? ;) Ne, Scherz beiseite: ich werd mal nachfragen, weil bei der Orgel (und Kirche) könnt ich mir schon vorstellen, dass sie für Übungszwecke freigegeben wird...

@Mindenblues

Danke auch dir für die ergänzende Erklärung. Bin euch wirklich sehr dankbar, dass ihr mir mit so viel Geduld alles erklärt - noch ist alles sehr neu für mich und manchmal habe ich nur Fragezeichen im Kopf ^^

Hier könnt ihr euch mal unsere Orgel anhören. Ich bin ganz fasziniert von ihrem Klang und ihrer Dynamik. Allerdings muss ich dazu sagen, dass sie mir am Besten gefällt, wenn ich mich oben auf dem Chor befinde - was zum Glück meistens so ist. Denn ich liebe nicht nur ihren Klang, sondern ich mag es auch wenn man das Knistern und Knattern hört, den Wind, das Vibrieren, wenn du tiefe Basstöne oder andere laute Passagen spielst... Hab mir auch schon einzelne Orgelkonzerte von unten angehört, da passiert es manchmal (vor allen Dingen, wenn man sich ganz nach vorne hinsitz), dass die Orgel etwas „leise“ wird...und so dann an Volumen verliert...ich weiß aber nicht, ob das mit der Orgel selbst zutun hat oder mit der Art und Weise wie sie der Orgelspieler einstellt. Kann man die Lautstärke einer Orgel überhaupt einstellen?

1) Hier versucht sich unser Chor-Dirigent an einer Improvisation, die ihm meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist, auch wenn leider nicht das gesamte Stück aufgenommen wurde.

Walder Heinrich - Improvisation - Dom zu Brixen - Mai 2011 - YouTube

2) Hier eine Aufzeichnung einer Messe (es singt aber ein Gastchor von auswärts, nicht wir)

erdwaertsmesse - Festgottesdienst im Brixner Dom 2010 - YouTube
 
Hallo Michaela,

Das kommt auf Den Geldbeutel an. Da Hauptwerk modular aufgebaut ist, kann man jede Komponente nach Lust, Liebe und auch nach Geld gestalten.

Zunächst der Spieltisch: Hier sollte man nicht sparen! Probespiel ist ein Muss! Jeder Hersteller baut anders! Mir haben z.B. die Manuale und das Pedal von Viscount überhaupt nicht gefallen: sehr merklicher Druckpunkt und sehr knackiges Pedal.
Da ich im Unterricht an einer elektropneumatischen Orgel spielte war ich sehr leichtgängige Manuale und Pedal gewöhnt.

Bei meinem Spiel auf der Original Silbermannorgel in Reinhardtsgrimma war ich dann aber doch von dem sehr merklichen Druckpunkt der Manuale überrascht (hängt mit dem Winddruck zusammen, beim Öffnen muss ein Widerstand überwunden werden, der dann zusammenbricht)

Mit dem doppelt geschweiften Pedal meiner Lehrorgel kam ich sehr gut zurecht, die Gewöhnung von meiner Übungsorgel, die kein doppelt geschweiftes Pedal hat, spielte keine große Rolle.

Die von mir bei ebay geschossene Orgel hat mich 1900 Eu gekostet, war aber auch in einem neuwertigen Zustand. Es ist eine Gloria eco aus dem Haus Kisselbach. Der Hersteller ist CONTENT.

Ich hatte Viscount und Content bei einem Orgelhändler probe gespielt und kam vom Spielgefühl mit Content am Besten zurecht.

Damit konnte ich schon erst mal sehr ordentlich üben.

Wie gesagt: Probespielen, 30 Pedale und MIDI ist Muss!

Für Hauptwerk brauchst Du einen straffen Rechner. Meiner war von der Stange aus dem Blöd Markt, hat einen Intel Quad Core 2,6 GHz Prozessor und 8 GB RAM. Je mehr RAM, desto größere Sets kannst Du laden (es muss alles in den Hauptspeicher).

Kosten: 600 Eu. Der Rechner erledigt allerdings auch alle anderen Aufgaben im Haus und war eh fällig. Betriebssystem muss 64 Bit sein, weil sonst der Speicher nicht verwaltet werden kann.

