Operninszenierungen: Hinweise, Empfehlungen und Kritik

  • Ersteller des Themas Ambros_Langleb
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Ja schon . Aber ich kann so was nicht bedienen . :cry2: Ich bin schon alt. Und ungebildet :cry2:
 
Früher hat mein lieber Gatte das immer gemacht . Videos aufnehmen . Aber seit er einen Schlaganfall hatte , weiss er auch nicht mehr wie das geht . Deshalb hatte ich mich nie mit so was beschäftigt .
Aber egal : Ich hab mich jetzt für den Orpheus entschieden :-D
LG Monique :kuscheln:
 
ich freu mich jetzt auf die Meistersinger unter Kirill Petrenko nächsten Mittwoch. Jonas Kaufmann ist zwar krank, Aber den einspringenden Daniel Kirch hab ich noch nie gehört, vielleicht wird das ja eine Entdeckung.

Nun, da war ich ein wenig zu optimistisch, denn mit Kaufmann kann der nicht mithalten. Musikalisch war es trotzdem sehr gut, ich mochte vor allem Okka von der Damerau als Lene. Die Inszenierung - nun, das erwartbare. Statt Sebalder Altstadt Gostenhof und viel Trash. Der arme Beckmesser muss sich gar umbringen. Viele Sparwitze (und ein paar gelungene auch), deren interpretatorische Funktion im Dunkel blieben. Egal, ich habe Kyrill Petrenko zugeschaut, sehr intensiv, denn so oft wird man den in München ja leider nicht mehr sehen.

Der Rigoletto in Bregenz war viel besser als befürchtet, dem Land des Lächelns in Mörbisch aber verging das Lachen nach einer halben Stunde, weil der Himmel Blitz und Donner über die Schmonzette ausschüttete. Zum Saisonabschluss gab es dann in der Wiener Volksoper noch eine uralte, aus dem Jahr 1986 stammende herrlich abgestandene Inszenierung der Fledermaus, so richtig das Passende für mein einfältiges Gemüt. Jetzt beginnt die schreckliche, die opernlose Zeit ... bis zum 4. Oktober, wo Don Carlos in Nürnberg auf dem Programm steht.
 
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Was sagt ihr eigentlich zum Aus von Thielemann in Salzburg? Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung den Festspielen gut tut...
 
Sind doch nur die Osterfestspiele. Wen interessieren die schon - mal abgesehen von den Salzburger Hoteliers? :lol:
 
Hab ich verpasst. Hat der Bachler ihn also doch abgeschossen? Und mit ihm die Staatskapelle? Wer rückt jetzt nach?
 
Dass Thielemann zusammen mit Bachler nicht gutgehen kann, hätte jedem österreichischen Provinzfürsten klar sein müssen. Sie haben Bachler trotzdem verpflichtet, jetzt müssen sie halt sehen, wer ab 2021 dort spielt. Die Berliner werden es jedenfalls auch nicht nochmal machen - die waren den Ösis ja vor Jahren schon zu teuer.
 
Sie wollen glaube ich jährlich wechselnde Orchester verpflichten. Berliner schließe ich auch aus.
 
Letzten Samstag "Hoffmanns Erzählungen" in Dessau. Man muss diese Gruselromantik natürlich mögen, und wem E.T.A. Hoffmanns Originalerzählungen über die Hutschnur gehen, dem wird es mit Offenbachs Oper nicht besser ergehen. Die Inszenierung war, zumindest für jemand, der aus regietheatergeplagten Regionen kommt, ohne größere Anstöße, zeitgeistig gesonnene Kritiker hätten sie vermutlich "brav" genannt, ich habe sie genossen. Nur am Schluss, wo der Regisseur sich entschlossen hatte, den aktuellen Wirbel um ein lokales Großbauprojekt ins Stück einzubauen, lief die Sache ein wenig aus dem Ruder. Gottlob hat mir @frosch hinterher das notwendige Wissen um die Betonkomödie souffliert, sodass ich dereinst nicht dümmer sterben muss als unausweichlich. Musikalisch - ich wiederhole mich hier: es ist absolut erstaunlich, dass in einer Stadt dieser Größe ein Musiktheater dieser Qualität existieren kann, das eine fast in jedem Punkt so ausgeglichen gute Produktion auf die Beine stellen kann. Hier in Datschiburg hat man dagegen ein, zwei, die herausragen, aber auch das eigentlich nur, weil der große Rest hingebungsvoll den Zauberlehrling mimt. Weswegen ich dazu verurteilt bin, demnächst mein 65jähriges Besuchsjubliäum des Nürnberger Hauses zu begehen.

