Opus 111 - Ein Musikalisches Testament

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Wir sind Haydn!

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Die jüngst verschickte Clavio E-Mail von Alexander Schmahl hat mich zur Eröffnung dieses Themas verleitet. Anbei geht es um die Erfahrungen, die ihr im Umgang mit Beethovens letzter Klaviersonate gemacht habt, sei es beim Anhören oder sogar beim Spielen.

Meine Vorliebe für Beethoven'sche Klaviermusik dürfte bereits deutlich geworden sein, obwohl ich noch nicht lange in diesem Forum angemeldet bin.

Nun zu meinem persönlichen Verhältnis zum Klavierwerk Beethovens: Erklärt mich bitte nich für verrückt, wenn ich euch erzähle, das ich mich mit meinen gerade einmal 17 Jahren für diese Musik begeistern kann, völlig gleich aus welcher Schaffensperiode des Komponisten. Hierbei sind es vor allem die "späten" Klaviersonaten (und Streichquartette), die eine magische Anziehungskraft auf mich ausüben, speziell die letzte in c-moll.

Es fällt mir schwer, über so ein ergreifendes Werk zu reden, an das ich mich bislang noch nicht heranwagte und lediglich den Autograph (also die Handschrift Beethovens) studiert habe.

Ich freue mich auf eure Beiträge

WSH
 
Du hast anscheinend den gleichen Geschmack wie ich. Die Sonate op. 111 ist mein Favourit, was Beethoven angeht. Sie löst sich komplett von der ursprünglichen Sonatenform. Überhaupt finde ich es bewundernswert, dass man sowas noch schreiben kann, obwohl man fast taub ist.

Das Thema des ersten Satzes, das auf unterschiedliche Weise wiederholt und verarbeitet wird, ist einfach nur großartig. Und der Schluss des zweiten Satzes macht einen dritten Satz völlig überflüssig, wie es in Thomas Manns Roman "Dr. Faustus" beschrieben wird.

Allerdings habe ich Zweifel, dass du die Sonate überhaupt irgendwann vorspielreif spielen kannst. Ich weiß jetzt nicht wie der Pianist hieß, aber er wagte sich erst nach 10 Jahren Übung mit diesem Stück an die Öffentlichkeit zu gehen.
 
Erklärt mich bitte nich für verrückt, wenn ich euch erzähle, das ich mich mit meinen gerade einmal 17 Jahren für diese Musik begeistern kann, völlig gleich aus welcher Schaffensperiode des Komponisten.

Wieso verrückt? Ging mir mit 17 Jahren genauso. ;)
Ich glaube, jeder Mensch, der kein emotionales Loch ist, wird von Musik wie spätem Beethoven oder Mahler ergriffen sein, sofern er sich ihr öffnet.

@ubik: Er war nicht nur fast taub, er war komplett taub. :!:

Noch viel lieber als die Op. 111 mag ich die Op. 106. Vier in die Zukunft weisende, unglaublich ergreifende Sätze, vor allem der dritte. Nur Beethoven hat es geschafft, mit einem Molldreiklang aufwärts zu beginnen, und jeden Hörer nach dem ersten Akkord - der dritte (!) Ton dieses Dreiklangs - zum Zittern zu bringen. Und zwar 17 Minuten lang, bis der Satz wieder verklingt. :shock:
 
rappy ist mir zuvorgekommen :p

In der Tat WsHaydn: find ich sehr ermutigend und einfach schön, sich in deinem Alter für solch Musik begeistern zu können. Also vor 'verrückt' fällt mir da eher (musikalische) Frühreife ein. Wobei ich bestimmte Verrücktheiten sowieso nicht pauschal diffamieren würde :D

Zitat von Ubik :"Allerdings habe ich Zweifel, dass du die Sonate überhaupt irgendwann vorspielreif spielen kannst."
Woher dies' anmaßende Urteil? Zumal du hier einen 17jährigen ansprichst, da ist doch noch viel Hoffnung(!), gerade wenn er jetzt schon so angetan gerade von diesem Stück ist.
(bitte nun nicht die x-te Debatte über Sinn/Unsinn für Normalsterbliche, sich generell an einige Gipfel der Klavierliteratur heranzuwagen).

Zu Einpielungen: Arrau, Michelangeli, Pollini und mal wieder Richter zu empfehlen.
 
Der jüngste Pianist, der sich an dieses Werk heranwagte war, soweit ich weiß, der sechzehnjährige Friedrich Gulda. Edwin Fischer beschreibt seine Interpretation wiefolgt:

"Nach einem nicht kraftvoll genug gespielten ersten Satz folgte der Zweite, voll unermesslicher Brillianz. Alle Klippen eines gelösten Spiels waren umschiftt, nein, sie waren gar nicht erst vorhanden."
 
Zu Rappy,

Ja,auch ich finde, dass das Adagio der großen Hammerklaviersonate dem der letzten Klaviersonate in keinem Punkt nachsteht, da durchaus viele Formtechnische Parallelen vorhanden sind, wie etwa, mit welcher subtilen "Coolness" Beethoven aus einem einfach gestalteten Thema das Äußerste rausholt, sodass gleichzeitig nie der Eindruck entsteht, der Variationssatz sei zu opulent, mit zu hoher Ornamentik.

Von dieser Schlichtheit zeugt auch die Bezeichnung des 2. Satzes von Opus 111, welchen Beethoven mit den Worten "Arietta" umschreibt, also "kleines Lied".

in Clavio Benutzer pflegt in seiner Signatur den Ausspruch:
"Einfachheit, (und somit zweifellos auch Schlichtheit) ist das Resultat der Reife"

Wie sehr diese Worte doch hier greifen...
 
Ich bin auch in deinem Alter und es geht mir genauso wie dir. Auch ich liebe Beethoven in allen Facetten, natürlich besonders auch in der Klaviermusik. Und auch wenn's langweilig ist, bei der besonderen Rolle, die op.111 einnimmt stimme ich dir auch zu.:D

Der Genuss beschränkt sich bei mir auf's Anhören. Realistische Versuche diese Sonate einmal selber zu spielen liegen noch in weiter Ferne. Wäre auf jeden Fall eines meiner Ziele diese Sonate zu spielen.
 

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