Midi Kabel gibst für Pfennige, Soundkarte sollte nicht die On-Board Karte sein, weil sie letztendlich für den Klang zuständig ist. Bei mir eine m-audio 2496. Bei ebay für 50 Eu geschossen.

Nun kommt noch ein großer Batzen: die Software. HW4 liegt zur Zeit bei etwa 600 Eu.

Dann kommen die SampleSets: Eine Orgel ist bei HW schon dabei, viele Sets gibt es für lau oder abgespeckt als Demo Version. Ein Anbieter auf dem Markt verkauft seine Sets nach einer Art Spendensystem sehr preiswert. Für 100 Eu bekommst Du dort eine Silbermannorgel in einer sehr guten Qualität.

Es hängt halt von den Vorlieben ab, Magst Du es barock oder romantisch, mit viel Hall, vielleicht sogar Kathedralakustik oder lieber sehr direkt wie eine Hausorgel. Alles ist möglich.

Ich besitze viele Sets und kann Dir selbst gespielte Proben schicken.

Dann kommt noch der Wiedergabeteil: Wenn Deine Orgel einen Line IN Eingang hat, kannst Du die Lautsprecher und Verstärker Deiner Orgel nutzen. Das ist zwar nicht optimal, aber geht.

Ich habe eine sehr gute Heimstereoanlage, die ich für HW nutze (gebraucht bei ebay für ca. 700 Eu geschossen.

Schließlich sollte ein guter Kopfhörer nicht fehlen. Hier darfst Du nicht sparen. Die Wiedergabe ist mit Kopfhörer besser als mit der teuersten Anlage! Außerdem kann man zu jeder Zeit üben!.

Meiner ist ein Sennheiser HD 590. Hat mal 300 DM gekostet. Gut ist auch AKG 701 oder 702 (um die 300 Eu).

Summa summarum mit Rechner und Abstrahlung, Software Sets und Spieltisch sind schon 5000 Eu zusammengekommen.

Aber - wie ich schon sagte. Es muss nicht alles gleichzeitig sein. Spieltisch zu erst, Rechner und HW als 2. Kopfhörer als 3. und schöne Sets, soviel Du Dir leisten kannst hinten dran. Ein sehr schönes Set zum Üben ist Anloo von oben beschrieben Anbieter. Es kostet aktuell nur noch 65 Eu und ist traumhaft.

Das mit den Unterschieden kann ich bestätigen. Aktuell bereite ich mich auf Waltershausen vor. Diese Orgel werde ich morgen spielen und sie ist eine Herausforderung. Die Pedalabstände sind riesig und die Manuale gehen seeeehr schwer. Die Toccata werde ich sicherlich hin bekommen, sie ist nicht sehr schwer, aber an die Fuge werde ich mich nicht komplett herantrauen. Hier ist viel Beinarbeit gefragt und da ich zu Hause blind spiele (hab eh keine Zeit auf die Füße zu schauen) glaube ich nicht, dass ich die Pedale treffe. Wie gesagt: mind. 1,5 mal so breite Abstände wie gewohnt!

Diese Toccata war für mich die Initialzündung, mit dem Orgelspiel anzufangen. Geübt habe ich sie ja schon immer, anfangs auf dem Klavier, später auf meiner Heimorgel. Bei der Fuge kam ich dann einfach nicht weiter. Deshalb der professionelle Orgelunterricht. Ich habe sie während meiner Ausbildung auch nicht mehr angefasst. Erst jetzt trau ich mich da ran.
Bei der Fuge geht es teilweise haarig zu.

Stell Dir vor, Du hast in der linken Hand einen Triller, in der rechten Hand 8tel Noten und im Pedal 16tel Noten. Von einem Takt auf den anderen ist es dann anders: Triller in der rechten Hand, 16tel in der linken und im Pedal 8tel Noten und die zum Teil gegenläufig! Da kommen die Synapsen ins Jodeln! Es hilft da nur eins -gaaaanz langsam üben, immer wieder und wieder bis das von alleine läuft. Möglichst dabei nicht mehr auf die Noten schauen. bis auf eine Seite habe ich die Fuge geschafft. Den Schluss gönne ich mir schon mal vorab nach all meinen Exerzitien.