Was mir das erste Mal als Frage aufgetaucht ist: Ist die Musik nicht eigentlich ein bisserl arg konservativ? Angesichts der Tatsache, dass Wagners Gesamtwerk außer dem Parzival schon vorliegt? Oder manifestiert sich da einfach der Einfluss der Gattung Opéra comique?
 
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Ist die Musik nicht eigentlich ein bissler arg konservativ?

Finde ich eher nicht. Aber vielleicht hast Du recht, denn Offenbach habe wohl (augenzwinkernd)geäußert: "."Momentan fällt mir gar nichts ein, ich werde eine ernste Oper schreiben."

Unabhängig davon stammt die Instrumentierung überwiegend nicht von ihm.

Aber: Der Altmeister Ernst Krause in seinem Opernführer: Das Werk erfordert eine hintergründige Regie und phantastische Bühnenbildvisionen.

Auch wenn ich Deinen Gesamteindruck durchaus teile, es war aber eine (sehr) vordergründige Regie, die m.E.dem Werk mehr schadet als nützt. Wer die Story einer solchen Oper verbiegt, hat schon verloren. Musik und Handlung bergen so viel Theatralik, dass es keiner Mätzchen bedarf.

Das hat Altmeister Joachim Herz bereits in den 50ern erkannt. In einem Programmheft von 1954 heißt es u.a.:
" Hoffmann verliert sich an jedes Erlebnis. Er sieht nicht die Menschen, wie sie sind, sondern nur Spiegelungen seines eigenen Ichs. Sein eigenes Fühlen glaubt er im anderen wiederzuentdecken, auch dort, wo gar kein Gefühl vorhanden ist. [....] Aus Hoffmanns Charakter und seinem Missverhältnis zu seiner Umwelt erwachsen die Katastrophen. Sie werden theatralisch sinnfällig gemacht durch das Eingreifen eines Widersachers, seines Dämons. Dem Helden beigegeben sind noch zwei weitere Kontrastfiguren: in jedem Bild eine Verkörperung menschlicher Dummheit und Bosheit (Andreas.....) , die dazu beiträgt, dass der hohe Flug von Hoffmanns Phantasie an der Wirklichkeit zerschellt, und als einziger Gesunder und real Denkender sein Freund Niklaus, inmitten von Gestalten, die entweder angekränkelt oder hoffnungslos verspießert sind oder in den Bereich des Dämonischen gehören. Jedes Erlebnis bedeutet zugleich den Zusammenstoß mit einer bestimmten Gesellschaftsschicht.[...]

Der Ahnherr ....E.T.A. Hofmann und der Musiker Offenbach begegnen sich auf einem gemeinsamen Lieblingsgebiet, wenn es gilt, die blutarme, gezierte, und innerlich hohle Welt der Salons, der ästhetischen Tees zu glossieren. Höchster Exponent dieser Gesellschaft ist die Puppe. [...] Die Musik, mit der die Gesellschaft charakterisiert wird, ist durch und durch Operette, dagegen gehört Hoffmanns Liebesgesang zum Zartesten und Innigsten, was uns die französische Oper geschenkt hat. Fremd und einsam steht er zwischen all diesen teils oberflächlich eleganten, teils saloppen und frechen Rhythmen. Erbarmungslos wird Hoffmanns Gefühl der Lächerlichkeit preisgegeben. Mit anderen Farben malt Offenbach das Giutietta-Bild. [... ] Wie die Barcarole aus der Ferne lockend aufsteigt, darin liegt ein Zauber, in dem mehr mitschwingt als nur der Genusshunger einer dekadenten Gesellschaft......
Vielleicht das Erstaunlichste an dem Werk ist die Reichhaltigkeit von Offenbachs Palette ...." uswusf.

Wenn das die Regie umzusetzen vermag, wird daraus absolut spannendes, auch tiefgründiges Musiktheater, in dem Handlung und Musik eine feste Einheit bilden. Das fehlte mir weitgehend.
Die Dirigentin war da viel besser.....

Aber wer hört schon auf mich zeitgeistfernen Menschen....;-)
 
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Was mir das erste Mal als Frage aufgetaucht ist: Ist die Musik nicht eigentlich ein bissler arg konservativ?
Ja, das ist sie, wenn man sie mit Verdi, Wagner oder auch Gounod oder Massenet vergleicht. Aber konservativer als die ungefähr zeitgleich entstandene "Fledermaus" ist sie auch nicht.

Unabhängig davon stammt die Instrumentierung überwiegend nicht von ihm.
Daraus würde ich keinen Strick drehen - besonders raffiniert konnte Offenbach ohnehin nicht instrumentieren (das immerhin hatte er mit dem Wiener Kollegen Johann Strauß jun. gemein), und diejenigen, die das Particell bearbeitet haben, waren da eher erfahrener als er selbst.

Ein Problem, dass man mit der französischen Oper immer hat, ist die Tatsache, dass dort bis ins 20. Jahrhundert hinein eine ganz andere "Blechkultur" herrschte als im Rest Europas. Trompeten wurden - gerade bei kleinerer Orchesterbesetzung - oft durch Cornets ersetzt und die Posaunen waren viel enger mensuriert als hierzulande. Wenn man an einem kleinen Haus moderne Trompeten und Posaunen bei dem Stück einsetzt, klingt das u. U. wenig charmant, weil sich der Blechklang nicht gut mit den Streichern und Holzbläsern mischt.

Wenn das die Regie umzusetzen vermag, wird daraus absolut spannendes, auch tiefgründiges Musiktheater, in dem Handlung und Musik eine feste Einheit bilden.

Fragt sich, was genau die Regie da umsetzen soll - das ganze Stück ist ja ein Torso und dramaturgisch alles andere als zwingend. Eine "moderne", individuelle Lesart ist für mich die einzige Möglichkeit, das Stück irgendwie in die Gegenwart zu retten. Das gilt auch für die meisten anderen Gruselopern des 19. Jahrhunderts (Freischütz, Holländer etc.) - die Figuren dieser Stücke haben nun mal verhältnismäßig wenig mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun.
 
Fragt sich, was genau die Regie da umsetzen soll - das ganze Stück ist ja ein Torso

Da fängt es ja an. Es gibt gute und weniger gute Bearbeitungen des Materials. Die von Felsenstein,

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41760681.html

die in den DDR-Theatern gerne verwendet worden ist, ist so, dass gerade kein Torso herauskommt. Im Gegenteil. Sie wurde an der Komischen Oper 369 x aufgeführt! Und ich finde, die Figuren, wenn man sie denn ernst nimmt, haben weit mehr als die im Freischütz und im Holländer mit unserer Gegenwart zu tun. Das drängt sich sogar so weit auf, dass es eben keiner Verortung in selbige bedarf. Wenn ich das nicht alles schon erlebt hätte, würde ich hier nicht dafür eintreten.

Was Oper bei Felsenstein war, kann man hier (v.a. ab 40:30) sehen, auch wenn manches aus heutiger Sicht etwas "verzeitet" wirkt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=bTgSECwTBIU
 
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Warum müssen denn Figuren etwas mit unserer Gegenwart zu tun haben? (ich weiß ich weiß, einem Regisseur an einem deutschen Theater braucht man diese Frage nicht zu stellen, aber hier ist es vielleicht noch ein wenig anders... ;) )

Es ist doch nichts anderes als ein Zeichen allzu großer Ich-Bezogenheit, mangelnder Imaginationskraft und letztlich auch ein Gefangensein im "Jetzt", wenn mir ein Stoff oder Werk nur interessant erscheint, sofern ich in Figuren oder Handlung meine Gegenwart, Lebenswirklichkeit oder gar mich selbst wiedererkenne. Aber vielleicht meint Ihr ja etwas anderes?

P.S. Das pianistische Äquivalent der romantischen Gruseloper... :angst:

Dem Steuermann bebt die Hand am Griff,
Es schlottert sein Gebein:
»Das ist ein Wikings-Geisterschiff,
Gott mag uns gnädig sein!«

 
ist inzwischen im wohlverdienten Rentenalter. Ich bezweifle nicht, dass das vor 60 Jahren gut, ja, sehr gut war. Aber ich bezweifle, dass diese Inszenierung (ich kenne nur die Filmfassung davon) heute noch glaubwürdig wäre.

Es geht nicht um diese Inszenierung, sondern die nach wie vor gute Bearbeitung/Einrichtung des Offenbachschen Materials. Ich dachte, das sei deutlich geworden.

Die Filmfassung ist auch nicht unbedingt mein Fall. Sie ist aber ein interessantes Zeitdokument.