LG aus dem schönen Vogtland
 
@Klassikfreund

Vielen Dank für die ausführlichen Infos - 5000 Euro sind schon jede Menge Geld, das ich aber gerne bereit bin auszugeben. Zudem muss ich ja nicht alles auf einmal kaufen - ich werde erst‘mal mit der Orgel anfangen und mich dann langsam hocharbeiten ;)

Ich dachte auch an ein Probespiel. Kenne jemanden, der Orgel spielt, eventuell frage ich um Begleitung- ich weiß jetzt zwar, auf was ich achten muss, aber wenn es um das Spielen selbst geht, bin ich (noch) vollkommen ahnungslos.

Es hängt halt von den Vorlieben ab, Magst Du es barock oder romantisch, mit viel Hall, vielleicht sogar Kathedralakustik oder lieber sehr direkt wie eine Hausorgel. Alles ist möglich.

Um ehrlich zu sein würd ich am liebsten „das Gesamtpaket“ nehmen - denn ich möchte (etwas später, wenn ich einigermaßen spielen kann) die Möglichkeit haben, so viel als möglich aus der Orgel herausholen zu können.

Wie hat eigentlich das Spielen in Walthershausen geklappt? Alles gut gelaufen?

Toccata: Hört sich wahrlich etwas...kompliziert an. Zumindest stell ich es mir so vor. Links den Triller, rechts die 16tel und im Pedal 8tel Noten...dann kommt der Wechsel. Schon das Nachdenken selbst macht schwindelig dabei - und ich glaub dir gerne, dass das sehr schwierig ist und man viel Zeit und Übung braucht, bis man es beherrscht. Man muss unterschiedliche Dinge tun, trotzdem aber „verbunden“ sein.

Was mir persönlich bei den Trockenübungen hilft: wenn ich unterschiedliche Takte mit beiden Händen klopfe, gucke ich immer in die Mitte. Dann „bin ich verbunden“ (hört sich komisch an, aber ich empfinde es in dem Moment so). Wenn ich die Hände allerdings angucke oder plötzlich über irgendeinen Rhythmus der einen oder anderen Hand genauer nachdenke, komme ich durcheinander und flupps mache ich Fehler.

Mit dem Beherrschen eines Stückes ist es ja noch lange nicht getan, meiner Ansicht nach.

Ich persönlich stelle mir das immer folgendermaßen vor (so würde/werde ich es machen, rein vom Gefühl her zumindest, denn Ahnung hab ich ja noch überhaupt keine vom Spielen selbst). Ich würde mir zuerst das Notenblatt anschauen, es studieren, um ein Gefühl für das Stück zu bekommen. Denn es besteht meiner Meinung nach schon ein Unterschied darin, ein Stück nur akustisch zu kennen und zu verstehen, oder es auch Note für Note zu lesen. Ich glaube, dass es dadurch wieder ein neues Gesicht bekommt - mit dem man sich auseinander setzen muss.

Dann, im nächsten Schritt, kommt das Spielen selbst - man übt das Stück so lange, bis man es fast schon im Schlafe beherrscht. Ich bewunder das immer bei richtig guten Orgelspielern... da hat man manchmal das Gefühl, die könnten sich nebenher ein Fußballspiel angucken, sich ein Spiegelei braten und sie würden das Stück trotzdem immer noch gleich gut spielen, ohne Fehler und ohne Hoppser.

Dann kommt der letzte, der schönste Schritt/Teil meiner Meinung nach: wenn man zum Schluss das Stück zu SEINEM Stück machen kann, wenn man die Toccata so spielt, wie man sie selbst erlebt und fühlt, man gibt ihr ein neues Gesicht, ein neues Wesen und kann mit den unterschiedlichsten Dingen spielen und arbeiten. Man hat das Muster, die Struktur...kann aber selbst dekorieren und verzieren. DAS muss ein wunderschönes Gefühl sein!

Liebe Grüße,
Michaela
 

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