Es ist doch nichts anderes als ein Zeichen allzu großer Ich-Bezogenheit, mangelnder Imaginationskraft und letztlich auch ein Gefangensein im "Jetzt", wenn mir ein Stoff oder Werk nur interessant erscheint, sofern ich in Figuren oder Handlung meine Gegenwart, Lebenswirklichkeit oder gar mich selbst wiedererkenne.

Sehr einverstanden. Zum Glück habe ich mich selbst noch nicht wiedererkannt. Vielleicht ím Beckmesser.... :lol::geheim:

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"Eine Geschichte, die man versteht, ist schlecht erzählt, das ist jetzt der Lieblingsslogan der Regisseure; also alles um 180 Grad gedreht....."

Das ist sehr überspitzt. Tatsache ist nun mal, dass man die Geschichte der Entstehungszeit in den meisten Fällen längst verstanden hat - weil man sie aus unzähligen Produktionen kennt. Heute noch mehr als vor 30 Jahren, weil Operninszenierungen ja inzwischen auch über elektronische Medien verbreitet werden. Was für das Publikum der Entstehungszeit neu war, ist es heute längst nicht mehr, und es wäre eine verdammt museale Angelegenheit, Opern heute so zu inszenieren wie vor hundert oder mehr Jahren.

Ich bedaure sehr, dass es so wenige Uraufführungen gibt - die Bayerische Staatsoper spielt in einer Saison ca. 30 verschiedene Opern, davon meist nur eine aus diesem Jahrhundert und vielleicht 2 oder drei aus dem 20. Jahrhundert. Der Rest ist, salopp ausgedrückt, altes Zeug. Und wenn man das heute aufführt und eine Menge Subventionen dafür einstreicht, dann sollte man einen guten Grund haben, diese Stücke zu spielen. Den hat man, wenn die Stoffe einen Bezug zur Gegenwart haben (was auf viele, aber nicht alle Opern zutrifft), und ich finde es legitim und richtig, wenn Regisseure diesen Bezug erlebbar machen und ihre individuelle Sicht darauf zeigen. Das kann schiefgehen (und es geht auch oft schief), aber das Risiko muss man eingehen. Historisierenden Eskapismus sollte die öffentliche Hand nicht subventionieren. Ansonsten sage ich mit Pierre Boulez: "Sprengt die Opernhäuser in die Luft!"
 

Den verlangt doch hier niemand.

Historisierenden Eskapismus sollte die öffentliche Hand nicht subventionieren

Experimentaltheater, das die Zuschauer vergrault, statt sie in die Theater zu locken, aber auch nicht!

Du erwähnst die "unzähligen Produktionen", die man kenne.... Das ist eine gängige Argumentation für die Verhackstückung der Werke. M.E. ist sie überwiegend falsch, denn es wird verkannt, dass die meisten Opernbesucher, gerade außerhalb der Metropolen, die Werke gerade nicht kennen oder sie allenfalls vor vielen Jahren mal sahen, meistens mit wenig Erinnerung daran. Und solche Zuschauer möchten eben den "Freischütz" sehen und nicht ein Bühnengeschehen, welches damit nix mehr oder wenig zu tun hat. Und das kann sehr gut realisiert werden ohne "altmodisch" zu sein. Ich habe -zum Glück- schon viele Beispiele dafür erlebt. An großen und weniger großen Häusern. Man muss aber danach suchen. Die Leute kommen von weit her angereist, und die Vorstellungen sind gut besucht.

Nach Deinen Thesen sägst Du an dem Ast, auf dem Du wohl einmal sitzen möchtest, falls Du nicht nur Konzerte dirigieren willst. Du könntest allenfalls Glück haben, gleich an eines der ganz großen Häuser zu kommen. Dort ist es egal, welcher "Regieschrott" auf die Bühne kommt. Allein schon die Touristen und das "sich zeigen wollen" des Establishments sorgen für volle Häuser. In den vielen Häusern der Provinz ist das anders. Ich gehe davon aus, dass in den nächste 20 Jahren ein großer Teil davon die Opernsparten schließen werden, allenfalls ab und zu irgendeine Wanderbühne auftreten lassen, weil niemand mehr hingeht, um sich egomanische, meistens eher pseudointellektuelle Regie-Eskapaden anzusehen.

((Wir haben das alles schon vor Jahren hier diskutiert. Ich mag das nicht wieder weiter aufwärmen.))
 

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